es schlachten und fetzte das Fleisch dem Verkauf aus, das Pfund zu 80 Pfennig. Bei den Metz­gern kostete es seither 90 Pfennig und sollte vom Samstag an 95 Pfennig kosten. Was taten aber die Metzger? Sie ließen das Pfund Schweinefleisch zu 75 Pfennig ausfchellen. Dieser Trick nützte sie nichts. Die Einwohnerschaft deckte ihren Bedarf bei dem Arbeiter. Das Fleisch reichte nicht ein­mal für alle, die bei ihm holen wollten.

ss Hall, l0. Juli. Am vergangenen Sonntag wurde von der Diakonissenanstalt das neuerstellte S ch w a ch s in ni g e n heim in Anwesenheit des Erzprinzen Ernst v. Hohenlohe-Langenburg, des Grafen v. Pückler-Limpurg, des Oberregierungsrat Haakh als Vertreter der Landarmenbehörde Ell- wangen, des Präsidenten Nestle vom Medrzinal- kollegium u. a. in feierlicher Weise eingeweiht.

sl Friedrichshasen, 10. Juli. (Unfreiwilliges Bad.0 Eine Dame und zwei Herren waren im Be­griff, vom Gondelhafen aus eine 'Kahnfahrt zu unternehmen, als beim Abstoßen des Bootes von der Pontonbrücke weg, jedenfalls durch Unvorsich­tigkeit eines der Insassen, das Boot umkippte u. alle drei ins Wasser stürzten. Ohne weiteren Scha­den zu nehmen, konnten sie alsbald wieder dem nassen Element entrissen werden.

Aus dem Gerichtssaal.

ss Tübingen, 10. Juli. (Schwurgerichts Das Schwurgericht verhandelte gestern die Straf­sache gegen den Waldschützen Jmanuel Broß von Herrenberg, der dort bekanntlich am 10. April abends seine dem Trünke ergebene Frau derart gezüchtigt hatte, daß sie noch in der glei­chen Nacht starb. Der Tod wurde durch Fußtritte, die ihr Broß auf den Leib versetzte, verursachst. Es waren ihr rechts und links vier Rippen ge­brochen, ebenso die Wirbelsäule. Durch einen Fuß­tritt aus den Bauch entstand eine Blutung im Unterleib und der Darm bekam ein Loch. Die Anklage lautete auf Totschlag. Die Geschworenen verneinten nach kurzer Beratung die Frage nach Totschlag und bejahten die auf Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode unter Annahme mildern­der Umstände. Das Urteil lautete auf 7 Monaten Gefängnis abzüglich 12 Wochen Untersuchungshaft. Dem Angeklagten wurde seine bisherige gute dienst­liche Führung zu gut gehalten und sein Zorn über die Trunkenheit und die vollkommene Ver- nachläßigung aller häuslichen Pflichten seiner Frau als menschlich erklärlich aufgefaßt, weshalb nur auf diese milde Strafe erkannt wurde.

* Tübingen, 10. Juli. (Strafkammer.) Ge­stern stand die Anklage gegen den Fuhrknecht Eugen Koch zur Verhandlung. Dem Angeklagten wurde zur Last gelegt, den Tod eines 2jährigen Kindes und die Verletzung der Mutter, die außer­dem einen Nervenanfall erlitt, an dem sie wohl zeitlebens zu leiden haben werde, durch Ileber- sahren fahrlässig herbeigesührt zu haben. Das Un­glück geschah am Fastnacht-Dienstag an einer ab­schüssigen Stelle der Kaiserstraße in Reutlingen,' während des Karneval-Umzuges. Der Fuhrmann, der jede Schuld bestritt, wurde zu drei Wochen Gefängnis verurteilt.

Gustav Adolf-Fest.

0 Aalen, 10. Juli. Beim gestrigen Jugend­gottesdienst in der Stadtkirche sprach Vikar Czer-

M Lesef»uchi. N

Immer bohren und immer grübeln!

Stets im Kampfe mit Sünden und Nebeln.

Alles recht! jedoch die Tage schwinden,

Herz, wann willst du Zeit zur Freude finden?

Auguste Supper.

Urkraft der Kirbe.

Roman von Karl Engelhardt.

(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.

Die Gedanken zogen Tbrondlnem durch den Kopf, während er allmählich fortgeschobeu wurde. Ohne zu achten, war er mit der Menge um die Ecke gebogen.

Plötzlich mußte er den Kopf heben. Eine innere Gewalt zwang ihn dazu. Da sah er am Wege ein hohes, schwarz­marmornes Kreuz, von einem langen Jmmortellengewinde um­schlungen.

Er wußte gar nicht, wie er so weit gekommen. Er seufzte tief auf. Da war es ja-!

Und tiefe Traurigkeit erfüllte ihn. während « sich durch die Menge drängte.

Alles um ihn her versank. Das Bild des Toten trat an die Stelle. Unwillkürlich schwebte aber noch ein anderes Antlitz durch seine Phantasie, nebelhaft, schattengleich-.

.Maja-Fräulein Lichten-?!"

Er traute seinen Augen nicht. Er starrte sie an, wie eine Erscheinung. Ihr Kopf fuhr empor. Sie war nicht weniger erschrocken wie er. Schamvoll und scheu glühten ihre Augen zu ihm auf. Sie konnte kein Wort heroorbringen.

.Fräulein Lichten," begann er wieder, .Sie-Sie

Lier-?' .

Wenzel aus Stanislau in frischer fesselnder Weise zu den Kindern!. Um 9 Uhr war Festzug zur Stadt­kirche, die bis zum letzten Plätzchen gefüllt war'. Die Redner Dekan Lic. Schönhütte, Pfarrer Mole- row aus Haifa und Pastor Dedekind ans Elberfeld, der über Brasilien sprach, hielten die Aufmerk­samkeit der Hörer bis zum Schluffe fest. Im Ver­einshaus sprachen Stadtpfarrer Gittinger-Gmünd, Ostermayer-Riedisheim und Fischer-Eger. Den Jah­resbericht trug Hofprediger Dr. Hoffmann vor, das Schlußgebet sprach Prälat v. Braun-Hall. Das Festmahl im Spritzenhaus war durch Toaste von Hofprediger Dr. Hoffmann, Prälat v. Blum, Kon- sistorialpräsident Habermaas, Dekan Rohrer, Ober­bürgermeister Schwarz, Stadtpfarrer Jäger n. a. gewürzt. Em Kirchenkonzert unter Mitwirkung des Aalener Kirchenchors und der Konzertsängerin Frl. M. Cloß in der Kirche zu Unterrombach schloß die in jeder Hinsicht wohlgelnngene Feiert.

Beste U««ger»

auf unsere Zeitung

«Aus den Tannen-

für das 3. Quartal

nehmen alle Postanftalten, Postboten, unsere Agenturen und die Exp. dieses Blattes immer noch entgegen. Auf Wunsch werden die bereits erschienenen Nummern nachgeliefert.

Lus dem Reiche.

Berlin, 10. Juli. Aus Deutsch-Neuguinea mel­det ein Telegramm des Gouverneurs, daß auf Kaiser Wil­helmsland der Paradiesvogeljäger Petersen mit 3 Farbigen Arbeitern von Eingeborenen in der oberen Gogolebene er­mordet worden ist. Eine Straferpedition ist bereits unter­wegs. Die Mordtat trug sich in einem unerschlossenen, dem Einfluß der Verwaltung bis jetzt noch nicht zugänglichen Gebiet im Innern des sogenannten Festlandes Neuguienas zu.

Ter Postscheckverkehr.

* Berlin, 10. Juli. Im Reichspostgebiet ist die Zahl der Kontoinhaber im Postscheckverkehr mit Ende Juni 1912 auf 68 532 gestiegen Zm Monat Juni allein 956 mehr). Auf diese Postscheckkonten wurden im Juni gebucht 1171 Millionen Gut- und 1194 Millionen Mark Lastschriften. Das Geiamtgut­haben der Kontoinhaber betrug im Juni durch- 'chmttlich 140 Millionen

Verschärfungen der Festungshaft.

* Berlin, 10. Juli. Die Flucht des franzö­sischen Spions Luk und wohl auch andere Vor­gänge haben zum Erlaß n e u e r v e r st är kt e r Vor­schriften über die Festungshaft geführt.

.Ich-meine Eltern kommen erst nach," stammelte

sie. Bluttöte übergoß ihr Gesicht.Da dachte ich daran, daß

-was Sie mir vorgestern erzählten. Und ich suchte.

Und fand es."

Sie kommen zu der Toten?"

Ich-hatte soviel Mitleid mit der Armen," sagte sie

leise. Sie konnte doch nicht sagen, daß sie viel, viel mehr Mit­leid mit ihm selber hatte. Daß der Gedanke an ihn sie zu diesem Grabe gezogen hatte. Es durchschoß ihn in glühenden Strömen. Das Blut stieg ihm brennend zu den Auge«, daß sie sich verschleierten.

Dieser Zug von Herzensgute und Gefühlstiefe überwältigte ihn. Er dachte nicht an die Umgebung. Er streckte Maja di« Hand hin.

Dank, Dank, Fräulein-Maja," quoll es aus ihm

hervor.Sie sind ein Engel. Wie soll ich Ihnen danken!"

In tiefinnerer Freude hatte sie ihre Finger in die dar, gebotene Hand gelegt, unbekümmert um die Leute.

Ein tränenfeuchter Blick traf ihn.

Da übermanute ihn das Gefühl, das durch all die Er­regungen der letzten Tage und Stunden aufs höchste ge­spannt war.

Er preßte ihre Hand, und seine Lippen flüsterten, kaum hörbarMaja-!"

Er fühlte an ihrer Hand, wie ein Beben ihre Gestalt durch­rann. Ihre Finger zuckten in seiner Hand. Sie hielten sich immer noch, über das Grab hinüber. Keines dachte daran. Die Vergangenheit war ausgelöscht für den Augenblick.

Dann sanken langsam ihre Arme. Sein Blick fiel auf das Grab und das Kreüz.Berta Throndhjem." Jäh durchzuckte es ihn. - Rasch beugte er sich nieder, um etwas an den Blumen zu ordnen, die in reicher Fülle den Hügel bedeckten.

Schweigend sah ste chm zu. Und das Herz klopfte ihr stürmisch.

Ausländisches.

jj Paris, 10. Juli. Die Kammer nahm heute das deutsch-französische Abkommen von 1912 über die Staats­angehörigkeit der Eingeborenen und der Europäer in den ausgetauschten Gebieten in Aequatorialafrika an.

js Petersburg, 10. Juli. Heute abend um 8 Uhr ist auf dem hiesigen Flugfeld der Militärflieger Leutnant An- dreadi auf seinem Newport-Apparat eingetroffen, mit dem er am 15. Juni in Sewastopol zu einem Flug nach Peters­burg aufgestiegen war. Andreadi hatte in Odessa zur Aus­besserung der an seinem Apparat durch die Witterungsver­hältnisse verursachten Schäden einen längeren Aufenthalt nehmen müssen und war am 23. Juni von Odessa über Moskau nach Petersburg weitergeflogen. Er hat insgesamt 2500 Werst zurückgelegl. Der Apparat befindet sich in aus­gezeichnetem Zustand.

jj Konstantinopel, 10. Juli. Das bereits durch die Pforte offiziell bekannt gegebene Einrücken der türkischen Truppen in Kruja (Vilajet Skutari) erfolgte nach einem heftigen Kampf mit den albanischen Rebellen, wobei die türkischen Truppen große Verluste hatten. Angeblich wurde eine ganze Kompagnie aufgerieben.

* Konstantinopel, 10. Juli. Der Kriegsminifter Schef- ket Pascha trat zurück. In seinem Rücktrittsschreiben erklärt der Kriegsminifter, die Kammer und der Senat hätten das Gesetz, durch welches dem Offizier die Beschäftigung mit der Politik verboten wird, angenommen. Er halte es für an­gebrachter, daß das Gesetz unter neuen Ministern angewendet wird. Außerdem fühle er sich infolge der anstrengenden Arbeiten in den letzten Tagen ermüdet. Das Dekret, durch welches der Rücktritt des Ministers angenommen wurde, ist von gestern datiert.

jj Madrid, 10. Juli. Wie aus Tuy gemeldet wird, soll die Stadt Braga in Flammen stehen.

' New York, 10. Juli. Hier herrscht wieder eine Hitze von annähernd 90 Grad. Hundert Personen sind erkrankt, mehrere davon bereits gestorben.

Das Grubenunglück in England.

' London, 10. Juli. Die Zahl der Toten in der Cadeby-Grube wird am frühen Morgen offiziell mit 7 4 an­gegeben. Es sind außer dem Oberinspektor des Reviers, Pickering, noch zwei andere staatliche Inspektoren getötet worden. Pickering stellte sich an die Spitze der ersten Hilfs­kolonne, die hinunterging. Sein Sohn, der ihn begleitete, ist verwundet. Die Ursachr der Katastrophe ist mysteriös. Weder werden in der Grube Schüsse abgefeuert, noch ist eine elektrische Anlage dort vorhanden, sodaß die gewöhnlichsten Anlässe von Unfällen fortfallen.

Marokko.

jj Paris, 10. Juli. DieAgence Havas" meldet aus Fez vom 9. Juli: Aus der Gegend von Sefru haben von neuem Aufständische einen Handstreich gegen die Stadt ver­sucht. Die Garnison machte einen Ausfall, um der Stadt Lust zu verschaffen.

* London, 10. Juli. Die.Times" meldet aus Tanger vom 9. ds. Mts.: Nach allgemeiner Annahme steht die Abdankung des Sultans Mulay Hafid un­mittelbar bevor und es gilt als sicher, daß sein Bruder Mulay Jusfuf zum Sultan proklamiert werden wird. Mulay Hafid wird seinen Aufenthalt in Tanger nehmen.

Er richtete sich aus. blickte noch ein paar Augenblicke ernst und stumm auf das Grab und wandte sich langsam.

Wir wollen geben."

Wir-! Wie dieses Wörtchen sie traf - -!

Sie folgte ihm gehorsam.

Und er ging voran. Die Gedanken jagten sich in seinem Kopfe. So sehr, daß es ihm unmöglich war, sich zur Klarheit durchzuringen. Nur eines fühlte er. Das leuchtete wie eine Sonne.

Nun konnte er nicht mehr zurück. Sein Weg war ihm klar vorgezeichnet. Für sein Benehmen von vorhin gab es nur eine Auslegung. Wenn e: kein Schuft sein wollte.

Als sie vor dem Eingänge angekommen waren, bog er in einen Seitenweg ein, der wenig begangen wurde.

Sie schritten jetzt nebeneinander her.

Fräulein Maja,-darf ich Ihren Vater um sein

höchstes Kleinod bitten?"

Jetzt war es heraus. Die Freude, die Überraschung griifen ihr so mächtig ans Herz, daß ihr fast die Knie versagten. Sie vermochte nicht zu antworten.

Da fragte er noch einmal:

Geben Sie mir keine Antwort?"

Sie sah zu ihm auf sind ihre ganze, tiefe Liebe leuchtete aus ihren dunklen Augen.

Wenn ich Sie glücklich machen kann-!" sagte sie

mit halblauter, aber fester Stimme.

Ich danke Ihnen, Fräulein Maja." Er kehrte wieder um. Also dann bis morgen, nicht wahr?"

Wollen Sie nicht warten, bis meine Eltern kommen?"

Nein, ich möchte nicht vor morgen mit ihnen reden. Es

stürmt noch alles zu mächtig in mir. Sie-Du verzeihst

mir. nicht wahr?"

Sie nickte nur.

Er reichte ihr die Hand.Auf Wiedersehen-lieb«

Maja!"