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Aktensteig 14. August.
ff Manöveradresse«. Aus Anlaß der bevorstehenden militärischen Herüstübungen machen wir auf die Wichtigkeit der Anwendung richtiger und deutlicher Aufschriften bei den Manöverpostsendungen aufmerksam. Zur genauen Aufschrift gehören: Familienname (möglichst auch Vorname, unter Umstän- ständen Ordnungsnummer), Dienstgrad und Truppenteil (Regiment, Bataillon, Kompagnie, Eskadron, Abteilung, Batterie, Kolonne usw.) und der ständige Garnisonsort, eintretendenfalls mit dem Zusatz „oder nachsenden". Die Angabe eines Marschquartiers als Bestimmungsort empfiehlt sich in der Regel nicht.
// Nagold, 13. Aug. Der hiesige „Freie Arbeiterverein" hat nach dem letzten Fleischaufschlag, wonack das halbe Kilo jeder Fleischgattung hier mit 96 Mg. bezahlt werden muß, eine Versammlung abgehalten. Die dabei gefaßte Resolution: „In Anbetracht der hohen Fleischpreise beschließt der Freie Arbeiterverein, sich bis auf weiteres des Fleisch- und Wurstgenusses zu enthalten und bittet die verehrl. Einwohnerschaft, dieses Bestreben des Vereins nach Kräften zu unterstützen", hat sie im „Gesellschafter" veröffentlicht. Inwieweit sie da- . mit Schule macht, ist abzuwarten. Jedenfalls wird diese Art von Opposition die einfachste und edelste Art von Selbsthilfe in einer Situation sein, in die die Metzgermeister das Publikum gewiß auch erst nach längerem Besinnen und Erwägen versetzt haben und die sie nicht allein geschaffen! haben. — Die zu vorstehender Resolution führende Fleischpreiserhöhung hat in manchen Kreisen hier die Frage ventiliert, ob nun wohl im Milchpreisabschlag eine Ausgleichung erfolgen wird, da ja die Futternot vom vorigen Jahr Heuer gefallen ist.
* Wildberg, 13. Aug. Nach fast 23jäh'riger Tätigkeit beim hiesigen Forstamt verließ vorgestern der Forstwart Hönnige das hiesige Städtchen, um einen Ortssteuerbeamtenposten in Giengen a. Bi zu übernehmen.
* Freudcnstadt, 12. Augj Eine hier veranstaltete zahlreich besuchte und mit allem Interesse beachtete Ausstellung des Vereins der Naturfreunde,' wird zur Errichtung eines städtischen, naturwissenschaftlichen Museums führen. Der Verein ist von Oberreallehrer Dr. Geiger begründet worden und besitzt eine ungemein reichhaltige und überaus wertvolle Sammlung, die als Museum sofort betrachtet werden kann. Die Sammlung besteht aus einer nahezu vollständigen Mineraliensammlung des Gründers des Vereins, mit Bestandteilen, wie sie selbst in Stuttgart nicht gezeigt werden, ferner aus einer Käfersammlung und einer Schmetterlingsammlung, die als Stiftungen dem Museum zugewendet werden. Nicht weniger als 400 Vögel, die im Schwarzwald Vorkommen, konnten dem Institut einverleiht werden. Der Verein will für die Sammlung Glaskästen auf eigene Kosten mit einem Aufwand von 1200 Mark an- schaffen. Darum sollte die Stadt bestimmt ein Lokal zur Verfügung stellen. Es sprachen sich daher auch die Gemeindekollegien einstimmig dahin aus. der Sache weitgehendste Unterstützung zuteil werden zu lassen. Als Lokal ist das Schrannenlokal in Aussicht genommen, das als Sammlung
Versöhnug sehr gänzliches Vergessen des geschehenen Unrechts voraus, und dies Vergessen erfordert Iiebe. Liebe vergibt und vergißt, weil sie zu lieben verlangt.
Fanny Lewald.
Urkraft drr Kirbe.
Roman von Karl Engelhardt.
(Fonsetzung.) Nachdruck re:boten.
Draußen sank der Abend langsam herab. Die weile Fläche, die sich von den Fenstern des Schlafzimmers ausdehnte, erfüllte sich mit grauem Düster. Schatten wogten durch das Land, das still lag: ruhig wie eine Schläferin. Im Garten aber hauchte sein Atem und drang in vollen Tuffen ins Zimmer. Das hüllte sich mehr und mehr in dunkle Schleier. Nur schwarze Umrisse hoben sich noch aus dem Dunkel. Allein die weißen Kiffen leuchteten. Und bleicher noch als sie hob sich ein schmerzlich-verzogenes Frauenantlitz von ihnen ab. Ein schweres Stöhnen unterbrach von Zeit zu Zeit die gespenstische Stille.--
Der Arzt kam am selben Abend noch einmal wieder und konstatierte tatsächlich ein hochgradiges Nervenfieber.
Auch Karla war bald zurück.,ekehrt und hatte erklärt, die Nacht hindurch bei Maja wachen zu wollen.
„So lange sie nicht außer jeder Gefahr ist, pflege ich sie!" Erich drückte ihr stumm die Hand.
Erich, Karla und Walter wachten abwechselnd und erneuten die Eiskompressen auf Majas Kopf.
jedenfalls einen indirekt größeren Nutzen für die Stadt bedeuten würde, als eine ganz und gar nicht mehr besuchte Schranne.
* Rötenbach, 13. Aug. Als Hirschwirt Rentsch- ler hier seinen Schleifstein an eine elektrisch betriebene Transmission anschkießen wollte, sprang ein Stück vom Schleifstein ab und riß dem Unglücklichen den Unterkiefer weg. Auch innerliche Verletzungen trug er davon.
st Spaichingen, 13. Augusts (Schnee im August.) Regen und nichts als Regen hatten wir schon längere Zeit Tag für Tag. Am Sonntag nachmittag ist gar auf den Höhen des Heubergs, u. a. in der Gegend von Böttingen und Mahlstetten Schnee gefallen. Das ist selbst in „Schwä- bisch-Sibirien" um diese Zeit seit Menschengedenken nicht mehr vorgekommen.
st Tübingen, 13. Aug. Infolge der andauernden Regengüsse steigt der Neckar fortwährend, seit vorgestern hob er sich 0,95 bezw. 1,10 bezw, 1,25 Zentimeter über Normalhöhe. — Nach den Ga'u- verbandswahlen entsendet das Tübinger Handwerk 6 Vertreter (2 Vollmitglieder, 3 Ersatzleute und ein Zugewählter) in die Reutlinger Handwerkskammer. In der Sitzung des Gewerbever- eins, in der diese Mitteilung erfolgte, wurde mit geteilt, daß ein hiesiger Malermeister bei einer Submission den städtischen Voranschlag um 53 Prozent (!) unterboten hat. Eine gewiß nette Sub- mifsionsblüte.
ff Tübingen, 13. Aug. Hausmeister Kirchner, der seit 1869 ununterbrochen am Evang. Theolog. Seminar, dem sogenannten Stift, tätig war und als solcher fast allen evangelischen Pfarrern Und vielen anderen Studierenden des Landes wohl bekannt wurde, ist heute morgen gestorbew.
ff Metzingen, 13. Aug. Der in den 70er Jahren stehende Landwirt Wilhelm Handel hat gestern nachmittag einen tragischen Tod gefunden. Er war im Begriff, die Rutsche eines Wehres zu überschreiten, glitt aus und stürzte drei Meter tief in das Wildbett der Erms, die an dieser Stelle einen tiefen Gumpen bildet. Dort ist der alte Mann Hilfslos ertrunken.
ff Eningen n. A„ 13. Aug. Tödlich verunglückt ist gestern nachmittag das 10jährige Mädchen des Landwirts Adolf Wurster. Es war mit dem Vater aufs Feld gefahren, um Futter zu holen. Plötzlich schlug eines der Pferde aus und traf das Kind mit voller Wucht an den Kopf, so daß die Hirnschale zerschmettert und das Gehirn .bloßgelegt wurde. Man brachte die Verunglückte sofort in die chirurgische Klinik nach Tübingen, jedoch besteht wenig Hoffnung ans Erhaltung des jungen Lebens.
ff Stuttgart, 13. Aug. (Ein siegreiches Rennpferd des Königs.) Auf dem rheinischen Zuchtrennen in Köln kam der 2jährige Hengst Hof- warpnir unter Jockey Schläfke aus dem K. Privatgestüt in Weil in einem Feld von fünf Pferden als erstes ans Ziel. Es waren die besten jährigen Hengste aus Deutschland an diesem Rennen versammelt, so daß der mit 30 000 Mark ausge- slattete Sieg noch einen besonderen züchterischen Wert aufweist.
ff Stuttgart, 13. Aug. (Der sonderbare L e h re r e r s a H.) Wir verhelfen dieser Tage einer Notiz des Beobachters über einen sonderbaren Lehrerersatz zu größerer Verbreitung, wonach in einigen.
Aber es wurde fast kein Wort gesprochen. Der Arzt hatte die Gefahr für sehr groß erklärt. Das lag auf ihnen mil Zentnerschwere.
In Erich aber vollzog sich ein Vorgang, wie wenn eir Verschütteter sich mühsam mit Händen und Füßen zum Licht, durchringr. Aber keine klaren Gedanken waren es, die fick zusammenfügten. Zu mächtig überblendete noch ein Gefühl
alles Denken und alles Empfinden: nur nicht sterben-
nur nicht sterben! Sie durfte-Sie durfte nicht sterben
Am nächsten Tage engagierte Erich noch eine Krankem Pflegerin zur Unterstützung Karlas. Nach Tisch war Walter weggegangen, um am Strande etwas frische Luft zu schöpfen Erich und Karla befanden sich zufällig auf ein paar Augenblicke im Wohnzimmer.
Plötzlich hob Erich den Kopf.
„Wenn Maja stirbt, bin ich daran schuld."
„Und ich," erwiderte Karla. „Irgend etwas in meinem Verkehr mit Ihnen muß doch den Verdacht geweckt haben."
Wieder einen Augenblick inhaltsschwerer Stille.
„Aber sie wird nicht sterben," begann Karla wieder. „So grausam kann das Schicksal nicht sein."
Er zuckte nur mit den Schultern.
„Und jetzt, wo doch noch alles gut werden könnte," sagte sie in fragendem Tone, etwas zögernd.
„Sich sagen zu müssen," rief er erregt, „daß man ein Menschenleben zerstört hat — aus Narrheit — aus kindischer Schwäche I"
„Das sehen Sie jetzt ein?" erwiderte sie rasch, in unwillkürlicher Freude. „So hat sich doch noch die Wandlung in Ihnen vollzogen?"
Erich sprang auf und schritt durch das Zimmer. Dann blieb er vor Karla stehen.
evangelischen Volksschulen im Bezirk Ludwigsburg Leute als Unterlehrer verwendet würden, die keine Dienstprüfung bestanden haben. Der Staatsanzeiger beschäftigt sich heute mit der Angelegenheit und bestätigt diese Mitteilung als richtig. Es handle sich aber dabei durchweg um junge Leute, die sämtliche Klassen des Lehrerseminars durchlaufen hätten und wegen des Lehrermangels herangezogen werden müßten. Sodann gibt der Staatsanzeiger auch den besonderen Fall zu, daß ein aufgeweckter Schuhmachergeselle vom evang. Oberschulrat als Unterlehrer angestellt wurde. Nach dem Staatsanzeiger hat der junge Schuhmacher schon an einer Privatschule unterrichtet und sich durch einen Lehrer für die erste Volksschuldienstprüfung soweit ausbilden lassen, daß er sie im nächsten Frühjahr zu bestehen gedenkt. Demnach sind die Angaben des Beobachters ihrem Wesentlichen Inhalte nach richtig und die Ausführungen des Staatsanzeigers vermögen die Auffassung, daß es sich um einen sonderbaren Lehrerersatz handelt, nicht zu widerlegen.
st Ludwigsburg, 13. Aug. In unserem Oberamt schrieb ein junger Mann, der in den heiligen Ehestand eintreten wollte, an das Pfarramt seiner Heimatgemeinde folgendes Bittgesuch: „Sind Sie so gut und schicken Sie mir meinen Taufschein und alles, was man zum Heiraten braucht. Sie wissen es ja selber, Herr Pfarrer!
st Oberriexingen, 13. Aug.> In der hiesigen Gemeinde, die doch immerhin die stattliche Einwohnerzahl von 1100 Seelen aufweist, ist schon seit Oktober 1911 kein Todesfall mehr vorgekommen. Der Friedhof war also Heuer bislang nur der Gräbergarten lieber Verstorbenen und die Friedhofbesucher waren allein pietätvolle Pflegerinnen und Pfleger der Blumengräber oder trauernde Besucher dieser stillen Stätten. Seit beinahe einem Jahr kein frisches Grab — das ist gewiß ein seltener Fall.
ff Münsingen, 13. Aug. Ins hiesige Krankenhaus wurde der 14 Jahre alte Jakob Bauer von Mehrstetten eingeliefert, der bei einem hiesigen Bäckermeister in der Lehre steht. Er hatte den 12 Jahre alten Knaben seines Lehrherrn mit aufs Zimmer genommen und beide hantierten mit einer Zimmerflinte, die sich plötzlich entlud und den Lehrling in den Kopf traf.
ff Ulm, 13. Aug. Am 26. und 28. August wird auf der Alb ein Scharfschießen der Feldartillerieregimenter 65 und 13 abgehalten.
ff Stasslangen, OA. Biberach, 13. Aug. In Eichen wurden zwei von der Wanderarbeiterstätte zur Ernte überwiesene Burschen mit dem Arbeitgeber wegen der Entlohnung nicht einig. Sie führten sich in dem Hause ungebührlich auf, bedrohten die Familienangehörigen und schlugen 43 Fensterscheiben entzwei. Niemand wagte ihnen entgegen zu treten, bis zwei Schweinehändler hinzukamen, die mit Farrenschwänzen so lange auf die Kerle einschlugen, bis sie um Gnade baten. Dann wurden sie gefesselt und dem Landjäger übergeben, der sie heute an das Amtsgericht einlieferte.
ff Bon der bayerischen Grenze, 13. Aug. Nun hat man auch den aus dem Zuchthaus Kais- Heim mit einem Begleiter ausgebrochenen Gefangenen Bley wieder eingefangen. Man hat ihn in Otting bei einem Einbruch überrascht und wieder ins Zuchthaus eingeliefert.
„Diese eine Nacht, Fräulein Karla, hat nach zu einem andern Menschen gemacht. Diese Nacht voll Selbstvorwürfen. Anklagen, Reue und voll verzweifelter Angst. In dieser Nacht ist es mir klar geworden, was mir Maja ist. Ich sage Ihnen: wenn sie stirbt, werde ich nicht allein Zurückbleiben. In den furchtbaren Stunden habe ich erst empfunden, wie tief sie trotz allem mit meinem Leben verwachsen ist. Ich habe erkannt, daß ich mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen kann."
„Ich habe es Ihnen ja gesagt, ein Großes, Gewaltiges müßte kommen, das Sie losrüttelte und befreite von den Ketten, in denen Sie eingeschmiedet lagen."
„Ja. Ich habe gründliche Selbsteinkehr gehalten in dieser langen, schwarzen Nacht. Und ich glaube, klar gesehen zu haben. Ich habe Maja immer geliebt. Das sagte ich Ihnen ja schon gestern. Erst war es das Reine, Klare, Friedvolle, was mich zu ihr hinzog. Die erquickende Ruhe, die ich in ihrer Gesellschaft fand nach all den wilden Stürmen, die mich durchtobt. Und aus diesem Gefühl heraus habe ich sie zu meiner Frau gemacht. Aber das alte Gespenst kam wieder, die Vergangenheit. Und verfolgte mich sogar hierher, in mein neues Heim. Und ich empfand meine Schwäche, meine Ohnmacht ihm gegenüber. Das machte mich lieblos, launisch und blind. Ich glaubte kein Recht, keine Kraft mehr zu wahrer Liebe zu haben. Wie gelähmt war ich. Aber jetzt ist die große Erschütterung gekommen und hat mir meine Kraft wiedergegeben und meine Freiheit."
„Die Liebe kann nimmer sterben," sagte Karla halblaut, wie zu sich. „Und ewig lebt die Urkraft des Herzens."
„Ja — das fühle ich. In frischen Säften durchströmt es mich. Ich habe nur ein glühendes Verlangen: Maja soll leben, leben für mich und zu ihrem Glücke! Denn jetzt bringe ich ihr das Glück. Das weiß ich. Jetzt kann ich es. Frei von allen Schlacken ist nun mein Empfinden. Ich sehe ihre Liebe, klar und rein, und ich verlange nach ihr. Sie hat mich vom