* Bestätigt wurde die von den Freiherren von Gültlingen vollzogene Ernennung des Hauptleh­rers Bartholom äi in Altensteig auf die stän­dige Lehrstelle in Ueberberg.

* PfaGgrafemveiler, 15. D-ez. Im dichtbesetz- ten Sternensaal fand heute abend die Weih­nachtsfeier des Evang. Arbeitervereins statt. Zu Beginn derselben begrüßte Vorstand Dot­ier die Anwesenden. Er betonte u. a., daß der Verein sich seit seiner Gründung gut entwickelt habe und nun über 70 Mitglieder habe. Sein Hauptaugenmerk richtete der Redner auf das men­schenmörderische Treiben herrschsüchtiger Völker im fernen Osten und wünschte für sie die Erfüllung der WeihnachtsbotschaftUnd Frieden auf Erden". Sodann wurden die zwei TheaterstückeIm Lichtkarz" undSchatzgräber" aufgeführt. Es war eine Lust mitanzusehen, wie sich die Mitspielen­den in ihre Rolle eiugelebt hatten, so daß beide Stücke . glanzend über die Bretter gingen. Den Schluß bildete eine Gabenverlosung und hochbe­friedigt gingen die Teilnehmer nach Hause. Die Parole des Vereins zur Proporzwahl lautet: Stadt­pfarrer Lamparter, Stuttgart, 3mal.

e. Nagold, 14. Dez. Heute weilte in unserer Stadt die forstliche Fakultät der staatlichen Hoch­schule in Hohenheim, um der Firma CH- Ge igle einen Besuch abzustatten. Nachdem die Herren/ Pierzehn an der Zahl, unter Leitung des Herrn Forstmeisters Dir. Schinzinger den Betrieb der Waldsarnenklenganstalt. besichtigt, nahmen dieselben auch einen kleinen Teil der umfangreichen Forst­baumschulen in Augenschein. Sämtliche Herren, größtenteils Ausländer, zeigten ein großes Inter­esse an dem Betriebe und schieden hochbefriedigt über das Gesehene.

Teinach, 12. Dez. Heute fand sich der ver­stärkte engere Ausschuß des Gemeindeverban­des Elektrizitätswerk im Badhotel in Tei­nach zu einer Sitzung zusammen, um in der Hauptsache über die Ausführung der Wasserkraft­anlage aufs neue zu beraten; der Vorsitzende legte die Umstände dar, welche den Ausbau bisher nicht zur Ausführung kommen ließen und wies darauf hin, daß bis jetzt im engeren Sinn H-es Worts ein Versäumnis hiedurch nicht entstanden sei, auch sei die Frage ventiliert worden von einem größe­ren Kraftwerk Strom zubeziehen, was aber auch nicht billiger als eigene Erzeugung käme. Di­rektor Denzinger hatte über den Ges. Ausbau des Werks mit und ohne Wasserkraft-Anlage, die Be­triebskosten mit Amortisation und Verzinsung so­wie Abschreibung, Aufstellung und sodann eine genaue Rentabilitätsberechnung nach dem heutigen Stand und der voraussichtlichen Steigerung des jährl. Kilowattstunden-Verbrauchs vorgelegt, die zu der berechtigten Annahme führen, daß jetzt der Zeitpunkt zum Ausbau der Wasserkraft gegeben sei und sich für das ganze Werk ein wirklich! zuverlässiger und guter Ausblick ergebe. Die seit­her den Verband beratende Ministerial-Abteilung für den Straßen- und Wasserbau war durch Herrn Oberbaurat Gugenhan vertreten, welcher die Aus­führung der Wasserkraft-Anlage empfahl und hin­wies wie unabhängig eine solche von Kohlen- und Arbeiterstreik sei; auch riet er noch einige Ver­besserungen an dem Werk vorzunehmen. Der Aus­schuß kam zu dem Beschluß die Wasserkraft auszu­bauen und noch Erhebungen über die mögliche

N^rLenerunLen macben Lu lassen: der knappe Getd- stand bildet wohl ein Hindernis in der Sache, doch glaubt man die nötigen Mittel auftreiben zu können. Herr Baudirektor v. Leibbrand, der sich um den Verband sehr verdient gemacht hat und in selbstloser Weise demselben beigestanden ist, wurde der Dank ausgesprochen. Neben den immer zahl­reich einlaufenden Neu-Anmeldungen sind mit ver­schiedenen Gewerbetreibenden Verträge für Dauer­betriebe abgeschlossen worden, so Werk-Rohstofs-Ge- nossenschaft Haiterbach, einige Filiale in der Gold­branche, auch betreiben mehrere Gemeinde-Was­serwerke ihre Pumpen elektrisch, so Höfingen, Egen­hausen, Stammheim . Die Gemeinde Höfen und der Weiler Kentheim kommen dieser Tage auch in Be­trieb. Herr Reg.-Rat Binder wohnte der Verhand­lung auch bei und wirkte in dankenswerter Weise mit.

* Lombach, 13. Dez. Gestern vormittag stürzte der 33 Jahre alte, ledige Bauer Andr. Frick von Ursental das obere Loch in .seiner Scheuer her­unter. Er ist am selben Tag seinen schweren Ver­letzungen erlegen.

st Schönmünzwch, 14. Dez. (Fremde Ar­beiter.) Beim Bahnbau von Forbach bei Rau- münzach sind neben einheimischen Arbeitskräften auch viele fremde Arbeiter, zumeist Italiener be­schäftigt. Für sie werden gegenwärtig geräumigtz Baracken zum Essen und Schlafen erbaut.

st Oberndorf, 15. Dez. (Ehrung.) Bekannt­lich wurde auf der 53. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure, die diesen Sommer in Stuttgart stattfand, dem Geheimen Kommerzien­rat Dr. ing. Paul von Mauser die höchste Aus­zeichnung, die der Verein zu vergeben hat, die Grashof-Medaille, verliehen. Die feierliche Ueber- gabe dieser Medaille nebst Ehrenurkunde fand ge­stern im festlich geschmückten Waffensaale der hie­sigen Waffenfabrik statt.

st Schramberg, 15. Dez. (Ertrunken.) Der Metzgermeister Gottlieb Wagner im nahen Schil- tach ist aus dem Wege von seiner Wohnung in das Gasthaus zumHirsch" abends von der Straße geraten und in der Dunkelheit in die Kinzig ge­stürzt, wo er am andern morgen bei der Brücke als Leiche vorgefunden worden.

st Niederns«, OA. Rottenburg, 14. Dez. (Ein Fuchs ders ich selber fängt.) An einem der letzten Abende hat sich in dem Hühnerstall des Josef Ruf ein Fuchs selber gefangen. Er hatte den Schieber emporgeschoben, dieser fiel wieder zu, als Meister Reinecke beim Hühnervolk war. So war er eingesperrt. Der Fuchs tötete 8 Hühner, 6 sind noch am Leben. Die Frau hörte im Stalle etwas Verdächtiges und schaute nach. Als ihr Mann heimkam, wurde der Fuchs gefangen und ihm der Pelz abgezogen.

st Rottweil, 14. Dez. In Lackendorf hiesigen Oberamts brannte gestern nachmittag das Wohn- und Oekonomiegebäude des in der hiesigen Pul­verfabrik beschäftigten Schreiners Anton Schüle bis auf den Grund nieder. Zünd el nd e Kin der sol­len den Brand verursacht haben.

st Reutlingen, 15. Dez. In Bronn Weiler ist im Stall des Bauern Steiger Feuer ausge­brochen, das in der Scheuer reiche Nahrung fand und auch das Wohnhaus einäscherte. Ein Feuer­wehrmann erlitt bedeutende, aber nicht lebens­gefährliche Verlobungen.

Weihnachtsstimmung rings in der Welt, Weihnacbts- dust und Erwartung in Häusern und Menichenberzen! Aber die verwöhnte, übersatte junge (Sraienwchter ver­stand nichts von dieser Weihnvchtsstevd«. Als einziaes Mnd Halle sie den llebersluß von klein aus gewonnheil»« mäßig hingenommen. Kaum ein Wunsch blieb ihr ver>ao' D<» Glück, für andere zu leben, zu entbebrsn, zu' betten, oder gar Opfer zu bringen, hotte ü, niemals kennengelernt. Ihr eigenes Ick war ihr Gefängnis. Der- ständnis, Teilnahme, warme Liebe kür- ihr» Mtrmenscken kannte sie kaum. Seit sie erwachsen, sab sie sich jeden Wmter in der Großstadt als Mittelpunkt einer glanzenden Geselligkeit, und sie hatte nach den sogenannten ^.besten Partien" des Landes nur die Hand auszustrecken bravrven- Herrliche Reisen nach Italien, Spanien, in die Alpen lösten die Karnevalszeit des Winters ab. Dennoch kannre Edith bei dem allen das Bewußtsein eines befriediglen Daseins nicht. Schönheit, Reichtum, gttttge Ellern, einen vor- nehmen Namen. Gesundheit, alles besaß sie, und blieb doch etn lebendiger Beweis, daß alle diese Dinge nicht allein glücklich machen.

Es hatte aufgehört zu schneien. Der Wind legte sich, und schweigend stand der schlafende Wald unter seiner weißen Last, als träumte er. Hin und wieder stäubten bei einem Lufthauch, oder bei dem Auffliegen eines Vogels die kristallenen Sterne zu Boden. Helles Schlittengeläut klang durch die Stille. Der Herr im Pelz vermochte kaum die schnellen Braunen vor dem leichten Gefährt zu zügeln, wo die Unebenheiten des verschneiten Waldweges kein zu rasches Tempo erlaubten. Plötzlich stutzten die Pferde an einer Biegung, eine dunkle Gestalt bewegte sich dort im Schnee, und ehe sich der Lenker des Schlittens besann, hatte sich jemand von der Gruppe gelöst und kam auf ihn zu.

Verzeihen Sie, wenn ich Sie aufhalte und um eine große Gefälligkeit bitte," sagte das Mnge Mädchen,, denen

ernste, blaue Augen aus einem weichen, rosigen Gesicht zu ihm aufsahen.

Gewiß, helfe ich gern! Es ist hoffentlich kein Unglück geschehen?" klang es zurück, und rasch sprang der An» gerufene aus seiner hüllenden Pelzdecke, indem er dem Kutscher die Zügel zuwarf.

Hier ist eine arme Frau ohnmächtig geworden; ich kenne sie, sie hat sich wieder überarbeitet beim Holzsammeln. Sie hat für so viele kleine Kinder zu> sorgen, da reicht der Äerdienst des Mannes nicht aus, zumal jetzt im l Winter, wo alles so teuer ist. Das Holzbündel war wohl j zu schwer. Käme sie nur erst wieder zu sich!" s Bei diesen Worten beugte sich die Sprecherin zu der

> armen Frau, die bleich, mit geschlossenen Augen im Schnee lag.

Ach, wenn «sie die große Güte hätten, sie in Ihrem Schlitten nach Hause zu fahren!" Bittend sahen die j großen, blauen Augen zu dem Fremden empor.Sie ist

> die Frau des Steinklopfers: eine Viertelstunde nur von - hier steht ihre Erdhütte an der Chaussee nach Eichenrode!"

,Das trifft sich gut, den Weg fahre ich gerade I Wir s müssen ihre Stirn etwas mit Schnee reiben, damit sie aus

der Ohnmacht erwacht," und damit begann der Inhaber des Schlittens behutsam zu tun, wie er sagte.

Als die Leidende die Augen aufschlug, suchte das junge Mädchen sie aufzurichten, indem sie ermunternd sagte:

Liebe Frau Perl, wie schön, daß ich Sie traf. Sie sind schwach geworden unter der schweren Holzlast, aber sehen Sie, wie schön, hier ist ein Schlitten, und der freund­liche Herr dort will Sie nach Hause fahren."

Bestürzt sah die arme Frau um sich, aber als ihr Blick auf das junge Mädchen fiel, zog ein Freudenschein über ihre bleichen Züge:

!O liebes, gutes, gnädiges Fräulein, wie danke ich ; Ihnen l Oh, machen Sie sich doch keine Mühe mit mir!" !Es war doch gut, daß ich zufällig hier vorbeikam," war i die freundliche Antwort,sonst wären Sie womöglich noch j im Walde erfroren 17

st Stuttgart, 14. Dez. Eine Gasausstell- ung, die den offiziellen NamenDas Gas in Haus und Gewerbe" führt, ist heute im Aus- stellungsgebäude des Landesgewerbernufeums durch Staatsrat v. Mosthaf eröffnet worden.

st Stuttgart. 14. Dez. (Vom Bahnhofum­bau.) Heute wurde mit dem Abbruch der Stützen­mauer für den Bahnkörper vom Königstor gegen das K. Hauptzollamtsgebaude begonnen. Der Ab­bruch des Zollamtsgebäudes soll erst im Jahre 1914 stattfinden.

st Stuttgart, 14. Dez. (Eine Erinnerung an Königin Olga.) Ausgangs der 70er Jahre ging im Hochsommer die verewigte Königin Olga im Schloßgarten mit ihrer Palastdame spazieren, als plötzlich ein schweres Gewitter heraufzog. In der Nähe des jetzigen Organgeriegebäudes, auf dem rechten Seitenweg unterhalb des Eberharddenk­mals, fuhr ein Blitzstrahl zur Erde und fällte eine mächtige alte Weide, die krachend zu Boden stürzte, nicht weit von der erschreckenden hohen Frau. Auf ihren Befehl blieb der Stamm als Erinnerung au den glücklich überstandenen Schirek- ken liegen. Er war dort noch bis vor wenigen Tagen zu. sehen, aber durch die Länge der Jahre so vermodert, daß er nur noch eine mehlartige Masse bildete. Der Wurzelstumpen bestockte sich mit Nachtrieben, von dem ein Nachkommen, der sich gut entwickelte, heute noch! als Wahrzeichen von jenem denkwürdigen Tage Zeugnis ablegt. In den letzten Tagen wurden die Ueberreste des alten Stammes beseitigt. ^

st Stuttgart, 15. Dez. (Jäher Tod.) Auf der Königsstraße hat gestern abend ein hier woh­nender Kaufmann namens Molitor in einem La­den einen Schlaganfall erlitten, dem er alsbald erlag. Die Leiche wurde auf den Pragfriedhos geschafft.

st Stuttgart, 14. Dez. Heute früh einhalb 10 Uhr ist vor den Angen seines Vaters in dem Hintergebäude Stitzenburgstr. 19 a. der 2jährige Knabe des Schneiders Karl Walz zum Fenster des 1. Stocks in den Hof gefallen. Das Kind hat so schwere Verletzungen erlitten, daß es sofort tot war.

st Lanffen a. N., 15. Dez. Als der bei Kro­nenwirt Moser früher als Bäckergehilfe, jetzt als Fuhrmann bedienstete Karl Betz gestern dem Fa- briikanal entlang ein Zementfuhrwerk lenkte,, rutschte er mit seinen beiden Pferden in den Ka§- nal. Die Pferde konnten geborgen werden, aber der aus Weiler OA. Weinsberg stammende Fuhr­mann ertrgnk und konnte nur als Leiche aus dem Wasser gezogen werden.

st Göppingen, 14. Dez. Der Direktor der würt- tembergischen Genossenschastsbrauerei in Holzheim, Friedrick: Mauz, ist gestern abend nach langer Krankheit erst 30 Jahre alt gestorben.

st Friedrichshasen, 15. Dez. (Ein Drarwa.) In Egnach hat Direktor Brunner von der Likör- und Konservenfabrik Selbstmord begangen. Seine Buchhalterin wurde bezichtigt, sie habe mit ihm ein Liebesverhältnis unterhalten und außerdem einen wichtigen Brief unterschlagen. Das Mädchen nahm sich diese ungerechten Vorwürfe so zu Her­zen, daß sie ihrem Leben gleichfalls ein Ep de machte.

Lvayreno oes «precyens yatle sich öle Frau aufge- ! richtet und schritt nun, von ihren beiden Helfern gestützt,

- zum Schlitten, wo sie bald in Decken gehüllt saß, und mit Dankestränen dem jungen Mädchen immer wieder die Hand drückte.

Danken Sie lieber dem Herrn dort," sagte diese lächelnd und blickte dem Fremden freundlich in das gebräunte, männliche Gesicht.

Ich danke Ihnen herzlich für diesen Dienst der Nächsten­liebe," sagte sie dann.

Er reichte ihr vom Schlitten herab die Hand und hielt sie einen Augenblick fest, während ein warmer Blick sie aus zwei ernsten, dunklen Augen traf. Dann flog der Schlitten davon und war bald den Blicken entschwunden.

^ortj etzung

8 Eine peinliche Examenasfär^ erregte in Köln großes Aufsehen. Dort hatten sich einige Referen­dare die schriftlichen Arbeiten zum Assefsorexamen durch einen Saarbrücker Rechtsanwalt anfertigen taffen. Die schuldigen Assessoren und Referendare sowie der Rechtsanwalt wurden aus dem Justiz­dienst entlassen. Ein Anwalt, der den Referendaren den Saarbrücker Helfer in der Not empfohlen hatte, erhielt 1500 Mark Geldstrafe.

z Zweistöckige Straßenbahnwagen mit vollstän­dig verschlossenem Verdeck, wie sie bereits in Wien und London eingeführt sind, soll nunrnechr ailch Berlin erhalten, da der Verkehr in der Reichs- Hauptstadt derartig wächst, daß man ihn trotz Ring- und Stadt-, Hoch- und Untergrundbahn, Auto- und' Pferdeomnibussen usw. kaum noch bewältigen kann. Ein Schwebebahnprojekt hat man vorläufig fal- l' len lassen, dagegen ist man mit dem Bau weiterer Untergrundbähnlinien eifrig beschäftigt. Die neuen Doppel-StraHenbahnwagen sollen vorläufig nur auf den verkehrsreichsten Linien fahren.