si Welheim, OA. Besigheim, 26. Okt. In He:l- bronn wurde gestern der verheiratete Bremser Wil­helm Botkmer von hier beim Rangieren zer­drückt und war soforr tot. Er hinterläßt eine Witwe mit vier unmündigen Kindern.

st Eglofs, 26. Okt. An der Steige zwischen Hergatz und Wohmbrechts begegnete einem Fuhr­werk. mit dem die Witwe Faßnacht aus Moos fuhr, ein Auto, vor dem das Pferd scheute. Die Frau wurde zur Chaise hinausgeworfen und er­litt so schwere Rückgratverletzungen, daß ihr jeg­liche Bewegung unmöglich ist.

Zur Landtagswahl.

ss Stuttgart, 26. Okt. Die sozialdemokratische Partei hat heute die Liste ihrer Kandidaten veröffentlicht, aus der hervorgeht, daß die Parte: in sämtlichen Wahlkreisen Kandidaten auf ge stellt hat und offenbar zunächst einmal ihre Stimmenzahl im Landtag sestzustellen beab­sichtigt. Die Namen der Kandidaten sind im Laufe der letzten Wochen bereits nacheinander veröffent­licht worden. Sie sind in allen Wahlkreisen ver­schieden mit Ausnahme der Bezirke des Oberlandes, wo jeweils derselbe oder höchstens zwei Kandida­ten in den je vier Landtagsbezirken je eines' Reichstagswahlkreises austreten. Unter den Kan­didaten befinden sich die 15 sozialdemokratischen Abgeordneten im letzten Landtag, der 16., Kin­kel-Welzheim, ist nicht wieder aufgestellt worden.

st Wurzach, 26. Okt. Stadtpfarrer Fricker teilt mit, daß weder privatim von seiner Seite aus, noch von Seiten des Stadtpfarramtes Wurzach eine Einladung zu der Erzbergerversammlung ergangen sei.

Zum liberalen Wahlabkommen.

V Metzingen, 27. Okt. Die nationalliberalen Ortsgruppen hier und in Urach haben eine Re­solution gefaßt, mit Rücksicht darauf, daß sich der Sonderkandhdatur Metzger unüber­windliche Hindernisse in den Weg stellen, sich der volksparteilichen Kandidatur Brauchte zu unter­werfen, wenn das liberale Wahlabkommen auch von der Volkspartei im ganzen Lande gewahrt werde, insbesondere von dem Augenblicke an, in dem die Volkspartei in Besigheim und Heilbronn dem nationalliberalen Kandidaten öffentlich ihre Unterstützung gewährleistete. Da der volksprrtei- liche Kandidat Thendens in Besigheim zurückge­treten ist, hat jetzt vor allem die Volkspartei in Maulbronn das Wort. Es handelt sich dort um die nationalliberale Kandidatur Röser.

st Ludwigsburg, 26. Okt. Eine gestern abend vbgehaltene stark besuchte außerordentliche Gene­ralversammlung der Nationalliberalen Partei hat für Ludwigsburg-Stadt den Gemeinderat Dr. Hal­ler als Kandidaten zur Landtagswahl aufgestellt und folgende Erklärung beschlossen: Nachdem der seitherige Abgeordnete Otto Hoffmeister zu un­serem großen Bedauern aus Gesundheitsrücksichten seine von uns unterstützte Kandidatur zurückgezo­gen hatte und sich weitere Verhandlungen zwi­schen den beiderseitigen Landesleitungen der na­tionalliberalen Partei und Volkspartei zerschlagen haben, haben wir uns einstimmig entschlossen, den Gemeinderat Dr. Haller als unseren Kandidaten für die Wahl am 16. November aufzustellen. Hal­ler hat die Kandidatur angenommen.

Tie Viktoria, Luise von Friedrichshafen über Stuttgart nach Frankfurt a. M.

st Stuttgart, 26. Okt. Das LuftschiffViktoria Luise" hatte bei seinem Aufstieg nur zwei Passa­giere an Bord, den Kaufmann Landauer und den Ingenieur Eichler von Ravensburg. Es wandte sicb über die oberschwäbische Ebene, passierte 9.48 Uhr Biberach, stieg 10.15 Uhr in Sichtweite von Blaubeuren auf die rauhe Alb, überflog diese 10.50 Uhr in Laichingen und wandte sich wieder dem Lenninger- und dem Neckartal zu, 11.10 Uhr pasiierte ivas Luftschiff Kirchheim u. T., 11.25 Uhr Eßlingen. Es fuhr von dort vollends das Nek- kartal hinunter, machte 11.35 Uhr über dem Wa­sen an der sonstigen Landungsstelle eine Schleife und fuhr über die Villa Berg nach Stuttgart. Dort erschien es 11.40 Uhr und beschrieb einen großen Bogen über der Liederhalle, wo der Luft­fahrertag versammelt war. 11.50 Uhr nahm das Luftschiff bereits wieder seinen Kurs über die Prag nach Feuerbach und Ludwigsburg und verließ Groß- Stuttgarr, ohne zu landen. Um 12 Uhr wurde es von Ludwigsburg aus gesichtet, um 12.15 Uhr passierte es Vaihingen a. E. und verließ fünf Minuten später das württembergische Gebiet in der Richtung aus Heidelberg. Kurz vor 3 Uhr war das Luftschiff in der Halle in Frankfurt geborgen.

Luftsahrertag.

st Stuttgart, 26. Okt. Der 1. Deutsche Luft­fahrertag, auf dem 306 Stimmen vertreten sind, wurde heute vormittag durch den Verbandsvor­sitzenden, Generalleutnant z. D. v. Nieöer mit einer Begrüßungsansprache eröffnet, in der der Red­ner mit ehrenden Worten Haus Gerickes gedachte. Unter den Teilnehmern befinden sich Prinz Wil­helm von Sachsen-Weimar und Prof. Dr. Major v. Parfeval. Den wichtigsten Punkt der Beratungen bildete das neue Grundgesetz des Verbandes.

st Stuttgart, 26. Okt. (Nationale Wett­fahrt.) Die Preisverteilung für den nationalen Wettflug konnte noch nicht erfolgen, da. es sich bei der Prüfung der Ergebnisse zeigte, daß ein­zelne Ballons ihre Landungen nicht vollständig genau wiedergeaeben haben, sodaß es nötig ist, noch eine Abzählung der Entfernung vom Zeit­punkt an Ort und Stelle vorzunehmen. Die Kom­mission hat sich deshalb zu diesem Zweck heute nochmals nach Weckrieden begeben.

Gordon-lBenn ett-Wettsah rt.

st Stuttgart, 27. Okt. Es steht nunmehr fest, daß an dem heutigen Govdo n-Benne tt- Wettf liegen nur zwei deutsche Ballone sich be­teiligen und daß weder Alfred Dierlamm noch Dr. Bröckelmann an die Stelle des dritten, ver­unglückten Hans Gericke, treten.

js Stuttgart, 27. Okt. Das Interesse aller luft­sportlichen Kreise der Welt konzentrierte sich heute auf Stuttgart. Die schwäbische Landeshauptstadt bildete den Ausgangspunkt der großen Luftreise mit fernem, unbestimmtem Ziel, auf der jener Bal­lon Sieger wird, der, in der Luftlinie gemessen- die größte Entfernung vom Start zum Landungs­platz zurückgelegt hat. Die großen Nationen hat­ten ihre besten Führer hierhergesandt, um den

wertvollen Gordvn-Bennet-Preis, ein Kunstgegen­stand im Werte von 12 500 Frcs. für ihr Land zu erringen. Der Preis geht jedoch erst dann endgültig in den Besitz des Verbandes oder Klubs eines Landes über, wenn dieses aus 3 aufeinander­folgenden Wettbewerbe« als Sieger hervorgegangen ist. Die heutige, große internationale Veranstalt­ung hatte aus allen Ländern zahlreiche Sports­männer hierhergeführt, vor allem aber kamen aus unserer engeren Heimat Tausende hierher, um das hochinteressante Schauspiel in den Lüften zu ge­nießen Der ganze Startplatz war von einer rie­sigen Menschenmenge umsäumt, die Tribünen waren sehr gut besetzt. Als der amerikanische Ballon' Kansas City 2 mit Gas gefüllt wurde, hörte man plötzlich die Hülle zerreißen, der Ballon war auf geplatzt. Die Hülle senkte sich mehr und mehr, aber jedes weitere Unglück wurde verhütet. Inzwischen waren die übrigen Ballons sämtlich gefüllt. Dann war auch die Sonne zum Vorschein gekommen und überflutete mit ihrem goldenen Licht die gelben und silbergrauen Kugeln. Bereits vor 4 Uhr waren auf der Tribüne für den Kgl. Hof erschien: das Königspaar, das Fürsten­paar zu Wied, Herzog und Herzogin Robert, die 3 Söhne des Herzogs Albrecht und die Prinzessin von Bentheim-Steinfurt. Um 4 Uhr waren sämtliche Ballons slugbereit. Endlich kurz nach 4 Uhr wurde der erste BallonPicardie" (Frankreich) Führer Bienaimee vor die Haupttribüne gezogen und um 4 Uhr 7 Min. erfolgte unter jubelnden Zurufen unter den Klängen der Marseillaisse der Aufstieg 3 Minuten später gingHoney-moon" (England) m die Höhe, es folgten schnell aufeinander die übrigen Ballons. 19 Ballons hatten ihre Luft­reise unter den Klangen der verschiedenen Na­tionalhymnen angetreten. Der Südwest-Wind trieb die wetterfesten und bewährter: Lustfahlrer nach Nord-Ost. Als die Dämmerung begann, wurde zur Ueberraschung aller Anwesenden noch der Balkon Düsseldorf 2." gefüllt. Die Svortleitnng hatte dem Amerikaner Watts zum Trost für den ver­lorenen Kansas City 2. diesen deutschen Ballon zur Gordon-Bennett-Fahrt zur Verfügung gestellt. Um einhalb 7 Uhr ging auchDüsseldorf 2." mit flat­terndem Sternenbanner hoch.

Lus dem Reiche.

st Metz, 27. Okt. In Anwesenheit von Ver­tretern der Militär- und Zivilbehörden, von zahl­reichen Veteranen, Offizieren, Kriegervereinen und seyr zahlreichen Publikums fand heute mit­tag die Einweihung des -an der Landstraße Rezonville-Vionwille errichteten Denkmals zum Gedächtnis der dorft am 16. August 1870 Gefallenen des Infanterieregiments Won Al- vensleben, 6. brandenburgisches Nr. 52, statt. Die Festrede hielt der General der Kavallerie z. D v. Kleist.

st Berlin, 27. Okt. In der Kuppelhalle des Reichstagsgebäudes fand heute mittag eine Ge­dächtnisfeier für den verstorbenen Erbauer des Reichstagsgebäudes, Architekt Paul Wallot, statt.

M Lesefrrrchl. W

Starke Beine wirkt die Last,

Schwächung jede Krücke;

Was du bist, nicht was du Haft,

Hilft zu rechtem Glücke.

Wilhelm Jordan.

Steine, deren Glan; erborgt

Kriminal-Novelle von Johanna Zunk- Friedenau.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Nicht lange darauf kam es zur Gerichtsverhandlung Liese klärte denFall" völlig auf.

Claire Tournier, die Hauptangeklagte, versuchte mi> vielem Geschick alle Schuld von sich ab und auf den Toter zu lenken.

Sie erzählte dem Richter, wie der Mann sie zum Stehlen des Schmuckes veranlaßt habe, um mit dem von der Versicherung erhaltenen Gelds und dem Erlös der echten Steine mit ihr ins Ausland zu gehen und sie dort zu seiner Frau zu machen. Er habe eines Abends den Schmuck in ihre Wohnung gebracht, wo ihn ihre zufällig anwesende Schwester abgezeichnet habe. Ihr Vater hätte die Imitationen besorgt, natürlich, ohne zu ahnen, daß es sich um unlautere Zwecke handele. Sie habe an jenem Vormittage den Umtausch im Geschäft besorgt; schwer sei ihr das, der sie Zauber- und Iongleurkunststücke genugsam kenne, nicht geworden. Es hätte sich damals noch ein fremder Herr im Geschäft befunden und der Chef hätte «efchickt die Aufmerksamkeit abgelenkt.

Darauf, daß die Versicherung ihnen den Streich spielen, die Summe nicht auszahlen würde, darauf wären sie nicht vorbereitet gewesen.

Dann trat der Kommissar Faber als Belastungs­zeuge auf.

Seine Aussage kündete dem Richter, wie er zuerst auf die Verkäuferin, Frau Forti, Verdacht gehabt habe. Er hätte, da jeder Diebstahl Spuren hinterläßt', den Ständer mit sich genommen, und richtig mittels Unter­suchung auch die Abdrücke von Fingernägeln festgestellt; Abdrücke, die nicht den Fingern Frau Fortis angehörten.

Seine Frau, die als Detektivin für die Versicherung tätig war, habe zuerst den Verdacht auf Schneider junior gelenkt; sie habe im Vorübergehen von außen durch das Fenster gesehen, wie jener zwei Ketten aus der Auslage genommen und in seine Tasche gesteckt habe. Das sei ihr natürlich aufgefallen und habe sie auf die Spur gebracht. Als sie im Geschäft von Schneider L Co. tätig war, habe sie ein Stück von einem Briese und ein halbverbranntes Notizbuch gefunden. Mittels photographischer Aufnahmen wäre die Schrift teilweise entziffert worden und aus dem Vorgefundenen sei klar geworden, daß Schneider junior mit Unglück an der Börse spekuliert hätte. Außerdem deute­ten einige Notizen an, daß er im Briefwechsel mit jemand stand, der Edelsteine nachmachte. Auch ein Stück eines Briefes des Fälschers war im Ofen gefunden worden, auf dem aber nur die großen, lateinischen Buchstaben v. L. zu entziffern waren.

Auf das von ihm aufgegebene Inserat hatte sich der Zeichner gemeldet. Der Fälscher war in die Falle gegangen, die Buchstaben verrieten ihn.

Daß alle Personen miteinander zusammenhingen, der Fälscher der Vater der Freundin Schneiders war, hatten sie nicht gewußt; das habe sich erst aus dem Gange der Handlung ergeben.

Schneider juniors Leben war einer sorgfältigen Prüfung anterworfelp^vordep, und,da hatte sich herausgestellt. daß

>r sunge Mann- seit Jahr und Tag in schlechter Gesell- ,aft verkehrte und Schulden machte.

So überführt, wurden die beiden Angeklagten, Vater :d Tochter, zu längerer Gefängnisstrafe verurteilt.-

In dem Vororte F. hatte die Polizei das ganze Labo- llorium ausgeräumt zum Entsetzen der Nebenbewohner, e Jahr und Tag mit den Leuten ausder kleinen illa" in herzlichem Einvernehmen gestanden hatten.

Noch lange, lange Zeit hatte dieser stille Vorort einen esprächsstoff.-

Am schwersten litt bei der Verhandlung der alte Chef ;s Hauses Schneider L Co. Er konnte es noch immer cht fassen, als die Sitzung längst zu Ende war, daß in Sohn, sein Einziger, ein Dieb und Fälscher gewesen.

Margarete Tournier kam, dank ihrer Jugend, mit der 'längsten Strafe davon; hatte sie doch vor Gericht durch r bescheidenes, reuemütiges Wesen den Richter zu ihren unsten zu stimmen gewußt.

Die Vorsteherin eines Fürsorgeheims nahm sich spater rer an. Sie war eine Frau, welche dem Leiden des ebens ins Gesicht gesehen hatte und die von der Zukunft r Margarete das Beste hoffte.

Die Versicherungsgesellschaft zahlte dem Kommissar aber und seiner Gattin die ausbedungene Summe; für is verschwundene Schmuckstück, dessen Steine sich zum eile bei Hehlern wiederfanden, gab der alte Chef des auses Schneider das Lösegeld.

Maria Forti war sofort aus ihrer Haft entlassen orden; die Freundin hatte die alten Eltern von dem tand der Dinge in Kenntnis gesetzt; aber vergebens Men Marias Blicke beim Hinaustreren in die Frechen re Angehörigen. Sie blieben demWeltkinde" fern, erziehen nicht. ^ . . ..

Nur die Freundin, an der Hand den Friedrich Kart, äes ihr den Weg ins neue Leben.

Fortsetzung folgt.