merung begann, wurde zur Ueberraschung aller An­wesenden noch der BallonDüsseldorf 2" gefüllt. Die Sportleitung hatte dem Amerikaner Watts zum Trost für den verlorenenKansas City 2" diesen deutschen Ballon zur Eordon-Vennettfahrt zur Verfügung gestellt. Als das Neckartal schon in tiefem Dunkel lag, wurde Düsseldorf" beim Schein der Lichter eines Automobils noch flugfertig gemacht. Ein herrlicher Mondaufgang bereitete den Standfesten einen besonderen Genuß. Da zog dann in weiter Ferne, ein wunderbarer Anblick, ein Ballon an der Mondscheibe vorüber, um allmählich, von dem strahlenden Licht des großen Nachtgestirns noch lange beschienen, seinen einsamen Weg fortzusetzen. Um ^7 Uhr ging auchDüsseldorf 2" mit flatterndem Ster­nenbanner hoch.

Stuttgart, 28. Oktober. Bei dem Ballonfliegen am Donnerstag und gestern auf dem Cannstatter Wasen erlitten infolge des langen Stehens und Ueber- müdung 21, bezw. 23 Personen Ohnmachtsanfälle. Mit Hilfe der Sanitätskolonne gelang es jedesmal, die Be­treffenden wieder ins Bewußtsein zurückzurufen.

llntertürkheim, 28. Oktober. Die seit Juli 1912. im Krankenhaus in Cannstatt behandelte Anna Bieder­mann, die bekanntlich von einem jungen Burschen durch mehrere Revolverschüsse verletzt worden war, ist gestern nach Hause zurückgekehrt. Ob die Lähmung ihrer Füße noch weiter andauert, bleibt abzuwarten. Ihr sonstiges Befinden ist recht günstig.

Schorndorf, 27. Oktober. Der Schwäbische Alb- verein hielt hier seine Herbst-Versammlung ab, die von etwa lOO Vertrauensmännern besucht war. Im Rat­haussaal begrüßte sie Stadtschultheitz Raible. Rechtsan­walt Camerer-Eßlingen gab einen vorläufigen Ueber- blick über die Tätigkeit des Vereins: die Reitterles- kapelle bei Gmünd ist durch Unterstützung des Staates wieder hergestellt worden, das von gemeinen Leuten zer­störte Unterkunftshaus auf dem Kalten Feld soll wieder in Stand gesetzt werden usw. Prof. Nägele-TUbingen berichtete, daß die Albvereinsblätter in 38 600 Num­mern gedruckt werden. Die 34 im Land bestehenden Schülerherbergen seien im verflossenen Sommer von 2300 Schülern besucht worden. Der Albverein hat seit seinem 24jährigen Bestehen 24 000 -K für Heimatschutz ausgcgeben; er hat sich im letzten Jahr um 4000 Mit­glieder vermehrt und bis zum 25. Jubiläum will man mit 40 000 Mitgliedern dastehen. Bemerkenswert ist ein von der Versammlung angenommener Antrag, der dem Ausschuß das Recht gibt, falls kriegerische Zeiten über das Vaterland Hereinbrechen sollten, die Jubiläumsfeier und was mit ihr zusammenhängt, zu verschieben. Zum Schluß sprach noch Kanzleirat Ströhmfeld über eine gewisse Kategorie von Wanderer und Wandervögeln, denen hauptsächlich die schändlichen Zerstörungen der teuren Vereinsanlagen, der Unterkunftshütten und Wegmarkierungen zuzuschreiben seien. In der Künke- linshalle war nach dem gemeinschaftlichen Mittagessen im ..Lamm" gesellige Unterhaltung.

Backnang, 27. Okt. Beim Obstführen aus der Widmender Straße wurde der Sohn des Gutsbesitzers Metzger von Ungeheuerhof von einem Automobil angefahren und ihm eine Zehe abgedrückt. Er nahm auf dem Wagen Platz, um ein Stück weit zu fahren. Hinter Hertmannsweiler wollte er vom Wagen steigen, glitt aus und kam so unter den Wagen, daß ihm ein Rad den rechten Arm quetschte und er auch noch am Kopf schwere Verletzungen davontrug. In Steinbach kletterte ein 10 Jahre alter Knabe auf einen Masten der Hochspannungsleitung. Er geriet mit dem Draht in Berührung und wurde so schwer verbrannt, daß er kaum mit dem Leben davonkommen dürfte.

Tübingen, 28. Oktober. Die evang.-theol. Fakultät hat zu ihrem Vertreter in der Landessynode Prof. v. Ör. v. Wurster gewählt.

Oberndorf, 28. Oktober. Wie man hört, hat die württembergische Militärverwaltung, bei der hiesigen Waffenfabrik für das württembergische Armeekorps 4000 neue Gewehre in Bestellung gegeben.

Der Stand der Lebensmittelpreise.

(Schluß.)

Entschieden zurückgegangen im Preis sind: Kartof­feln, Gemüse und Obst, sowie die als Heizmaterial gleich­falls viel verwendeten Braunkohlenbriketts. Gegenüber der Teuerung des Vorjahres 1911 hat sich die Teuerung des lausenden Jahres teilweise verschärft, denn die Preise von Fleisch, und zwar von Ochsen-, Kalb- und Hammelfleisch sind noch weiter gestiegen und namentlich ist der Preis von Schweinefleisch, der im vorigen Jahre einen verhältnismäßig niederen Stand hatte, Heuer ebenfalls stark in die Höhe gegangen. Auch bei sonsti­gen Lebensmitteln hat die allgemeine Preissteigerung gegenüber dem Vorjahr noch weiter zugenommen, so namentlich bei Schmalz, Butter und Milch, während in Brot, Mehl und Eiern die Preise nur im Landesmittel sich weiter erhöht haben, in Stuttgart aber gleichgeblie­ben sind. Andererseits ist zweifellos die heurige Teuerung gegenüber der vorjährigen insofern gemil­dert, als manche wichtige Nahrungsmittel im Preise we­

sentlich billiger geworden sind, vor allem die im täg­lichen Haushalt fast unersetzlichen Kartoffeln, die im Vorjahr unter sämtlichen Verbrauchsartikeln weitaus die stärkste Preissteigerung (im Landesmittel gegenüber dem Durchschnitt der 5 Vorjahre um 51 Prozent) aufzu- wiesen hatten, ferner die verschiedenen Eemüsearten, die eine so große Rolle im täglichen Haushalt spielen, und endlich das Obst, dessen Bedeutung für die menschliche Ernährung ebenfalls nicht gering anzuschlagen ist. Zu bemerken ist noch, daß infolge der neuerdings getroffe­nen staatlichen Maßnahmen zur Abhilfe der Fleisch­teuerung (Erleichterung der Einfuhr von ausländischem Vieh und Fleisch zurzeit in Stuttgart sowie in anderen Städten des Landes ausländisches (holländisches) Fleisch und Schmalz von durchaus guter Beschaffenheit zu we­sentlich billigeren Preisen, als einheimisches Fleisch und Schmalz verkauft wird.

Aus Welt und Zeit.

Berlin, 28. Oktober. Die Morgenblätter melden: Die Entführung eines 7 Jahre alten Mädchens macht der Kriminalpolizei zu schaffen. Es handelt sich um die Toch­ter des Kellners Jänsch. Die Mutter erkrankte nach der Geburt des Kindes so schwer, daß sich der Vater ge­nötigt sah, die Kleine in Pflege zu geben. Die Pflege­frau hielt das Kind bis zum August. Sie wollte lange von einer Zurückgabe des Kindes nichts wissen. Letz­teres wurde in die Schule gebracht und wahrscheinlich ist es auf dem Wege von der Schule von seiner Pflegemut­ter entführt worden.

Gerichtssaal.

Heilbronn, 28. Oktober. Wegen versuchten Tot­schlags stand heute der 29 Jahre alte landwirtschaftliche Arbeiter Josef Luber von Nürnberg, zuletzt auf dem Leinfeldhof, Gemeinde Enzweihingen, O.-A. Vaihingen, vor dem Schwurgericht. Er hatte in der Nacht vom 6. auf 7. Juli einem Mitknecht namens Vogtmannsberger an der Brücke in Enzweihingen aufgelauert und ihm vier Stiche in Brust und Rücken beigebracht, so daß er lebensgefährlich verletzt wurde und erst am 13. August aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte. Der Angeklagte behauptet, er sei durch Vogtmannsberger ge­reizt worden, allein die Zeugenaussagen ergaben die Unwahrheit dieser Angaben. Luber wurde wegen ge­fährlicher Körperverletzung zu drer Jahren Gefängnis abzüglich drei Monaten Untersuchungshaft, verurteilt.

Landwirtschaft und Markte.

Wöchentlicher Saatenstandsbericht der Preisberichts­stelle des Deutschen Landwirtschaftsrates. In der Be­richtswoche kamen mehrfach Niederschläge vor, die den Fortgang der Feldarbeiten behinderten. Die Luft hat sich nach anfänglicher Erwärmung wieder abgekühlt, doch sind stärkere Nachtfröste nirgends aufgetreten. Die Kartoffelernte kann in der Hauptsache als beendet an­gesehen werden, während von den Rüben ungefähr noch die Hälfte im Boden sein dürfte. In den letzten Tagen mußte das Roden häufig unterbrochen werden. Bezüg­lich der Erträge bestätigen die Berichterstatter ihre früheren Angaben. Eine Eewichtzunahme hat in der letzten Zeit nicht mehr stattgefunden, wohl aber ergibt sich hier und da noch eine Besserung des Zuckergehalts. Durch die unbeständige Witterung wurden die Bestell­arbeiten neuerdings aufgehalten und vielfach glaubt man, daß die Weizenaussaat sich nicht mehr in vollem Umfange wird ausführen lasten. Der Roggen ist wohl mit wenigen Ausnahmen untergebracht. Niederschläge haben den Aufgang in der letzten Woche gefördert, aber allgemein wird berichtet, daß die Saaten sich bei der kühlen Witterung nur langsam entwickeln und sich nicht recht bestocken können. Man fürchtet infolgedessen, daß namentlich die späten Saaten schwach und wenig wider­standsfähig in den Winter kommen werden, sofern das Wetter nicht noch eine Zeit lang milden Charakter be­halten sollte. Sehr günstig beurteilt wird nach wie vor der junge Klee, von dem hier und da noch ein Schnitt ge­nommen werden kann. Im übrigen wird berichtet, daß die Grünfütterung sich ihrem Ende zuneigt. Auf den Wiesen ist infolge der kalten Witterung nichts mehr ge­wachsen, auch die Weiden lasten nach, so daß das Vieh vielfach schon aufgestellt werden muß.

Budapest, 26. Oktober. Der Saatenstandsbericht des Ackerbauministeriums vom 7. Oktober schätzt den Ertrag an Weizen auf 46.13, Roggen 13.47, Gerste 15.28, Hafer 11.25, Mais 46.75 und Kartoffeln auf 50.45 gegen 47.60, 12.79, 16.02, 13.01, 34.90 und 40.37 Millionen Meter­zentner im Vorjahre. Hierzu kommt das Erträgnis Kroatiens an Weizen von 4.04, Roggen 0.64, Gerste 0.61 und Hafer von 0.90 Millionen Meterzentner. Das Er­trägnis an Mais in Kroatien ist noch unbekannt, der Er­trag an Zuckerrüben überwiegend gut.

Merle! Geschichtliches aus Stadt und Bezirk Calw.

(Nach amtlichen Quellen zusammengestellt.)

(Fortsetzung.)

Speßhardt (Spechtswald) war ehedem durch den hindurchfließenden Bach geteilt; der nördliche Teil war calwisch, der südliche zavelsteinisch, und kam mit beiden Herrschaften an Württemberg.

Stammheim, das schon im 9. Jahrhundert dem Kloster Hirsau gehört hatte, wird bei der erneuten Stiftung 1075 abermals unter den Gütern genannt, mit welchen das Kloster begabt wurde. Im 12. Jahrhundert saßen, als kalwische Dienstmannen, hier Ortsadelige, die dem Kloster ebenfalls Wohltaten erzeigten. Das Ge­schlecht scheint aber früh erloschen zu sein. Die Burg stand am östlichen Ende des Dorfes; sie wurde 1491 durch Abt Blasius von Hirsau neu aufgebaut, kam 1765 in Privathände. Später kam Stammheim an die Herren von Waldeck und nach und nach an das Kloster Hirsau (1342). Die hiesige Kirche wurde schon 1326 dem Kloster einverleibt; und durch die Reformation kam das Dorf samt Pfarrsatz an Württemberg. Die alte Kirche wurde 1790 erweitert: das Pfarrhaus stammt noch aus dem Jahre 1605. Die Kinderrettungsanstalt wurde 1827 durch Pfarrer Handel gegründet. Auf dem in der Nähe befindlichen Domahügel stand wohl einst eineThomas­kapelle", daher der Name. Der Dickehof war einst ein hirsauischer Meiereihof; südwestlich davon findet man die Reste des sogen. Dickemer Schlosses. Das Schloß war altkalwischer Besitz und scheint früh zerfallen zu sein, denn im Landbuch von 1624 wird es bereits als einalter Burgstall" bezeichnet. Waldeck war der Stammsitz der Truchsesse von Waldeck, eines gräflich kal- wischen Dienstmannengeschlechts, das 1553 erloschen ist. Diesen Waldeckern gehörte auch das Dickener Schloß, das aber schon bald von ihnen verlosten wurde. Da die Her­ren von Waldeck den von Kaiser Rudolf verkündeten Landfrieden nicht hielten, so zerstörte derselbe 1284 diese und vier andere Festen der Herren. Graf Albrecht von Hohenberg, der damalige Lehensherr der Waldecker, baute die hiesige Bug wieder auf und sie kam dann mit Bulach 1440 an Württemberg.

Teinach hat seine Entstehung jedenfalls den hier entspringenden Mineralquellen zu verdanken. Im Jahre 1345 erscheint der Ort mit der Bezeichnung alsWild­bad", damals behielten sich dasselbe die Grafen von Württemberg vor, als sie Zavelstein verpfründeten. In einem Lagerbuch von 1523 wirddie Teinach" Vorstadt von Zavelstein genannt. Im Jahre 1472 verlieh Graf Eberhard im Bart dem Hans Huß, Bürger von Calw, wohnhaft in der Teinach, auf 10 Jahre lang den Waster- zins und das Bad gegen jährliche 20 Pfund und 10 Schilling, doch mußte der Pächter den Badbrunnen auf seine Kosten mauern und das Master des Sauerbrun­nens von anderen Mastern scheiden. Herzog Johann Friedrich, unter welchem die Herrschaft die Badherberge samt dem Sauerbrunnen im Jahre 1618 für 2339 fl. erkaufte und für jährlich 75 fl. an Daniel Ham­merbach verpachtete, ließ den Sauerbrunnen neu Herrichten. Die heilsamen Quellen haben schon in früher Zeit viele Leidende nach Teinach geführt; auch von Mit­gliedern des württembergischen Fürstenhauses wurde es oft besucht. Herzog Eberhard III. stellte die während des 30jährigen Krieges ganz in Zerfall gekommene Anstalt wieder her und ließ auch die Kirche bauen 166265, restauriert 1902. In ihr befindet sich die sogen. Turris Antonia", ein kabbalistisches Gemälde mit Flü­geltüren, das Eberhardts Schwester, die Prinzestin An­tonie stiftete und der Eeneralsuperintendent Oetinger 1763 zu erklären versuchte. Nach Oetinger wollte die Prinzestin durch diese Tafel (die in der Hauptsache von dem Mystiker Johann Jacob Ströhlin,Priester des Herrn zu Münster" erfunden ist) nicht nur den Kur­gästen, sondern auch ganz Württemberg eine sichtbare Predigt halten 1. von der Dreifaltigkeit, 2. von den 7 Geistern Gottes, 3. von Christo; auch soll die Tafel be­deuten, daß wir in Christo das alte und neue Testament zusammenfasten lernen sollen. Herzog Eberhard Ludwig ließ (um 1700) das Herrschaftshaus und das Brunnen­haus in größerer Ausdehnung wieder neu aufbauen, den neuen Bau, den Marstall und die von einem Gebäude zum andern führenden bedeckten Gänge errichten. Auch die Anlage der Alleen und die Erweiterung der Laubenhütte sind sein Werk. Als im Herbst 1787 eine weitere starke Quelle entdeckt wurde, ließ Herzog Karl 1788 viele Verbesserungen vornehmen. Sogar ein Opernhaus von Holz ließ der Herzog errichten, nach kurzer Zeit aber wieder wegführen. Die haupt­sächlichsten Verbesterungen und die Erbohrung neuer Quellen begann aber erst vom Jahre 1835 ab; so stammt u. a. das Badehotel aus dem Jahre 1842. Zum Pfarr- dorf wurde Teinach erst 1891 gemacht.

(Fortsetzung folgt.)

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner, Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Reklameteil.

Bei der wechselnden Witterung treten bei Säuglingen sehr häufig Berdauugsstörungen auf, welche am sichersten dadurch verhütet und beseitigt werden, daß man an Stelle der bisher gereichten Milch eine einwandfreie, leicht ver­dauliche Nahrung verabreicht. Eine solche ist das seit über 40 Jahren altbewährte Nestle'sche Kindermehl, welches schon in tausenden von Fällen Rettung gebracht hat.