Württembergischer Landtag.

Stuttgart, 16, April,

Die Z,veile Kauimer trat heute mittag halb 4 Uhr zu ihrer ersten diesjährige» Sitzung zusaiu ine», Präsident von Payer erösfnete um dreivier :el 4 Uhr die Sitzung u, begrüßte zunächst die Ab ge ordne len. Dann gedachte er der verstorbenen Abge ordneten für Urach, Dr. Med. Bauer, und für Crails heim, Gutsbesitzer Berroth, zu deren Andenken sich dir Mitglieder des Hanfes von ihren Sitzen er Hobe», Hierauf teilte der Präsident mit, daß an Stelle der beiden verstorbenen Abgeordneten Hea ning für Urach und Schäffer für Crailsheim ge wählt worden seien und beantragte, den Bericht des DegilimatiouKauSichusieS über diese beiden Wahlen entgegen zu nehmen, den der Abg, -Hilter -BK-, als Borsitzender der Legitimatiouslominisiion erstat 'ere. Der Antrag der Kommission geht dahin, die Wahlen für gültig zu erklären. Das Haus stimmte zu, Es folgte die Vereidigung: der beiden «enge wählten Abgeordneten Henning und Schäsier, wor ans Präsident- v, Pauer den Eintans bekannt gab, worunter sich verschiedene Anfragen befinden, u, a, über Versicherungen gegen Erdbebenschäden und über das Sportelgefetz, Dan» wurde in die Tagesord­nung eingerreten, ans derl ledigsich einige An träge und Benachrichtigungen des Frncinzansschns ses zu verschiedenen Eingaben standen und zwar 1, Zu der Bitte des Zn stet lungsbeamten beim Kl Amrsgericht in Tuttlingen, Robert Eifelen-Rottwe-I, nn: Aufnahme die neue Gehaltsordnung der Beamten ,nit PensionZberechtignng bezw, uni nach trägliche Erhöhung seines Gratials, 2. zu der Bitte -es Znstetlnngsbeamlen Ludwig Strecker in Rott weil »im Ausnahme in die neue Gehaltsordnung der Beamten mit Pensionsberechtigung anstatt der bewilligten Unterstützung, Berichterstatter war der Aba, v. Kraut -B.K. Die Anträge des FinanzanS schns'es gehen dahin, die beiden Eingaben im Sinne der Gewährung einer außerordentlichen Zuwendung der K, Regierung zur Erwägjung zu übergeben.. Abg. Maier-Rottweil befürwortete die Anträge des Fi­nanzausschusses, denen das Haus ohne Debatte bei trat, Schluß drei viertel 4 Uhr. Nächste Sitzung mor­gen vorm, 9 Uhr, Tagesordnung: Anfragen, Aa träge und Nachtragsetats,

Deutscher Reichstag.

Berlin, i6, April,

Präsident Kämpf erösinct die Sitzung um 2 Uhr 20, Nachdem Präsident Kämpf die Abgeordneten nach der Osterpanse begrüßt hat, gibt er seinem Bedauern über das große Unglück Ausdruck, das die White Star-Line du rch den Untergang des Dump fersTitanic" und durch den Verlust so vieler Men schenleben betroffen hat. Der Präsident gibt hier­aus die Mandatsniederlegung des Abg, Raren be kannt, Sodann tritt das Haus in die Tagesord nnng ein: Zweite Beratung des Etats des Reichs- kisenbahuamieL. Ulrich (Soz. tritt für Schaffung einer Betriebsmittelgemeinschaft, in der alle Staa len gleichberechtigt Und, ein, Schwabach lnatl, : In Form einer Resolution fordern wir die reichsge setzliche Regelung der Dienst und Ruhezett der .Eisenbahnbecmrlen. S ch i r m e r Z, : Hier konimt die Selbständigkeit der einzelnen Bundesstaaten in Frage, Bayern will sein Reservatrecht ans die Eisen bahnen nicht anigeben, Uebermäßige Zentralisation können auch wir als von großem Nutzen nicht b? trachten, Haase F, B, : Wenn auch manches bes ser geworden sein mag, w besteht doch immer noch ein gewisser Schwebezustand zwilchen den einzelstaat liehen Bahnbetrieben, Unter den deutschen Eisen bahnverwaltungen dürfte ein Konkurrenzkampf über haup: nicht geführt werden,, eSehr richtig/. Alle Verwaltungen haben darin gesündigt, Aufgabe, des Reichseisenbahnamtes sollte es seiu, gegen einen solchen Zustand Front zu machen. Wir in Baden sind ini: der Be trieb sgem eins ch ast zufrieden, besonders der Staatsbahnmagenverband Hai sich vortrefflich bewährt. Die l, und die 4, Wagen?lasse stillten verschwinden. Dadurch würde die Betriebsgemcin schaff wesenälich gesördert werden. Die Bestimm»» gen über die Ruhezeiten und den Urlaub müs­sen reformiert werden, Präsident des Reichseisen bayuamles Wackerzapp: Es ist zuzngeben, das; das Reichseisenb7huamt nicht diejenige Bedeutung erlangt hat, die ihm bei seiner Errichtung znge dacht war, Immerhin wird 'eine Tätigkeit wesentlich -unterschätzt. Das Reichseisenbahnamr hat sein Augenmert besonders aus die Strecken der Lau desver eidigung und der all,gemeinen Berkehrsinter esseu zu richten. Eine weitere Vereinheitlichung der Eisenbahnen würde ein Aufheben der Hoheits- rechte seitens der Bundesstaaten bedeuten. Wer eine solche Vereinheilliclmng der Bahnen haben will, der mnß aus den Mühe reu Plan des Fürsten Bis wäret zu rückg reisen, der alle Bahnen aus das Reich übertrlageu wollte. Weshalb diese Lösung absolut unmöglich sein sollte, vermag ich nicht ei »Zusehen, -Hört, hörtt - Zugunsten des Reichs würden die Bundesstaaten

diesmal auf ihre Hoheitsrechte eher verzichten als früher in anderen wichtigen Berwalttmgsfraaen, Die Anregung müßte allerdings von dgn interessierenden Staaken ansgehen, Nachdem, noch die Abgeordneten Will Eli, und Behrens Wirtsch, Bgg, W'pro che u, wird die Weiterberatung auf morgen l Uhr ver­tagt, außerdem Jiiskizetat, Schluß gegen tteiuhalb Uhr,

^Nachrichten.

17 April.

* Die heutige Somrenfinstrrniv konnte durch den völlig wolkenlosen Himmel ausgezeichnet beobach- !el werden. Sie nahm vor t 2 Uhr ihren Anfcmgh Der Mond verdeckte die Sonne schließlich fast voll­ständig und es war nur noch eine schmale Sichel der Sonne sichtbar. Es war eine bedeutende Ab nähme der Helligkeit zu verzeichnen und eine merk würdige Beleuchtung, die allgemein die Aufmerk iamkeii aus die Sonnenfinsternis lenkte. Von I, Uhr 20 Minuten an nahm die Helligkeit der Sonne wieder zu,

* Igelsberg, 17. April, Am Montagj stürzte Schmiedmeifter Finlbeirrer in einem epileptischen Anfall die Treppe herab. Er starb nach einigen stunden an den dabei erlittenen Verletzungen,

!!, Baier-bronu, 1.0, April, Wie der Schwarz- wälder Bote hört, hat die Gemeinde Baiersbrvnn im Murgtal durch eine Kommission der bürgerlichen Kollegien in den Orlen Mitteltal und Obertal, die zu der Gemeinde BaierSbronn gehören, vier Grund­stücke angetanst mit verschiedenen Wasserkräften von 40 bis über l 00 Pferdestärken, Es soll die Gold- Warenindustrie, in der Gemeinde eingebürgert wer den, da zahlreiche billige Arbeitskräfte im Tal vorhanden sind,

s Tuttlingen, 16. April, Bei«! Heu laden stürzte heule vormittag die 30 Jahre alte Anna Mcmz, Tochter des verstorbenen Schreinermeisters Georg Mauz, die sich in den nächsten Tagen verheiraten wollte, so unglücklich ans dem Bühneladen ea, lO Meter hoch aus das Trottoir ab, daß der Schädel bis zur Unkenntlichkeit zerschmettert wurde und der Tod aus der Stelle eintrat. .

st Stuttgart, Ul. April, Der Ansstand der Zim merleule an dem Neubau der Neckarbrücke und am Rosensteintnnnel ist mich über einmonatiger Dauer zu Gunsten der Arbeiter beendet. Als Mindestlohn- satz pro Stunde sind 68 Psg. festgesetzt worden. Für kleberstunden, Wafserarbeilen und Arbeiten an Hoch- und Maschinengerüsten usw, werden je 10 Pfg., für Nachtarbeit 30 Pfg, und für Sonntagsarbeit I Mk, Zulagen gezahlt,

,!> Stuttgart, 16, April. Die hiesige Metzger- innung hat von heute ab eine Erhöhung des Ochsen fleisches von 95 Pfg, aus l Mk, einlreten lassen,

st Stuttgart, 16, April. Der Inhaber der Firma A. Beyerlen u. Cie,, Ingenieur Angelo Beyerlen, ist nach langem und süpverem Leiden im Alter von 60 Jahren gestorben, Beyerlen war von 1881 bis 1906 im Landtag als Kammerstenograph tätig und ebenso von >889 ab in der badischen Zweiten Kammer,

! i Stuttgart, l 6, April. LiebeSd ra m a. Ein .Karlsruher Student fuhr heute nacht mit dem Schnellzug von hier nach Karlsruhe, In seiner Begleitung befand sich eine hiesige Kassiererin, Als der Zug in Karlsruhe. ankam, wurden beide erschossen anfgestinden. Die Un.ersnchnng ergab, daß der Stu deut die Kassiererin aus Eifersucht getötet und sich dann selbst einen tödlichen Schuß in die Schläfe beigebracht hatte,

!! Stuttgart, 16, April, Das Opfer des bereits gemeldeten Liebesdramas in dem D-Zug von hier­nach Karlsruhe ist die 27 Jahre alle Helene Geisel, die an der Filmzentrale angestelll war und wegen Fleißes und Gewissenhafligkeit einen guten Ruf ge­noß, sie wohnke in Gablenberg in der Wagen bnrgstraße 126, Ihr Vater wohnt in Mannheim, Der Mörder war ein russischer Student, über dessen Persönlichkeit noch nichts näheres bekannt ist,

st Snlzbach a. K., 16, April. Oberförster Al­ber: Lang hier ist gestern vormittagj nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 45 Jahren ganz unerwartet rasch gestorben, ,

Zur LaiidLagswnhl.

s Stuttgart, 16, April, Wie derSchwäbische Land mann" mi! teilt, haben die Verlranensniänner vei-sammlungen des Bundes der Landwirte säst überall beschlossen, für die im Spätherbst bevor­stehenden würltembergischen Landtagswahlen mit eigenen Kandidaten in die Wcchlbeweguag einzn- treteu, ,

Euguform und kein Ende.

st Stuttgart, 16, April, Professor Dr, Hoff­man» hatte sich in einer längeren Erklärung gegen das Gutachten der Kommission zur Beurteilung sei- -nes Verfahrens gegen die Maul- und Klauenseuche gewandt und behauptet, die Mitglieder hätten das

Verfahren nicht richtig angewandt. Dem gegenüber wird im Staats anzeig er aus Hosfmanns Versuchs in Böblingen hingewiesen, wo sie, obgleich, ihm 78 Kühe in einem Stall zur freien Verfügung über­lassen waren, die gleiche Erfolglosigkeit gezeitigt hätten, wie anderswo. Die Kommission verwahrt sich dagegen, daß einzelne Mitglieder gegen Hoff mann voreingenommen gewesen seien. Zu der Ansicht daß Hoffman» das Opfer einer Selbsttäuschung ge­worden ist, kamen sie, weil er jede Besserung oh«« weiteres seinem Verfahren zuschrieb, während bei der Eigenart der Seuche ohne Kontrolltiere gar nicht entschieden werden kann, was Wirkung eines au gewandten Heilverfahrens und was Naturheilung ist. Es sei eine völlige Verkennung der Lage zu behaup­ten, daß mau absichtlich die Ausprobierung des ueuen Verfahrens vorzeilig verhindern wollte mig so die Mitschuld trage an der andauernden Verseu chung des Biehstandes in Württemberg, Die Ber suche in RißOssen und Erbach würden nur unter­brochen, weil Hoffmann sich weigerte, sie in wis­senschaftlich einwandfreier Weise anznstellen, gleich im ganzen Lande mit Volldampf einzusetzen und Sanitätskvlonnen" zu bilden, verbot sich wegen der hohen Kosten und wegen der geriuMn Aussichten, mit dem Hoffmannschen Verfahren den Heilprozeß nennenswert zu beeinflussen. Das Ergebnis der Ver­suche hat jenes Maßhalten durchaus gerechtster tagt, Mau ist in Preußen und Bayern zu den glei­chen Ergebnissen gelang;- und in Mecklenburg ist man über das Hoffnrannsche Verfahren längst zur Tages ordnung überge-Aingen, obgleich es dort angeblich, seine ersten Triumphe gefeiert har,

Bischof v. Kepplcr.

Bischof v, Keppler hielt vorgcäern in Gmüuf üne Rede, in der er auf die Begrüßungsansprache des Oberbürgermeisters näher ein ging-, der der vie­len Angriffe auf die Person des Bischofs gedacht hatte. Der Bischof erklärte, Gott sei gnädig und barmherzig. Für einen Angriff, der auf ihn ge­mach! wurde, ließ er ihm Hunderte Beweise der Liebe und Barmherzigkeit aus den Kreisen der Gläubi­gen zukommen. Auf jeden Schmähartilel und auf jedes schmähende Wort empfinge der Bischof unzäh­lige Beweise der Ehrfurcht und Liebe und wenn ein mal im Beobachter oder in einem anderen Organ ein recht abscheulicher Artikel gegen den Bischof stehe, so würde er sicher sein, daß am nächsten Tage eine Gabe mit 500 oder >000 Mark zu gu­ten Zwecken an den Bischof kommt. Wenn die Geg uer das wüßten, würde ihnen schließlich alle Lust zu Artikeln gegen den Bischof vergehen. Im wei­teren Verlause seiner Ansprache 'brach der Bischof über die Jugendpflege und über die Wichtigkeit und Notwendigkeit derselben.

st Wien, 16, April, Die Nene Freie Presse meldet: Der ungarische Ministerpräsident Gras Khnen Hedervary hat sich entschlossen, dem Kaiser sein En tla ss n ngs g e su ch zu überreichen und reist heute zu diesem Zwecke nach Wien. Zu: seinem Nachfolger wird nach allgemein herrschender Ansicht Finanzminister Lukaes ernannt werden.

Paris, 16, April, Der Ministerrät hat heute beschlossen, die Bestattung des Kammerpräsidenten Brisson ans Staatskosten und zwar am 19, April nachmittags stattsinden zu lassen. Ferner setzte der Miuisterrat die Einzelheiten der ans die letzten Vorschläge Spaniens zu erteilenden Antwort fest, h Petersburg, 16, April, Das Hochwasser riß in der Umgegend von Samara, viele Baulichkeiten fort. Beim Uebersetzen über den Fluß sind 5 Per sonen ertrunken. In Saratow richtete der Eisgang der Wolga großen Schaden an, 16 Schiffe wurden auf das User geworfen.

I! Konstanttiropel, 16, April. Die türkische Zei­tungSabah" meldet,- daß Rußland, obgleich es seine Truppen-Konzentrationen vermindert hat, fort- sahrl, an die russisch-türkische Grenze Artillerie und Munition zu senden. DerJkdam" meldet, daß, nachdem Griechenland nun im Voraus/ schon eine Erklärung über "die nächsten 'Manöver abge­geben hat, die Pforte keine weiteren Aufschlüsse, mehr verlange,

st Hamburg, 16. April, Die nordatlantischen Schifiahrtsgesellschaften beschlossen in ihrer heutigen, Sitzung, aus Grund des ungewöhnlich früh kon­statierten und stark auftretenden Treibeises im Ge­biete der für die nordatlantische Schisfahrt inter­national vereinbarten Dampferwege den südlichen Sommerknrs bereits jetzt zu wählen, ;

Ter italienisch-türkische Kr eg.

st Rom, 16: April, Die Agenzia Stesani nnel- det aus Derna von gestern: Die Verluste der Tür­ken im letzten Kampfe sind auf über 500 Tote fest gestellt. Die in der Umgehend von Bomba und Mersasuse wohnenden Stämme verlassen das tür­kische Lager, um in ihr Gebiet zurückzu kehren. Auch in Derna läuft das Gerücht, daß Boten vom Groß- senns'i angekommen seien mit dem Befehl an die Häuptlinge der Zaonjas, in ihr Land zurückzukehren.