1 Heilbronn, 25. Okt. (Räubereien.) Am Mittwoch kam ein Wagnergeselle von Bietigheim aus hierher, um Arbeit zu suchen. Es wurde ihm auch von drei Burschen im Alter von 1923 Jahren Arbeit in Aussicht gestellt, die sich zugleich bereit erklärten, den Fremden bis zur Arbeitsstelle zu begleiten. Hiebei lockten sie ihn vor die Stadt hinaus bis in die Nähe des Erholungsheims. Dort versetzte einer dieser Burschen dem Wagnergesellen einen Schlag ins Gesicht und warf ihn zu Boden, und raubte ihm sein Portemonaie mit 13 Mk. In­halt, worauf die Räuber flüchteten. Trotz sofor­tiger Absuchung des Geländes konnten Die Bur­schen mangÄs feder Spur und infolge der herein- gebrochenen Dunkelheit nicht ermuselt werden. In ähnlicher Weise wurde ein fremder hier wei­lender Gast am gleichen Tug auf der L-traße nach Bückingen in unmittelbarer Nähe von Bückingen von zwei Personen, mit denen er vorher gezecht hatte angefallen und beraubt.

Königliches Hoftheater.

. st Stuttgart, 25. Okt. Die heutige Urauf­führung der OperAriadne auf Naxos" von Richard Strauß und Hugo von Hofmannsthal bil­dete ein glänzendes gesellschaftliches und großes künstlerisches Ereignis. Jk der großen Königsloge erschienen: das Königspaar, Prinz August Wilhelm von Preußen, das Fürstenpaar zu Wied und Prinz Wilhelm von Sachsen-Weimar. Ein internationales Publikum füllte Parkett und Ränge, alle großen Kulturnationen waren durch bekannte Musiker und Kritiker sowie die Leiter großer Bühnen vertreten. Richard Strauß, der seine Oper selbst dirigierte, wurden am Schluß unaufhörlich stürmische Ova­tionen dargebracht. Die Fürstlichkeiten beteiligten sich lebhaft an den Beifallsbezeugungen.

Deutscher Luftfahrertag.

st Stuttgart, 25. Okt. Heute nachmittag fand auf dem Rathaus ein Empfang der Teilnehmer am Deutschen Lustfahrertag und c.n der Gordon-Bennet- Fahrt statt, zu dem etwa 100 Personen erschienen waren. An den Empfang schloß sich im Rathaus­keller das Frühstücksmahl an, bei dem Oberbürger­meister Lautenschlager die Gäste herzlich willkom­men hieß.

Zur Landtagswahl.

st Bietigheim, 25. Okt. Wie jetzt von der Leit­ung der konservativen Partei mitgeteilt wird, be­ruht die Nachricht, daß Konservative und Bund der Landwirte im Bezirk Besigheim den national- liberalen. Kandidaten Schmidt unterstützen werden, auf einer Mystifikation. Die Konservativen und der Bund der Landwirte haben die Absicht, in diesem Bezirk einen eigenen Kandidaten Lufzu- stellen.

Lus dem Leiche.

* München, 25. Okt. Prinzessin Rupprecht von Bayern, die Gemahlin des ältesten Sohnes des Prinzen Ludwig, ist gestern nachmittag! im Sor­rent an Herzschlag gestorben.

Das Haus Wittelsbach wird in diesem Jahr von Trauerfällen schwer heimgesucht. Die Prin­zessin Rupprecht ist ihrer Stiefschwester, der Her­zogin Amalie von Urach, und ihrem Bruder, dem Herzog Franz Joseph, nachgefolast, alle drei die Kinder des bekannten Augenarztes, ,des Herzogs Karl Theodor. Die Prinzessin Marie Gabriele hat nur ein Alter von 34 Jahren erreicht. Sie war eins Frau von großer Schönheit; in ihrem Wesen lag ein Zug von schwermütiger Zurückhaltung. Mehrere Kinder sind ihr in jungen Jahren weg­gestorben. Seit dem Jahr 1900 war sie mit dem Prinzen Rupprecht von Bayern verheiratet, dem künftigen bayerischen König.

* Berlin, 25. Okt. Die beiden Haupträdels­

führer bei den Fleischkrawallen, der 25jährige Ar­beiter Ganschow und der 27jährige Arbeiter Cie- sielski, wurden verhaftet. Sie werden sich wegen Landfriedensbruch und Plünderung zu verantwor­ten haben. ' <

Ter Kaiser bei der Taufseierlichkeit in Weimar;

st Weimar, 25. Okt. Bei der heutigen Gala­tafel aus Anlaß der Taufe des Erbgroßherzogs hielt der Kaiser in Erwiderung auf den Trink­spruch des Großherzogs folgende Rede:Gestatten Ew. Kgl. Hoheit mir, namens der hier versam­melten Gäste den herzlichen Glückwunsch und Dank zu gleicher Zeit zu dem heutigen Tage auszn- sprechen, den Glückwunsch, daß Weimar einen Erb­großherzog begrüßen kann, den Dank, daß wir Paten sein dürfen. Die Freude und den Jubel, die Weimar durchzogen als die Botschaft ausgerufen wurde: ein Großherzog ist da! fühlen wir voll mit. Möge der junge Herr, der in dem Lande geboren ist, aus dem die Wartburg grüßt, vor­bildlich sein in ritterlicher Tugend wie seine Vor­fahren und Ahnen und sein Schwert bereit halten

für des Reiches Herrlichkeit! Möge er eine Säule unserer evangelischen Kirche sein und möge er, von dem Geiste der großen Dichterzeit umflossen, auch allezeit ein Schützer und Förderer der deut­schen Wissenschaft und Dichtung sein! Möge er zur Freude seiner Eltern und zum Segen für sein Land aufwachsen! Wir aber vereinigen alle unsere Gefühle in dem Wunsch: Gott segne Ew. Kgl. Hoheit, die Frau Großherzogin, den Erbgroß­herzog und das großherzo,gliche Haus und das wei- marische Land. Ew. Kgl. Hoheiten und der Erb­großherzog hurrah, hurrah, hurrah!"

RuErMlchrs

st Wien, 25. Okt. Der Kaiser empfing heute den Minister des Aeußern, Grafen Berchtold in besonderer Audienz, in der der Minister über seine italienische Reise Bericht erstattete.

* Newyovk, 25. Okt. Polizeileutjnant CharlesBecker wurde Heute um Mitternacht von den Geschworenen des Mordes im ersten Grade schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Es wurde als erwiesen angesehen, daß er dis Erschießung des Spielhöllenbesitzers Hermann Ro­senthal durch Verbrecher veranlaßt hat. Die Tä­ter selbst sollen demnächst prozessiert werden. Bel­ker hat Berufung gegM das Urteil angewendet.

Tie Unruhen in Mexiko.

st Newyork, 25. Okt- Nach einem Telegramm aus Veracruz sind zwei aufständische Offiziere, die nach der Wiederbesetzung der Stadt gefangen ge­nommen worden waren, vom "Kriegsgericht zum Tode verurteilt und "gestern aoend üon Bundes­truppen erschossen worden. Felix Diaz wird heute nachmittag vor dem Kriegsgericht erscheinen.

Marokko.

st Casablanca, 25. Okt. Der Kaid Triahi und der spanische Scbützling Sierisu, der ihm Zuflucht gewährt hatte, sind durch das Kriegsgericht zum Tode verurteilt worden.

Ser BMMrieg.

Tie Erstürmung von KirMifse.

st Wien, 25. Okt. lieber die Erstürmung von Kirkilisse meldet der Kriegsberichterstatter der Reichspost, dessen Berichten in hiesigen militärischen Kreisen erhebliche Bedeutung beigemessen werd, fol­gendes: Der Kampf von Kirkilisse wurde durch einen Nachtangriff vorbereitet, der die Bulgaren zu Herren der Stellung nördlich und nordwestlich der Stadt machte. Die Bulgaren brachten auf diesen Höhen sofort Artillerie in Stellung und beim Morgengrauen beppnn das Bombardement der Stadt, die in kurzer Zeit in Brand geschossen war. Gleichzeitig setzte die bulgarische Infanterie auf der ganzen Front auf der Straße von Mati-Tir- nowo-Kirkilisse über Karäkotsch und Raklica östlich von Petre zum Angriff auf Kirkilisse an, während eine weitere Kolonne östlich über die Höhen von Jundala gegen die Straße nach Bunar Rissar vor­ging. In den Weinbergen im Norden von Kir­kilisse entspann sich nun zwischen den angreifenden Bulgaren und den Türken ein furchtbar Ar Nahkampf. Die Bulgaren wurden wiederholt zu­rückgeworfen, setzten jedoch immer von neuem zum Sturm an. Das Gros der Türken hatte bereits im Laufe der Nacht den Rückzug aus Bunar Hissar sowie in südlicher Richtung angetreten. Um 10 Uhr vormittags drangen die ersten bulgarischen Truppen in die Stadt, wo ein furchtbarer Stra­ßenkampf entstand. Sckon nach einer Stunde war der Kampf entschieden. Die Bulgaren waren Herren der Stadt. Trotz allgemeiner Erschöpfung der Truttpen wurde sofort die Verfolgung der Tür­ken ausgenommen, deren stärkste Kolonne einen Vor­stoß über Uesküb auf Bunar Hissar unternahm, um den Rückzug der türkischen Truppen abzuschneiden. Von großer Bedeutung wird jetzt das Vorgehen durch die Walüzone an der Küste auf V'za vor­rückender bulgarischer Streitkräste sein, da durch diese den Türken der Weg nach Konstantinopel vollständig verlegt werden kann. Die türkische Hauptkraft, die bei Kirkilisse im Kampf stand, hat den Rückzug auf die zweite Verteidigungsstellung am Ergenefluß angetreten.

D e Schlacht bei Knrnanowo

st Belgrad, 25. Okt. Nach einem offiziösen Be­richt begann die Schlacht bei Kurwanowo in der Nacht vom 23. zum 24. Oktober und dauerte gestern den ganzen Tag bis abends. Die Stärke der türkischen Truppen wirb aus S5 000 Mann ge­schätzt. Trotz des völlig bestrichenen Gefechtsfekdes ging die serbische Infanterie gegen die türkischen Schanzen mit einem Bajonettangriff vor. Es kam wiederholt zu einem Handgemenge. Besonders er­folgreich war das Eingreifen der serbischen Artil­lerie in den Kampf, die 3 zu einer Attacke aus­holende türkische Schwadronen vernichtete. Die bei­

derseitigen Verluste find groß. Die Türken sollen 5000 Mann verloren haben. Der Kronprinz leitete den Kampf in unmittelbarer Nähe der Feuerlinie. Auch der König erschien mit dem Generalstabschef auf dem Gefechtsfelde. Der Geist der serbischen Truppen ist vorzüglich. U. a. haben die Serben auch 12 türkische Geschütze erbeutet. Die Bedeut­ung der Schlacht bei Kumanowo liegt darin, daß Uesküb von der türkischen Armee nunmehr nur von einer einzigen Position aus verteidigt werden kann Wie offiziös aus Prischtina gemeldet wird, wurde bei dem am 23. ds. Mts. erfolgten Einzug dem Kommandanten der 3. serbischen Ar­mee von der Bevölkerung ein begeisterter Empfang bereitet. In einer Ansprache an die Notabeln er­klärte der serbische General, daß die serbische Ar­mee die Freiheit und die Gesetzlichkeit für alle ohne Unterschied der Religion bringe. Die ser­bischen Truppen wurden mit den Rufen:Hoch König Peter! Hoch Serbien!" begrüßt.

Tie Verfolgung bulgarischer Torpedoboote.

* Konstantinopel, 25. Okt. DerTanin" gibt eine Beschreibung des Bombardements von Warna, die anscheinend amtlichen Ursprungs ist. Die Ver­folgung der bulgarischen Torpedoboote wurde am 2l. Oktober bei Tagesanbruch ausgenommen. Die türkische Flotte von Warna kommend, entdeckte 2 kleine bulgarische Torpedoboote, die von Süden her in voller Geschwindigkeit den Hafen von Warna zu erreichen suchten. Der türkische Befehlshaber er- öffnete sofort auf sieben Meilen Entfernung das Feuer. Die türkischen Zerstörer erhielten den Be­fehl, die bulgarischen Torpedoboote an der Flucht in den Hafen zu verhindern, dessen Eingang durch eine große Anzahl Minen geschlossen ist. Ein bul­garisches Torpedoboot, das bereits den Schornstein und den Mast verloren hatte, mußte auf den Strand auflausen. Die Mannschaft rettete sich durch Schwimmen. Einem türkischen Torpedoboote gelang es, die Boje, die die Linie der Untersee- Minen anzeigt, sortzunehmen. Die bulgarischen Be­festigungen des Hafeneingangs und die in Busch­werk verborgenen Batterien feuerten darauf auf die türkischen Schiffe, deren Feuer die Militär­mühlen und den Palast Euxinograd zerstörte.

Tie Serben annektieren.

* Belgrad, 25. Okt. Analog dem Vorgänge nach der Einnahme von Podujewo wurden auch in Prischtina und Novibazar serbische Zivilpräfel­ten bestellt und in den eroberten Gebieten die volle serbische Staatsgewalt etabliert. Auf diese Weise wurden die neu gewonnene Landstriche dem serbischen Staatsverbande einverleibt.

Oesterreich und der Krieg.

* Wien, 25. Okt. In zweistündiger Rede be­sprach Abgeordneter Kramarsch die Notwendigkeit der Wiederkehr geordneter Verhältnisse im Parlament, insbesondere mit Rücksicht auf die auswärtige Lage. Nach den großen Siegen der Balkanstaaten könne man nicht hoffen, diesen die eroberten Gebiete wie­der zu entreißen. Von Oesterreich-Ungarn hänge der europäische Friede ab, ein Fehltritt der Mo­narchie, und der Weltkrieg ist da. Wenn die Ver­hältnisse auf dem Balkan sich ändern, werde eine nationalvolitische und volkswirtschaftliche Entwick­lung der Balkanvölker eintreten, und es müsse dafür gesorgt werden, daß die Monarchie hiebei maßgebenden Einfluß erhalte und nicht durch eine falsche Politik, speziell jenseits der Leitha, die Le­bensinteressen der Monarchie gestört werden.

* Konstantinopel, 24. Okt. Heute trifft hier der erste Transport von Verwundeten ein; man spricht von 2000 Mann. Im ganzen ist für 5000 Betten vorgesorgt, während sich mindestens 15 600 als notwendig erweisen dürften. Falls nicht bald entsprechende Vorsorge getroffen wird, kann der daraus sich ergebende Uebelstand bedenkliche For­men annehmen.

st Athen, 25. Okt. Der frühere Ministerprä­sident Dragumis ist zmn Gouverneur von Kreta ernannt worden und bereits dorr einge- jtroffen.

ist Christiania, 25. Okt. Die norwegische Re­gierung hat heute ihre Neutralität in dem Kriege zwischen der Türkei und den 4 Balkan- staaten erklärt.

Handel und Verkehr.

* Stuttgart, 25. Oktbr. Kartoffelgroßmarkt auf dem Leonhardtsplatz. Zufuhr 1000 Ztr. Preis für runde Kartoffeln Mk. 2.30. bis Mk. 2.60., für lange Kartoffeln Mk. 5.30. bis Mk. 5.50. per Ztr. Fi l der kraut­markt auf dem Charlottenplatz. Zufuhr 1000 Stück. Preis 1218 Mk. für 100 Stück.

Voraussichtliches Wetter

am Sonntag, 27. Okiober : Vorwiegend heiter, trocken, mild.

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lank.

^ruck und B. luz der M. Rieker'schen Buchdruckeret in Altenffelg.