js Stuttgart, 21. Febr. (Volksfestjubiläum.! Aus der Tatsache, daß im neuen Etat der Stadt­verwaltung 10000 Mk. als erste Rate für einen Bolkssestjubiläumsfonds ausgewvrfen find, wird be- fchlossen, daß die Stadt die 100. Wiederkehr des Volksfestes im Jahre 1018 besonders festlich zu begehen denkt.

ff Waiblingen, 21. Febr. Heute vormittag ein­halb 11 Uhr brach in dem der Stadt gehörigen so­gerkannten Schafhaus in der Schmiedenerstrahe, das von zwei Familien, dem Sägewerksbefitzer Fr. Fritz und Fr. Seibold bewohnt war, Feuer aus, das so rasch um sich griff, daß innerhalb einer hal­ben Stunde die ganze Scheuer und das Wohnhaus in Hellen Flammen stand. Das Feuer konnte auf seinen Herd beschränkt werden.

st Estingen, OA. Aalen, 21. Febr. Gestern vormittag brannte das Doppelwohnhaus des Oeko- nomen Streichers vollständig nieder.

st Von der Mb. 21. Febr. (Wer's gwinnt, der hot's.) Hier oben war letzthin eine Taufe. Am Abend des Festtages kam der achtjährige Bub des glücklichen Vaters zu ihm gesprungen und sagte:Vater, gib schnell das kleine Kind her, die ledigen Mannsbilder wollen es Herauskarten. Sie zahlen 1.20 Mk., da kann man einen Kranz bak- ken lassen." Der Vater fragte:Wer wird denn so ein kleines Kind wollen?", worauf der Knabe! schlagfertig erwiderte:Wer's gwinnt, der hot's."

st Tettnang, 21. Febr. (6 000 Mark ver­loren.) An dem Autoomnibus hat sich infolge »mangelhaften Verschlusses zwischen hier und Neu- kirch der Postkasten geöffnet. Ein Geldkistchen der Postagentur Neukirch, das mit 6000 Mk. Inhalt an das hiesige Postamt gerichtet war, fiel heraus und blieb auf der Straße liegen. Ein ehrlicher Fuhr­mann kam des Weges, hob das Kistchen auf und lieferte es, als er seinen Wert und den Bestim­mungsort erkannte, pünktlich und getreulich bei der hiesigen Post wieder ab.

st Pforzheim, 21. Febr. Gestern wurde hier ein Gasgelderheber wegen Unterschlagung von 8000 Mk. verhaftet. Er hatte das Geld in einer hohlen Vorhangstange seiner Wohnung versteckt und behauptete, es sei ihm aus der Wohnung ge­stohlen worden.

st Pforzheim, 21. Febr. Die Leiche des seit einiger Zeit vermißten Forstwart Keller wurde heute Mittag nahe dem Elektrizitätswerk bei Enzberg aus der Enz gezogen.

Ausland.

* Köln, 21. Febr. In dem holländischen Ort Oldenlamer war ein kleiner Knabe auf dem Weiher eingebrochen und unter das Eis geraten. Seine Schwester und seine Mutter, die ihn retten woll­ten, ertranken mit ihm.

Poincarees Botschaft.

Die im französischen Parlament verlesene Bot­schaft des neuen Präsidenten, von der wir gestern berichteten, lautet in demjenigen Teil, der die Außer e Politik Frankreichs betrifft, wie folgt:

Um in regelmäßigem Fortschritt ihre Aufgaben zu erfüllen, hat die Republik die Pflicht, mit Fe­stigkeit die Ordnung im Innern zu erhalten, mit Eifersucht darüber zu Wachen, daß ihr Budget im Gleichgewicht bleibt und daß ihre finanzielle Macht nicht angetastet wird. Sie muß alles tun, was von ihr abhängt, um Frankreich die Achtung der Welt und die Wohltaten des äußeren Friedens zu erhalten. Der Friede kann nicht durch den Willen einer einzelnen Macht verfügt werden und niemals ist das Sprichwort, welches das Altertum uns ver­erbt hat, wahrer'gewesen als heute:Eine Na­tion kann mit Erfolg nur friedfertig bleiben un­ter der einen Bedingung, daß sie immer bereit zum Kriege ist." Ein Frankreich, das sein Ansehen ver loren hatte, ein Frankreich, das sich durch seinej eigenen Fehler den Herausforderungen und Demü­tigungen ausgefetzt hätte, wäre nicht mehr Frank­reich. Es hieße ein Verbrechen gegen die Zivili­sation begehen, wenn wir unser Land verfallen ließen, inmitten so vieler Völker, die ohne Un­terlaß ihre militärische Kraft entwickeln. Unsere Armee und unsere Flotte geben lins Beweise ihrer Hingabe und ihrer Tüchtigkeit. Wir müssen mit Wachsamkeit unsere Gedanken auf sie lenken und dürfen vor keinem Aufwand, vor keinem Opfer zurückweichen, um sie mächtiger und stärker zu machen. Sie sind in ihrer stillen Arbeit die nütz­lichsten Hilfsmittel unserer Diplomatie. Wenn-wir für den Frieden und die Einigkeit sprechen, so finden unsere Worte umso eher Gehör, je besser wir gerüstet und entschlossen sind. Seit mehreren Monaten arbeiten wir mit dem gesamten Europa daran, die Gefahren einer furchtbaren Krisis zu be­schwören. Gestützt auf das Vertrauen des Parla­ments und des Landes, sicher der Treue unserer Verbündeten und Freunde wird die Regierung der

Republik mit Ausdauer eine offenherzige Politik der Klugheit und Entschlossenheit verfolgen. Um dieser Politik zu dienen, d. h. um ihre Einheit in der Zukunft ausrecht zu erhalten, werde ich meine ganze Kraft einsetzen.

Botschafter Delcassee.

* Paris', 21. Febr. DasEcho de Paris" er­klärt, Delcassee sei der rechte Mann am rechten Platz. Seine Wahl habe in Petersburg so leb­hafte Befriedigung hervorgerufen, daß Sasonow seine Ernennung noch an demselben Tage, an wel­chem hie Zustimmung des Zaren erfolgte, auch nach London telegraphiert habe.

DerGaulois" meint, die Ernennung Del- casfees und die Rückkehr zum dreijährigen Mili­tärdienst seien keine Herausforderung, sondern eine Erwiderung. Deutschland vermehrt seine Stärke. Seien auch wir stark, wenn wir geachtet sein wol­len.

X London, 21. Febr. Die Nachricht von der Ernennung Delcassees ist in England mit ge­mischten Gefühlen ausgenommen worden. Man be­schäftigt sich mit der Möglichkeit, daß Delcassee die Beziehungen der Ententemächte zueinander inniger gestalten könne, verhehlt sich aber nicht, daß Del­cassees Einkreisungspolitik, Deutschland gegenüber, bereits einmal Schifssbruch gelitten hat, deren Wie­deraufnahme eine neue europäische Spannung Her­vorrufen könne.

st Wim, 21. Febr. Die Ernennung Delcassees zum Botschafter in Petersburg hat hier ziemlich einheitlich den Eindruck hervorgerusen, daß wie immer der Erfolg der Aktion des Prinzen Hohen­lohe gewesen sein mag, von der hier niemand jetzt mehr spricht, von einer Annäherung Ruß­lands an Oesterreich in nächster Zeit kaum mehr die Rede sein könne.

Die mexikanische Revolution.

* Newport, 20. Febr. In Washington schätzt man die amerikanischen Verluste in Mexiko ans 10 Millionen Dollars.

* Mexiko, 21. Febr. Diaz ist gestern nachmit­tag an der Spitze der Truppen, die den heftigen Angriffen der Regierungstruppen neun Tage Wider­stand leisteten, in die Stadt eingezogen. Es wurde ihm ein begeisterter Empfang zuteil. Huerta wohnte der Besichtigung der Truppen bei und tauschte mit Diaz Glückwünsche aus. Er ordnete die Freilas­sung aller unter Madero Gefangenen an. Die Anhänger Orozcos erkannten Huerta im Interesse des Landes an.

ss Newport, 21. Febr. Ein Telegramm aus der Stadt Mexiko teilt mit, Huerta habe an die Gouverneure der Bundesstaaten telegraphiert, sie hätten ihn bei Todesstrafe anzuerkennen, doch hät­ten, wie ernsthafte Berichte aus dem Norden mel­den, die Gouverneure von Uguascalientes, Coa- huika, Nuevo Leon und Sonora die Anerkennung abgelehnt. Wenn diese Berichte sich bestätigen, wür­den Bundestruppen gegen sie gesandt werden.

Der Balkankrieg.

st Konstantinopel. 21. Febr. Nach Aussagen von Reisenden die aus Bugados hier eingetroffen sind, bildet Bugados den äußersten, von den Türken be­setzten Punkt. Die türkischen Linien dehnen sich bis zur Anhöhe von Araptepe aus, die Bugados be­herrscht. Dagegen hatten die Bulgaren die ge­genüberliegende Anhöhe besetzt, die Silivri be­herrscht. Auch Silivri befindet sich in den Hän­den der Bulgaren.

Um Skutari.

st Cetinje 21. Febr. Nach Nachrichten aus! amtlicher montenegrinischer Quelle hat der Feind bei Skutari vergeblich versucht, einige verlorene Stellungen wieder zu gewinnen. Zwischen Vor­posten fand gestern ein lebhaftes Feuergesecht statt. Der Feind wagte aber nicht zu ernsthaften An­griffen überzugehen. Das Bombardement der Stadt dauert an. Die montenegrinische Artillerie soll dem Feind ernsthaften Schaden zugefügt haben. Am Nachmittag gingen die Türken mit Artillerie gegen die montenegrinischen Stellungen bei Brditza vor. Die Türken beschossen den rechten .Flügel der Abteilung Martinowitsch ohne Erfolg. Der Gesundheitszustand der montenegrinischen Truppen ist trotz des schlechten Wetters ausgezeich­net. Große Schneemassen bedecken den Tarabosch und die Umgegend.

Montenegro verlangt Skutari.

* London, 20. Febr. Wie das Reutersche Bu­reau erfährt, erschien heute nachmittag der mon tenegrinische Delegierte Popowitsch im Auswärtigen Amt und gab eine Erklärung in dem Shnne ab, daß er, um die Haltung der montenegrinischen Re­gierung vollständig klarzumachen, angewiesen sei, die Situation, wie sie heute sei, darzulegen. Mon­tenegro habe bei dein Angriff auf Skutari be­reits viel verloren. Der Besitz Skutaris stelle für

Montenegro den hauptsächlichsten Grund zum Kriege dar. In kurzer Zeit würden die montene­grinischen Bemühungen von Erfolg gekrönt sein und die Stadt genommen sein. Unter diesen Um­ständen, sei er angewiesen, der britischen Regier­ung kategorisch zu erklären, daß Montenegro auf keinen Fall mit einer Transaktion einverstanden sein könne, die das Ziel hätte, daß Skutari nicht montenegrinisch werde, selbst wenn der Vorschlag von einer Großmacht kommen sollte. Monte­negro sei entschlossen, Niemals Skutari zu räumen. Wenn es angegriffen würde, so sei es entschlossen, eher Gefahr zu lausen, ver­nichtet zu werden, als die Stadt auszugeben.

Serbien schließt sich Montenegro «M.

st London, 21. Febr. Wie dasReutersche Bu­reau" erfährt, wurde Staatssekretär Grey von den Botschaftern gestern mitgeteilt, daß Serbien hin­sichtlich des Besitzes der Stadt Skutari durch­aus die gleiche Haltung einnimmt, wie Mon­tenegro. Der serbische Delegierte Wessitsch teilte Grey. auf Weisung seiner Regierung mit, er müsse noch einmal aui der Notwendigkeit bestehen, daß Djakova und Dibra außerhalb der Grenzen Alba­niens liegen. Diese Orte bildeten geographisch, kommerziell und strathegisch einen Teil Mazedo­niens und Altserbiens.

Tie heutige Lage der Friedensvermittlnng.

st London, 21 . Febr. Der Vertreter desReu- ter'schen Bureau" hatte eine Unterredung mit Hakki Pascha. Hakki Pascha wies zunächst auf den halb- offiziellen Charakter seines Aufenthalts in Lon- den hin, der ihm eine größere Freiheit des Han­delns gewähre als eine offizielle Mission, und verbreitete sich hieraus über die bekannten ter­ritorialen Ansprüche der Türkei. Da der Frieden ans direkten Verhandlungen zwischen den Krieg- führenden ausgeschlossen erscheine, habe die Tür­kei sich an Europa gewandt in der Hoffnung, daß es die Situation richtig beurteilen würde. Die Türkei werde glücklich sein, ihre Angelegenheit in den Händen der Botschafterkonferenz unter dem Vorsitze Greys zu wissen. Als sie Europa um Intervention ersucht habe, habe sie es in der Meinung getan, daß Europa ihr den ganzen Um­fang des abzuschließenden Vertrages zeigön werde und man dann verhandeln könne. Dies sei die heutige Lage.

st Berlin, 21. Febr. Die Bemühungen der Großmächte unr die Vermittlung eines Friedens zwischen der Türkei und dem Balkanbund gehen weiter neben den kriegerischen Ereignissen her. So­wohl die Türkei wie Bulgarien sind damit ein­verstanden. Besonders von Bulgarien wird jetzt of­fiziell die große Erschöpfung zngestanden, die der Krieg dem Menschenmatcrial und den Finanzen des Landes gemacht habe. Es entspricht den Tat­sachen, daß Bulgarien' heute einen größeren Wert ans einen, baldigen Friedensschluß legt, als die Türkei.

Tie Botschafterbefprechung. st London, 21. Febr. Die Botschafter haben ihre Besprechungen aus nächsten Donnerstag ver­tagt. Die heutige Sitzung war die längste, die die Botschafter bisher abgehalten haben.

Rumänien nimmt das Vermittlungsanerbicten an.

st Wien, 21. Febr. DieNeue Freie Presse" meldet aus Bukarest: Der rumänische M'iuisterrat hat das Bermittlungsanerbieten der Großmächte! angenommen, äußerte aber auch gleichzeitig die Bitte, daß die Mediation in möglichst kurzer Zeit beendet werde.

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Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lau!.

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