verhaftete beide Eheleute und bei der Durchsuch­ung der Frau aus der Polizeiwache, stellte sich heraus, daß sie noch einen zweiten "Revolver bei sich trug. Als ihr auch dieser abgenommen wurde, meinte sie und wenn sie auch' fünf Revolver brauche, sterben müsse ihr Gatte doch vor ihr.

st Zuffenhausen, 5. Sept. Vom Glück begün­stigt scheint der hier wohnhaft gewesene Ein- und Ausbrecher Kabelt gewesen zu sein. Gestern wurde er, wie die Alltägliche Rundschau meldet, in Mühl­acker festgenommen und in Ermangelung einer Arrestzelle in einen Abort gesperrt. Beim Nach­sehen gestern früh war der Vogel ausgeflogen. Man sollte so was nicht für möglich halten.

st LudwigsMrg, 5. Sept. Der Ausschuß des Gewerbe -und Handelsvereins hat in seiner gest­rigen Sitzung beschlossen, dem Gedanken der Ver­anstaltung einer Gewerbe- und Industrieausstell­ung im Jahre 1914 näher zu treten.

st Besigheim, 5. Sept. (Spurlos verschwun­den.) Alle Nachforschungen nach dem 17 Jahre alten Hausburschen K. Schaile von Neckarwestheim sind bis jetzt ergebnislos geblieben. Schaile diente bekanntlich in einem Gasthof in Stuttgart, aus dem er Plötzlich verschwand. Nun wurden durch das Auswärtige Amt Erhebungen eingeleitet, um festzustellen, ob der Vermißte in die Fremdenle­gion gesteckt wurde.

st Murrhardt, 5. Sept. Nach nahezu 27jäh- riger Amtstätigkeit tritt auf 1. Oktober Smdt- schultheiß Zügel in den wohlverdienten Ruhestand.

st FichtenAerg, OA. Gaildorf, 5. Sept. Bei der gestern hier stattgefundenen Ortsvorsteherwahl haben von 237 Wahlberechtigten 229 gleich 96,6 Prozent abgestimmt. Hiervon entfielen 209 Stim­men auf Verwaltungskandidat und Schultheißen­amtsverweser Reinhardt, 20 Stimmen auf den Revisor des Verbandes landw. Genossenschaften, Stumm-Botnang. Ein tragisches Ende nahm der Wahltag für den Bauern Welz hier. Kurz nachdem er seinen Wahlzettel abgegeben hatte, stürzte er vom Herzschlag getroffen tot zusammen.

st Gmünd, 5. Sept. Gestern vormittag erprob­ten die Herren Vogt und Dangelmaier ihren selbst­konstruierten Flugapparat auf der Mutlanger Heide. Die Flugversuche mußten aber nach kurzer Zeit eingestellt werden, da der Motor nicht richtig ar­beitete. Nachmittags wurden die Flugversuche wie­der ausgenommen und der Apparat hob sich auch einige Meter über den Erdboden. Plötzlich wurde er aber von einem Windstoß erfaßt und mit sol­cher Wucht zu Boden gedrückt, daß die beiden Tragflächen, das Fahrgestell und der Propeller zerstört wurden. Der Flieger kam, abgesehen von einer Verstauchung der rechten Hand, mit dem Schrecken davon.

Aus dem Gerichtssaal.

st Hellbraun, 5. Sept. (Ein Bauunfall u. seine Folgen.) An dem Flügelanbau der hö­heren Mädchenschule in Heilbronn waren die Grab­arbeiten dem Bauwerkmeister Hermann Kurz von Dürrmenz-Mühlacker, wohnhaft in Heilbronn, über­tragen gewesen. Beim Aushub der Kläranlage stieß man auf einen Betonklotz, der noch von der Anlage der alten Stadtgärtnerei herrührte. Der Klotz ragte in die Baugrube teilweise herein, trotzdem ließ Kurz die Arbeiter unter dem Klotz Weiterarbeiten-,

M Lesefrrrchk. M >

Nicht bloß im grünen Wellenreiche,

Auf der wogenden Meeresfluk,

Auch auf der Erde, so fest sie ruht,

Auf den ewigen alten Säulen Wankt das Glück und will nickst weilen.

Schiller.

Um ri« Erbe.

Familienroman von K « rl Meisncr.

(Fortsetzung) Nachdruck reiboten.

Der ganze Eindruck, den Sie hier gewonnen haben werden, dürfte nicht sehr günstig sein, Fräulein Luy. Aber ich hoffe, daß Sie recht bald eine bessere Meinung haben werden. Gestatten Sie mir jetzt, daß ich mich zurückziehe. An der Mittagstafel sehen wir uns wieder, bis dahin ruhen Sie sich, bitte, von den gehabten Anstrengungen aus."

Als sie allein war, setzte sich Binchen in tiefster Nieder­geschlagenheit an das Fenster. Wohl bemühte sie sich, die ersten ungünstigen Eindrücke milder zu beurteilen, aber sie kam nicht über den offenbaren Haß hinweg, den ihr die Haushälterin unverhüllt gezeigt hatte, und die übertriebene Freundlichkeit des Hausherrn widerte sie unsäglich an. Daß keine Hausfrau vorhanden war, emvfand sie dovpelr schwer, zumal sie diesen Umstand niemals in den Bereich der Möglichkeit gezogen hatte. Wer mochte aber nun dies verschüchrerre, scheue Kind sein?

obwohl »ein Vorarbeiter Berger wiederholt von dem städtischen Bauaufseher auf die Gefahr aufmerk­sam gemacht worden war. Am 16. März fiel der 10 bis 12 Zentner schwere Klotz plötzlich herab u. schlug einem verheirateten Arbeiter von Jlsfeld beide Beine ab. Dieser starb zwei Tage daraus an den Folgen des Unfalles im hiesigen Kranken­haus. Wegen dieses Unfalles wurde nun Kurz u. sein Vorarbeiter Berger der fahrlässigen Tötung an­geklagt und beide hatten sich gestern vor der hie­sigen Strafkammer zu verantworten. Das Urteil lautete bei Kurz auf 3 Wochen Gefängnis. Berger wurde freigesprochen.

Aus dem Reiche.

st Berlin, ,5. Sept. In der Staatsverordneten- versammlung fand heute die feierliche Einführung des neuen Oberbürgermeisters Exzellenz Wermuth statt.

st Waldenburg, 5. Sept. Wie das Neue Tag­blatt meldet, wurden heute nachmittag auf dem TiefbauschachtSegenshütte" bei Altwasser "5 Bergleute durch ausgetretene Grubengase ge­tötet. Von den Verunglückten waren 3 verheira­tet.- l ,

Ausländisches.

st Zürich, 5. Sept. Der Kaiser empfing heute auf der Terrasse der Villa Ritberg die Abordnun­gen des Deutschen Ausschusses. Der Deutsche Aus­schuß umfaßte Delegierte von 12 reichsdeutschen ^Züricher Vereinen. Der Kaiser unterhielt sich mit den einzelnen Delegierten in liebenswürdiger und freundlicher Weise über die einzelnen Vereine und die persönlichen Verhältnisse der Delegierten u,rd bekundete ein außerordentliches Interesse für die wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse der Schweiz, wobei er Vergleiche zwischen Deutschland und der Schweiz zog. Der Empfang dauerte über eine Viertelstunde. Der Kaiser speiste heute abend im engsten Kreise mit seinem Gefolge in der Billa Ritberg. Das Mahl trägt keinen offiziellen Cha­rakter. Der Deutsche Männergesangverein wird im Garten einige Lieder vortragen.

st Kronstadt, 5. Sept. Das russische Schulschiff Lastotschka" ist in dichtem Nebel mit dem fin­nischen DampferKalewa" zusammengestoßen. Beide Dampfer sind am Vorderteil beschädigt wor­den. Das Schulschiff ist mit eigener Kraft in den Hafen von Kronstadt eingelausen.

st Rom, 5. Sept. DieAg. Stef." veröffent­licht folgende Note: Nachdem die erste Phase der militärischen Operationen in Libyen durch eine tatsächliche Besetzung der Küste von Makabez bis Tobruck erfolgreich beendet ist, Hat .sich die Regier­ung um eine weitere Ausdehnung der Operatio­nen nach dem Innern zu erleichtern, entschlos­sen, die beiden Kommandos über die Truppen in Tripolis und in der Cyrenaika von einander un­abhängig zu machen. Da General Caneva, nach­dem ihm für sein Werk gebührendes Lob ausge­sprochen worden war, durch königlichen Erlaß vom 2. Sept. seines Kommandos enthoben wurde, ist

War der Schloßherr trotz seiner augenscheinlichen Jugend schon Witwer oder war es gar nicht sein Kind, wenigstens nicht sein legitimes? Alle diese Fragen durchkreuzten ihr Hirn, und trübe hob sie die Augen zu dem blaulachenden Himmel. Plötz­lich färbte ein freudiges Rot ihre Wangen. Die gewaltige Felsmaffe, über und über mit Wald bedeckt, erhob sich vor ihren Blicken, und auf dem höchsten Gipfel lag eine Ruine. Ohne Zweifel war es dieselbe, in der sie die letzte Nacht zu­gebracht hatte, sie erkannte sie deutlich wieder. Es schien ihr sogar, als sähe sie hoch oben auf der einen Mauer eine mensch­liche Gestalt sich in der klaren Lufl erheben. Ohne sich Rechen­schaft darüber geben zu können, empfand sie ein tiefes Heim­weh nach jener Stätte, die so gastlich sie hier in der Fremde beherbergt hatte. Vergessen waren die Schrecken der Nacht, und als einen Trost empfand sie es geradezu, den öden Trümmer­haufen sehen zu können, der ihr im Geist so lieb geworden war, so heimisch und traut.

Die nächsten Tage brachten für Binchen keine Änderung ihrer Lage. Der Schloßherr überbot sich in Aufmerksamkeiten gegen sie, aber immer deutlicher trat es zutage, daß er un­ehrenhafte Absichten dabei verfolgte. Jeder Blick, der lüstern auf ihr ruhte, verriet seine unlauteren Gedanken. So unerfahren Binchen auch war, so fühlte sie es doch mit dem mädchenhaften Instinkt, der niemals täuscht.

Sonst fiel Binchen noch auf, daß häufig zwischen dem Schloßherrn und Mamsell Koristka ein Wortwechsel stattfand, wie er unter normalen Verhältnissen zwischen dem Dienstherrn und seiner Untergebenen unmöglich gewesen wäre. Erst glaubte Binchen, daß Armut im Hause herrsche, aber bald merkte sie, daß nur schnöder Geiz den Schloßherrn zu ungewohnter Spar­samkeit verleitete. Die meisten Räume im Schloß waren un­bewohnt und nicht in Ordnung gehalten, das Dienstpersonal auf die notdürftigste Zahl beschränkt. Verkehr hatre Wotny mit keinem Menschen sonst. Geschäfte erledigte er ausschließlich

er in Tripolitanien durch Generalleutnant Ragni und in der Cyrenaika durch Generalleutnant Bric- cola ersetzt worden. Beide Generale erhalten die gleichen militärischen und zivilen Befugnisse, wie sie bisher das einheitliche Oberkommando in Tri­polis iinnehatte.

st Konstantinopel, 5. Sept. Blättermeldungen zufolge, beriet gestern der Ministerrat den Bericht der türkischen Delegierten über die Friedensver­handlungen. Nach dem Studium des Berichtes wird die Pforte den Delegierten neue Instruktionen für die Wiederaufnahme der Verhandlungen erteilen.

st Beethiune, 5. Sept. Während eines neuen Rettungsversuches in der Grube La Clarence wurde in der Tiefe von 1000 Meter ein lebendes Pferd gefunden. Dadurch ist die Hoffnung, die verun­glückten Bergleute noch lebend aufzufinden, wie­der von neuem wach geworden.

st Utrecht, 5. Sept, Bei einer militärischen Hebung in der Nähe des Forts Vossegat zerbrach ein mit Soldaten bemanntes Floß. 18 Mann fie­len ins Wasser, von denen 6 ertranken.

st Petersburg, 5. Sept. Am Ufer der Newa, in der Nähe einer im Bau befindlichen Brücke der russisch-finnischen Verbindungsbahn, ist in der letz­ten Nacht ein großer Holzschober niedergebrannt, in dem Arbeiter übernachteten. Bisher sind 17 verkohlte Leichen geborgen worden.

st Hongkong, 5. Sept.< Auf dem West-River wurde ein der Asiatischen Petroleumgesellschaft ge­höriger Leichter, der sich im Schlepptau eines Dampfbootes befand, von Piraten überfal­len, die den Kapitän und den Obermaschinisten des Dampfbootes mit sich gefangen führten. Die Räu­ber verlangen eine Lösegeld von 20000 Dollar.

Vermischtes.

K Wenn man am Montag zementiert. Eine eigentümliche Verwechslung passierte, wie der Ko­cher- und Jagstbots erzählt, einem Maurer des

Städtchens F. im Hcchenzollerischen. Er

sollte in einem Bauernhaus einen Wasserschacht auszementieren. Am Samstag abend brachte er die nötigen Säcke mit Zement und stellte sie in die Scheuer. Am Montag machte er sich seinen Zement zurecht, die eigentümliche Farbe fiel ihm, wohl weil es Montag war, nicht auf. Nach eini­gen Tagen wurde der neuzementierte Schacht seiner Bestimmung übergeben. Doch wie erstaunte der Bauer, als sich nach einigen Stunden der Zement löste. Der herbeigeholte Maurer war bei diesem Anblick einige Augenblicke sprachlos und untersuchte den schwimmenden Zement, der sich als Tho- ma smehl entpuppte. Dieses lagerte in zum Ver­wechseln ähnlichen Säcken in der Scheuer. Der Montag und die Säcke machen den Fehlgriff des Maurers erklärlich, doch dürfte es nicht alle Tage Vorkommen, daß ein Maurer mit Thomasmehl ze­mentiert. '

Z Das Ende der ältesten Zeitung der Weltz, Einer aus Peking eingetrofsenen Nachricht zufolge hat der Präsident der chinesischen Republik, Juan- schikai, die ZeitungKing-Bao" für immer unter­drückt. Damit ist die älteste (Zeitung oer Welt verschwundn.e In Aer "Geschichte "Les chinesischen sZeitungswesens und der Journalistik überhaupt nimmt die jZeitungKing-Bao" wohl den hervor-

mit dem Notar Flebbe, welcher in einem abgelegenen Neben­gebäude wohnte, von dessen Familie aber man nie etwas zu sehen bekam. ' ' '

Mamsell Koristka änderte in ihrer feindseligen Haltung Binchen gegenüber nichts. Im Gegenteil! Wo sie ihr etwas in den Weg legen konnte, tat sie es geflissentlich, ohne sich auch nur Mühe zu geben, ihre Abneigung zu verbergen. Sie mochte in der jungen Erzieherin eine gefährliche Nebenbuhlerin wittern, die ihre Stellung dem Schloßherrn gegenüber gefährdete. Da sie demselben augenscheinlich einige Zugeständnisse gemacht hatte, dachte sie in ihrer moralisch niedrigen Gesinnung, Binchen würde dasselbe tun. Da diese nun entschieden jünger und schöner war wie sie, fürchtete sie, ihren Einfluß zu verlieren, wenn nicht gar die gute Stelle überhaupt.

Die kleine Augusta war durch fortwährende lieblose, ja manchmal sogar grausame Behandlung so eingeschüchtert, daß es die liebevollsten Annäherungsversuche Binchens beharrlich zurückwies. Das Kind hatte eben trotz seiner zarten Jugend schon alle Fühlfäden seines Innenlebens eingezogen und war eins von jenen unglücklichen Geschöpfen, denen ein hartes Schicksal ein ewiges Alleinsein bestimmt zu haben schien.

So kam es denn, daß Binchen häufig traurig an ihrem Fenster saß und sehnsüchtig hinausblickte nach der Ruine, wo wenigstens Menschen hausten, die es gut mit ihr gemeint hatten. Jetzt glaubte sie auch den seltsamen Blick zu verstehen, den ihr Herr Balthasar zugeworfen hatte, als die Rede auf ihre Reise nach Schloß Liechtenberg gekommen war.

An einem sonnenklaren Tage wagte sie es einmal, ihren einsamen Spaziergang weirer auszudehnen. Sie folgte den Pfaden, die sie bei ihrer Herkunft unter Hermanns Führung gegangen war. Sie war dabei so in Gedanken vertieft, daß sie es gar nicht merkte, wie weit sie schon den Berg hinan­gestiegen war. Endlich setzte sie sich ermüdet auf einen um-, gestürzten Baumstamm, der dicht am Wege lag, um nach einer