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kagsabgeordneten Liesching wurden auf Vorschlag von Schultheiß Decker DanLtslegramme abgc- sandt. Kaufmann Heintel brachte die Wünsche für ein weiteres Gedeihen von Handel und Ver­mehr durch den Eisenbcchlnbau zum Ausdruck, hob die großen Verdienste der bürgerlichen Kollegien und insbesondere diejenigen des Herrn Schultheiß Decker bei Verfolgung der Eisenbahnwünsche her­vor und toastete auf Schultheiß Decker. Orts­steuerbeamter und Bezirksrat Lutz gab in längeren Ausführungen einen Rückblick aus die Bemühun­gen um eine Eisenbahn und schilderte die Schwie­rigkeiten die in den 15 bis 16 Jahren zu über­winden waren. Durch die Ueberwindung dersel­ben habe sich Herrn Schultheiß Decker, der in Verbindung mit Herrn Stadtschultheiß Hartranft- Freudenstadt auch die Eisenbahnfrage zuerst ange­regt habe, das größte Verdienst erworben und ihm gebühre für alle seine Mühe der beste Dank. Die­ser wurde in einem Hoch auf Schultheiß Decker zum Ausdruck gebracht. Sägewerksbesitzer Fetz er hob die große Mühe und Arbeit hervor, die das Eisenbahnbauprojekt erfordert habe und die Kämpfe nach innen und außen. Wenn die Eisenbahnfrage jetzt in ein so günstiges Stadium eingetreten sei, so sei dies insbesondere Herrn Schultheiß Decker und den bürgerl. Kollegien zu verdanken. Der Medner sprach beiden den herzlichen Dank der Bürgerschaft aus und knüpfte den Wunsch daran, daß Herrn Schultheiß Decker noch viele Jahre an der Spitze der Gemeinde stehen und viele Jahre auf der Eisenbahnlinie PfalzgrafenweilerDorn­stetten fahren möge. Distriktstierarzt Dr. Boeckh erfreute die Versammlung mit prächtigen Knittel­versen, die von dieser mit Begeisterung mitgesun- gen wurden. Schultheiß Ardner von Herzogs­weiler feierte in einer Ansprache die Gemeinde Pfalzgrafenweiler. Pfarrer Walker schilderte, wie auch Frau Schultheiß D ecker ihren Teil an den Eisenbahnsorgen ihres Mannes mitgetragen habe und toastete auf diese. Sanitätsrat Dr. Levi ge­dachte sodann dankend der Verdienste der Forstver­waltung und des Herrn Oberförster Frey, erin­nerte an die mannigfachen Aufgaben, die der Eisenbahnbau jetzt erst bringe und sprach die Hoffnung auf ein gutes Einvernehmen bei Er­ledigung dieser Fragen zwischen Forstverwaltung und Ortsverwaltung aus. Schultheiß Decker dankte dafür, daß man seiner Person anerkennend gedacht habe, wies aber das Lob bescheiden zu­rück und sagte, daß er nur seine Schuldigkeit getan habe und diese werde er auch für die Zu­kunft tun. Er schloß seine Ausführungen mit dem Wunsch für ein ferneres Blühen und Gedeihen der Gemeinde Pfalzgrasenweiler. Seifensieder R a u- ser brachte schließlich noch ein Hoch auf das Trio, die Herrn Schultheiß Decker, Landtagsabg. Gaiser und Reichs- und Landtagsabg. Dr. Liesching, aus. Den ganzen Abend und noch etliche Stunden dazu herrschte animierte Stimmung. Der Lieder­kranz sang dabei manch schönes Lied, die Musik­kapelle ließ fröhliche Weisen erschallen und die Festversammlung stimmte in Volkslieder ein. So verlief die Feier des in der Eisenbahnfrage er­rungenen Erfolges in würdiger, harmonischer Weise. Möge die Entwicklung der Eisenbahnfrage auch wei­terhin eine günstige sein und dieser Vorfreude die Freude über, die glückliche Vollendung der Eisenbahn bald folgen können.

j > Wildbad, 15. Jan. (I nderFre m de ver un glückt. Der 32 Jahre alte Sohn Wilhelm des in Rotenbach in Arbeit stehenden Wilhelm Blaich ist in Deutsch-Südwestafrika, wo er als Sägermeister angestellt war, im Werkkanal ertrun­ken. Blaich war seinerzeit Afrikakämpfer. Frau und Kind des Er-runkenen wollten im nächsten Monat ebenfalls nach Deutschf-Südwestafrika sich einschifsen.

js Tübingen, 15. Jan. Die Vorbereitungen für das am 22./23. Juni ds. Js. hier stattfindende Allgemeine Liederfest des Schwäbischen Sänger­bundes sind schon in vollem Gange. Die eigent­liche Trägerin dieses Festes ist die Stadt, die auch in der glücklichen Lage ist, einen Festplatz am oberen Wöhrd stellen zu können, der an Aus­dehnung und landschaftlich schöner Lage nicht viele seinesgleichen finden dürste. Hauptausschuß und Unterausschüsse für das Fest, das etwa 15 000 Sänger hier sehen dürfte, sind bereits gebildet.

st Stuttgart, 16. Jan. Im Alter von 91 Jah­ren ist heute der Rittmeister a. D. Freiherr Max v. Gaisberg-Schöckingen hier gestor­ben. Am 27. April 1911 hatte er sein 70jäh- riges Dienstjubiläum gefeiert. Er galt seinerzeit als hervorragender Reiter, mußte sich aber 1861 wegen eines unheilbaren Gehörleidens pensionieren lassen. <

js Stuttgart, 15. Jan. (Pischels Geburtstag.) Unter den zahlreichen Glückwünschen, die im Ver­laufe des heutigen Tages bei dem Staatsminister a. D. Dr. v. Pischek einliefen, befinidet sich ein Blumenkorb des Königs nebst einem Handschreiben und ein Telegramm der Königin. Die Kapelle der Ludwigsburger Dragoner brachte dem Jubilar heute morgen ein Ständchen.

js Stuttgart, 15. Jan. (Ueberfüllung der Krankenhäuser.) Die durch die Glätte der Straßen und Gehwege und durch den Winter­sport verursachten Unglücksfälle haben sich seit Sonntag derart gehäuft, daß die chirurgischen Abteilungen der Stuttgarter Krankenhäuser über­füllt sind und schon verschiedene Hilfesuchende da und dort abgewiesen werden mußten.

js Eßlingen, 15. Jariz Während des Rangie­rens eines Güterzuges geriet gestern nachmittag auf dem hiesigen Bahnhof der Stationsarbeiter Ernst Bubek von Sulzgries derart unter die Rä­der, daß ihm beide Füße am Unterleib abge­fahren wurden. Der Bedauernswerte, der 7 Kin­der und eine schwer kranke Frau hinterläßt, die zur Zeit in einem Krankenhaus darniederliegt, ist gegen Abend seinen schweren Verletzungen er­legen.

js Lautern a. Rosenstein, 15. Jan. Am 10. ds. Mts. hat ein hiesiger Wirt seine Acetylengasaü- lagen gereinigt und das schon verbrauchte Karbid in die durch den hiesigen Ort fließende Lauter geworfen. Sämtliche im Bach abwärts befindlichen Fische, meistens Forellen, sind durch das Gas, das sich noch entwickelte, erstickt und zugrunde ge­gangen. Die toten Fische kamen in ganzen Men­gen dahergeschwommen. Der Pächter dieses Fisch- waffers ist ein Fabrikant in Gmünd, der die Fo­rellen eingesetzt und gehegt hat.

js Geislingen-Altenstädt, 15. Jan. Im Säge­werk von Grüner brach Feuer aus. Das Kessel­haus und der Giebel des Sägewerks standen als­bald in Flammen. Der Feuerwehr gelang es, den

Brand zu lokalisieren. Die Arbeiten wurden durch die Kälte sehr erschwert. Ueber die Entstehungs­ursache ist noch nichts bekannt.

sj Geislingen, 15. Jan. (Das Ende des Streits.! Der Streik der Gießereiarbeiter der Maschinenfabrik naht seinem Ende. Den vielen Be­mühungen des Stadtschultheißen Leube ist es ge­lungen, eine Einigung zu erzielen. Von den in den Ausstand getretenen Arbeitern werden etwa zwei Drittel vom 18. ds. Mts. ab wieder beschäftigt; die weiteren werden je nach Bedarf eingestellt.

H Mm, 15. Jan. In der Wohnung eimeis' Leutnants vom 1. Fußartillerie-Regiment in Neu- Ulm wurde eine ledige Friseuse tot aufgefunden. Sie unterhielt seit einiger Zeit mit dem Leutnant ein Liebesverhältnis. Das Mädchen blieb in der Nacht vom Sonntag auf Montag in der Wohnung des Leutnants, in welcher Zeit es sich schon mit Selbstmordgedanken beschäftigte'. Der Leutnant ging am Montag morgen in Dienst und ließ sie in sei­ner Wohnung zurück. Bei der Heimkehr fand er sie tot im Bette liegen. Es wurde Selbstmord durch Vergiftung festgestellt.

js Pforzheim, 15. Jan. Der Fuhrmann Mi­chael Dieterle und seine Frau wurden unter der Anschuldigung verhaftet, eines ihrer 3 Kinder, die 2 einviertel Jahre alte Hermine, durch Mißhand­lungen getötet zu haben. Bei der Sektion des Kindes zeigte sich starke Entkräftung und Spuren von Mißhandlung.

js Berlin, 15. Jan. Die Mittagsblätter mel­den aus Eberswalde: Der Militärschriftsteller Ge­neralmajor a. D. Konstantin v. Zeppelin ist im Alter von 72 Jahren gestorben.

Das Eisenbahnbau-Gesetz.

js Stuttgart. 15. Jan. Im einzelnen fordert das Eisenbahnbau-Gesetz für 1913/14 150 000 Mk. .für die Linie S wrndorfWelzheim, 330 000 Mk. für GöppingenGmünd, 700000 Mk. für Böblin­genRenningen, 1300000 Mk, für Spaichingen Nusplingen, 98 000 Mk. für Maulbronn Bahnhof Maulbronn Stadt, 600 000 Mk. für BuchauRied­lingen, zusammen 3178000 Mk. Für den Bau weiterer Nebenbahnen werden gefordert: 400000 Mark für BrettenKnittlingen, 500 000 Mk. für BiberachUttenweiler, 500000 Mk. für Schönaich Waldenbuch, 500 000 Mk. für Schömberg-Rott- weil, 700 000 Mk. für KünzelsauForchtenberg, 800 000 Marl für LudwigsburgMarkgröningen, 200000 Mk. für DornstettenPfalz g rase n- Weiler, zusammen 3 600 000 Mk. Weitere 316 000 Mk. sind als Staatsbeitrag zum Bau einer Neben­bahn von Neuenstadt nach Ohrnberg durch einen Privatunternehmer bestimmt. 4 Millionen Mark werden gefordert für den Bau von zweiten Gleisen zwischen UlmAulendorf, HorbRott­weil, BöblingenEutingen, Gmünd Aalen und CalmbachWildbad. 10 Millionen Mark sollen dem Stuttgarter Bahnhofumbau und den Erweiterungsbauten zwischen Ludwigsburg und Plochingen dienen. Für sonstige Erweiterungen und Verbesserungen des Landeseisenbahnnetzes, ins­besondere von Stationen fordert das Gesetz 7 980 000 Mk., für die Erbauung von Wohngebäu­den 840000 Mk., für die Vermehrung der Fahr­zeuge 9 500000 Mk., und für die Zwecke der Post- und Telegraphenverwaltung 1 160000 Mark.

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Wer eine ernste Fahrt beginnt.

Die Mut bedarf und frischen Wind «

Er schaut verlangend in die Weile Nach eines treuen Auges Brand,

Nach einem waren Druck der Hand,

Nach einem Wort, das ihn geleite.

Annette v. Droste-HMHoff.

Wrbrrwlndrnd» Kirbe.

Erzählung von B. v. Winterfeld. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten.

Andern Tags kam sie nach Heidburg; Rolf begrüßte sie auf der Freitreppe vor dem Hause. Auf seinem Gesicht lag ein solcher Ausdruck von Glück und lichter Freude, daß Hilde ihn ganz verändert fand. Hatte das der kleine Himmelsbote schon zuwege gebracht, ehe er da war. was würde er denn noch vollbringen, wenn er wirklich kam und unter ihnen lebte?

Nach der ersten herzlichen Bewillkommnung eilte Hilde nu Edith, die sie in ihrem Boudoir fand. Sie umarmte pe zärtlich und flüsterte ihr frohe Worte ins Ohr. Aber wie enttäuscht war sie, als die junge Frau die Arme um ihren Hals legte und in bitteres Weinen ausbrach -.

^ "Ach, Hilde, es ist ganz schrecklich, hier so gefesselt zu fitzen, all diese lange Zeit!"

Sprachlos blickte die so Begrüßte ihre Cousine an.

Aber liebe Edith, freust du dich denn nicht grenzen-

kos?"

Ach, Hildchen, mir bangt so vor allem, was kommen soll!"

Ach, Edith, es ist ja das höchste Erdenglück, was es für eine Frau gibt, das, was dir geschenkt werden solll"

Ja, Hildchen, du warst ja von jeher so ideal ver­anlagt. Ich bin es nicht. Ich finde diesen Zustand schrecklich und diese Zeit eine Gedulds probe."

O denke doch an den Jubel, an die Freude, wenn das süße Kind erst da sein wird, wenn du es täglich wachsen und den kleinen Geist erwachen sehen wirst. O Edith, ich begreife dich nicht, daß du nicht jubelst in seliger Er­wartung!"

Nein, Hilde begriff ihre Cousine nicht, die in dieser Zeit der Stille und des Wartens sich nur in Klagen, schlechter Laune und Unfreundlichkeit gegen ihre Umgebung erging, anstatt die Monate zu einer heiligen, köstlichen Vorbereitungszeit zu gestalten, die für die Mutter wie für das Kind gleich segensreich werden konnte.

Rolf blieb trotz der wechselnden schwierigen Stimmungen seiner Frau gleichmäßig glücklich und heiter. Die frohe Hoffnung erfüllte ihn so ganz, daß das ersehnte Kindchen eine bessere Zeit bringen würde, daß es sein Haus mit dem Sonnenschein erftillen würde, den er jetzt oft so schmerzlich entbehrte. Und wenn es ihm manchmal zu viel werden wollte, die Klagen und Vorwürfe seiner Frau geduldig anzuhören, dann sagte er sich Hildes bittende Worte:

Haben Sie sie recht, recht lieb, dann, dann wird alles gut!"

Ja, hatte er sich nicht alle diese Zeit bemüht, von früh bis spät mit unermüdlicher Liebe um Ediths Seele zu werben? Und doch schien es bis heute immer vergeblich. Nun würde ja aber bald alles, alles anders werden l Und in Gedanken hörte er schon das feine Sümmchen seines Kindes, öasZzum Segenbringer werden sollte.

Auf Ediths dringendes Bitten kam Hilde fast täglich nach Heidburg. Sie las ihrer Cousine vor, brachte ihr neue Bilder und Handarbeiten, erzählte allerlei anregende

Nachrichten, bewog sie auch, täglich mit ihr in den schönen Vork zu gehen, und Heideck sah es mit Genugtuung, daß !eu:e junge Frau sich dein segensreichen Einfluß, den Hildes Ark unöewuß? ausübte, immer weniger entziehen konnte. Wenn sie nach längerein Besuch nach Eichenrode zurück- tehrie, zählte Edith schon die Stunden, bis sie wieder bei ihr sein würde.

Mehr als einmal sagte Heideck ihr, wenn er sie an den Wagen geleitete:Hilde, ich danke Ihnen!"

Wofür?" fragte sie dann erstaunt.

Für Ihren Sonnenschein, Ihre Gegenwart!" sagte er;dafür möge Gott Sie segnen!"

Frühlingsahnung lag über der schlafenden Erde, und wie ein Hoffnungslied tönte es Surch die Lüfte: ist doch die Hoffnung der stete Lebensadern der ganzen Natur, und zumal der Menschenkinder, die durch alle Enttäuschungen und Stürme dieser Erdenwallfahrt immer wieder empor- gelragen werden durch die allmächtige, wunderbare, nie versiegende Hoffnung bis in den Hafen der Ewigkeit!

Lange und bange Tage der Not und Angst waren es gewesen, die der Freudenstunde voraufgingen, in der zum ersten Male der Schrei des kräftigen Söhnchens im Schlosse zu Heidburg ertönte.

In jener schrecklichen Nacht, als der Arzt an Ediths und des Kindes Leben zweifelte, da hatte Rolf, von der Not auf die Knie gezwungen, zu Gott gefleht, wie nie­mals zuvor: und als er dann das Bübchen, gesund und wohl­gebildet, in seinen Armen hielt, da tat sich vor ihm eine neue Welt voll Liebe und Pflichterfüllung auf, und er sah vor sich eine schöne, große Lebensaufgabe, die Lebens­aufgabe eines Vaters!

Unwillkürlich mußte er daran denken, was Hilde ihm oft von ihrem Vater erzählt, und wie sie ihre ganze tiefe, ernste, segenbringende Lebensauffassung allein seinem Ein­fluß verdankte. Möchte es ihm doch auch vergönnt sein, dereinst seinen Sohn zu einem Segensmenschen heran- wachsen zu sehen!