ss Ditzingen, OA. Leonüerg, 12. Juli. Der 11- jährige Sohn des Schuhfabrikanten Stickel wurde vor der Wohnung seiner Eltern von durchgehenden Pferden überrannt. Die Wagendeichsel drang ihm in den Kopf ein und verletzte ihn so schwer, daß der Tod alsbald eintrat.
is Stuttgart, 12. Juli. (Ge r i ch ts f e ri e ns) Am Montag, den 15. Juli nehmen die Gerichtsferien ihren Anfang und dauern bis zum 15. September. Während dieser Zeit tritt beim Landgericht die Ferienkammer in Tätigkeit, der es obliegt, rn besonders wichtigen und unaufschiebbaren Zitnlprozessen (Feriensachen) Entscheidungen zu treffen. In keiner Weise wird jedoch der Fortgang des Strafprozesses gestört.
1s Zuffenhausen, 12. Juli. Eine 70jährige Frau, die sich bei ihren hier verheirateten Söhnen, die gemeinsam eine Möbelfabrik betreiben, auf- lsielt, war heute nachmittag mit Bügeln beschäftigt, Wobw sie ein sogenanntes Kohlenbügeleisen benützte. Um das Eisen schneller zu erhitzen, goß sie Spiritus nach, wobei das Gefäß explodierte. Im nächsten Augenblick stand die alte Frau in Hellen Flammen. Die herumspritzende feurige Flüssigkeit setzte auch die Kleider eines 1
Kondnnramur
unternahm
er König gestern
Begleitung mehrerer Herren einen Ausflug nach Bregenz, wo die Yacht im Hafen anlegte. Der König nahm mit seiner Umgebung in der Bahnhofrestauration einen Imbiß ein und besichtigte dann eingehend die Stadt. Die Rückkehr nach Friedrichshofen erfolgte gegen abend wiederum mit der Yacht.
Zur Landtagswähl.
s Tübingen, 12. Juli. Der Abgeordnete Rechrsanwalt Liesching hat die ihm angetragene Kandidatur für den der Bolkspartei zugestandenen Wahlkreis Tübingen-Stadt angenommen.
Aus dem Gerichtssaal.
u Stuttgart, 12. Juli. >Min Wechselschieber. Der Kommissär Adolf Dublon stand wegen Betrugs vor der Strafkammer. Der Angeklagte bestimmte einen Fabrikanten, der augenblicklich bares Geld brauchte, durch die falsche Vorspiegelung, er se' in der Lage die Wechsel diskontieren zu lassen, ihm Akzepte auszufolgen. Aber anstatt bares Geld erhielt der Fabrikant von dem Angeklagten 3 Wechsel über je 500 Mark, die keinen Schuß Pulver wert waren. Die erhaltenen Wechsel verweuoete Dublon für sich. Der Fabrikant mußt? seine Wechsel selbst einlösen, er ist um ! 200 Mart geschädigt. Ein Bierbrauer wurde auf die gleiche Weise um 2300 Mk. betrogen. Der Angeklagte benahm sich diesem gegenüber recht schnöde. Die Strafkammer erkannte gegen ihn auf l Jahr Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust: 3 Monate Untersuchungshaft gehen ab.
Aus dem Reiche.
ss Worms, 12. Juli. In der Großmühle von Baruch u. Schönfeld, deren Gebäude am Rhein gelegen sind, brach heute mittag ein Großfeuer aus, von dem infolge des herrschenden Windes alle; Häuser ergriffen wurden. Das ganze Anwesen scheint verloren zu sein. Die Ursache des Brandes ist wahrscheinlich Selbstentzündung.
ss Berlin, 12. Juli. Der Kassenbote Haase, der 100 000 Mark entwendete und flüchtig ging, sich aber dann der Polizei stellte, hatte heute morgen ein Geständnis abgelegt. und angegeben, daß er das Geld auf dem Tempelhofer Felde vergraben habe. Infolgedessen begab sich eine Kommission unter Leitung von Gerichtsrat Gaze nach der bezeichneten Stelle. Man fand das Geld an einem Zaun in der Nähe der Stadtbahn nach Neu-Kölln zu ca. einen Fuß tief vergraben. Die Tausendmarkscheine waren in einer Kasette, die Hundertmarkscheine und das Goldgeld in einem Wachstuch eingeschlagen.
ss Berlin, 12. Juli. Der Kassenbote Haase gestand seinem Verteidiger weiter, sein Freund Thomas habe ihn zu der Unterschlagung veranlaßt. Als Haase die 100 000 Mark in Händen hatte, besorgte ihm Thomas andere Kleider, eine Kasette und Wachsleinwandbeutel. Dann fuhr Haase zum Tempelhofer Felde und vergrub das Geld an einer dem jetzigen Platz gegenüberliegenden Stelle. Als Thomas anderen Tags zu einem verabredeten Stelldichein nicht erschien, nahm Haase an, Thomas habe ihn beim Wergraben des Geldes beobachtet und da er mit Thomas verabredet hatte, sich nach einiger Zeit zu stellen und seine Strafe zu verbüßen, wollte er verhindern, daß Thomas sich schon früher in den Besitz der Geldes setzet Darum grub er am folgenden Tag das Geld wieder aus und begrub es an der Stelle, wo es jetzt gesunden wurde: : i
* Speyer, 12. Juli. In einer hiesigen Badeanstalt stießen zwei Mitschüler einen 15jährigen Gymnasiasten im Scherz in den freien Rheins Der Schüler ertrankl
Ausländisches
* Innsbruck, 12. Juli. Eine Familie Philipp aus Deutschland wurde bei einer Wagenfahrt nächst dem Toblachersee von einem Kaufmann aus Char- lottenüurg mit dem Revolver gezwungen, die Tochter herauszugeben; das Paar flüchtete dann im Auto. Der Vater erstattete Anzeige. — In Jn- nrchen stürzte der gewesene Religionsprofessor Bernhard Wiedemahr, während er die Messe zelebrierte, am Altar ohnmächtig zusammen: er erlitt einen Schüdelbruch und starb kurz nachher.
ss Zürich, 12. Juli. Die Lage ist hier infolge des Generalstreiks ernst. Es kam zu mehrfachen Ausschreitungen, besonders von Seiten italienischer Arbeiter. Der Verkehr stockt vollkommen. Die Läden sind geschlossen. Die Eisenindustriellen haben als Gegenmaßregel die Aussperrung prinzipiell angenommen. Die Regierung hält Truppen in Bereitschaft.
ss Tripolis, 12. Juli. Die Legung des Kabels von Syrakus nach Tripolis ist beendet.
Marokko,
ss Fez, 12. Juli. Vorgestern machte die Gar- nifon von Sefru einen Ausfall, zersprengte den Fe'nd und brachte ihm beträchtliche Verluste bei. Die östlichen Kontigsnte der Eingeborenen kämpften auf französischer Seite mit. Auf Seiten der Franzosen wurden 2 Eingeborene getötet und 7 verwundet. General Gouraud und Dalbiez nehmen täglich zahlreiche Unterwerfungen entgegen.
Vermischtes.
Z Wie Tabak verfälscht wird. Der mehr oder minder geistreichen Witze über die Qualität eines Tabakkrantes gibt es nicht wenig. Indes glaubt wohl niemand im Ernst, daß der Zigarren- und Pfeifentabak, der von so vielen mit Kennermine geschmaucht wird, ganz wo anders gewachsen sein könnte als am Tabakstengel. Und doch ist es wahr, daß im Ausland, das uns wie bekannt eine Unmenge Tabak liefert, eine richtige „Fälscher-Industrie" existiert, die noch bedeutend bessere Geschäfte macht als der reelle Handel, ja sogar auch nicht einmal immer als das angesehen wird, was sie ist. So erfreut sich z. B> in England der „i^emi-Tabak-Händler" eines nicht geringeren Ansehens als sein „echter" Kollege. Der „Demi- Tabak", also Halbtabak, steht gar nicht so gering im Preise, wird aber von der — Runkelrübe geliefert. Die Fälscher nehmen z. B. den stärksten Robtabak aus Südamerika, den niemand ohne
weiteres rauchen könnte, und übergießen ihn mit siedendem Wasser, worauf er getrocknet und gepreßt wird. Nun erst kann der Tabak verwendet werden. Aber — gleich wertvoll ist der ausgepreßte Saft. Es werden dieser schwarzen Brühe Salpeter und einige aromatische Stoffe zugesetzt; dann werden die Runkelrübenblätter „getunkt" u,. „ans Lager gefetzt", wo nur eine kurze Zeit der Gärung genügt, um sie in eine Art Halbtabak nmzuwandeln, der durchaus nicht das schlechteste Glimmkraut abgibt und einen sehr gangbaren Handelsartikel darstellt. Doch damit ist die Tä- t.gkeit der Tabakfälscher noch nicht erschöpft; im Ausland — denn ckr Deutschland und Oesterreich- Ungarn gibt es derartige Industrien nicht — blühen noch weitere Zweige der Tabaks alschung. Wie schön nehmen sich die gelben Flecken auf den Zigarrendeckblättern aus! Es gibt Raucher, die nicht gefleckte Decken überhaupt nicht kaufen; das sind die „besseren Kenner". Davon haben sie srei- l'ch kerne Ahnung, daß die „Brandflecke" einfach durch Bespritzen der Blätter mit Scheidewasser erzeugt werden. Es läßt sich nicht leugnen, daß sich d.e gelben Tupfen recht hübsch von dem durch die Gärung erreichten Tiefbraun des Rüben- — Verzeihung! — Tabakblattes abheben. Weiß man jetzt schon, daß auf diese Weise „oberprima Deckblätter" hergestellt werden, so ahät man, was erst alles in der Einlage und im Rauchtabak steckt. Jeder Fachmann weiß, daß Nußbaumlaub sich ausgeze-'chnet zu Tabak-Mischungen eignet; aber der gemeine Huflattich und — Weißkraut kommt allgemeiner zur Verwendung. Die Blätter werden einfach mit Holzaschenlauge besprengt und dann m derselben Weise fermentiert wie neuer Tabak. Wenn von wirklichem Tabak auch nur die Siede- brühe daran kommt, dann handelt es sich schon um „bessere Qualitäten". Deswegen aber soll sich m'ernand sein täglich Kraut verkümmern lassen; d'e Hauptsache ist ja doch, daß es ihm schmeck«. Also: Gut Dampf!
Z Legende vom seltenen Arbeitsmann. Die literarische Zeitung „Die Lese" veröffentlicht einen Zyklus „Soziale Lyrik" von R. A. Findeisenx darunter auch folgende Legende vom seltenen Arbeitsmann :
Liegt ein rechter Arüeitsmensch In der stillen Truhe.
Mühbeladen ging er ein Zur verdienten Ruhe. i
Spielt um ihn schon Himmelsglanz Am Tor von Chrysolithen,
Dreht verlegen er den Hut:
„Möcht' um Arbeit bitten" - -
Handel und Verkehr«
* Altensteig, 13. Juli. Der Heidelbeer- preis ist aus 16 Pfg. Pro Pfund gestiegen. Teilweise wird ein noch höherer Preis gefordert. Die Heidelbeerernte ist übrigens nicht so mager, wie sie vielfach angesehen wurde. Mit gefüllten Körben kehren abends die Schären von Heidelbeer- sammlerinnen vom Walde zurück. Sie müssen freilich weite Strecken zurücklegen, um ein ergiebiges Geb'et zu erreichen.
ss Eßlingen, 12. Juli. (Schlechte Beerenernte.) Die Heidelbeer- und die Johanmsbesr- ernte hat begonnen. Leider ist bei beiden Sorten der Ertrag sehr gering. Die Johannisbeere sind daher im "Preise sehr hoch und werden z. Z. im Engroshandel mit 16 und im Detailverkauf mit 20 Psa. pro Pfund bezahlt. Während von letzteren iU früheren Jahren mancher Eimer Getränk bereitet werden konnte, dürfte Heuer der größte Teil zum Einmachen und zur Bereitung von Saft verwendet werden. - .
Voraussichtliches Wetter
am Sonntag, 14. Juli: Wolkig, schwül, Gewitter und Gewitterregen.
Verantwortlicher Redakteur: L. Lank, Alteusteig.
Druck und Verla- der W. Rieker'sche» Buchdruckerei iu Wteustei««
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