Neujahrserlasse an die Wehrmacht

TU Berlin, 2. Inn. Amtlich wird mitgeteiltr Aus An­laß des Jahreswechsels sind folgende NenjahrSerlass« an die Wehrmacht ergangen:

An die Wehrmacht! Der deutschen Wehrmacht ent- biete ich zum neuen Jahre meine herzlichsten Wünsche und Grüße! ES war mir eine Freude, im abgelanfenen Jahr Heer und Marine bei ihrer ernsten und verantwortungs­vollen Arbeit sehen und ihre guten Leistungen anerkennen zu können. Ich habe die feste Zuversicht, daß die Reichs­wehr auch im neuen Jahre ihre Schuldigkeit tun wird.

Der Reichspräsident gcz. von Hindenburg.

An die Reichswehr! Allen Offizieren, Unteroffizie- reu und Mannschaften, allen Beamten, Angestellten und Ar­beitern der Reichswehr meine herzlichsten Ncujahrögrüßel Der Wille läßt sich nicht in Fesseln schlagen. Geist ist unab­hängig von Starrheit der äußeren Form. Willen und Geist zu schulen ist unser bester Dienst am deutschen Volk.

gez.- Grüner, Reichswehrminister.

An daSNeichSheer! Allen Angehörigen des NcichS- hecres meine besten Glückwünsche zum neuen Jahr. Wir wollen weiter unsere Pflicht tun. gez. Heye, General der Infanterie und Chef der Heeresleitung.

An die Reichsmark» e! Zum Jahreswechsel spreche ich der Neichsmarine meine besten Wünsche aus. Auch tm kommenden Jahre werden wir unsere Pflicht erfüllen einig im Ziel und fest im Glauben an Deutschlands Zukunst! gez Räder, Admiral Dr. h. Chef der Marineleitung.

Deutschlands Stellung zu Sowjetruszland

Wien, 1. Januar. In einem Gespräch mit einem Mitar­beiter derNeuen Freien Presse' erklärte der Vorsitzende der Deutschen Zentrumspartei, RetchStagSabg. Dr. KaaS «. a.:

Die deutsche Außenpolitik 2«,n und darf sich den freien Weg zu Rußland in Zukunft nicht verbauen lasten. Da­mit kst eii»e positive Haltung gegenüber dem 300 Millionen Reich ganz von selbst gegeben. Diese Haltung gegenüber Rußland bedingt allerdings nicht ein zu'timmendeS Wert­urteil gegenüber dem dortigen Regime. So bedeutsam dt« Funktion sein mag. ie Deutschland als Brücke zwi. schen Osten und Westen znfallen kann, so selbstver­ständlich ist eS, daß diese Funktion nicht in duldsamem« Nachgeben, sondern in der geistigen Ueberwtndunq dessen bestehen muß. was in dem System de» radikalen Bolschewis­mus drohend vor den Toren Europas steht. Ob Deutsch­land imstande sein wird, diese Funktion auSzuüben. hängt weniger von ihm ab ab, als von den Lebens, «nd Entwtck- lungSmöglichkeiten, die seine früheren Gegner ihm lasten. Ein verarmtes und in soziale» Kämpfen erschütteri-eS Deutschland wird nicht imstande sein, in der geistigen Ueber- windung deS Bolschewismus die ihm z»fallende Aufgabe zu erfüllen. Der Leidtragende einer solchen Entwicklung wird die gesamte westliche Kultnrwelt sein.'

lieber den Anschluß äußerte sich Dr. KaaS folgender­maßen:ES gibt Grenzen zwischen unseren Ländern AVer eS gibt keine Grenzen zwischen nirscren Herzen. Wir sind nnS bewußt, daß Oesterreich, wie eS bente in Europa tasteht, nicht lebensfähig ist. Wir müssen fordern, daß das Recht der Selbstbestimmung für alle Völker gilt."

Der französische Staatshaushalt in Kammer und Senat verabschiedet

Unsichere Sage des Kabinetts Poincar^

TU. Paris, 1. Ja». Der französische Senat genehmigte am Samstag den gesamten Haushaltsplan für 1929 mit 373 gegen 17 Stimme». Der Plan zeigt Einnah­men in Höhe von 45 Milliarden <23 Millionen und Aus­gaben von 4L Milliarden 318 Millionen», so daß sich ein Einnahmeüberschuß von 134 Millionen Franken ergibt. Der Senat nahm iveiterhin einen Gesetzentwurf über die Unvereinbarkeit von parlamentarischem Mandat und gewissen VerwaltungSSm« lern an.

In einer Nachtsthung, dl« am Sonntag früh zu Ende ging, hat auch die Kammer den Haushalt für 1929 mit 4llv gegen 112 Stimmen in zweiter Lesung angenommen. Weiter wurden dem Gesetzentwurf über die Unvereinbar­keit von parlamentarischer Tätigkeit und der Bekleidung von Posten in Handel und Industrie mit 573 gegen 3 Stim» men und dem Gesetzentwurf über die Erhöhung der Diä­ten mit 287 gegen 234 Stimmen zugestimmt. Die end­gültige Verabschiedung deS Staatshaus­halts erfolgte am Sonntag. Die Verschiedenheiten zwi­schen dem Kammer- »nd dem Senatstext bei einigen Ar­tikeln konnte» leicht ttberbrückt werden. Der Senat er­klärte sich mit den verschiedenen Abänderungen durch die Kammer einverstanden, durch die der HauShaltSüber» schuß auf 63 Millionen Franken verringert wird und stimmte auch der Einverleibung der Vorlage über die parlamentarischen Unvereinbarlichkelteu zu.

Die beiden Kammern vertagen sich nunmehr bis zum 2. Dienstag des Monats Januar, an dem nach der Ver­fassung die ordentliche Tagung des Jahres 1929 eröffnet wird. Nach der Wahl deS Kammerbüros wird das Mini­sterium Polnare sich am 10. Januar der Kammer wieder vorstellen, die an diesem Tage ihre Tagesordnung festzu­setzen haben wird. PoincarS bürste allem Anschein nach ver- langen, baß bereits am kommenden Tage in die Beratung Ser Anfragen über die allgemeine Politik eingetreten wird. Die Aussprache dürste für das Schicksal des Kabinetts Poin- earö entscheidend sein, nachdem der Ministerpräsident sich durch den Staatspräsidenten von seiner Absicht abbringen ließ, im Minifterrat am kommenden Mittwoch seinen Rück­tritt auszusprechen.

Der offiziöse Excclstor beschäftigt sich mit der inner- politischen Lage und stellt fest, daß die ministerielle Lage nicht mehr so fest sei, wie zu Beginn der HaushaltSbera- Lnngen. Nachdem sich der Ministerpräsident und der Finanz­

minister tm offenen Gegensatz über die Frage der Diäten- erhöhung befunden hätten, sei dies kein Geheimnis mehr. Das Blatt hält es für sicher, daß im Januar endgültige Klar­heit geschaffen werden wird.

Kabinettsrat über die innerpolitische Lage.

TU. Paris, 2. Ja». Die außerordentliche Kammerta- gung 1928 wurde, wie berichtet, mit der Annahme des Ge- samthaushalts durch die beiden Kammern in den späten Abendstunden des Sonntag abgeschlossen. Der Haushalt wirft infolge der Aenderungen, die vom Senat vorgenom. men wurden, einen um nahezu 20 Millionen Franken höhe, ren Ueberschuß ab, da er in seiner endgültigen Gestalt mit 61,60 Millionen Franken Ueberschuß abschließt.

In politisch-parlamentarischen Kreisen ist man der Auf. fasiung, daß der letzte Tag der HanshaltSanssprache eine gewisse EntsMnnnng gebracht hat. Am Montag fand auf ge­meinsamen Wunsch der Minister ein Kabinettsrat statt, der die innerpolitische Lage prüfte. Es dürste darnach zum min. besten so viel feststehen, daß Poiucare b's zur g^o' en Jnter- pellationsauSsprache im Amt verbleibt, die vom 11. Januar an ans die Tagesordnung der Kammer gesetzt werden kann. Tie Negierung rechnet damit, bei dieser Gelegenheit endlich diejenige feste M hrheit sich hcranSschälen zu sehen, di: ihr eine Fortsetzung d:r Arb.it ermöglicht. Pvincare hat jed'n- falls den Interpellanten zu verstehen gegeben, baß er die angeboten« Macht annehmen werde, die über das Schicksal seines fünften Ministeriums entscheiden wird.

Die Polilik im fernen Osten

China will eine 89-Millionen-Dollaranleihe au nehme«.

TU Peking, 1. Jan. Die NankiNgregierung beabsichtigt eine Anleihe tm Betrage von nicht weniger als 60 Millio­nen Dollar in USA. aufzunehmen. Der letzte Transport

Kleine politische Nachrichten

Reujahrswnnsch d S Zentrumsvorsitzende» Dr. KaaS. Der Vorsitzende der Deutschen Zentrumspartel, Dr. Kaas, veröffentlicht eine» Neujahrswunsch, in dem «S heißt: TaS Jahr 1923 mar außenpolitisch ein Jahr der Stagnation und Enttäuschungen. DaS Jahr 1929 wird kein Jahr der Erfül­lung sein. Möge es wenigstens ein Jahr des Fortschrittes werden. DaS vergangen« Jahr hat ln dem Kelloggpakt die feierliche FrtedenSgeste der Nachkriegszeit gebracht. Alle, welche guten Willens sind, hoffen und fordern, baß der Zeit der FriedenSbekenntnisse nunmehr die Zeit der Friedens­räten folgt. Prälat Dr. KaaS, Vorsitzender der Deutschen Zentrumspartei.

Erhöhung der Saarkohlenpreife. Die französische Berg- werksdirektiou macht bekannt, daß mit Wirkung vom 1. Ja­nuar 1929 die Kohlenpreise für das Saargebiet um durch­schnittlich 33,5 v. H. erhöht werden.

Annahme des deutsch-rnmänische« Vertrages in Buka­rest. Die rumänische Regierung nahm einstimmig den deutsch-rumänischen Vertrag an. In dem Bericht, der der Beratungen vorausging, wurde festgestellt, daß die 75 Millio- nen Mark, di« Deutschland an Rumänien zahl«, das Äußerste seien, was Deutschland unter den gegebenen Unrständen zu zahle» habe.

Nene Flottensteuer« in Italien. Nach einer Meldung ans Mailand kündigt derPopvlo d'Jtalia", das Organ Mnsso- ltnIS an, daß di« römische Regierung den Ausbau der Flotte mit verstärkten Kräften vorzunehmen gewillt sei und daß sie die Mittel hierfür durch nen« Stenern beschaffen wolle.

Der rumänische Haushakt. Di« Kaminer nahm den Haus- halt an, nachdem er sowohl bei den Einnahmen als auch bei den Ausgaben um 600 Millionen Lei verkleinert wurde, so daß sich die Bilanz der Einnahmen und Ausgaben auf 37 000 Millionen Lei beläuft. Der Kinanzminisier beabsichtigt, neue Gesetzentwürfe betr. Erhebung einer Wein- und Bier- stener vinzubringen.

Auch Persien verbietet den Turba». DaS persische Par­lament nahm nach Berichten aus Teheran eine Gesetzes- vorlage an, durch die baS Recht des Tragens von Turbanen ans Prediger und ReligionSstubenten beschränkt wird. Für alle übrigen Schichten der Bevölkerung wird das Tragen europäischer Kleidung nnd eines der französischen Militär­kappe ähnlichen Hutes zwangsweise angeorünet.

Hungersnot und Pest in China. Die Nanking-Negierung hat beschlossen, einen Aufruf an Amerika zu richten, sofort Maßnahmen zur Sammlung von Geldern zur Unterstützung der hungernde« Chinesen in Nordchina zn ergreifen. Der Aufruf soll an den Präsidenten Hoover gerichtet werben. In de« Provinze« Schanst und Scheust solle« in de« letzten drei

der amerikanischen Truppen verläßt am 16. März China In chinesischen Gewässern r»erbleibeu m« zwei Wachschiffe.

In wohlunterrichteten Washingtoner Kreisen wird be­tont. daß die Negierung der Vereinigten Staaten der Nan­king-Negierung vorgeschlagen habe, Verhandlungen für den Abschluß eines chinesisch-amerikanischen Schiedsgerichtsver­trages einzuleiten, der in großen Umrissen den übrigen von Amerika mit anderen Staaten abgeschlossenen Verträgen gleichkommen soll.

Anschluß der Mandschurei an Nanking.

Nach Meldungen aus Mulden haben die Führer der Mandschu - Provinzen entsprechend dem letzten Willen Tschangtsvlins beschlossen, die drei Grundprinzipien Sun- yatscns anzunehmeu und sich der Autorität der National- regierung zu unterwerfen. Um dies äußerlich kenntlich zu »iahe», werden alle öffentlichen Gebäude die Fahne der Weißen Sonne lKnomtntang-Flagge) hissen.

Wfe die Pariser Presse aus Nanking meldet, hat die Ne­gierung infolge der Unterwerfung der Mandschugencräte unter die Prinzipien Sunyatseus den Sohn Tschangtsolins. Tschanghfneliang. znm V e r t e i d i g u u g S k o m m i s s a r für den Nvrdostcn ernannt und die Inhaber der hauptsächlichsten Regierungsstellen der Mandschurei in ihren Ämtern bestätigt Der Außenminister erklärte, dies Ereig­nis, das von der ganzen Nation gewünscht werde, sei eines der bezeichnendsten politischen Ereignisse der jüngsten Zeit im fernen Osten.

Ein ch'nesischrr General standrechtlich erschossen. Wie amtlich mitgeteitt wird, wurde am Donnerstag der Ober­befehlshaber der vierten chinesischen Armee, General Wu, standrechtlich erschossen. General Wu organisiert« einen mili­tärischen Ausstand gegen die Nankingregierung und versuchte, die Truppen der Negierung in Peking zu entwaffnen.

Monaten 4000 Personen an Pest gestorben sein. Das Rocke- feller-Jnstitut in Peking hat eine Expedition zur Bekämp­fung der Pest-Epidemie entsandt.

Aus aller Welt

Zngnnfall in Apolda.

In Apolda fuhr auf dem Bahnhof ein rangierender Zug mit voller Wucht ans einen bereits stehenden Zug auf, wo- bei verschiedene Wagen entgleisten. 12 Personen wurden verletzt, konnten aber nach ärztlicher Behandlung allein Weiterreisen. Die Aufräumnngsarbeiteu dauerten etwa drei Stunden.

An'decknng großer Betrügereien in Köln.

Umfangreichen Betrügereien, wie sie in diesem Ausmaß seit längerer Zeit nicht mehr vorgekommen sind, ist die Kri­minalpolizei in Köln auf die Spur gekommen. Der Inhaber einer Kraftivagenhandlnng hatte gegen Barzahlung verkauft, seinen Lieferanten aber gegenüber angegeben, daß die Be­zahlung der Wagen mit Wechseln erfolgt sei,- die auch tat­sächlich vorgelegten Wechsel waren aber von dem Händler in Gemeinschaft mit seinem Buchhalter gefälscht morden. ' ans diese Weise erschwindelten Gelder sotten sich ans säst c ^ Million Mark belaufen. Beide Betrüger, der Händler >>tz. der Buchhalter, wurden in Haft genommen. Wie die Kri­minalpolizei hierzu ergänzend mitteilt, sind die Täter ge­ständig. Sie wollen jedoch das erschwindelte Geld nur für geschäftliche Zwecke verwandt haben. Diese Angabe erscheint aber wenig glaubhaft. Nach dem bisherigen Untersuchungs- ergebnis hat der Geschäftsinhaber im verflossenen Jahre et­wa 80 000 Mark für persönliche Zwecke verwandt. Nach dem Verbleib der Gelder wird zurzeit noch geforscht. Folgenschwere Ueberschmemmung in Russisch-Zcutralasierr.

Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die Ueberschwcin- mung des Flusses Syr-Darja schwere Folgen gehabt. In einem Umkreis von 55 Kilometern liegt die Gegend unter Wasser. Unzählige Dörfer sind dabet ein Opfer deS Wassers geworden. Abteilungen des Roten Kreuzes und Truppen­teile der Roten Armee wurden zur Hilfeleistung eingesetzt. Die Zahl der Opfer steht noch nicht fest.

Taifn« anf dem Stillen Ozean.

Auf dem Stillen Ozean tobt besonders in Höhe der Ha­fenstadt Yokohama ein schwerer Taifun, der, wie man all­gemein annimmt, von den Philippinen her nach Norden gewandert ist. Alle japanischen Funkstationen fangen nnauf- höpcltch Notrufe von auf hoher See befindlichen Schiffen anf. Vier chinesische Schiffe, die sich auf dem Wege von Van. couver nach Bokohama befinden, sollen in das Talfungebiet geraten sein und sich in schwerer Seenot befinden. Für die nächsten Tage erwartet man dt« voll« Stärk« des Taifun- an den japanischen Küste«. ^

Der Schauplatz des Verbrecher-Ueberfalls in Berlin

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Hier Haben die in einem eigenen Verein organisierten Verbrecher Berlins bei einem Ueberfall anf Hamburger Zimmcrleute gehaust, nicht, als ob Berlin in Dents-''land läge, sondern als set der Schauplatz tm unzivilisterten Wild­

west zu suchen. Ein Toter und mehrere Schiververl. tzre waren das Ergebnis eines in der deutschen üri.ninal- geschichte bisher unbekannten UeberfalleS.