Gegründet 1877.

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AvSgave i« Alteusteig-Stadt.

EamKtag, de« 16. November.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

1SL2.

Zur Berufswahl.

Was soll unser Sohn, was soll unser Mündel werden? Diese Frage legpn sich die Eltern und ! Vormünder vor, deren Söhne oder Mündel im s letzten Schuljahr stehen. Manche Eltern prüfen > und erwägen dann sehr sorgfältig, welcher Beruf wohl der angenehmste und aussichtsvollste sei. j Der Sohn soll es zum mindesten besser bekommen, als der Vater! Deshalb darf er vor allem das ^ von diesem betriebene Gewerbe nicht wählen. An­dere gehen in der wichtigen Frage der Berufswahl leichtfertig zu Werke und meinen, es habe keine Eile, wenn der Junge einmal aus der Schule sei, werde man ihn schon irgendwo unterbringen. Aber weder der eine, noch der andere Standpunkt ist richtig. Im ersten Falle werden die jungen Leute nicht selten in Berufe gedrängt, in denen sie mit anderen nicht gleichen Schritt halten können, viel­fach nur langsam vorwärts kommen und so ein Leben zu führen gezwungen sind, das sie weder innerlich befriedigt, noch ihnen äußeren Erfolg! ver­schafft. So birgt die Wahl eines Berufes, zu dem ein großer Andrang herrscht, eine erhöhte Gefahr späterer Stellenlosigkeit und schlechter Bezahlung in sich, wi e beispielsweise im kaufmännischen Beruf, wo bei der herrschenden starken Ueberfüllung noch die billigeren weiblichen Arbeitskräfte den männ­lichen große Konkurrenz bereiten. Leider stammt auch ein großer Teil jener Leute aus Kreisen des Handwerks und mancher von ihnen hätte es im Leben weiter gebracht und hätte sich und der All­gemeinheit mehr gpnützt, wenn er den Beruf des Vaters erlernt und in Anpaßung an die Ver­hältnisse einer neueren Zeit sich zu einem tüch­tigen Handwerker herangebildet hätte. Noch ist ja für fähige und strebsame junge Leute die gründliche Erlernung eines Handwerks nicht nur in vielen Fällen die einzige Möglichkeit, einmal zu wirt­schaftlicher Selbständigkeit zu gelangen, es bietet dieser Weg auch demjenigen, welcher ein eigenes Geschäft aus irgend welchen Ursachen nie zu gründen beabsichtigt, stets die Garantie für eine am t m- liche und verhältnismäßig unabhängige S.,.uig, unabhängig deshalb, weil ein allseitig ausgebildeter tüchtiger Handwerker, der an keine spezielle Fabri­kationsarbeit gebunden ist, ein sehr gesuchter und überall gut bezahlter Arbeiter ist. Gerade bei dem gegenwärtigen Mangel an tüchtigem Nachwuchs ha­ben deshalb strebsame Handwerker die allerbeste Aussicht auf eine gute Zukunft. Es sollte nicht nur der Ehrgeiz der sich in besseren Verhältnissen be­findlichen Meister sein, ihre höher gebildeten Söhne dem Handwerk zur Verfügung zu stellen, sondern es wäre auch dringend zu wünschen, daß dasselbe Bestreben wie früher ~ die besten Kräfte un­seres Bürgerstandes dem Handwerk zuführte. Lei­der ist auch noch die Zahl derer so groß, die ihre Söhne vom ersten Tag der Schulentlassung an in die Fabrik schicken oder einem ungelernten Berufe überlassen, die nicht einsehen wollen, ein wie un­gleich wertvolleres Gut sie ihren Söhnen mit auf den Lebensweg gjeben, wenn sie dieselben zu tüch­tigen Meistern in die Lehre bringien würden, als wenn sie der wenigen Mark Lohn wegen, die Zahl der ungelernten oder einseitig! auf eine Spezia­lität eingelernter Arbeiter vermehren. Die Aus sichten im Handwerk dürfen als besonders günstig bezeichnet werden für diejenigen jungien Leute, die neben den nötigen, körperlichen Fähigkeiten über gute Schulkenntnisse verfingen. Wer insbesondere das Einjährig-Freiwilligen-Zeugnis besitzt, wird in einer ganzen Reihe von Berufen, in denen die neuere Technik an die Fähigkeiten der betreffenden Handwerker höhere Anforderungen stellt, eine Le­bensstellung finden, die ihn innerlich und äußer­lich voll zu befriedigen in der Lagje ist. An alle Eltern und Vormünder begabter, mit gesundem Praktischem Sinn für werktägige Arbeit ausgestatte­ter Knaben, sei deshalb die Mahnung gerichtet, bei der bevorstehenden Berufswahl dem Handwerk ihre volle Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die Ordnung des Lehrlingswesens, insbesondere seit Durchführ­

ung des Gesetzes vom 30. Nov. 1908, wonach nur derjenige Lehrling ausbilden darf, der die Be­fähigung hierzu nachgewiesen hat, die Kontrolle seitens "der Handwerkskammern, die gewerblichen Fortbildungsschulen bezw. Gewerbe- und Fachschu­len sowie die Gesellenprüfungen mit ihrem kräf tigen Ansporn für Lehrlinge und Meister, sichern dem jungen Handwerker mehr denn je eine gründ­liche Ausbildung und damit eine gesicherte Zu­kunft. Die Handwerkskammer in Stuttgart hat in einer kleinen Broschüre sich der Aufgabe unter­zogen, Winke für die Wahl einzelner Berufe zu erteilen, indem die Vorbedingungen und Aussichten in den verschiedenen Berufsarten eingehend be­sprochen und auch Aufklärungen über Lehrzeit, Lehrvertrag, Fortbildungsschule und Gesellenprüf­ung erteilt werden. Die lesenswerte Schrift ist von dem Sekretariat der Stuttgarter Handwerkskammer zu beziehen.

Rundschau.

Tie alte Lehramtsfrage,

ob Lehrer unter leitenden Frauen wirken sollen, ist durch die Rektorenprüsung, die 12 Kandidaten soeben in Berlin bestanden haben, von neuem auf­gerollt worden. Unter denPrüllingen befand sich auch eine Berliner Gemeindeschullehrerin, die un­ter den gegenwärtig obwaltenden Umständen frei­lich eine Anstellung nicht zu erwarten hat. Im­merhin ist es für später nicht ausgeschlossen, daß die Möglichkeit einer solchen Anstellung von der Schuldeputation im Einvernehmen mit dem Provin­zialschulkollegium und der Staatsregierung ge- scch.ften wird. Während die Lehrer gegen eine An­stellung von weiblichen Rektoren sind, erklären die Lehrerinnen, wenn man sie zur Prüfung zulasse, müsse auch eine Amstellungsmöglichkeit vorhanden sein Eine ähnliche Streitfrage schwebt bekannt­lich zwischen den O^-r^hreru und den Ober­lehrerinnen, denen ja nach einer Reihe von Jah­ren auch einmal der Professvrtitel zufallen wird.

Einen Zuwachs von drei neuen Lenkbalkons

wird in der nächsten Zeit unsere Militärlustflvlte erhalten und zwar handelt es sich um ein Par- scvalluftschift, ErsatzP. 2", und den umgebauten LuftkreuzerM. 4". Ferner wird im Frühjahr 1913 ein Zeppelinluftschiss zur Ablieferung gelan­gen. Sollte auch nvch der Schütte-Lanz-Ballon von der Marineverwaltuug abgenommen werden, so würde sich die Zahl der manöverfähigen deut­schen Militarlustkreuzer auf 12 erhöhen. In einem Kriegsfälle gehen bekanntlich auch die Privatluft­kreuzer, vor allem die Zeppelinluftschifse, in die Hände der Heeresverwaltung über, sodaß letztere über eine Luftflotte verfügt, wie sie ihr keine an­dere Macht auch nur annähernd zur Seite stellen kann.

Gegen die Zulässigkeit der Feuerbestattung in Bayern

hatte die Regierung anläßlich des B-^»msses der Stadt Nürnberg, ein Krematorium zu errichten, Einspruch erhoben. Dieser ist jetzt jedoch vom Verwaltungsgerichtshof zurückgewiesen worden, so­daß der Weg zur Feuerbestattung in Bayern frei wäre.

Tic Verstärkung des italienischen Heeres um drei Armeekorps,

die jetzt nach dem Erwerb von Libyen beabsich­tigt ist, würde die Friedensstärke von Italiens Landheer auf über 350000 Mann bringen. Italien wird in Zukunft über 1 5 Armeekorps verfügen, von denen freilich zwei nach Libyen verlegt werden sollen, das eine nach der Cyrenaika mit dem Sitz in Benghasi und das andere nach Tripolitanien mir dem Generalkommando in Tripolis. Hieraus ist ersichtlich, daß man in Italien nicht mit einer sofortigen völligen Unterwerfung aller Araber­stämme rechnet, obwohl schon eine ganze Reihe

Araberhäuptlinge die italienische Oberherrschaft an­erkannt hat. Das dritte neue Armeekorps soll in Ancona errichtet werden. Da Deutschland bekannt­lich im Oktober zwei neue Armeekorps aufgestellt und auch Oesterreich verschiedene Reformen einge- sührt hat, so bedeutet das Vorgehen Italiens in Verbindung damit eine wesentliche Stärkung der Wehrmacht des Dreibundes.

-Menrteig, 16. November 1SI2.

* Znm Ernte- und Herbstdantsest. Wir feiern morgen das Ernte- u n d H er b st dia n k s e st. Nicht so reich und glänzend, wie man im Anfang des Sommers hoffen durfte, ist der Ertrag dieses Jahres ausgefallen. Es war fast unmöglich, die Ernte zu bergen, weil Tag für Tag der Regen herniederströmte: die Weingärtner wurden durch die ungewöhnlich niederen Temperaturen im August ihrer Hoffnungen beraubt. Wie es menschliche Le­bensläufe gibt, die mehr versprechen, als sie hal­ten, so stellt sich uns auch dieser Jahreslaus dar; ein unterbrochenes Wachstum, eine Entwicklung, die nicht zum Ziel führt, hat nichts Erfreuliches. Und schon sind jene geschäftigen Leute am Werk, die auch das Unglück politisch zu verwerten wissen und auf den getäuschten Hoffnungen der Landwirte ihre Hoffnungen aufbauten. Um so mehr gilt es für uns, zu dem Gang dieses Jahres die rechte Stell­ung zu nehmen, das Gute, das es gebracht hat, mit Dank zu genießen und anzuerkenuen, und die Enttäuschung, die es bereitet hat, ohne Murren hinzunehmen.

dt. Lichtbildervortrag. Am kommenden Sonn­tag, den 17. ds. Mts., nachmittags eiuhalb 4 Uhr, findet im Gasthof zumgrünen Baum" hier ein Lichtbildervortrag statt, welcher von unserem rüh­rig n Schueeschuhvereiu veranstaltet wird. Zu die­sem Vortrag konnte der in glanz Deutschland be­kannte Spvrtschriftsteller C. I. Luther aus Mün­chen gewonnen werden, welcher sich hiezu im In­teresse und zur Hebung des Skisports, in hochher­ziger Weise bereit erklärt hat. Es wird ganz be­sonders darauf hingewiesen, daß der Vortrag her­vorragendes bieten wird, sodaß der Besuch dessel­ben reckst warm empfohlen werden kann. Es ist jedermann von Alteusteig und Umgebung aufs freundlichste eingeladen. Der aus Mittwoch, den 20. ds Mts. angesagte Vortrag kommt dadurch in Wegfall.

* Konkurs ohne Masse. Die wegen Massenman­gel-:- abgewiesenen Anträge auf Konkurseröffnung im Deutschen Reich betragen im Jahre 1901 1150 Fälle. Im Jahre 1909 sind sie auf 2375 und 1910 auf 2396 gestiegen. Gleichzeitig ist die Zahl der eröffueten Konkurse von 9419 aus 8387 zu­rückgegangen. In Berlin pflegt die Zakst der ab­gewiesenen Anträge größer zu sein, als die der eröffueten Konkurse, in 41 Großstädten standen 19"" 2373 eröffueten Konkursen l 189 abgewiesene Au träge gegenüber. Das sind Zustände, die geeignet sind, die Kreditverhästnisse stark zu erschüttern. Immer dringender tritt daher die Forderung aus, auch die wegen Massenmaugels abzulehnenden Kon- kursanträge öffentlich bekannt zu geben, schon des­halb, weil der Schuldner, der so schlecht gemirt- schaftet hat, daß keinerlei Mittel verfügbar blei­ben, sich ehrlich keine weitergehenden Rücksichten verdient, als derjenige, der etwas übrig gelassen hat. Tie Handels- und Gewerbekammern werden dahin zu wirken haben, daß die Konkursordnuug entsprechend abgeändert wird.

* Tierschutz bei der Post. Die württ. Postver­waltung hat, einer B"'"ermeldung zufolge, vor kurzem nach dem Vorgang» der Retchspvstverwalt- uug eingehende Vorschriften erlassen, die von ihren tieifreundlichen Bestrebungen in erfreulicher Weise Zeugnis ablegjeu. Nach diesen Bestimmun­gen müssen die zur Versendung lebender Tiere die­nenden .Käsige usw. rei' " luftig- und so geräu-