ein Fuder Heu". Die zweite Hälfte des Mai brachte statt Zunahme nur Abnahme. Woher soll ten die Schwärme das Notige zum Unterhalt, zum Bauen und zum Bruteinschlag nehmen? sie muß ten gefüttert werden, bannt sie nicht verhungerten. Aehnlich war es bei den Standvöltern. Die neu eingetragenen Vorräte verschwanden fast ganz. Ein gehängte Mittelwände wurden nur unvollkommen und gar nicht ausgebaut.
* Psalzgrafemvkiler, 7. Juni. Bei dein Ge Witter in vergangener Nacht schlug der Blitz in das Haus des Schuhmachers Brösamle, glücklicher weise ohne zu zünden. Eine Wand wurde dabei hinausgeschlaMN.
Dorirstettnr, tt. Juni.- Mindviehschanr Bei der gestrigen staatlichen Riudviehschau, die im hiesigen Stadhgarten abgestrlten wurde, kamen für Farren 7 Preise und für Kühe 14 zur Verteilung-. Für Farren erhielten einen 2. Preis die Gemeinden Aach und Pfalzgrafenweiler, einen 2. Preis Edel Weiler und Kälberbronn, und einen 4. Preis Obermusbach, Hallwongen und Frendenstadt. Für.Kühe kamen ein 2., zwei .4. und l l vierte Preise zur Verteilung. Es haben erhalten: einen zweiten Preis: Max Walter, Aach. Einen dritten Preis: -Hol/ Schmid, Frendenstadt; Ehrist. Schleey, Her zvgsiveiler. Einen vierten Preis: Fritz Guhl, Freu denstadt: Adam Hauser, Kälberbronn: Gottl. Klent, Pfalzgrafenweiler: Christ. Dieterle, Aach: Christ Hans, Freudenstadt: Wilh. Stoll, Durrweiler: Martin Hang, Dvrnstetten; Joh. Kurz, Lattenbergerhof: David Rotsilß, Hallwangen: Georg Hornberger, Un termnsbach und Wilh. Necker, Frendenstadt.
st Dornstetten, 6. Juni. Gestern nachmittag einhalb 2 Uhr brach in dem Wohn- und Oetono miegebäude des Tagelöhners Christ. Reusf und des 'Sägers Säckmaim ans bis jetzt unanMtlärte Weise Feuer ans, das das Anwesen in Asche legte. Die eng angeb ante n Nachbarhäuser tonnten baut der Tättgkeit der hiesigen Feuerwehr geschützt werden. Außer dem Vieh wurde nichts gerettet, da die meisten Ortseinwohner ans dem Felde und auch die Hausbesitzer abwesend waren. Mitverbrannt ist auch eine Aussteuer der Schwägerin des Neuss: die Abgebrannten sind versichert.
* Calw, 6. Juni. Seit Dienstag haben wir Einquartierung seitens des Telegraphen-Bataillons lV ans Karlsruhe. Heute verließen die Mannschaf ten ihr Quartier. Ihr nächster Haltepunkt ist Wildberg. Dort werden die Mannschaften ausge- wechsett, d. h. eine neue Abteilung wird an die Stelle der hier einqnarti-erten treten, während letztere wieder in ihren Standort znrücklehrt.
sl Neuenbürg, 6. Juni. Die Einnahmen im Haushalt der Amtstörperschost sind auf 91 000 Mark, die Ausgaben aus ltzstooo Mt. von der Amtsversammlung festgesetzt worden. Der Abmangel soll durch eine Umlage von lOI 000 Mk. nnd durch Restmittel in Höhe von 6000 Mk. gedeckt werden. Ferner wurde beschlossen, für das Kran kenhaus zwei Liegehallen und zwei Gartenhäus chen zum Aufenthalt für die Kranken zu erstellen.
st Schramberg, 6. Juni. Die bürgerlichen Kot legren haben seinerzeit als Mietzinsentschädigung für die ständigen Lehrer 500 Mt., und für die ständigen Lehrerinnen 280 Mk. festgesetzt, während die Lehrer 550 Mk. bezw. 300 Mk. verlangten. Die Lehrer wandten sich dann an das gemeinschaftliche Oberamt für Schulsachen, das ent
schied, daß dem Verlangen der Lehrer Neckst zu geben sei. Hiergegen erhoben die Gemeindetollegien Rechtsbeschwerde an das Ministerium für Kir chen und Schulwesen!, das die Beschwerde an den Oberschulrat znrückverwies mit dem Wunsche, nochmals eine gütliche Einigung zu versuchen. Der Vorschlag der Oberschulbehörde geht dahin, die Entschädigung für ständige Lehrer ans 530 Mk., für ständige Lehrerinnen auf 300 Mk. festznsetzeni Dic Kollegien stimmten gestern in geheimer Sitzung diesem Vorschlag zu nnd da auch die Lehrer damit einverstanden sein können, tvird der unerquickliche Streit wohl ans der Welt geschafft sein.
jl Bobrlchausen, 6. Juni. Heut? nacht gegen 2 Uhr brach in dem von drei Familien Peter Schlotterer, Kaspar Steinhilber Witwe und Bernhard Nill, Fabrikarbeiter bewohnten Doppelhanse in der Bahnhofstraße, in der Nähe des letzten Brandvlatzes, Fencr aus, das mit so großer Schnelligkeit um sich Miss, daß bas ganze Gebäude in kurzer Zeit ein Raub der Flammen wurde. Leider wird der Bewohner Peter Schlotterer, ein älterer Manu, vermißt, und man vermutet, daß er in den Flammen umgetommen ist. Brandstiftung liegt zweifellos vor.
!! Stuttgart, 6. Juni. (Bundestag denk scher M i li t L r a ii w är te r.: Der Bundestag wurde heute morgen in dem festlich geschmückten Festsaäl der Liederhalle eröffnet. ' Anwesend wa ren 74 Delegierte des Bundes, der eine der größten unteren Beamtenvereinigungen ist. Am '3t. März 1912 zählte deck Bund 710 Vereine ,mtt 73 754 Mitgliedern. Landtagsabg. Hilter sprach unter Hinweis ans die württembergisckien Verhältnisse über die Notwendigleit einer kraftvollen Interessenvertretung. An die Erstattung, des Jahresbe richts schloß sich eine mehrstündige Debatte. Lei welcher die Delegierten ihre Wünsche vorbrachten-.
Is HrMroim, L Juni, Das langjährtgx Schmer zenslind von Heilbronn und Neckargartach, die Bahn zwischen den beiden Plätzen, soll nun nach langem Hangen nnd Bangen demnächst eröffnet werden. Die Gleisanlagen sind dieser Tage glücklich fertig geworden.
ss Illingen, OA. Maulbronn, 6. Juni. Der Deserteur Ulan Bauer, der in Schützingen kürzlich einen Einbruch verübte und ans den Ge schästsränmen der Darlehenskasse 721 Mt. stahl, wurde gestern in Illingen von dem Landjäger unter Bei Hilfe eines Bauern verhaftet und an das Ulanenregiiiient Nr. 20 in Ludwigsbnrg abgelie- sert. Geld hatte er nicht mehr im Besitz. Der seinerzeit von Pforzheim requierierte Polizeihund hatte die richtige Spur ansgenommen, aber dann wieder verloren, sodaß der Dieb an diesem Tage nach Stuttgart fahren und dort anscheinend seine Beute verjubeln konnte.
ss Altheim, OA. Ulm, 0. Juni. (Jugendlicher Einbrecher. Ein zehnjähriger Knabe in Altheim OA. Ulm hat während der Schnlpause von vorms.
9 bis 9,30 Uhr Die Hcmstüre des Bauern Georg Maier gewaltsam geöffnet, sich lodann in das Schlafzimmer begeben, ein dort befindliches, verschlossenes Schränkchen, worin sich nahezu 1800 Mark befunden haben, ans dem Hanse geschleppt und es hinter der Maierschen Scheune im Garten unter dem Buschwerk versteckt, um es bei der ! 'Nacht dort anfzubrechen nnd sich den Bettag anzueignen. Glücklicherweise wurde das Schränkchen
von dem Eigentümer noch vor Einbruch der Dunkelheit unversehrt mit dem Inhalt in dem Versteck gesunden.
11 Allma Imsweiler, 6.,Juni. Als der Forstwart Jaag in den Wald ging und das geladene Gewehr von der einen Schulter ans die andere nehmen wollte, siel es zur Erde, schlug gegen einen Baumstamm nnd entlud sich. Die ganze Ladung! drang Jaag in den rechten Unterschenkel, dessen Weichteile 20 Zentimeter lang, vollständig ansgerissen wurden. Der Verunglückte konnte sich noch mühselig nach seiner Behausung schleppen. Dort brach er bewußtlos zusammen. Seine Verletzung ist gefährlich, doch hofft man, wenn keine tkvm- plitationen eintreten, ihn wieder herzustellen.
!l Jsny, 6. Juni. Der im hiesigen Kranken Hause befindliche Paul März, Dienstknecht in Eg lofstal, ist an Vergistungj gestorben. März, g:- bürtig aus dem Bezirk Mindelsheim, hatte in der Wirtschaft zu Oberreitnau bei Lindau Leberwurst gevespert. Die K. Staatsanwaltschnst Kempten hat eine gerichtliche Sektion ang-ordnet. '
st Vom Bodensee, 6. Juni. Der „Thurgauer Bol'ksfrennd" erzählt folgende seltsame Geschichte: Ein Grenzaiifseher fand am Ufer eine verschlossene Bierflasche. Die Ueberraichung nach dem Oesfnen war groß, denn neben einem Zettel befanden sich darin 7000 Mk. in Noten. Der Zettel enthielt die Aufzeichnung, daß 1000 Mk. dem Finder der Flasche gehören, 6000 Mk. dem Finder des Leichnams. Es handelt sich um jenen deutschen Herrn, der vor ungefähr drei Wochen über die Rhein- brücke in den Rhein gesprunMi ist. Bekanntlich setzte auch die Frau des Unglücklichen 2000 Mk. ans die Ansfindung der Leiche aus.
Lus dem Reiche
st Jena, 6. Juni. Wie die Zeiß-Werte milteilen, ist der Ingenieur Oggerin der hiesigen Karl Zeiß-Werte. in Petrikoiv (Rußland; dieser Tage unter dem Verdacht der Spionage verhaftet worden, aber wie er selbst der Firma mitgeteilt hat, sofort wieder frei-gelassen worden, nachdem sich der Verdacht als völlig unbegründet heraus gestellt hat. 'Er ist seitens der russischen Behörden gut behandelt worden. > !
st Hamburg, 6. Juni. Heute abend stürzte auf dem Ftugvlatz Fuhlsbüttel bei seinem Probeslng für den übermorgen beginnenden Hamburger Flug- wettbewerb der Flieger Gottlieb Rost ab nnd erlitt tödliche Verletzungen. -
st Körrigsberg i. P., 6. Juni. In den Neubau des Krüppelheims schlag heute nachmittag! der Blitz ein. Durch den Schlag wurde das Gerüst zertrümmert und 3 Arbeiter stürzten 2 Stockwerke hoch herab. Sie erlitten sämtliche schwere .Verletzungen.
Ausländisches.
st Wien, "6. Inn?. NM zweisahriger Panse nahm der Kaiser heute bei vorzüglicher Gesundheit an der FrohNleichnamsseierlichkeit teil. Der Kaiser begab sich, von einer vieltausendköpfigen Menge jubelnd begrüßt, ans der Hofburg! zu dem vor der Michaeliskirche errichteten Altar, wo der.feierliche Prozessionszug, voran sämtliche Erzherzoge,
ge oen Kops finken unv sagte leise: „Dann ist er ganz verloren, und ich werde ihn niemals Wiedersehen."
„Sehr wahrscheinlich!" bemerkte Preyl und lief mit schaltenden Schritten aus und nieder. „Gewiß ist, daß mit den Flüchtlingen auch der Rest meiner Habe verschwunden ist. Nun bin ich wieder — um kargen Lohnes willen — genötigt, in dic Tretmühle einer Zeitung zurück- zukehren. Morgen schon muß ich Hamburg verlassen. Ja, ich kann noch dem Zufall danken, daß ein Kollege um seiner erkrankten Lunge willen an die Riviera gehen muß und mich zu seinem Vertreter in der Redaktion eines Berliner Blattes empfohlen hat. Ade, ihr stolzen Hoffnungen und Pläne! Ob ich jemals mein Drama und meinen Roman vollenden werde, das mögen die Götter wissen."
Nun raffte sich Melita, die es befremdete, daß des Geliebten Gedanken nur den eigenen Verlust umkreisten, zu der Frage auf, ob ihm wenigstens das Reisegeld geblieben sei. Im Berneinungssaile hatte sie die Absicht, ihm die Hälfte ihr Habe anzubieten.
„Zum Glück beiige ich noch gute Freunde," erwiderte er, „und einer von ihnen hat mir fünfhundert Mark gepumpt. Doch — du wirst ganz erschöpft sein, lieber Schatz. Komm' zum nächsten Restaurant. Auch ich verspüre Hunger. Bei einem Glase Wein läßt sich besser über die Zukunft sprechen als hier."
Sie sah das ein und folgte ihm. Er aber fuhr mit ihr, weil gerade bei der nächsten Landungsbrücke des Alsterbeckens ein Dampfer hielt, ins Innere der Stadt. Ais er sie hier einem neuem Hanse mit grell beleuchtetem Marino'Vestibül zuführte, flüsterte sie ihm zu. „Bedenke unsere Lage: mir sind arm."
„Aber Liebste, zum Abschiedsdiuer kann ich dich doch nicht in eine Spelunke führen. Hier weiß ich einen lauschigen Winkel. Komm' nur!"
Lächelnd zog er die Widerstrebende durch die von vornehmen Gästen besuchten Speisesäle. Der lauschige Winkel, von dem er gesprochen, war ein noch unbeietzier Erker.
„Ist das nicht ein Zufluchtsort für grambeschwett« Seelen?" fragte er, und seine blauen Augen strahlten si« warm an.
Sie nickte. Während Preyl den schönen Btondkop über die Speisekarte neigte und nach kurzer Besprechunc mit dem rasch herbeigecillen Kellner seine Auswahl traf sagte sie sich, daß er den durch ihren Vater erlittener Verlust und das Scheitern seiner Pläne nur so dittei beklagt habe, weil dadurch ihre eheliche Verbindung hinaus- geschoben werde, Bon ihrem innigen Herzenswunsch ack den seinigen schließend, glaubte sie, ihn trösten zu müssen
Während er Austern und Sekt schlürfte, sprach sie vor dem Leid, das eine Äichterseele kläre, wie das Feuer echte- Gold, Sie ermahnte ihn, sich durch Nor und Kummer nichi lähmen zu lassen, sondern rastlos seinen hohen Zielen zu- zustrcben. Seiner reichen Begabung muffe es gelingen, eine hervorragende Stellung in der Knnstwelt zu erobern sofern er emsig arbeite. Ein Dichter, der nicht selber heiße Tränen vergossen Habs, könne nicht die Augen der Lesei feucht machen. Der Liebesschmerz, der heute ihre Herzen verwunde, werde hinreißenden Ausdruck finden in seinen poetischen Werken.
Julians Ohr schien diese guten Lehren so begierig sinzusaugen, wie sein feuchter roter Mund den perlenden Ehampagner. Zusümmend bewegte er den Kopf, und als die letzte Auster verschlungen war, streckte er ihr seine Hand mtgegen und rief: „Mein guter Engel, ich verspreche dir, baß ich all meine Kraft einsetzen werde, uni unsere Bereinigung hsrbeizuführen. Ach, warum ist nur der Fluch ruf uns schuldlose Menschen gefallen: Du sollst im Schweiße Zeines Angesichts dein Brot eUn. Im Paradiese wäre ins wohler."
„Wer weiß! Mein Vater nannte die Arbeit ein Natur- zesetz und meinte, wer sich nüt ihr vertraut mache, müsse ie liebgewinnen. Für ihn bestehe der Reiz des Lebens n der Bewegung."
„Der gleichen Ansicht war Jmmermann, wie aus seinen rußigen Versen hervorgeht:
„Eine Kugel ist die Erde,
Und zwei Bein' hat jedermann,
Reiten lassen stch die Pferde,
Räder sind am Wagen dran:
Seht, das alles will uns sagen.
Daß wir uns von dannen troll'n,
Um die Kugel rennen soll'n.
Was nun mich betrifft, liebe Melita, so bin ich zwar ür eine flotte Bewegung, aber nicht für ein atemloses Rennen zu haben. Auch fehlt mir zum Globetrotter der Drang in die Ferne. Doch da bringt unser Ganymed die Krebssuppe: vertiefen wir uns vorläufig in diese." Fortsetzung folgt.
Vermischte».
ß Ein« unangenehme Ueberraschung erlebten eine Reihe Würdenträger, die an der Beisetzung des Königs von Dänemark teilgenommen hatten: denn eine Reihe Taschendiebe hatten sich in der richtigen Erkenntnis, daß im Trauer-Hofzuge reiche Ernte zu machen sei, Platz in demselben zu verschaffen gewußt, und sie erbeuteten dann auch eine Reihe Juwelen und mehrere tausend Kronen, obschon dänische, russische und englische Geheimpolizisten sich in dem Sonderzug befanden. Der Sonderzug, in dem die Taschendiebe Platz fanden, beförderte 4 Könige, 5 Königinnen nnd ungefähr 50 Prinzen und Prinzessinen, darunter auch das deutsche Kronprinzenpaar.