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All«nkl«ig. 10. Mat.

- Die Ai aut- uuv Klauenseuche ist zur» dritten mal ausgebrochen in Rexingesn, OA. Horb;

* Ein Gedenktag. Der 1 6. Mai ist der Tag des Friedensschlusses von Frankfurt am Main, in dem Elsaß-Lothringen endgültig, wieder zum deut­schen Reiche zurückgelangte; Bismarck und der fran­zösische Minister Jules Favre Unterzeichneten den Vertrag, und in theatralischer Pose warf der Ver­treter Frankreichs nach der Unterschrift die^ Feder zu Boden. Keine Miene verzog der deutsche Staats mann über- diese Handlungsweise, die echt fran­zösisch tvar, mit der man alter keine Welthistorie macht. Mit diesen! Frankfurter Vertrag war die wichtigste Neuordnung des verflossenen Jahrhunderts für Europa besiegelst <

* Pflege heimatlicher Dorsblumcn aus dem

Lande. Ein nachahmenswerter Erlaß des Landrates in Lüneburg bezweckt die Pflege der charakteristischen Blumen und Pflanzen, die in den Dörfern und auf dem Lande immer mehr anssterben und leider nur noch verhältnismäßig selten anzutrefsen sind. Es wird darauf hingewiesen, daß die leuchtenden und bunten Blumen, die die Dorfstraßen und Anwe­sen zieren und ihnen eine heimatliche Prägung geben, als ein wertvolles Stück Heimatpslege zu be­trachten sind, das unbedingt den Reiz der -Ort­schaften zu erhöhen geeignet ist. Deshalb sollen die Dorfbewohner nach Möglichkeit dazu beitra­gen, daß das alte vertraute Bild einer deutschen Dorfstraße wieder entsteht und zu diesen! Zweck jeden geeigneten Fleck mit solchen Blumen bepflan­zen. Es ist hierbei besonders an Goldlack, die ver­schiedenen Lilienarten, Fuchsschwanz, Nelken, Glok- kenblumen, Astern, Malven usw. gedacht. Es sind dies die Blumenarten, die bereits die Vorfahren mit Liebe und Sorgfalt pflegten. Der Landrat hat sich selbst bereit erklärt, persönlich den Bewohnern in dieser Beziehung zur Seite zu stehen. Er bittet alle Dorfbewohner, die in seinem Sinne wirken und die alten farbenprächtigen Blumen in den Haus garten wieder Pflanzen wollen, ihm dies mitzu­teilen. Die etwa vorhandenen Wünsche, die hin­sichtlich der anzuvslanzenden Blumen usw. geäußert werden, sollen nach Möglichkeit berücksichtigt und die Bezugsquellen vermittelt werden. Ferner sol­len Ratschläge über Anbau und Pflege der einzelnen Blumenarten in den Zeitungen des Kreises veröf­fentlicht werden, da die Presse erfreulicherweise Hei matschutzbeftrebuugen zu unterstützen pflegt. Auch jbei uns im Schwarzwald könnte und sollte in die­ser Beziehung mehr geschehen. Wie freundlich und einladend präsentiert sich doch ein Haus mit Blu menschmuck. Es ist für die. Hausbewohner

eine Freude und eine Erholung die Blumen zu pflegen, für viele Vorübergehende ein genußreicher Anblick,.

Unterreichenbach, 9. Mai. Gestern wurde von der Nagold eine Leiche gelandet. Bei näherer Un­tersuchung ergab sich, daß es sich um den seit De­zember vorigen Jahres vermißten 86 Jahre al teu Pensionär Saußele aus Hirsau Handelt. Eine Barschaft von über 500 Mark wurde bei ihm ge sundeu. Man wird sich erinnern, daß Saußele sei­nerzeit Hirsau verließ, mit der Absicht, in Stutt­gart auf der Bank Geld zu erheben. Aus dew

Unterscheide die Menschen nicht in solche, die du magst und solche, die du nicht magst, sondern suche an jedem das Liebenswerte.

Moltke.

Melita.

Roman von Rudolf Elcho.

(Fortsetzung ) "Nachdruck verboten.

Bor Vergnügen darüber, daß ihr das Reimen gelunger war, wurde sie kirschrot und lief aufs Verdeck. Hier wärt sie nahezu mit Fries zusammengeprallt, der auf dem Hinter­deck promenierend, bald zum gestirnten Himmel auf-, bald zum mattleuchtenden Fahrwasser hinabblickte. Er fragte sie, ob sie in ihre Koje hinunterzusleigeu gedenke. Sie betrachtete nun auch den Nachthimmel, schüttelte den Kop und meinte, die Nacht sei zu schön, um ganz verschlafen zu werden. Einige Sternschnuppen fielen aus den Himmels­tiefen, und sie stieß Laute der Bewunderung aus.

Wolfgang Fries schilderte ihr Himmelserscheinungen in den Tropenländern. Dort habe er Sonnenuntergänge von unbeschreiblicher Pracht gesehen. Da tauche der feurige Ball nicht nur die Wolken in purpurne Gluten, sondern auch das Meer. Falls dies bewegt fei, schiene es, als brächen Flammen und Funkenschäuer aus den Wellen. Wer aber des Nachts den stillen Ozean befahre, den inahne die leuchtende Sternensaat, die Unermehlichkeit des Himmels und des einsamen Meeres an die Ewigkeit und er fühle ein Erschauern.

Er sagte das ohne eine Spur von Pathos, gleichwohl mutete es seine Begleiterin feierlich an. Sie fragte ihn nach einer Weile ob er, der so lange in der Fremde gelebt

Heimweg geriet er offenbar in die Nagpld und der Umstand, daß das erhobene Geld bei ihm vor gesunben wurde, läßt mit ziemlicher Bestimmtheit den Schluß ziehen, daß ein Verbrechen cmsgeschlos sen ist. Das Gericht war bereits gestern an Ort und Stelle. C. T.

st Baiersbron», 9. Mai. I» Buhlbach,- Gde. Baiersbronn starb Glasfabrilant Hermann Böhrin ger, ein in weitesten Kreisen angesehener Mitbür ger. Ueber 100 Jahre vererbte sich in der Fa milie Böhringer die einst blühende Glasfabrik iort, die hauptsächlich Hohlglas erzeugte und ihre Pro dnkte im In und Auslande absetzte. In den letz­ten Jahren wurde der Betrieb eingestellt, als die amerikanischen Maschinen aufkamen und die Glas­bläserei unrentabel machten,

st Horb, 9. Mai. Die hiesigen bürgerlichen Kol­legien erteilten im März d. I. einem Vertrag mit der Firma K. Francke-Bremen ihre Zustimmung betr. Errichtung eines Steint o h lengaswe r k e s in hiesiger Stadt. Nach dem nunmehr vorliegenden Voranschlag sollen sich die Bankosten für das neue Werk auf 98 000 Mark belaufen. Mit den Bau­arbeiter! wird voraussichtlich im nächsten Monat schon begonnen werden. Eine Nachbargemeinde, Rex­ingen, hat sich auch schon zum Gasbezng angp- meld-et. Die dortige Gemeindevertretung beschloß! den Anschluß an das zu erbauende Gaswerk Horb. Trotz der energischen Bemühungen der Behörden, die in Rexingejn hiesigen Oberamks ausgpbro- chene Maul und Klauenseuche durch Ab-' schlachten der von dstr Seuche befallenen Tiere zu bekämpfet!, ist es bis jetzt nicht gelungen, des nn liebsamen Gastes Herr zu werden. Schon zwei­mal glaubte man am Ziel zu sein und nun ist die Seuche zum drittenmal ausgebrochen. Die Be- kämpsimgsmaßregeln werden energisch fortgesetzt.

st Mössingen, 9. Mai. Auf schreckliche Weise verunglückte heute vormittag l O Uhr der ca. 5 Jahre alte Enkel des Braue reibesitze rs Heinrich zum Lamm hier. Er geriet in der Brauerei einer Transmission zu nahe und wurde erfaßt. Dem armen .Kinde wurde der Kopf Derart zerdrückt, daß der Tod sofort eintrat'.

st Stuttgart, 9. Mai. Dos bisher in der Billa Berg untergebrachte Personal des Hofhältcrs der verewigten Herzogin Wera, Kutscher, Lackaien und Hilfspersonal, haben heute die Villa verlassen und in der Akademie wieder Wohnung genommen, nach dem auch die Töchter der Herzogin die Villa verlassen hatten. Prinzessin Elsa von Schanmbnrg-Lippe hat sich nach Brünn, die verwitwete Kran Prinzessin Olga von Schaumburg-Lippe nach Ludwigsburg zu­rückbegeben. Ans der Villa Berg befinden sich zl Zt. nur noch der Verwalter und zwei Portiers. End- gillige Bestimmungen werden abgewartet. Jetzt herrscht in der so herrlich gelegenen, im schön­sten Frühlingsschmuck prangenden Villa stille Ein­samkeit und Trauer um die allzufrüh Heimgegangene Herrin,. > : > , -

st Stuttgart, 9. Mai. Der gestern zu 15 Jckh reu Zuchthaus verurteilte Dsoppelmörder Pf com me; r hat dem Landjäger, der ihn be machte, eingestanden, daß er den Einbruch am Fa sanenhof, den er während der ganzen Verhand­lung leugnete, ebenfalls ans dein Gewissen Hades !! Zuffenhausen, 9. Mai. (Großfe'ue r.s Heule nachmittag nach 5 Uhr brach in der Teer- und As pH alhpr od uktenf abrik von W. Bnrck aus

habe, sich nicht unbändig freue, seine Familie wieder­zusehen, und er gab zur Antwort, daß ihn nur eine wunder­liche aber kreuzbrave Tante erwarte.

Sie waren wohl früh verwaist?"

Ich verlor meine Eltern fast gleichzeitig, als ich ach! Jahre zählte, und Tante Lütkens, eine Schwester meiner Mutter, nahm sich meiner an. Sie ließ mir eine nahezu spartanische Erziehung zuteil werden, und ich bekam ihren Stock und ihre derbe Hand gar oft zu fühlen."

Ei, dann werden Sie sich freilich nicht nach ihr sehnen."

Sie täuschen sich, gnädiges Fräulein, ich freue mich recht auf das Wiedersehen, denn die kleine, resolute Frau traf das richtige, und bei aller Strenge ließ sie mich doch ihre Güte und Zuneigung fühlen. Sie ist mir eine zweite Mutter geworden."

Und Ihr Onkel?"

Der besaß einen heillosen Respekt vor seiner ener­gischen Frau, der er das Aufblühen seines Kramladens verdankte. Er ließ sie schalten und walten. Ihn werde ich nicht Wiedersehen; er starb kurz nach meiner Abreise von Hamburg. Sie, gnädiges Fräulein, befinden sich in erfreulicherer Lage. Mit der Mutter zur Seite werden Sie bald ihren Vater umarmen."

Sie erwiderte seufzend:Ja. mir der Mutter, aber auch mit der Sorge zur Seite. Mama hat sich während meiner Abwesenheit erschreckend verändert äußerlich und innerlich. Sie hat all ihre Frische' und Freudigkeit -ingebüßt und ist sehr gealtert. Wenn ich nur wüßte, was sie bedrückt."

Wahrscheinlich ist die seelische Depression nur eine Folge der Erkrankung."

Das glaube ich auch und hoffe, daß die Aerzte Mittel finden, um sie wiederherzustellen. Papa erfüllt ihr jeden Wunsch, und mich hat er gar schrecklich verwöhnt."

Er wird Sie jetzt in die Gesellschaft emführen?"

Vermutlich."

Und mit seinem Tüchterchen Ehre einlegen."

bis jetzt nicht aufgeklärter Ursache Feuer aus, das sich mit rasender Geschwindigkeit über deck ganzen Fabrikban verbreitete und auch auf ein daneben- stebendes Hans überzuspringen drohte. Die Lösch-- arbeiten sind mit großer Gefahr verbunden, weil jeden Augenblick die Explosion von TeerbehMern und Benzittkesfeln zu befürchten und an eine Lö­schung mit Wasser nicht zu deuten ist. Man ver­sucht, den Brand so gut wie möglich mit Sand und ähnlichem Material einzndämmen.

st Zuffenhausen, 9. Mai. Zu dem Brand der Teer und Asphaltfabrik von W. Bnrck wird noch weiter gemeldet, daß die Feuerwehr von Zuffenhau­sen sich darauf beschränteu mußte, das Wohnhaus und die Nachbargebände zu retten. Eine größere Abteilung der beiden Stuttgarter Jnfcmierie-Regf- menter, die gerade in der Nähe des Brandplatzes übten, eilten herbei, um Absperrungen vorzuney- men. Zum großen Glück herrschte Wind stelle. Men­schenleben sind nicht zu beklagen, ein 'in Wohn­haus befindlicher kranker Mann wurde von der Sa- ilikätstotonne aus dem bedrohten Gebäude geschasst. Um halb 8 Uhr >var jede Gefahr des Umsichgrei­fens des Feuers beseitigt. Die Fabrik ist gänz­lich niedergebrannt, der Schaden beträchtlich. Auch den Angrenzern ist durch die Menschenansammlung ein erheblicher Flurschaden entstanden. Die Fabrik sollte im Herbst in die bereits erstellten neuen Ge­bäude nach Kornwestheim verlegt werden. Ueber die Entstehungsnrsache des Feuers ist noch nichts be­kannt;.

st Heilbronn, 9. Mai. i Grundsteinlegung eines neuen Theaters.) In Anwesenheit der bürgerlichen Kollegien, städtischen Beamten und zahlreicher vor- geladener Gäste fand heute die Gcundsteinlegungj für das neue Stadttheater statt, die Oberbürger­meister Dr. Göpel in der üblichen Weise vollzogt In den Grundstein, der den untersten rechten Eckstein des Hauptportals bilden wird, wurden die Urkun­den des Theaterbaues, darunter Zeichnerliste und Baupläne eingelegt, ferner Münzen, Zeirungxnp Chronik und Adreßbuch der Siadt sowie 2 Flaschen Heilbronner Rot- und Weißwein des Jahrgangs l9ll. ,

st Riedlingen, 9. Mai. In Binzwangen stürzte beim Graben eines Kellers eine Mauer ein. Ein Arbeiter würde verschütlte t und tonnte nur noch als Leiche geborgen werden.

st Friedrichshafen, 9. Mai. Die gewaltigen Re- gernaassen, die in den letzten Tagen über das ganze Bodenseegebiet niedergingen, vor allem aber die Hochwafsertatostrophe, von der das Land Vorarl­berg heimgesucht wurde, hat ein sehr rasches Stei­gen der Wasser des Bvdensees zur Folge gehabh Der Pegel ist seit gestern um 21 Zentimeter ge­stiegen. l , . > ! . j

Aus dem Gerichtssaah '

st Stuttgart, 9. Mai. (Für 40 Psg. 3 Mo­nate Gefängnis.) Der Taglöhner Augpst Maisch von Steinenbronn hat einen Maler durch das unwahre Vorbringen, er arbeite in einem Bangeschäft und habe noch Lohn gut, bestimmt, ihm 40 Pfg. zu leihen. Da bei ihm Betrug im Rückfall in Betracht kam, lautete das Urteil der Strafkammer auf die Mindsfrstraf? von 3 Monaten Gefängnis.

Wer weiß! Jedenfalls erhofft er es, aber jüngsl las ich einen Ausspruch, der mir ein leuchtete:Der is! ein weiser Vater, der sein eigenes Kind kennt." Vielleich! enttäusche ich die Gesellschaft." Sie kicherte und fuhr fort Nun ist es aber an der Zeit, daß ich in mein Burgverlies hinabsteige. Bedauere nur, daß Sie im Freien nächtiget! müssen. Die Luft ist kalt.-"

Ohne Sorge ich werde gut schlafen."

Recht gute Nacht." Sie reichten sich die Hände, und Melita lies leichtfüßig die Treppe hinunter.

Der Zurückgebliebene starrte eine Weile ihr nach, dann hob er die Arme auf und rief:Melita. Melita!" Statt sich auf seinen Schiffsstuhl niederzulaffen, lief er noch stundenlang auf dem Verdeck hin und her. Es war ihm seltsam ums Herz. Neue Gefühle regten sich in ihm und gewannen treibende Kraft. Er sagte sich, daß die ver­gangenen 27 Jahre seines Lebens, trotz kaufmännischer Er­folge, ihm wenig Befriedigung gewährt hätten. Viel Last und Arbeit lag hinter ihm. Eine unabhängige und an­gesehene Stellung in der Geschäftswelt war bisher das Ziel seiner Wünsche gewesen. Jetzt aber, da das junge liebenswürdige Mädchen in sein Leben trat, dämmerte ihm die Ahnung von einem weit höheren Glück auf, als Reichtum und Ansehen gewähren können.

Vergeblich suchte er das Wogen und Drängen in seiner Brust niederzukämpfen. Poetische und mystische Vor­stellungen beschlichen ihn den nüchternen Kaufmann Die Nacht hatte es ihm vielleicht so meinte er an­getan die schweigende geheimnisvolle Nacht. Ueber den Sternen thronte sie Melita; er sah ihre lachenden Augen. Aus dem leisen Rauschen des Fahrwassers ver­nahm er ihren Namen: Melita. Aus der Schulzeit kam ihm die Erinnerung, daß eine der Nereiden Melita, die Anmutige, hieß. Ja, sagte er sich, sie führt den rechten Namen, denn sie ist die verkörperte Anmut.

Nach Mitternacht erst überwältigte die Müdigkeit den jungen Reisenden, und er entschlief sanft auf seinem Schiffsstuhl. Was sein Gemüt aber so tief bewegte, setzte