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Meter von dem Bahnwarthaus entfernt bei den Häuslesäckern eine stark verstümmelte männliche Leickc auf dem Bahnkörper vor. Es wurde fest- gestellt, daß es der 21 Jahre alte Maschinen­meister Otto Wahlenmayer von Stuttgart war. Wie sich der Unfall zugetragen hat, kann man nicht mehr feststellen, doch glaubt man aus der Erde an seinen Stiefeln doch schließen zu können, daß er querieldein üver d.^s Ackerfeld gelaufen war, dann den Bahndamm als besseren Weg zu seiner weite­ren Wanderung benützte und dort vom Zuge über­rascht wurde.

jl Friedrichshofen, 24. Okt. Das LuftschiffVik­toria Luise" ist um 3.40 Uhr hier wieder glatt gelandet. Es war um 9 Uhr ausgeftiegen und 11.15 Uhr in München eingetroffen. Nach einem Pafsagierwechsel um 11.53 Uhr ist das Luftschiff wieder aufgestiegen. Morgen soll das Luftschiff, günstige Witterung vorausgesetzt, nach Frankfurt wieder zurücksliegen. Es ist beabsichtigt, die Rich­tung über Stuttgart zu nehmen, wo eine Zwi­schenlandung erfolgen soll.

st Gaimmertingen, (Hohenzoll.), 24. Okt. (Diese Mode!, Vor wenigen Tagen wollte ein Däm­chen unsere Kleinbahn benützen, war aber in ihrem engen Rock außerstande, den Wagen zu besteigen. Der Schaffner mußte ihr hinaufhelfen.

st Bon der bayerischen Grenze, 24. Okst In Günzburg fiel ein 25 Ztr. schwerer Mühlstein auf einen 22 Jahre alten Müllerburschen. Dem jungen Mann wurden beide Beine abgeschlagen. Da er auch sonst schwer verletzt ist, wird an seinem Aufkommen gezweifelt.

Zur Landtagswahl.

st Stuttgart, 24. Okt. Von der Fortschritt­lichen Volkspartei Groß-Stuttgarts sind ge­stern für die Verhältniswahlen für die Stadt Stutt­gart folgende Kandidaten aufgestellt worden: Ober­bürgermeister a. D. v. Gauß, Fabrikant Haaga- Cannstatt, Hofflaschnermeister O. Völker, Oberbahn­weichenwärter Eisele-Untertürkheim, Prokurist E. Frank, Rechtsanwalt Dr. Rüstige. Es wurde die Kumulierung des Kandidaten v. Gauß beschlossen.

Tie nationale Wettfahrt.

st Stuttgart, 24. Okt. Der trübe Vormittag hinderte Tausende von Fremden und Einheimischen nicht, sich das große luftsportliche Ereignis auf dem Cannstatter Wasen anzusehen. Auf dem Füll­platz hatte ein großes Militäraufgebot Aufstellung genommen, um den Anordnungen der Ballonmeister entsprechend, 30 Ballons flugbereit zu machen. Die Parole lautet: 2 Kilometer nordöstlich von Hall, Wegkreuzung bei Weckrieden nach Gelbingen. Die Führer begaben sich an die Ballons, um die letzten Vorbereitungen zu treffen, Ballast ein­zunehmen und abzuwiegen. Um 1 Uhr endlich stieg unter brausenden Hochrufen der BallonGraf von Wendel" des Oberrheinischen Vereins in Straßburg .in die Höhe, rasch aufeinander folgten die andern. Der einsetzende Regen ließ die gelben Kugeln bald in Wolkenschleiern verschwinden. Ohne einen klei­nen, aber unbedeutenden Zwischenfall ging der Start allerdings nicht von statten. So kam der BallonMünsterland" seinem Friedrichshafener Kollegen so schnell und dicht auf den Leib ge­rückt, daß der Ballonkorb einige Mal recht kräftig gegen die Hülle desFriedrichshafen" schlug, das

M L-sesrucht.

Tätigkeit löst Rastel und baut der Menschheit Schönstes Werk; doch schmähe sie drum ein stilles Sanftes Herz nicht, weil es erwählt den bessern Teil wie Maria.

August Graf v. Maten

Steine. derrnGla«; erborgt.

Kriminal-Nooelle von Johanna Zunk-Friedenau.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

10. Kapitel.

Der Juwelendleb.

Die Vorstellung im Edentheater, die bis Mitternacht dauerte, ging in einer halben Stunde zu Ende; und doch faß das Publikum, welches sonst wohl ein Variete schon vor dem Schlüsse verläßt, noch ruhig auf den Plätzen; wollten doch alle noch das Auftreten der berühmten Miß Celia" mitansehen.

Die Künstlerin, von der das Publikum nicht wußte, ob sie Engländerin oder Französin sei, entzückte allabendlich durch ihre graziösen Tänze, die sie ihren Jongleur-Piecen folgen ließ.

"Auch heute wurde ihr stürmischer Beifall zuteil, wie sie, in dem rosa Trikot, von wehenden Schleiern umgeben, gleich einer Loie Füller, ihren Serpentintanz begann.

Ab und zu schweiften ihre Blicke in den Zuschauer­raum und blieben dann einen Moment an einem Herrn in der vorderen Orchesterloge haften, der ihren stummen Gruß erwiderte.

Netzwerk .gering beschädigte und ihn zn längerem Verweilen am Startplatz nötigte. Zuletzt trat der reparierteFriedrichshasen" gegen 2 Uhr die Luft­reise an. Ununterbrochener Regen.getestete die fro­hen Svortsmänner, denen sich auch etliche mutige Damen angeschlossen hatten, nach Hall, wo als er­ster um einhalb 4 Uhr der Hamburger Ballon Bürgermeister Mönckeberg" glücklich sein Ziel er-, reichte. Am Abend waren sämtliche übrigen Bal­lons glücklich gelandet. Auf dem Cannstatter Wa­sen herrschte eine musterhafte Ordnung. Auch das Königspaar war anwesend.

st Hall, 24. Okt. (Brennender Ballon.) Der an der nationalen Ballonwettfahrt teilneh­mende BallonReuß" des Niederrheinischen Vereins für Luftschiffahrt geriet, als er heule mittag gegen einhalb 4 Uhr in der Nähe von Gailenkirchen landen wollte, mit einer Starkstromleitung in Be­rührung. Die Ballonhülle fing Feuer und ver­brannte vollständig. Die drei Insassen wur­den durch hinzueilerrde Personen aus dem Korb gerissen und kamen unverletzt davon.

Aus d«m Gerichtssaal.

sl Ellwangen, 24. Okt. (Wiederaufnahme­verfahren.) Die hiesige Strafkammer hat am 16. März 1910 den Bierbrauereibesitzer Johann Schanz von Heidenheim wegen Freiheitsberaubung zu einem Monat Gefängnis verurteilt, da er schul­dig befunden wurde, am 12. Januar seine Frau 1 einhalb Stunden in die dunkle kalte Speisekam­mer gesperrt zu haben, bis diese durch Vermitt­lung des Dienstmädchens die Polizei herbeirief. Schanz machte damals geltend, daß seine Frau Ihne Trinkerin sei und in ihren Rauschzuständen Wn größten Skandal verführe. In den Stunden der Reue haben sie ihn gebeten, bei solchen be­trunkenen Anfällen sie einzusperren. Ans dem Schlafzimmer, wo er sie sonst verwahrte, sei sie ans dem Fenster gestiegen und habe häßliche Sze­nen auf der Straße verführt. So habe er keinen anderen Ort gewußt als die Speisekammer. Diese Verteidigung wurde nicht anerkannt und Schanz verbüßte die Strafe, ruhte jedoch nicht, um ein Wiederaufnahmeverfahren herbeizuführen. Der jetzt als Sachverständige und Zeuge zugezogene Dr. Bielmonn aus Heidenheim bestätigte, daß Frau Schanz eine notorische unheilbare Trinkerin sei, daß dem Manne zu der damaligen Zeit kein an­deres Hilfsmittel als Einsperren zur Verfügung gestanden habe: auch die Länge der Zeit sei not­wendig gewesen. Zweimal fei er seit März ds. Js. zu der betrunkenen Frau gerufen worden. Aus einem Sanatorium sei sie geflüchtet. Das zweite Mal habe er die Frau durch die Sanitätskolonne in das Krankenhaus bringen lassen müssen. Auf diese Aussage hin erkannte das Gericht auf Frei­sprechung von der Anklage der Freiheitsberaub­ung unter Uebernahme der Kosten des gesamten Verfahrens auf die Staatskasse.

Lus dem Reiche.

st Berlin, 24. Okt. Wie der Reichsanzeiger mel­det, ist die Blockade über Tripolis und die Cyrenaika und das Rote Meelr von der ita­lienischen Regierung wieder aufgehoben werden. Das Einfuhrverbot für Waffen und Schiffsbedarf

Die Zuschauer begleiteten alle die Produktionen mit stürmischem Applaus, ünd doch schien Mademoiselle Celia heute nervös.

Als der Vorhang gefallen und das gefüllte Haus in enthusiastische Hervorrufe ausbrach, leistete die Diva dem Rufe keine Folge.

Der Herr aus der Loge hatte sich erhoben und war direkt nach dem Bühneneingang geeilt; etwas später gesellte sich eine in einen Mantel gehüllte Dame zu ihm.

Du, Günter, wir wollen noch insContinental-Cafs"

gehen; ich habe dort meinen Vater und die Grete hin- bestellt; die beiden haben am Ende etwas Neues."

Meinetwegen, obgleich ich vom letzten Male noch genug habe und mein Alter mir arg auf die Finger paßt."

Weißt du, Günter, ich bin heute nervös; ich habe den ganzen Tag keine Ruhe, immer ist mir zumute, als ob mir noch irgend etwas zustößt."

Unsinn, Claire; das sind deine Nerven! Wenn ich Geld genug habe, gehen wir in ein Seebad und du ruhst dich aus! Doch nun wollen wir ein Auto nehmen, damit wir zur Zeit ankommen."

Nein, ich mag nicht fahren! Laß sie warten! Ich habe das Bedürfnis nach frischer Luft."

Der Herr bot der Tänzerin den Arm, und langsamen Schrittes schlugen sie den Weg zum Cafe ein.-

Auf der anderen Seite der Straße schlenderten zwei Herren gemächlich nebeneinander. Der größere, im leichten Sommerüberzieher, hatte seinen Arm in den des kleineren, der einen langen Lodenmantel trug, geschoben.

Wie absichtslos wählten sie den gleichen Weg, welchen das Paar drüben nahm, standen dann vor dem Cafe still und berieten miteinander, ehe sie eintraten.

Der Chef, der am Büfett stand, ging auf den Aelteren zu.

Was steht zu Diensten, Herr Kommissar."

Still, ich bin ganz inkognito! Hören Sie! Wir müssen ein Zimmer dicht neben dem haben, welches das zuletzt gekommene Pärchen nimmt. Sie sind wahrscheinlich

nach Tripolis und der Cyrenaika bleibt jedoch bis aus weiteres bestehen.

Tie Tumulte wegen des russischen Fleisches.

* Berlin. 24. Okt. Die Morgenblätter verur­teilen ohne Ausnahme das Vorgehen der Flei­sche r m ei st e r, die entgegen ihrem Versprechen gestern den Verkauf des von Sachverständigen als mittelgute Qualität einwandfrei festgestellten rus­sischen Fleisches nicht bewirkt und dadurch die turbulenten Szenen am Wedding herbeigeführt ha­ben.

Zu Zusammenstößen kam es auch heute wieder in der Markthalle am Wedding, wo die Frauen die Stände stüsrmten und di'e La­dentische abräumten, sodaß die F le is cher mit ihren Gehilfen die Flucht ergrei­fen mußten. Auf der Straße kam es dadurch zu Unruhen, daß einzelne Rowdies aus der Menge die Frauen aufstachelten. Verschiedene Läden wur­den geplündert und die Fensterscheiben mit Preßkohlen und Steinen eingeworfen. Die Polizei stellte schließlich die Ruhe wieder her.

jj Berlin, 24. Okt. Heute nachmittag 1 Uhr wurde von bisher unbekannt gebliebenen Tätern in der Pankstraße 73 die Fensterscheibe des Schläch­termeisters Albert Menzel zertrümmert und Wurst- und Fleischwaren entwendet. Die Ruhe in der Straße ist wiederhergestellt. Verletzungen sind nicht vorgekommen.

st Berlin, 24. Okt. Die Ausschreitungen am Wedding wurden heute nachmittag fortge­setzt. Eine nach Tausenden zählende Menge durch­zog in großen Trupps die Straßen und zertrüm­merte die Schaufenster mehrerer Flei­scherläden. In einem Laden in der Müller- straßc, der voller Käufer war, begannen einige die Waren vom Ladentisch und den Auslagen zu stehlen. Ueberall gelang es den Schutzleuten, ohne Waffengewalt die Ordnung wiederherzustellen.

Ser BMMeg.

Was ist Wahrheit? Diese Frage möchte man gegenüber den Berichten vom Kriegsschauplatz auf­werfen, die so verworren und widerspruchsvoll lauten, daß sich auch die bekannten ältesten Leute keiner ähnlich konfusen Kriegsberichterstattung ent­sinnen können. /

Nach den neuesten Meldungen scheint nun die türkische West arme e einen bedeutenden Sieg über die Serben errungen zu haben. Anderer­seits sollen die Bulgaren nun Khr-Kilisse erstürmt und genomkmen Habens Die Bul­garen sollen dabei 50000 Mann zu Gefange­nen gemacht haben, wenigstens nach bulgarischer Meldung. Auf bulgarischer Seite sollen 100000 Mann gKämps haben.

* Die Siegesmeldungen der Montenegriner haben in den letzten Wochen sehr nachgelassen. Dort haben die Türken offenbar das Stadium der man­gelnden Vorbereitung überwunden, in dem sie sich an den übrigen Grenzen noch befinden.

Die griechischen Erfolge in Thessalien sind nicht weiter überraschend. Hier haben die Türken augenscheinlich nur ganz geringe Trup­penmengen stehen. Seit dem letzten" Kriege haben sie keine allzugroße Achtung vor dem südlichen

noch mit einem alten Herrn und einer Dame zusammen. Unter allen Umständen müssen wir sie beobachten, und wenn Sie die Leute, die das Nebenzimmer haben, hin­aussetzen sollten."

Der Wirt machte ein recht verlegenes Gesicht; dann sagte er:Ich werde es schon machen; ich bin dem Herrn ja immer gern zu Diensten gewesen! Drüben in der Ecke sitzt übrigens der Herr Polizeileutnant, der fragte vorhin schon nach Ihnen."

Schön! Aber nun machen Sie."

Dann steuerte Faber auf den Tisch des Leutnants zu.

Nun, Herr Faber, wird's werden?"

Ich hoffe, Herr Leutnant! Der Wirt besorgt uns ein Zimmer."

Geraume Zeit verging; da erschien der Wirt wieder.

So ganz leicht ging es nicht, Herr Kommissar! Da ist, übrigens bei der Gesellschaft jemand, den ich kenne!"

St! St! Nur keinen Namen! Ich verstehe Sie schon! Führen Sie uns nur."

Aber es wird doch keinen Skandal geben! Mein Cast, mein Ruf als Wirt."

Beruhigen Sie sich; ich garantiere Ihnen, daß niemand etwas merkt. Die Leute drin folgen freiwillig."

Ein kleines Kabinett nahm die Herren auf; der Polizei­leutnant wurde mit dem jungen Herrn im Lodenmantel bekannt gemacht.

Gnädige Frau," sagte er zur Detektivin,sehen als unseresgleichen ebenso schneidig aus, wie als Dame."

Frau Faber wehrte das Kompliment ab.Der Dienst gestattet alles, Herr Leutnant."

Aus dem Nebenraum klang Lachen und Gläseranstoßen; der Wirt hatte die Ventilationsklappe, die sich zwischen beiden Zimmern befand, geöffnet, so daß die Lauschenden jedes Wort vernahmen.

Dem Wein war lebhaft zugesprochen worden; der alte Tournier sang französische Gassenhauer.