genden Summen in lockerer und weiblicher Ge­sellschaft verpraßte, wurde zu 7 Jahren Ge­fängnis verurteilt.

Evang. LandeSsynode.

js Stuttgart, 20. Febr. An ihrer heutigen Sitz­ung hat die Evang. Landessynode die bereits ge­stern gemeldeten Ausschußanträge betr. die Neu­ordnung des Lehrstoffes für die Sonntagschristen- lehre einstimmig angenommen. Sodann begann die Beratung der auf eine neue Ausgabe des Spruch- und Liederbuchs bezüglichen An­träge, wonach das Bedürfnis eines besseren Me­morierbuches bejaht und die Darbietung einer Aus­wahl von 250 Sprüchen und 30 Liedern nebst Katechismus und Gebeten gutgeheißen wird. Mit der vorgesehenen Zahl von 175verbindlichen" Sprüchen und 30 Liedern solle sich die Synode ein­verstanden erklären. Die Debatte hierüber zog sich stundenlang hin und wird morgen fortgesetzt werden.

st Berlin, 20. Febr. Am Weinbergweg wur­den von einem herrenlosen, tollwutverdächtigen Hund etwa 10 Personen und '2 Perde ge­bissen. Ein Schutzmann tötete darauf den Hund durch Säbelhiebe.

st Tokio, 20. Febr. Eine Feuersbrunst hat 3 9 90 Häuser zerstört. Der Schaden beträgt Wer 1 einhalb Millionen Pfund Sterling.

Die Hilfsexpedition ans der Adv entbot.

st Christi ania, 20. Febr. Wie ein Funkentelek­gramm aus Spitzbergen meldet, berichtet der Lei­ter der Hilfsexpedition für die Schröder-Strantz- Expedition, Jensen, über den Verlauf der Expe­dition aus der Adventbai u. a.: Am 12. ds,.> Mts. ist die Expedition nach furchtbaren Strapazen zurückgekehrt. Ein gewaltiger Schneesturm zwang die Expedition sich 3 Tage in ihren Zelten auf­zuhalten. Um eine Strecke von 4 Kilometern zu­rückzulegen, brauchte man 48 Stunden. Jakob Rognlies erfroren Hände u. Füße, sodaß der Rück­marsch angetreten werden mußte. Am 6. Februar erreichte die Expedition die Küste am Kap Thordsen. Der Uebergang über den Fjord wurde vergeblich versucht. Am 10. ds. Mts. gingen 2 Mann nach der Adventbai ab, von wo sofort Hilfe entgegen­gesandt wurde. Die Hilfsexpedition fand die Ex­pedition am 12.. Mts. Die Expedition litt be­sonders nachts sehr unter Kälte und war in den letzten Tagen ohne Proviant.

Delcasse Botschafter in Petersburg.

st Paris, 20. Febr. Im ElH'ee fand heute nachmittag unter dem Vorsitz Poincarees ein Mi­nisterrat statt, in dem der Minister des Aeußern Jonnart die Mitteilung machte, daß der Kaiser von Rußland seine Zustimmung zu der Ernenn­ung Delcasses zum Botschafter in Peters­burg gegeben habe. Delcasse wird schon am 8. März nach Petersburg abreisen.

Delcasse behält sein Deputiertenmandat. Er erhält verfassungsmäßig einen Urlaub aus 6 Mo­nate, der erneuert werden kann.

Die Ernennung Delcasses zum Botschafter am russischen Hof ist darauf zurückzusühren, daß der bisherige Botschafter Louis leidend ist, daß er sich in Petersburg nicht behaglich fühlt und daß er wiederholt um längeren Urlaub gebeten hat. Man legt in Paris Wert daraus, sestzustellen, daß Poincaree mit Brians und Jonnart gemein­sam von Delcasse die Uebernahme der Petersbur­ger Botschaft als einen dem Lande zu erweisen­den Dienst verlangte, und daß dieser Schritt sich bereits am 7. Februar vollzogen hat, also an einem Datum, wo man in Paris noch nichts von den neuen deutschen Rüstungen wußte. Man hofft und wünscht, daß die Berufung Delcasses in Ber­lin keineswegs unfreundlich ausgenommen wird.

Der neue sranz. Präsident.

st Paris, 20. Febr. Präsident Poincaree emp­fing heute nachmittag um 4 Uhr das diplomatische Korps, dessen Doyen, der englische Botschafter Sir Bertie, ihm die Glückwünsche des diplomatischen Korps aussprach.

Eine Dekoration des neue» Präsidenten.

st Petersburgs 20. Febr. Der Kaiser hat, um von neuem seiner freundschaftlichen Besinnung für Frankreich und seiner persönlichen Zuneigung für Poincaree Ausdruck zu geben, dem Präsidenten den St. Andreasorden verliehen. Die Ordensinsignien werden durch den Kanzleidirektor im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, Kammerherrn Ba- aon von Schilling, nach Paris gebracht und zu Anfang nächster Woche überreicht werden.

Tie Botschaft des »«Neu Präsidenten.

* Paris, 20. Febr. Zu Beginn der heutigen Nachmittagssitzung hat der Ministerpräsident Briand in der Kammer und der Justizminister Barthou im Senat die Botschaft des neuen Prä­sidenten Poincaree verlesen. Die Botschaft fand in beiden Versammlungen einen sehr herzlichen Bei­fall, am meisten bei dem Teil über die auswärtige Politik, sowie über die Notwendigkeit, Frankreich stark zu erhalten.

Die mexikanische Revolution.

st Mexiko, 20. Febr. Heute sind mehr als 300 politische Gefangene freigelassen worden. Nur 5, die bei dem Sturz der Regierung Maderos festge­nommen wurden, unter ihnen der frühere Präsi­dent Madero selbst, sind noch in Haft. Felix Diaz lehnt jede Verantwortung für den Tod von Gu­stavs Maderos und Adolfo Bassos abs, Der Ober­intendant des Nationalpalastes erklärte, Gustavs Madero sei getötet worden, als er zu entkom­men versuchte. '

Der Balkankrieg.

st Berlin. 20. Febr. Die Voss. Ztg. erhielt aus Konstantinopel telegraphisch die Nachvicht, daß ihr Kriegsberichter st atker auf Gallipoli von den Türken festgenommen worden sei. Näheres dar­über ist noch nicht bekannt. l , :

st Konstantinopel, 20. Febr. Ein amtlicher Be­richt besagt: Gestern nach Mitternacht wurde Adrianopel sehr schwach beschossen. Die Situation vor Tfchataldscha und Gallipoli ist unverändert.

Tie Griechen int Nachteil.

st SalonM, 20. Febr. Hier sind Nachrichten aus dem Hauptquartier des.Kronprinzen eingetrof­fen, die besagen, daß die Stellung der griechi­schen Truppen sehr ungünstig ist und daß es der türkischen Armee gelungen sein soll, im Westen und Norden die Griechen zu verdrängen. Die tür­kische Armee wird von den Albanern regelmäßig verproviantiert und erhält fortgesetzt Verstärk­ungen.

König NWta kampsesmüde.

js Belgrad, 20. Febr. Hier wird das Gerücht veröffentlicht, daß König Nikita von Montenegro in Belgrad mitgeteilt habe, er wolle infolge von Uebermüdung durch die bisherige Kriegsführung das Oberkommando, über die vor Skutari stehenden Truppen niederlegen und das Kommando einem serbischen General übertragen, da Kronprinz Danilo an einer schweren Erkältung leide.

Tie Vermittlung der Großmächte.

st London, 20. Febr. DasReuter'sche Bureau" meldet: Die Großmächte haben am Dienstag in Sofia und in Bukarest ihre Vermittelung in den zwischen Bulgarien und Rumänien schwebenden Fragen angeboten. Man hat allen Grund zu glauben, daß die beiden Regierungen die Vermit­telung annehmen werden. Alle Mächte handeln in vollständigem Einverständnis und in dem Wunsch, eine Lösung des rumänisch-bulgarischen Streitfal­les herbeizuführen.

8 Ter Demokrat mit dem Riesenbart. Einer der frohesten Männer der Vereinigten Staaten wird am 4. März, mittags, Mister Boxwell aus Hou- sington im Staate Kansas sein. Als Bryan 1896 für die Präsidentschaft kandidierte, gelobte Mr. Boxwell, daß er sich weder rasieren noch sein Haupthaar schneiden lassen werde, bis ein Demo­krat ins weiße Haus einzöge. In den 17 Jahren ist sein Haupthaar meterlang gewachsen, und stein Bart reicht ihm über den Bauch. Nach ameri­kanischer Art wird natürlich aus dem Vorgang ein großes Fest gemacht. Das Kongreßmitglied des Distrikts wird bei der Scherenzeremonie prä­sidieren, die unter Anwesenheit einer Militärka­pelle in feierlicher Form vollzogen wird.

Z Mina. sei still! Vir lesen im Illustrierten Wiener Extrablatt: Eine heitere Episode ereig­nete sich gestern Mährend eines Ehrenbeleidig­ungsprozesses, den eine Frau Mina Braun gegen den Briefträger Stefan Schateral eingebracht hatte und über den der Bezirksrichter Dr. Wladarez (Leopoldstadt) verhandelte. Als die Nameü der Prozeßparteien aufgerusen wurden, trat ein Herr vor, erklärte der Vertretet der Klägerin zu sein, überreichte die Klage im Schreibmaschinenm a- nuskript, nahm den Verteidigersitz ein und betei­ligte sich in lebhafter Weise an den bei Ehren­beleidigungsklagen üblichen, lebhaft geführten Kon­troversen. Da die Klägerin ihren Vertreter ab­solut nicht zum Worte kommen lassen wollte, schrie er sie mit Stentorstimme an:M ina, sei sti l l!" Und das Unerwartete geschah, die Apostrophierte

verstummte. Richter: Herr Doktor, so reden Sie mit Ihrer Klientin? Mich wundert es, daß sie sich diesen Ton bieten läßt. Der Vertreter (kleinlaut): Herr Bezirksrichter! Ich bin kein Dok­tor! I chbin Markus Braun, der Mann der Klägerin. (Heiterkeit.) Richter: Dann verstehe ich Ihren schnellen Erfolg. Aber ich würde Sie, dann ersuchen, den Vertreterplatz zu verlassen. Die Ehrenbeleidigungsklage endete schließlich mit der Verurteilung des Beklagten zu 10 Kronen Geld­strafe.

Z Der Stein des Anstoßes. In einem Dorfie Hannovers (der Name tut nichts zur Sache) sollte, wie derTäglichen Rundschau" erzählt wird, ein neuer Kirchhof angelegt werden. Bei der Auswahl des Platzes erinnerten sich die Bauern, daß an einer Stelle, die der neue Kirchhof umschloß, der damalige König Georg und sein Sohn, der jetzige Herzog von Cumberland gestanden hatten, als sie hilfsbereit herbeigeilt Waren bei einem furchtbaren Brand, der damals fast das ganze Dorf in Asche lege. Gerade 50 Jahre waren seit jenem Tage verflossen, was Wunder, daß der treue, welsische Sinn beschloß, dort einen Gedenkstein zu errichten. Der künstlerische Beirat schlug einen gewaltigen Findling mit Bronzeinschrift vor; da solche Steine in der Gegend nicht zu haben waren, fuhr dieser Tage eine Abordnung nach Hannover. Dort wurde der Findling ausgesucht, die Inschrift bestellt. Al­les war in bester Ordnung, und die Abordnung begab sich wohlgemut in ein Lokal, um die ge­lungene Sache etwas zu begießen. Kaum saßen sie dort, so wurde das Extrablatt ausgerufen, das die Verlobung der kaiserlichen Prinzessin mit dem Welfenprinzen verkündete. Unsere Bäuerlein holten sich eins an ihren Tisch und fingen an zu lesen. Erst begriffen sie es gar nicht, dann sahen sie sich, in sprachlosem Staunen an, bis plötzlich der Schulze einen gewaltigen Schlag auf den Tisch tat und mit zornerstickter Stimme rief: Nu laten wie et aber bliewen!"

Vor der Zollrevision. Die Dame zu einem Reisegefährten, zweifelnd:Ich habe nichts zu verzollen. Was soll ich nun dem Beamten eigent­lich sagen?"Nun,' Säe sagen eben, daß Sie! nichts zu verzollen haben."Ja, natürlich, aber wenn er nun doch etwas findet?"

' Handel und Verkehr.

ss Stuttgart, 20. Febr. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrieben: 186 Großvieh, 501 Kälber, 790 Schweine.

Erlös aus h- Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 95 bis 99 Pfg., 2. Qual, b) fleischige und ältere von bis Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 90 bis 92 Pfg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von 85 bis 89 Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual. ») ausgemästete von 98 bis 100 Pfg., 2. Qualitä 1) fleischige von 95 bis 97 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 92 bis 95 Pfg.; Kühe 1 Qual, a) junge gemästete von bis Pfg., 2. Qualität b) ältere gemästete von 75 bis 85 Pfg., 3. Qualität o) geringere von bis Pfg«, Kälber: 1. Qualität a) beste Saug­kälber von 113 bis 116 Pfg., 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 107 bis 112 Pfg., 3. Qualität o) geringer Saug­kälber von 102 bis 106 Pfg., Schweine 1. Qual, a) junge fleischige von 82 bis 84 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette von 80 bis 82 Pfg., 3. Qual, o) geringere von 73 bis 75 Pfg.

Kurzer Getreide-Wochenbericht der VreisberichtSstelle des deutsche« LaudwirtschaftsratS

vom 11. bis 17. Februar 1913.

Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (-s-) bezw. () Weniger gegen­über der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:

Weizen Roggen Hafer

Frankfurta.M. 210() 180() 195()

Mannheim 215() 180() 180()

Straßburg 317°/.() 185() 195()

München '218() 179() t78()

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk.

Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei Altensteig.

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