die 17- und 19jährige Brüder Neuner von Degerloch. Ten Einbruch hatten sie schon seit längerer Zeit vorbereitet. Man hatte sie schon bereits vor 8 Tagen im Hofe des Postamtes bemerkt, wo sie sich an den dort befindlichen Fenstergittern zu schaffen machten. Es ist festgestellt, daß sie schon damals die Gitter anfägten. Gestern abend kurz nach 6 Uhr erschienen sie aufs neue, stellten vor das Fenster, das nach dem Hofe führt, einen Post­wagen, so daß sie unbemeM das Gitter voll­ständig durchsägen konnten und durch das Fenster in das Postamt gelangten. Hier erbrachen sie sämtliche Kästen und Schubladen und konnten auch die Postkasse öffnen. Der im benachbarten'Hause wohnhafte Hausbesitzer Wolfs hatte die beiden be­obachtet und nach der Fangelsbachwache telepho­niert, von wo sofort Schutzleute herbeieilten. Die beiden Einbrecher hatten sich in einen Kleiderkasten geflüchtet, wo man sie erst nach! längerem Suchen aufsinden konnte. Sie waren sehr gut bewaffnet, nnd hatten 32 Dietriche bei sich. Auf den Ruf: Hände hoch! ließen sie sich sofort festnehmen. Das erbeutete Geld sowie eine große Anzahl von Frei­marken hatten sie bereits in einem Kästchen wohl verpackt.

ff Stuttgart, 16. Dez. (Eigenartiger Un­fall.) In der gestrigen Nachmittagsvorstellung von SchillersRäuber" im Kgl. Hoftheater siel äm Bühnenraum dem Schauspieler Trost eine Birne der großen elektrischen Hängelampen auf den Kopf und zersplitterte vollständig. Der Kopf des Schau­spielers wurde mit Glasscherben förmlich gespickt. Nach Anlegung eines Notverbandes wurde der Ver­unglückte zu einem Arzt befördert. ^

st Weinsberg. 16. Dez. Wie bis jetzt sestge- stellt werden konnte, hat der flüchtige Verwalt- undskandidat Baumann außer den 10 000 Mk. Pri­vatgeldern, die sein Chef, L-tadtpfleger Hummel, in Verwaltung hatte, mit denen er durchgebrannt ist, auch aus der Stadtkasse nach und nach rund 12000 Mk. entnommen. Trotz aller Nachforschungen konnte bis jetzt noch keine Spur von ihm gefunden werden.

st Neckarsulm, 16. Dez. Am Samstag abend einhalb 6 Uhr wollte der Flößer Viktor Dolh- .mann nacki seinem am Neckar liegenden Holz sehen. Dis jetzt ist er nicht mehr nach Hause zurückge­kehrt. Man vermutet, daß er in der Dunkelheit fehl getreten, in den Neckar gestürzt und ertrunken ist.

st Mm, 16. Dez. (Kirchenraub.) In einer der letzten Nächte wurde die an der Straße Hart- housenEiningen stehende Kapelle erbrochen und eine Muttergottesstatue, Maria mit dem Jesuskind puf dem Arme darstellend, im Wert von 2000 Mark gestohlen.

Aus dem Gerichtssaal.

st Stuttgart, 16. Dez. Eine böse Suppe hat sich der Dragoner Röhner vom Reg. 26 eingebrockt. Am 31. Oktober war er mit mehreren Kamera­den zum Ausladen von Lohe kommandiert. Als er nachmittags in die Kaserne zurückkehrte, bekam er kein Mittagessen mehr, weshalb er sich benach­teiligt fühlte. Der Küchenunteroffizier befahl ihm zum Wachtmeister zu gehen, worauf er äußerte, nein, er gehe nicht zum Wachtmeister, sondern zum Regiment. Auf die wiederholte Frage des Unteroffiziers, wie er heiße, antwortete er, das gehe den Unteroffizier nichts' an, bas sei feine

-M L«lelrrrchr. ^

Das ist die klarste Kritik von der Welt, Wenn neben das, was ihm mißfällt, Einer was Eigenes, Besseres stellt

Urbrrmiudrudr Kirbe.

Erzählung von B. v. Winterfell,.

(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.

Einige Minuten stand das junge Mädchen noch sinnend da :Arme Frau Perl," dachte sie,könnte man ihr doch von der großen Arbeitslast ihres Lebens etwas abnehmen! Sie darf sich nicht krank machen, um ihrer Kinder willen! Aber nun heißt's eilen," mahnte sie sich,ich habe mich schon zu lange ausgehalten, und Tante und die Leute warten in Eichenrode sicher schon auf mich! Ach, es gibt bis übermorgen ja noch so viel zu tun!" Sie eilte schnell­füßig über den schmalen Waldweg. Hier und da huschte ein Reh, den nahen Futterplatz aufzusuchen. Eichhörnchen blickten neugierig durch das Baumgeäst herab, und ein Fuchs verschwand eiligst im Tannenüunkel. Hilde, denn sie war das junge Mädchen, dachte, während sie rüstig hin­schritt, an ihr vergangenes und gegenwärtiges Leben. Als elternlose, unbemittelte Waise eines Offiziers, war sie seit einem Jahr von ihrer Tante, der Gräfin Eichen, ins Haus. genommen worden. Der jähe Kontrast, in dem das Leben der reichen, vornehmen Verwandten zu ihrem bisher so bescheidenen, oft sorgenvollen Dasein stand, wollte Hilde von Steinfeld anfangs erdrücken. Das alte Schloß in Eichenrode, sowie das Winterquartier der gräflichen Familie in Berlin, erschienen ihr wie Zauberwelten und die schöne, lustige Cousine wie eine Märchenprinzessin. Nach und nach gewöhnte sich Hilde an die veränderten Verhältnisse, sie gewöhnte sich auch daran, als das un­scheinbare, arme Mädchen hinter der glänzenden, reichen.

Sache, auch stand er trotz wiederholten Befehls » nicht still, sondern fuchtelte mit den Händen her­um. Später drohte er dem Unteroffizier, er werde ihn dahin bringen, wohin er gehöre, wenn er ihn melde. Wegen Widersetzung, Gehorsamsverwei­gerung, Achtungsverletzung vor versammelter Mann­schaft und Beleidigung hatte er sich vor deänt Kriegsgericht zu verantworten, das ihn zu 1 Jahr Gefängnis verurteilte, wovon 1 Monat Untersnch«- ungshaft abgeht. Das Gericht war um 3 Monate über den Strafantrag des Vertreters der Anklage Ihincmsgegangen.

Der Balkankrieg.

st Sofia, 16. Dez. Die fremdländischen Sa- nitäts m is sro n en werden, da ihre Tätigkeit in chirurgischer Hinsicht nahezu beendet ist, in näch­ster Zeit abreisen und zwar das österreichische Rote Kreuz am 22. ds. Mts., die beiden französischen Missionen am 25. ds. Mts.

Tie französischen Friedensstörer.

st Berlin, 16. Dez. DieNordd. Allg. Ztg. schreibt: Im Laufe dieser Woche beginnen in Lon­don die Besprechungen der Botschafter, den allge­mein zuversichtlich entgegengesehen wird und die eine ausgesprochene friedliche Tendenz haben. Ihr Gelingen wird wesentlich von dem Vertrauen ab- hängen, das die Mächte einander entgegenbringen. Wir können daher nur unserem Bedauern Aus­druck geben, daß angesehene franz. Blätter, an der Spitze derTemps", auch in diesem Augen­blick die Verhetzung gegen Deutschland fortsetzen, dem vor allem die Anstachelung der Türkei zur Fortsetzung des Krieges untergeschoben wird. So ist in der Freitagsnummer derTemps" die Be­hauptung aufgestellt, daß Deutschland auf die Wahl der türkischen Delegierten einen dem Frieden ngH>- teiligen Einfluß ausgeübt habe. Ferner wird die Konzessionierung einer Stadtbahn in Konstantino­pel an ein deutsches Konsortium mit deutschen Waffenlieferungen in Zusammenhang gebracht. Die hetzerische Tendenz dieser Nachricht tritt besonders deutlich hervor, da derTemps" wissen müßte, daß zu dem Konsortium auch die franz. Otto- manbank gehört. Diese Gebühren desTemps" und anderer franz. Organe ist jetzt, wo die Mächte sich zur friedlichen Erörterung der Lage vereini­gen, besonders bedenklich. Wer in diesem Fall der Friedensstörer ist, wird jeder sehen, der eine 'beliebige Nummer dieser Blätter in die Hand nimmt.

Tie Eröffnung der Friedenskonferenz.

st London, 16. Dez. Die heutige Eröffnung der Friedenskonferenz erregte die öffentliche Auf­merksamkeit nur wenig. Etwa 100 Journalisten, Photographen nnd einige Neugierige sammelten sich eine Stunde vor der Eröffnung der Konferenz in der St. Jamesstraße. Es waren strengste Vorsichts­maßregeln ergriffen worden, um ein Eindringen in den St. Jamespalast zu verhindern. Die ge­wöhnliche Schildwache war durch Polizeibeamte ver­stärkt worden. Zuerst traten die türkischen Dele­gierten ein. Es folgten in Abständen von einigen Minuten die Missionen Serbiens, Montenegros und Bulgariens: zuletzt kam die griechische Mission.

schönen jungen Verwandten zurückzustehen. Ja, es ge^ währte ihr bald eine große Befriedigung, der Tante in der Leitung des Hauswesens nach und nach immer mehr Mühe und Last abzunehmen, so daß sie bald zum unentbehrlichen Hausgeist wurde, der das Vertrauen der Schloßherrin und die Verehrung des Gesindes genoß. Manchmal freilich, wenn sie allein war, überkam sie tiefes Heimweh nach dem versunkenen Glück, das sie als einziges Kind in dem be­scheidenen kleinen Heim, an der Seite ihres unvergeßlichen Vaters genossen, der von einer kleinen Pension mit seinem Töchterchen in stiller Zurückgezogenheit lebte und bestrebt war, anstatt nach irdischen Gütern zu verlangen, die junge Seele mit Schätzen des Geistes und Herzens zu bereichern.

Oft hatte ihr verstorbener Vater sie ermahnt, sich nicht durch äußeren Glanz beeinflussen zu lassen, sondern allezeit den bleibenden, ewigen Wert des Menschen im Auge zu behalten.'

Daran dachte Hilde jetzt wieder auf ihrem einsamen Wege durch die winterliche Landschaft. Wie schon so oft, so gelobte sie sich auch heute wieder dankbaren Herzens, das Gute zu erkennen, das Gott ihr gelassen, und mit Erbarmen auf die zu blicken, die es so viel schwerer

hatten als sie, wie zum Beispiel diese arme Steinklopfers- frau, deren Dasein aus Mühe und Sorge bestand. Wie oft hatte nicht ihr seliger Vater sie gemahnt: blicke auf deine Mitmenschen, die in Nöten sind, aber nicht begehrend, verlangend, oder gar neidend aus die, denen scheinbar ein reicheres Erdenglück beschert ist, als dir. Es ist ja alles nur scheinbar!

Unterdessen hatte der Schlitten sein Ziel fast erreicht. Ganz still saß die ermattete Frau neben dem vornehmen Herrn. Als die Erdhütte erreicht war, sahen mehrere kleine Kindergesichter neugierig durch üie winzigen Scheiben. Noch einmal wollte die Frau danken, doch ,chnitt ihr Begleiter ihr das Wort mit der Frage ab, wer die junge Dame gewesen, die sie im Walde aufgefunden habe.

Ach, das war ia unier liebes, gnädiges Fräulein

ss London, 16. Dez. Bei der Eröffnung oer ersten Sitzung der Friedenskonferenz hielt Sir Ed­ward Grey im Aufträge des Königs eine Begrüß­ungsansprache an die Delegierten, hieß! diese im Namen der Regierung willkommen und wünschte den Aufgaben der Konferenz Erfolg. Diie Vor­sitzenden jeder Mission dankten Grey warm. Grep nahm das Anerbieten des Ehrenvorsitzes der Friedenskonferenz an. Die Sitzung wurde darauf aufgehoben. Die nächste findet morgen früh um IlUhr statt. Die Delegierten haben sich ge­einigt, daß der Vorsitz abwechselnd nach dem al­phabetischen Namensverzeichnis der Staaten ge­führt werden soll.

,Bulgarien und der Frieden.

st) Sofia, 16. Dez. Das BlattMir" stellt fest, daß die Stimmung unter den Mitgliedern der Sobranje nicht sehr friedlich sei, da die Mehr­zahl der Mitglieder damit nicht einverstanden sei, daß die bulgarische Armee vor den Toren Kon­stantinopels Halt mache. Die Deputierten sehtr- ten vielmehr ein Scheitern der Friedensverhand­lungen herbei und wären bereit, alle notwen­digen Kredite zu bewilligen und die Regierung bis zum Ende des Krieges zu unterstützen, der nach ihrer Ansicht mit dem Einzug der Verbündeten sin die türkische Hauptstadt zu enden hätte. Dias Blatt gibt der Hoffnung Ausbruch daß die Depu­tierten diese ihre Anschauung aufgeben werden, wenn sie aus den Erklärungen der Regierung erfahren werden, daß es notwendig sei, Europa den letzten Beweis zu geben, daß die Balkan­völker den europäischen Frieden nicht zu stören wünschten. Nach der Erklärung verantwortlicher" türkischer Staatsmänner seien die Friede ns aussich- ten nicht besonders groß und es sei wahrschein­lich, daß anstelle der Bevollmächtigten die Kano­nen wieder zu sprechen beginnen würden. Dies­mal werde ihre Stimme wirksamer sein, aber bis dahin müssen wir, so schließt das Blatt, für die endgültige Einstellung der militärischen Operatio­nen und für den Abschluß eines würdigen und dauerhaften Friedens tätig sein.

Ein Angriff griechischer Torpedoboote.

st KonstcMtinopel, 16. Dez. Das BlattTer- tschumanik Hakikat" veröffentlicht den Bericht eines Reisenden, welcher von den Dardanellen eingetrof­fen ist. Danach eröffneten gestern nachmittag 3 'griechische Torpedoboote, die sich hinter einem Leuchtschiff versteckt hielten, das Feuer gegen die Forts. Diese erwiederten das Feuer, wobei Be­dacht darauf genommen wurde, das Leuchtschiff nicht zu treffen. Nach einhalbstündigem Feuer ent­fernten sich die Torpedoboote wieder.

Ein Kampf zwischen der türkischen und griechischen

Flotte.

fl Konstantinopel, 16. Dez. Heute früh kam es außerhalb der Dardanellen zu einem Kampf zwilchen der türkischen und der griechischen Flotte. Nach Informationen aus türkischer Quelle mußte sich die griechische Flotte zurückziehen.

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lank.

Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei in Altensteig.

vom Schloß I" rles me Trau. ,,^cy meuue, oaß oer gnädige Herr die schon kanntel Die kennt ja jeder, und jeder muh sie lieb haben! Die ist wie ein Engel!" Bei diesen begeisterten Worten verklärte sich das abgehärmte Gesicht. Dann war das Ziel erreicht, und mit warmen Dankesworten verließ die Frau den Schlitten und schritt ihrer bescheidenen Erdhütte zu.

Das elegante Gefährt flog weiter und hielt nach kurzer Zeit vor dem stattlichen Herrenhaus von Eichenrode.

Also das war die Komtesse!" dachte der Fremde.. So sah das einzige Kind des reichen Grafen aus!" Wie wohltuend berührte ihn diese warme, schlichte Fürsorge für die Armen und Elenden! Die fand man ja heutzutage so selten bei den vornehmen Damen! Er freute sich mit einem Male der Nachbarschaft von Eichenroüe, als er die Freitreppe zum Schloß emporstieg.

Als der Diener der Gräfin den Besuch meldete, konnte sie nur mühsam einen Freudcnrus unterdrücken. Ach, dieser allgemein geachtete, reiche, vornehme Mann, der erst kürzlich das schöne Erbe eines Onkels angetreten, er wäre ja der einzige geeignete Gatte für ihre Edith!"

Sie ließ den Gast bitten, und bald stand Heideck vor ihr. Mit einem raschen Blick musterte sie die hohe, schlanke Gestalt, das ernste, dunkle Gesicht und sagte sich, daß seine Erscheinung so aristokratisch sei, wie sie es sich an einem Schwiegersohn nur wünschen könnte. Die Unterhaltung war bald lebhaft im Gange. Die Gutswirtschaft, das nahe Weihnachtssest, die Veränderungen auf Heiüburg, der Tod des alten, einsamen Onkels bildeten den Gesprächsstoff. Dann erschien Edith. Ein weiches, weißwollenes Gewand umschloß die überschlanke Gestalt. Ihre meist bleichen Wangen waren zart gerötet, und die gewöhnlich etwas müde blickenden Augen leuchteten Heller, als die Gräfin ihr Heideck vorstellte. Diesem wurde es schwer, seine Ver­wunderung zu verbergen, als das schöne Mädchen ihn als Tochter des Hauses begrüßte.

Fortsetzung folgt.