!> FreudrvstÄdt, 9. Juni. I» Mitteltal hat heute der 75 Jahre alte Unternehmer Matth. Haist mit seiner 72jährigen Genrahlin bei bestem Wohl befinden die goldene Hochzeit gefeiert. 'Aid Fest gaste waren auch ein älterer Bruder und seine Frau aus Oedenhof zugegen, die dasselbe seltene Fest schon vor drei Jahren begangen haben. Auch diese beiden Alten waren noch sehr rüstig. Es ist halt ein gesundes Klima bei uns, wo wir das ganze Jahr in der Sommerfrische weilen.

n Herrenberg, 8. Juni. Ins hiesige Bezirks kraulenhaus wurde ein Anfangs der 20 Jahre sie. hendes Fräulein eiugeliefert, das in seinem Blute liegend, auf einem Nebenweg der Burgstaige von Spaziergängern aufgefuuden worden war. Sie hatte sich in einem Anfall von Schwermut mit eineni Messer an den Pulsadern und am Halse herunrgeschnitteu. Man hofft, sie am Leben zu erhalten.

ij Kodelshausen, 8. Juni. Wie erinnerlich, ist in der Nacht zum 6. Juni hier ein Doppelhaus uiedergebrannt. Einer der Mitbewohner, Peter Schlotterer, wurde als Leiche ausgefundeu. Bei näherer Untersuchung fanden sich an seinen! Halse Strangulierungsspureu, sodaß angenommen wird, Schlotterer habe das Feuer gelegt und sich daun erhängt. Der Grund wird darin erblickt, daß Schlotterer veranlaßt worden war, sein baufälli­ges Haus in nächster Zeit zu reparieren.

ss Tübingen, 8. Juni. Ganz besondere Ehr ungen wurden dem Obermusitmeister Schnecken kurzer zu seinem 50jährigen Jubiläum zuteil. Nachdem ihm der König bereits durch den Ne gimentskommaudeur beim Apell den Friedrichs»!: den hatte überreichen lassen, überraschte der Ko nig gestern, als die Kapelle die Tafelmusik in Bebenhausen stellte, den Jubilar durch die eigen händige Ueberreichung seines Bildes in einem prachtvollen Broncerahmen, wobei Schueckeuburger huldvoll ins Gespräch gezogen wurde. Die Oft siziere des 180. Infanterieregiments, deren Gast der Jubilar am Freitag abend im Kasino war, überreichten ihm eine wertvolle goldene Uhr. Bei einer gestern! abend im Hirsch abg'ehaltenen 'Feier bedachten die Unteroffiziere des Regiments den Jubilar mit einer goldenen Kette. Die Mitglieder der Musittapetle überreichten die schön ein ge rahm ten Bilder von Beethoven und Wagner.

ss Stuttgart, 8. Juni. Wie dem Beobachter mitgeteilt wird, ist gestern vormittag auf dem Stuttgarter Rathansfe ein Diebstahl von über 4000 M. vollsühtt worden und zwar von eineni 19 Jahre alten jungen Mann, der im nn ständigen Dienste bei der Stadt beschäftigt ist.

st Stuttgart, 8. Juni. Gestern abend kurz nach 8 Uhr geriet ein Heizer auf dem Westbahuhvs zwi scheu die Pusser zweier Wagen und wurde so schwer­verletzt, daß er kaum mit dem Leben davonkommen dürfte. Der gauze Brustkorb wurde ihm eingedrückt.

st Stuttgart, 8. Juni. (Hoftheater und Waren Haus.) Unter diesem Stichwort lesen wir in der Franks. Zeitung:Von gut unterrichteter Seite wird uns mitgcteikt, daß die Intendanz der Sinkt zarter Hofoper zwei Drittel der Plätze für die im Oktober stattsiudende Erstaufführung von Ri chard Strauß' neuestein WerkAriadne ans Naxvs" au ein großes Berliner Warenhaus vergeben hak." Wie des Neue Tagblatt von maßgebender Seite er­fährt, trifft die Nachricht allerdings zu. Das Ber

M «--l-sruch«. B

Liegt dir gestern klar und offen,

Wirkst du heute kräftig frei,

Kannst auch auf ein Morgen hoffen,

Das nicht minder glücklich sei.

Gorthr.

Melila.

Roman von Rudolf Elcho.

(Fortsetzung) ^'i chdruck verboten.

Es mißftel Melita, daß zmuan dem ernsten Gespräct eine ironische Wendung gab und leichtfertig über ihr« Mahnung wegschlüpfte. Eine Zeitlang schwieg sie ver stimmt, nachdem sie sich aber durch Spelle und Tran« innerlich ermannt hatte, erhob sich ihre Seele aus den Tiefen der Trauer, und sie sagte sich, daß der geliebte Mann sie nur der wehmütigen Stimmung entreißen wollte In dieser Annahme wurde sie noch durch dessen Zärtlichkeit bestärkt, die sich am Ende des Diners zu heißen Liebes- oersicherungen und Küssen steigerte, die er auf ihre schön- regliederte Hand drückte.

Sie erhob sich und durchkreuzte damit die Absicht de-- Geliebten, eine zweite Flasche Champagner zu bestellen Das Diner kostete 17 Mark. Preyl warf 20 Mark uw einer Nonchalance auf den Tisch, als seien es Haselnüsse und als der Kellner sich den Anschein gab, als suche er di« überschüssigen drei Mark, winkte er mit einer Geste ah als wolle er sich gegen eine Verletzung seiner Hoheitsrecht« schützen.

Während Melita ihren Mantel umlegte, flüsterte si« ihm zu:Wie schade, daß dir das Schicksal einen Thron vorenthalten hat: du standest dem Kellner so majestätisch gegenüber, als ob du ein Königreich zu verschenken hättest!'

Mit komischer Grandezza reichte er ihr den Arm unk

liner Warenhaus von Wertheim hat zwei Drittes der Platze für alle drei Aufführungen von Richard Strauß'Ariadne auf Naxos", die 50 Mt. kosten, übernommen, und zwar gczZen gewisse Garantien, sodaß die großen Kosten der Ausführung zu zwei Dritteln gedeckt sind. Das weitere Drittel der 50 Mk. Plätze befindet sich noch in den Händen der hiesigen Theater lasse und steht den Stuttgartern zur Verfügung. Sollte» darüber hinaus noch Kar­tell von Stuttgartern verlangt werde», so hat Wertheim die Verpflichtung, auch weiteren Ansprü cben durch Herausgabe von Karten ohne Preisauf schlag na chz uko mmen.

st Stuttgart, 9. Juni. Der König, ist heute abend hier eingeiroffen, um morgen der Erösft nungssitzniig der 59. Hauptversammlung des Ver­eins deutscher Ingenieure anzuwohnen.

s> Eßlingen, 8. Juni. Gel-, Kommerzienrat Merkel hat das Schwimmbad der Stadt vermacht. Er hat sich durch dieses hochherzige Vermächtnis den bleibenden Dank aller Einwohner erworben!.

I! Geradstetten, 9. Juni. Be: der gestern hier stattgeftindenen O r ts v v r ste h e r w a hl wurde Schultheiß Singer in Mindelsbach mit 122 Stim­men gewählt. Weitere Stimmen erhielten: Rats- schreibe!- Schleicher Fenerbach 98, Verwaltungsrats schreiber Rall-Schorndorf 7! Stimmen. Im ganzen traten 10 Kandidaten auf. Von 997 Wahlberech­tigten haben 912 abgeslimmt.

st Vom Lande, 9. Juni. (Gewitterschäden.In der Kochergegend gab es am Freitag nachmittag ein böses Gewitter mit Hagel, das großen Scha­den anrichtete. Haufenweise wurden die Singvö­gel erschlagen anfgelesen. Das Getreide und die Gärten, besonders aber die Obstbäume haben schwer gelitten. Ans Niedernhall, Weißbach und Hohebach lügen wahre Hiobsposten vor. Da auch ein schwe rer Woltenbrnch nieberging, wurde viel Erde weg geschwemmt. Die Hackfrüchte an den Abhängen sind buchstäblich weggeschwemmt. Die Leute stehen -ratlos und händeringend vor ihrem zerstörten Be sitz. Ein solches Geivitler ist seit Menschengeden- ien nicht vorgekommen.

st Vom Oberland, 9. Juni. -Das Rindvieh! anstelle des Oberamtstierarztes, Daß auch die beste Setzmaschine nicht vor 'dem DruckfeUertenfel schützt, beweist folgende amtliche Bekanntmachung in einem sonst gut geleiteten und ausgestatteten oberschwäbischen Amtsblatt: . . . ft. . . . 4) Mit- der Vornahme der in F 5 Nr. l a. a.(O. vorgeschrie denen Untersuchung und der daran sich anschließ­enden Ausstellung von Gesundheitszeugnissen (bei Maßregeln gegen die Maul und Klauenseuche können unter den in Abs. 2 erwähnten Voraussetz­ungen vom Oberamt anstelle des Oberamtstier arztes andere zuverlässige Tiere betraut werden, sofern es sich um Rindvieh, nicht aber um Schweine, handelt.

st Grabe-nstette», 8. Juni. In dem seit einer Woclze u»benützten Pserchtarren des Schäfers Kaz- maier fand inan die Tür gewaltsam geöffnet vor. Als man genauer umschaute, fanden sich in dem .Karren Unisormstücke eines Soldaten, der anschein­end der I I. Kompagnie des in Weingarten garni sanierenden Infanterieregiments angehört. Neben dem Wasfenrock und Seitengewehr lag der von den Beinlleidern abgetrennte rote Besatz der Naht, auch Faden und Nadel waren dabei. Die weggeworsene Mütze wurde in einem Garten ausgeftmden. Es

erwiderte:Ja, mein herziger Schatz, hätte mich der di! Welt regierende Zufall auf den mir gebührenden Platz gestellt, dann trügest du bald eine Krone."

Der Schimmer eines glücklichen Lächelns ging übe> ihr blasses Gesicht.

Unter dem Portal des Hauses stießen beide auf der eintretenden Stanislaus Lehmann. Melita hatte einer dunklen Schleier über ihr Gesicht gezogen und trat scher zur Seite. Der Sohn des Kommerzienrats mußte su aber doch wohl erkannt haben, denn er zog mit eine! gezierten Bewegung vor ihr den Hut.

Alle Wetter, das trifft sich gut," rief Preyl dem Ein­tretenden zu.Nun kann ich Ihnen noch Lebewohl sagen, lieber Konfuzius und Sie bitten, den übrigen Sonnen­brüdern meine Grüße zu überbringen."

Was heißt das? Sie verlassen Hamburg?"

Morgen in der Frühe. Soll in Berlin einen Kollegen vertreten."

Ach herrje! Warum so plötzlich so ahne Abschieds­feier? Die Sonnenbrüder, zu denen ich mich eben hin- begebsn wollte, werden ein Lamento anstimmen."

Bedaure sehr. Kehre vielleicht bald wieder zurück Für heute-"

Haben Sie angenehme Ritterdienste zu leisten. Be greife das." Mit einem pfiffigen Lächeln und einei kurzen Verbeugung vor Melila lüftete Lehmann nock einmal seinen Hut und rief:Auf Wiedersehn!"

Auf die Straße gelangt, fragte Melita, der die Be­gegnung sehr unangenehm war:

Warum nanntest du den aufdringlichen Gecker Konfuzius?"

Im Verein der Sonnenbrüder, dem wir beide an­gehören. führen wir Necknamen."

Und welchen hat man dir beigslegt?"

Verlegen lächelnd antwortete er:Apoll. Doch dies« Torheiten liegen jetzt hinter mir, und ich werde arbeiter für meine und deine Zukunft. Hast du aus der Kata strophe fv viel gerettet, daß du einige Iahxe auskarrei

handelt sich also um einen Deserteur, der sich der goldenen Freiheit wohl nicht allzulange erfreuen wird.

ss Leutkirch, 8. Juni. Der in ganz Oberschwa­ben bekannte hiesige Viehhändler I. Ruf fr. ist, nachdem er sich durch gefälschte Schuldscheine 20 000 Mt. erschlichen und von Bekannten noch weitere Summen geborgt hatte, samt seiner Frau und seinen drei Kindern plötzlich verschwundenl

!! FricdrilliHhaferk, 9. Juni. In Anwesenheit des Königs fand heute die feierliche Eröffnung! des Jachthasens des K. Württ. Jachtklubs und in Verbindung damit die der neuen Uferstraße nebst dem Gondelhasen statt. Der König traf um 14.1.0 Uhr im Sonderzng von Bebenhausen hier ein und nahm an den Veranstaltungen teil. Im Jacht­hasen begrüßte den König Graf Zeppelin, der 2 Stunden zuvor mit dem Z. 9 über Frankfurt von Hamburg zurüchHekeh-rt war und die Strapazen der weiten Fahrt sichtlich bereits wieder überwunden hatte. Gegen 9 Uhr verließ der König die Fest- Versammlung und fuhr im Sonderzng nach Ve- benhausen zurück. Auf dem Wege vom und zum Bahnhofe hatte die Einwohnerschaft und viele zu diesen! Tage herbeigereistr Fremde »dem König herz­liche Huldigungen bereitet. Am Jachthafen spielte die Kapelle des Weingartener Infanterieregiments die Königshymne. Um 8 Uhr abends fand der Festtag durch einen gemeinsamen Bierabend seinen 'Abschluß.

Z. 3 auf der Rückfahrt von Hamburg.

ss Fricdrrchshasen, 8. Juni. Das Luftschiff Z.

9 wird morgen vormittag zwischen 8 9 Uhr hier zurnckerwartet. Es wird Frankfurt in der Frühe uw 4 Uhr verlassen. Graf Zeppelin beabsichtigt, das Luftschiff selbst wieder hierher zu führen. Die Fahrtrichtung ist noch nicht bekannt. lieber die heutige genau 15 Stunden währende Fahrt wird mitgeteilt, daß sie in jeder Hinsicht programm­mäßig und zu voller Znsrie--.'nheit des Grasen Zeppelin verlaufen sei,

' Z Friedrichs Hafen, 9. Juni. Das Luftschiff Z.. 9 ist heute früh in Frankfurt um 4.19 Uhr wieder ansgestiegLu und hat abermals unter der persön­lichen Führung des Grasen Zeppelin die letzte Stre.te seiner Heimreise von der Wasserkante cm- getretcn. In den Gondeln befanden sich außer der gewohnten Besatzung auch der Neffe der greisen Exzellenz, Graf Zeppelin jr. und Obermgenienr Dürr. Eine bestimmte Fahrtrichtung war nicht bor- gesehen. Womöglich sollteder Nase nach" geflo­gen werden. Es wehte säst immer Gegenwind; sonst war das Wetter befriedigend. Zunächst wurde die Richtung nach Darm stad t eingeschlagen. Bon da führte der Weg über Heidelbergi-Maülbronn-Tübin- gen-Sigmaringen-Heiligenberg, an die heimischen Ge­stade des schwäbischen Meeres, die um 9.30 Uhr -wieder erreicht wurden. 8 Uhr war Tübingen, 8.55 Ulr SigmarinWn gesichtet worden. Die Landung in Friedrichshasen erfolgte nicht sofort. Durch den großen Verbrauch von Benzin und Schmieröl, sowie durch die Erwärmung der Atmosphäre war der Austrieb des Luftschiffes wieder so stark, daß zur Erzielung einer Landung! ans rein dynamischem Wege einige große Schleifen gefahren werden muß­ten. Um "lO Uhr war die letzte Spirale abwärts gezogen und es erfolgte eine glatte Landung vor­der Halle.

kannst, Liebste? Vielleicht bi» ich schon nach einem Jahre imstande, dir ein Heim zu bieten."

Sie sann einen Augenblick nach. Sie wollte dem Ge­liebten nicht ihre Sorgen aufbürden und verschwieg ihm, mit welch kargen Mitteln sie Hamburg zu verlassen gedachte. Sie eröffnete ihm, daß sie bei dein Leiter der von ihr besuchten höheren Töchterschule in Ryde, Mr. Stanford, angefragt habe, ob er sie als Gehilfin in seiner Anstalt verwenden oder einer Familie als Erzieherin empfehlen könne. Sie erhoffe eine günstige Antwort, denn sie sei als Schülerin stets von ihm mit Auszeichnung und von seiner Gattin mit fast mütterlicher Zärtlichkeit behandelt worden.

Preyl beklagte die weite Trennung und gelobte, all seine Geisteskräfte anzuspannen, um eine rasche Wieder­vereinigung herbeizuführen.

Als sie sich der verödeten Villa näherten, befiel Melita wehe Abschiedsstimmung, aber die guten Entschlüsse und Versprechungen des Verlobten weckten allmählich wieder in ihrer jungen Seele das Vertrauen zu dessen Tatkraft nnd reicher Begabung.

Zum vollen Mond aufblickend, dessen Schein ihr Gesicht verfeinerte, sprach sie von der Seligkeit des Wieder­sehens, erinnerte an die wonnigen Stunden, die sie seiner künstlerischen Begabung verdanke und schloßbegeistert mit der Behauptung» daß es in seinewMacht stehe, der Nachwelt die Flammenspuren seines Geistes zu hmterlassen.

Ihn schien die hohe Schätzung seiner Geistesgaven zu be­drücken, denn er wurde unruhig und atmete tief auf, als sie vor der Villa verstummte und das Tor aufschloß. In etwas kühler Besorgnis sprach er das Bedenken aus. ob er sie in dem gottverlassenen Hause, das ihm wie ein Mausoleum ihres Jugendglückes erscheine, allein zurücklassen dürfe. Er meinte, sie müsse sobald sie in Mer Nach! sich der toten Mutter erinnere, Angst und Schrecken empfinden.

Sie beruhigte ihn durch die Entgegnung:

Das ist nicht der Fall. Sobald ich an Mama denke, meine ich, etwas von ihrem stillen Heroismus und ihre):