vertrauensseligen Abonnenten wie das erste mal wieder die Leidtragenden.

st Stuttgart, 7. Nov. Heute früh einhalb 5 Uhr wurde der Feuermelder am Warenhaus Tietz in mutwilliger Weise in Tätigkeit gesetzt. Kurze Zeit darauf erschien Branddirektor Jacobi mit der Damvsspritze und einigen 30 Feuerwehrleuten. Na­türlich konnte er sofort wieder einrücken. Von dem Täter hatte man leider keine Spur, doch richtet sich der Verdacht auf einen von drei jungen Burschen, die unmittelbar vor der Alarmierung die Königsstraße heraufgekommen waren.

st Pfullingen, 7. 'Nov. Die bürgerlichen Kol­legien haben einstimmig beschlossen, beim Mini­sterium um die Genehmigung des Baues einer elektrischen Straßenbahn nachzusuchen, die Anschluß an die Reutlinger Straßenbahn erhalten soll.

st Heilbronn, 7. Nov. Nächsten Sonntag hält die Schwäbische Vo r t u r n erv e r e i wi g un g,, be­stehend aus Vereinen der Städte Cannstatt, Eßlin­gen, Göppingen, Heilbronn, Stuttgart und Ulm hier in der Karlsturnhalle ihre 8. Zusammenkunft, ver­bunden mit turnerischen Aufführungen ab. Beginnen wird das Turnen um ll Uhr, nachmittags 4 Uhr findet in den Kilianshallen eine gesellige Unter­haltung statt.

st Heilbronn, 7. Nov. Zu dem früheren Pau- linenspital aus den Jahren 18301832 und dem aus den 60iger Jahren stammenden Heilbron- ner Krankenhaus ist im Jahre 1905 gegen Osten ein Erweiterungsbau mit großen Kosten er­stellt worden. Es ist ein großes zwei- bis drei­stöckiges Gebäude mit Operationsraum und mit allen hygienischen, therapeutischen und chirurgischen Erfordernissen der Neuzeit ausgestattet. Zum Bau eines Jsolierhauses und anderer Erweiterungsan­lagen wurden im vorigen Jahre große Grunder­werbungen vorgenommen. Mit der auf rund 500000 Mark kommenden Vergrößerung wurde un­längst begonnen, insofern Straßenzüge zu verlegen und neuanzulegen sind. Nach der Fertigstellung wird das hiesige städtische Krankenhaus zu den ersten in Süd d euts chsl a nd zählen.

* Marbach, 7. Nov. Die Ziehung der zu Gunsten der Wiederherstellung der hiesigen evangelischen Alexanderkirche veranstalteten Lotterie ist vom 5. Nov. auf 2. Dezember verlegt worden.

ss Gerabronn, 7. Nov. Zum Ortsvorsteher von Rot am See wurde mit 218 von 225 abgegebe­nen Stimmen Schultheißenamtsassistent Gottlieb Kochendörfer gewählt.

st Ulm, 7. Nov. Der 19 Jahre alte Diensh- knecht Balthasar Ekle, gebürtig von Holzkirch OA. Ulm legte sich am Montajg früh Bei Ur­spring auf die Schienen und ließ sich von dem um 6.06 Uhr hier eintreffenden Personenzug über­fahren. Der Tot trat sofort ein. Was Anlaß zu der Tat gab, ist unbekannt. Anscheinend durch einen Unfall bei Schießübungen in seinem Garten am Galgenberg ist der Zahlmeister Gampel vom Bay. 12. Infanterieregiment ums Leben gekommen. Er hatte seinen tödlichen Schuß in der Schläfe.

st Lanpheim, 7. Nov. Die Lehrlinge Mühl­dorf er und Johann Wagnsr in Unterkirch- berg wollten eine mit Pulver gefüllte eiserne Röhre zur Entladung bringen. Als sie die Zündschnur an der Röhe befestigten, explodierte die Ladung und die Röhre wurde in Stücke gerissen. Die bei­den Unvorsichtigen wurden durch die Eisenstücke so schwer verletzt, daß sie kaum am Leben erhalten werden dürften.

st Sigmaringen, 7. Nov. In der Villa des Sa­nitätsrats Dp. Longard wurde in der Nacht während der Besitzer in einer Gesellschaft weilte und seine Gattin verreist war, eingebrochen. Den Einbrechern fielen für ungefähr 2000 Mk. Silber und andere Wertgegenstände in die Händel

Zur Landtagswahit.

st, Stuttgart, 7. Nov. Nunmehr steht die Zahl der Wahlberechtigten in Stuttgart-Stadt genau fest. Sie beträgt 63 219, 1882 waren es 18 410, 1889 21 000, 1895 25 084, 1900 33 163 und 1906 50 973.

st Blanbeuren, 7. Nov. Eine gestern stattaehaöte Besprechung der Vertrauensmänner des Zentrums beschloß, keinen pigenen Kandidaten aufzustellen, son­dern im ersten Wahlgang sofort den Kandidaten des Bundes der Landwirte zu unterstützen.

st Besigheim, 7. Nov. Die unparteiische Kan­didatur des Oberamtspflegers Merz ist wieder zu­rückgezogen worden.

Aus dem Gerichtssaal.

st Stuttgart, 7. Nov. Der Dragoner Wil­helm Bothner vom Dragonerregiment 25 war vom Kriegsgericht der 26. Division wegen tätli­chen Angriffs gegen einen Vorgesetzten neben Ver­setzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes zu 2 einhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden, wogegen er Berufung an das Oberkriegsgericht ein­

gelegt hatte. Am 16. September während des Ma­növers wurde der Angeklagte von einer aus einem Unteroffizier und einem Dragoner bestehenden Pa­trouille in einer Wirtschaft in Westhausen in be­trunkenem Zustand angetroffen. Sein Pferd stand vor der Wirtschaft. Die Patrouille nahm ihn mit. Unterwegs .galoppierte er dreimal davon. Beim drittenmal ritt ihm der Unteroffizier nach und faßte sein Pferd am Zügel. Der Angeklagte äußerte:Der Herr Unteroffizier soll loslassen!" und versetzte gleichzeitig dem Vorgesetzten mit sei­ner Lanze einen Schlag über den Helm, ein zwei­ter Schlag wurde von dem Unteroffizier mit der Hand abgehälten. Er war stark betrunken und mußte auf das Pferd gehoben werden. Nach dem Vorfall bedauerte er, dem Unteroffizier die Lanze nicht durch den Magen gerannt zu haben. Der An­geklagte schätzte sinnlose Betrunkenheit vor. Das Oberkriegsgericht kam wie das Gericht 1. Instanz zu der Ueberzeugung, daß die Zurechnungsfähig­keit zu bejahen war und verwarf die Berufung. Der Soldat 2. Klasse Jakob Schöll, der gegen­wärtig eine 1 einhalbjährigp Strafe wegen Fah­nenflucht im ersten Rückfall verbüßt, hat am 12. September in einer Stube des Festungsgefängnisses einem Sergeant, von dem er sich gedrückt fühlte und dem er die Schuld an zwei gegen ihn ver­hängte Disziplinarstrafen beimaß, mit der Hand ins Gesicht geschlagen. Wegen tätlichen Sichver- greifens an einem Vorgesetzten wurde er vom Kriegsgericht zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Mit seiner Berufung, die sich gegen die Höhe der Strafe richtete, hatte er keinen Er­folg, sie wurde vom Oberkriegsgericht als unbe­gründet verworfen. Der Angeklagte war 5 Jahre bei der Fremdenlegion. Er ist jetzt 28 Jahre alt. Außerdem hat er ein Bruchleiden und ist zudem noch schwerhörig.

Deutsches Reich.

st Berlin, 7. Nov. Staatssekretär v. Kider- len-Wächter besuchte heute nachmittag um ein­halb 4 Uhr den italienischen Minister des Aeußern, Marquis di San Giuliano, in der italienischen Bot­schaft und hatte eine Unterredung mit ihm, die länger als eine Stunde dauerte.

* Berlin, 7. Nov. Eine Novelle zur Gewerbe­ordnung, die dem Bundesrat demnächst zugeht, ent­hält die Bestimmung, daß auch kinematographische Vorführungen künftig! konzessioniert sein müssen. Wei­ter sollen die Bundesregierungen ermächtigt wer­den, für Gastwirtschaften mit weiblicher Bedienung besondere Vorschriften zu erlassen.

Ans! unseren Kolonien.

* Berlin, 7. Nov. Auf ferner, frenkber hat in Deutsch-Südwestafrika der aus Marienburg stammende Vizefeldwebel Friedrich Uebersohn sei­nen Tod infolge Berdurstens gefunden; der Bize- feldwebel hatte sich auf einer Expedition verirrt, lieber den Wassermangel und die Qualen des Dur­stes sind bekanntlich aus den Kämpfen wählend des letzten Hereroaufstandes erschütternde Schilder­ungen bekannt geworden. Das tragische Schick­sal des Verdursteten ist umso betrübender, als er kurz vor seiner Verheiratung stand.

Tie Rückkehr des Prinzen Heinrich von Preußen»

* Berlin, 7. Nov. Am Mittwoch erfolgte die Rückkehr des Prinzen Heinrich von Preußen von seiner Japanreise. Der Prinz war bei seiner An­kunft von seiner Gemahlin begleitet, mit der er gemeinsam das Zarenpaar in Spala besucht hatte. Der Prinz begab sich im Automobil sofort zum Neuen Palais in Potsdam, wo er seinem kaiser­lichen Bruder Bericht über seinen Aufenthalt in Japan sowie im deutschen Schutzgebiet Kiautschau erstattete.

Ausland.

i s Nazaire, 7. Nov. Marineminister Delcassee wies bei einem Festmahl aus Anlaß des Stapel­laufes des Ueber-DreadnoughtLa France" auf die Fortschritte der sranz. Schiffsbautechnik und Geschützsabrikation hin, die niemand enttäuschen würden, der ihnen Vertrauen schenke. Der Mini­ster fügte hinzu, daß Frankreich mehr und mehr von der wichtigen Rolle seiner Marine und der wirksamen Mithilfe seiner Geschwader in einem Kampf durchdrungen sei, der ihm zur Verteidigung des nationalen Bodens aufgezwungen werden könnte Frankreich werde mit Entschiedenheit, Me­thode, Eifer und Ausdauer seine Flotte neugestal- ten.

Der Balkan-Kriegsschüu

^

0 L 10

!

IstSlUöj

Oecerier

SsIglMÄ F,

tz/cktjrkiZckss ÜNVtousck

» cokl.ii

L.8tL?.M0-

Warum die Türkei nicht aufgeteilt werden kann.

* Paris, 7. Nov. Der Korrespondent desMa­tin" in Konstantinopel erfährt, daß die türkische Regierung mit dem Plan umgeht, die besondere Hrlfe Frankreichs und dann auch die Oesterreichs und Englands anzurufen, um zu verhindern, daß das türkische Reich aufgeteilt wird. Dabei wer­den die folgenden Umstände zu beachten sein: 1. der Artikel 6 des Vertrags vom 25. Juni 1802, der zwischen der französischen Republik und dem Sultan nach dem Frieden von Amiens abgeschlossen wurde, besagt, daß die Republik und die Pforte sich gegenseitig die ungeteilte Erhaltung ihrer Ge­biete garantieren; 2. der Artikel 7 des Pariser Vertrags von 1856 sieht vor, daß die Einheit des ottomanischen Reichs respektiert werden muß und jeglicher Versuch, der darauf abzielt, der Tür­kei Gebiete zu nehmen, als den allgemeinen In­teressen zuwider betrachtet wird. Dieser Artikel ist übrigens auch durch den Berliner Vertrag von 1875 bestätigt worden.

Demoralisation der türkischen Armee.

* Paris, 7. Nov. Das Elend des orientalischen Krieges spiegelt sich heute in den Berichten der

Die letzte Verteidigungs­stellung dicht vor de« Toren Konstantinopels.

Nach den letzten Nachrichten vom Kriegsschauplatz kann man wohl sagen, daß die Lage der Türken eine verzweifelte ist, sie bitten nach den furchtbaren Nieder­lagen jetzt um Frieden. Die türk­ische Armee, soweit von einer solchen überhaupt noch gesprochen werden kann, hat sich bereits auf die Tschataldschalinie zurückgezogen. Das türkische Hauptquartier ist nach Hademköi verlegt, und dieser Ort liegt hinter der erwähnten Linie am Ackbumarfluß, zwischen zwei der Hauptforts, venen eine dicht gedrängte Reihe kleinerer Befestigungen vorgelagert ist. Ein Korps unter Schefket-Torgut- Pascha scheint abgeschnitten zu sein und wird wahrscheinlich die Tschataldschalinie nicht mehr er­reichen.

Pariser Presse in ergreifender Weise Wied- r. Die türkischen Soldulen haben, wie aus diesen Be­schreibungen hervorgieht, wie Helden gekämpft, aber sie sind von ihren Offizieren im Stiche gelassen worden, und es har sich, niemand Am 'Ihre Ver­pflegung gekümmert, sodaß sie schließlich von Hun­ger und Ermüdung' überwältigt, trotz ihrer Erfolge aus dem Schlachtfelde in Massen die Flucht ergrif­fen. Neben diesem Jammerbilde bringt derFi­garo" einen Artikel von Pierre Loki, welcher an das Mitleid Europas appelliert zur Erhaltung we­nigstens Konstantinopels, und schließlich teilen die Zeitungen mit, daß die von der Türkei angerufene Vermittlung der Großmächte im Laufe der letzten 24 Stunden nicht den geringsten Fortschritt ge­macht hat, und daß die Einigkeit der Großmächte immer noch in der Untätigkeit besteht. Wie aus London gemeldet wird, spotten jetzt die Türken über die deutschen JnstruStoren und schrei­ben diesen ihr ganzes Unglück zu.

Der Letzte türtisch« Widerstand.

" Konstantinopel, 7. Nov. Der Märschall Fuad Pascha wurde zum Kommandanten der Oftarmee ernannt. Der Generalissimus Nazim Pascha ent-