Tie Einweihung der neuen Hoftheater.
K Stuttgart, 15. Sept. Die neuerstellten Kgl. Hoftheater haben nun durch glänzende Veranstaltungen ihre Weihe erhalten. Am Samstag abend fand in Anwesenheit des 'Königspaares und der Mitglieder 'des Kgl. Hauses sowie zahlreicher hervorragender Persönlichkeiten die Eröffnungsvorstellung im großsen Hause statt. Düs Haus bot im Glanze seines Lichts, mit den 1500 Gästen, den zahlreichen Uniformen, prachtvollen Toiletten der Djaimen ein faszinierendes Bild. Jmsersten Rang erschienen die Staats minister, das diplomatische Korps, die Generalität und die hervorragendsten Vertreter der deutschen Bühnenwelt. Unten im Parkett waren zahlreiche hervorragende Vertreter des deutschen Schrifttums, die Leiter der bedeutendsten deutschen Theater und viele bekannte Künstler erschienen. In großer Zahl waren die Vertreter der auswärtigen Presse anwesend. Ferner seien von den Anwesenden noch erwähnt: Sämtliche Vorstände der Oberamtsstädte, viele hohe Beamte, die Oberamtmänner, Landtagsabgeordneten re. Nach! 6 Uhr betrat das Königspaar die große Hofloge. Sofort begann das Festspiel, das mit einer kraftvollen Jubelhymne unseres Generalmusikdirektors! Max von Schillings eingeleitet wurde. Nach der Aufführung fand im Festsaal des Königsbaues das große Festbankett statt, an welchem mehrere hundert Gäste teilnahmen.
Am heutigen Sonntag fand die Er ö ss nwn g s- feier des kleinen Hauses statt, zu der wiederum das Königspaar, die Kgl. Prinzen und der größere Teil der gestern Geladenen erschienen. Der luftige Ressource-Akt aus Gustav Freytags „Die Journalisten" 'würde ganz prächtig aufgeführt. Sehr wiriungs- und stimmungsvoll wurde darauf der 3. Akt aus Figaros Hochzeit gegeben. Diese graziöse Mozart-Oper ist direkt angewiesen auf den entzük- kenden intimen Rahmen dieses wahren Schmuckkastens eines modernen Theaters. Die Ausstattung war in der Tat pompös. Damit waren die eigentlichen Eröffnungsfeiern beendet.
Der König gab heute abend im Residenzschloß für die auswärtigen Bühnenleiter und die an den Bauten beteiligten Künstler ein Diner.
Der Kaiser ließ dem Generalintendanten Baron von Putlitz durch Graf Hülsen die Brillanten zum Roten Adlerorden 1. Klasse überreichen.
Vom Manöver.
ss Von der Ulmer AIS, 14. Sept., Auf der Alb von Ulm bis Aushausen OA. Geislingen ist z. Z. reges militärisches Leben. Da manöveriert die 27. Division in nächster Nachbarschaft von der 26., deren Kanonendonner gestern durch den endlich einmal eingetretenen Ostwind herübergetragen wurde auf die Höhen um Scharenstetten. Die beiden Brigaden der 27. Division, die blaue 53. unter dem Befehl des Oberst v. Erpf und die rote 54. unter Oberst Kreises Führung trafen gestern vormittag auf dem Gelände zwischen Temmenhausen und Tomerdingen aufeinander. Die blaue Brigade sollte im Rahmen einer angenommenen Kriegslage rote Truppen, die von Ulm her vormarschierten, au der Vereinigung mit der nordwärts zur Entscheidung drängenden (gedachten) Hauptarmee verhindern. Blau, das anfangs Vorteile errang, wurde durch das Uebergewicht von Rot, das ein Infanterieregiment mehr besaß, zum Rückzug genötigt, der über Scharenstetten auf Nadelstetten und Reutti cmgetreteü wurde. Dort bezog die 53. Brigade Biwacks, die 54. Brigade lagerte sich bei Temmenhausen. Das Wetter hatte sich nun endlich zum Bessern gewendet und gestern nur einen unbedeutenden Regenschauer beschert. Die Truppen find frisch und tragen die Strapazen um so williger, als ihnen durch den Wegfall der Korpsmanöver ein rascheres Ende der strengen Tage stinkt.
Lidmlisms M MWilik.
Stuttgart, 15. Sept.
Im überfüllten Festsaal der Liederhalle sprach gestern abend auf Veranlassung der Fortschrittlichen Bolkspartei Dr. Friedrich Naumsaüns Wer „Liberalismus und Weltpolitik". Der Vorsitzende der Stuttgarter Volkspartei, Privatier Reif, begrüßte zunächst die zahlreich Erschienenen und drückte seine Freude über das rege Interesse aus, das damit dem Redner des Abends bewiesen werde. Von stürmischem Beifall begrüßt, betrat Dir. Naumann die Rednertribüne und führte einleitend aus, die Frage der Weltpolitik beschäftige nicht nur Deutschland, sondern alle Kulturvölker der ganzen Erde. Die Zeit des ewigen Friedens stehe noch in steiler Ferne, das beweise ein Blick auf das Mittelmeer, mit dem sich Deutschland schon jahr- zehntelang beschäftige. Zuerst war es die Marokko- ftaae, dann die Affäre von Casablanca und das Me kkoabkommen. Kaum war dies erledigt, zeigte
sich eine starke Spannung zwischen Deutschland und England. Zwischendurch gingen die Italiener nach Tripolis, um sich für die Niederlage bei Massaua zu entschädigen. Es sei aber nur ein Krieg zwischen der Türkei, dem Freunde Deutschlands, und Italien, dem Bundesgenossen, soweit die Schiffs- geschütze reichen. Jetzt seien die Geldmittel der beiden Kriegsführenden zu Ende und jeder verlange den Frieden. Man müsse sich heute die Frage vorlegen: „Was wird bei der Weht- politik verhandelst?" Es werde weiter verhandelt an einer 200jährigen Liquidation des Muhammedanerreiches. Die meisten der heutigen Generation hätten gar keinen rechten Begriff mehr von der Gewalt der Größe des Muhammedanis- mus, der vor einer verhältnismäßig kurzen Zeitperiode fast ganz Europa beherrscht habe. Früher habe man gebetet: Gott schütze uns vor den Türken!, heute betet man: Gott erhalte uns die Türken! Trotzdem der Muhammedanismus ein zähes Leben habe, sei immer wieder etwas von ihm !a'Lgefallen und Italien habe den letzten Schritt zur Aufteilung Afrikas getan, nur Abessinien stehe noch unter keinem „Protektorat". Noch sei der Panamakanal nicht fertig gestellt und schon sei es strittig, ob er ein besonderer nordamerikanischer oder ein internationaler Kanal sein werde. Nach der chinesischen Revolution bekomme jetzt das Menschengeschlecht eine gemeinsame Geschichte und die Frage tauche auf, was man alles mit der zum erstenmal additionsfähigen Menschenmasse machen könne. Diese Erwägung führe zum Vorstudium eines Haushaltplanes für die gesamte Menschheit. Alle Länder treten jetzt ein in die kapitalistische Methode, die frühere stille Art zu leben, werde durch die Systematisierung aller Betriebe überwunden. Die Sozialdemokratie mit Marx habe diesen Vorgang zuerst, erfaßt, wenn auch anders, als er verlaufen sei. In früheren Jahrhunderten sei von Mesopotamien aus die Weltgeschichte gemacht worden, dann sei sie immer weiter nach Norden gewandelt, bis sie sich! am Atlantischen Ozean niedergelassen habe. Heute sei der Geschichtstag für die Völker gekommen und er habe seinen Sitz in London. Die Deutschen und die Engländer mit den Amerikanern hätten die Führung über alle anderen Völker der Welt übernommen. Durch die Kolonialpolitik werde die Menschheitsidee immer mehr verwirklicht. Heute streite man sich nicht mehr um kleine Gebiete innerhalb des Reiches, heute handle es sich um Reiche selbst. Mit der Menschenvermehrung wachse die wirtschaftliche Ausbreitung und auch die Industrie. Durch die Verteilung des Erdballs entstehen Reibereien und die militärische Spannung höre heute nicht mehr auf, je weiter die alten Staaten sich ausbreiten, desto empfindlicher werden sie. Jetzt gelte es, die Frage zu erörtern: Wie stellt sich desr Liberalismus zu den Fragen der Militärs- und Kolonialpolitik? Eon Ledebour bis Dern- burg sei eine weite Spanne und zwischen diesen beiden Extremen bewege sich die deutsche Linke. Die Anfänge der Scheidung zwischen Nationalliberal und Linksliberal gehen schon auf das Jahr 1848 zurück und liegen in der auswärtigen Politik, und seit 1866 gebe es zwei Richtungen im Liberalismus: rechts- und linksliberal, einen militärischen und einen unmilitärischen Flügel. Inzwischen aber kommen sich die Gemüter näher und seit 1897 habe auch die früher unmilitärische Volkspartei alle Vorlagen bewilligt. Der Unterschied sei zwar noch stimmungsmäßig vorhanden, aber die Handlungen seien einerlei. Das habe der Verantwortlichkeitsgedanken für die ganze Welt- nnd Kolonialvolitik zustandegebracht. Jetzt sei die Sozialdemokratie die Erbin der alten Stimmungen des Liberalismus geworden. Die Massensortschritte seien aber aufs engste verknüpft mit Kolonialpolitik und diese wiederum gehe nicht ohne Kampf vor sich. Die Schiedsgerichte seien eine alte Programmforderung der Volkspartei, aber der Gedanke der friedlichen Verständigung würde diskreditiert, wenn man behaupten wollte, daß sich heute schon alles unmilitärisch machen lasse. Auch die Auffassung, daß der Militarismus ein notwendiges Uebel sei, müsse überwunden werden. Solange man auf der Linken alle Fragen in der auswärtigen Politik der Rechten überlasse, würden dieser auch die Macht überlassen. Seitdem die Miliz durch den Kaiserbesuch in der Schweiz sozusagen staatsfähig geworden sei, sei aber auch auf diesem Gebiet eine Verständigung erleichtert worden. Wenn für Deutschland der große Geschichtstag kommen solle, so müsse ihn die Linke herböiführen. Sie könne dies aber nur, wenn sie bereit sei, verantwortlich mitzuhandeln. Vielleicht sei es gut, daß die Linke bis jetzt noch nicht soweit sei, aber die Zeit werde und müsse kommen, wo schließlich einmal der Liberalismus der Sieger sei. Stürmischer Beifall dankte dem Redner für seine Ausführungen.
Bus dem Reiche.
Ein Schiffs» »füll.
CuxhMien, 14. Sepch Nach hieher gelangten Meldungen ist mittags das Torpedoboot „G. 171" von dem Schlachtschiff „Zähringen" bei einem Durchbruchversuch gerammt worden. Innerhalb 15 Minuten istdasTorpedfoboot in eöner Wassertiefe von 30 Metern gesunken. 7 Leute der Bemannung werden vermißt. Die Unsall- stelle befindet sich nördlich von Helgoland. Eine amtliche Bestätigung der Nachricht steht noch aus.
Wilhelmshaven, 15. Sept. Bon der Mannschaft des untergegangenen Torpedobootes „G. 171" wird auch der Torpedoboots-Oberheizer Wichmann vermißt.
js Kowstjantinopel, 14. Sept Ein Erdbeben verursachte in der letzten Nacht bedeutenden Schaden. Auf der Insel Teneaos find zahlreiche Häuser eingestürzt. In Gallipoli, wo auch eine Reihe von Häusern beschädigt wurde und eingestürzt sind, kampiert die Bevölkerung im Freien.
* Tokio, 13. Sept.j General Graf Nogi, der Eroberer von Port Arthur, und seine Gemahlin haben nach der religiösen Zeremonie in Verbindung mit der Leichenfeier für den verstorbenen Kaiser Selbstmord begangen.
Vermischtes«
§ Tie Ohrseigengeschichte in der ungarischen Garnison Kassa, in der die Oberstleutnantstochter Luise Härtel den schlagfertigen und der Korpskommandant Boroewitsch den leidenden Teil spielte, und die s. Zt. großes Aufsehen erregte, hat einen friedlichen Ausgang genommen. Der Oberstleutnant sollte bekanntlich seinen Abschied nehmen, weil er mit feiner Haushälterin in freier Ehe lebte,- nun hat sich aber herausgestellt, daß die Frau einer adeligen Familie entstammt und sogar mit berühmten ungarischen Grafengeschlechtern weitläufig verwandt ist. Der Eheschließung steht daher nichts mehr im Wege und von einem Abschied des Oberstleutnants ist keine Rede. Die Ohrfeige gilt nicht, — rückgängig ist sie aber nicht mehr zu machen. !
Handel und Verkehr.
ss Ttnttgart, 14. Sept. (Schlachtviehmarkt.) Zugelrirkt« 152 Großvieh. 125 Kälber, 247 Schweine.
Erlös auS Hz Kilo Schlachtgewicht : Ochsen 1. Qual. ») ausgemästete von 100 bis 104 Pfg., 2. Qual, b) fleischig» und ältere von —bis — Pfgy Bullen (Farren) 1 . Qnal a) vollfleischige, von 90 bis 92 Pfg., 2. Qualität d) älter» und weniger fleischige von — bis — Pfg., Stiere »kü> Jungrinderl. Qual, a) ausgemästete von 100 bis 104 Pf., 2. Qualität d) fleischige von 96 bis 100 Pfg., 3. Qualität v) geringere von — bis — Pfg.; Kühe 1. Qual. ») jung« gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität d) älter«
gemästete von — bis — Pfg., 3. Qualität o) geringer«
von — bis — Pfg., Kälber: 1. Qualität») beste Saugkälber von 104 bis 108 Pfg. 2. Qualität b) gute Saugkälber von 98 bis 103 Pfg. 3. Qalität o) geringere Saug
kälber von 90 bis 98 Pfg., Schweine 1. Qual, a) jung« fleischige 89 bis 90 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette vo» 87 bi« 88 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 82 bis — Pfg.
Voraussichtliches Wetter
am Dienstag, 17. Sept.: Morgens Nebel, nachmittags etwas Aufheiterung, mäßig mild, kein wesentlicher Niederschlag.
Verantwortlicher Redakteur: L. Laut, MeaSeir.
Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei in Mtensteig.
In rvenigerr Lagen
erscheint wieder der Briefträger
um die Abonnementsgebühr für das beginnende 4. Quartal zu erheben. Es geschieht dies im Interesse unserer verehrl. Postabonnenten, damit in dem regelmäßigen Bezug ihrer Zeitung keine Störung eintritt. Wir bitten deshalb die Abonnements-Gebühr freundlichst bereit halten zu wollen.
Herdststürme und Altweibersommer künden die nahende rauhe Jahreszeit an mit ihren zahlreichen, lästigen Erkältungskrankbeiten. Wer sich gegen Schnupfen, Husten und Influenza schützen will, der Härte sich beizeiten durch tägliche kalte Waschungen ab. Er benutze dazu eine gute, neutrale, milde Seife, wie die Steckenpferd-Lilienmilchseife, die Dank ihres hohen Gehaltes an Borax ihm die Gewähr bietet, daß alle Hautunreinigkeiten, wie Schweiß, Schuppen, Fett und Schmutz gründlich* best^' ' werden, so daß die Hautporen stets geöffnet bleiben u.w die Haut ihre Weichheit und Zartheit selbst bei den rauhesten Ostwinden behält. Das allgemeine körperliche Wohlbefinden selbst in der schlechtesten Zeit deS Jahres ist reichlicher Lohn für die kleine Mühe.