Fernsprecher Nr. 11.

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1877.

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Amtsblatt für Pfalzgrafeuweiler.

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Pon Sparkassier Walz.

Am 1. Januar 1837, also vor 75 Jahren, ist der Privatsparverein Alten steig als eines der ersten derartigen Institute im Lande ins Leben gerufen worden. Ueder die Veranlassung zur Gründung sagt das vom 13. Dezember 1838 datierte Protokoll und Statut aus, daß die Absicht, kleinere Erübrigungen sicher und nützlich anzulegen, einige Bekannte und Freunde zusammengeführt habe, um einen Sparverein ins Leben treten zu lassen. Die Gründung des Vereins vollzogen folgende 19 Herren: Kameralverwalter Weber, Stadtpfarrer Küchel, Stadtschultheiß Speidel, Dr Wvü. Schiler, Verwalt. Aktuar Raufer, Amtsnotar Stroh, Mühlebesitzer Faist, Pharmazeut Sigel, Zinngießer Buck, Kameralamtsbuchhalter Stroh, Schullehrer Schüller, Revier­förster v. Au, Forstamtsverweser Henßler, Wilh. Schönhuth, Apotheker Pregizer, Kameralamtsgehilse Kretz, Notariatsgehilfe Schobert, Werkmeister Hcnßler und Schönfärber Kiemlen

Kameralamtsbuchhalter Stroh wurde zum Kassier, Verw.- Aktuar Rcmser zum Kontrolleur gewählt. Die Zahl der Ein lageberechtigter! wurde zum Anfang auf 25 festgesetzt und bestimmt, daß jedes Mitglied zur regelmäßigen Einlage von vierteljährlich mindestens 3 Gulden und höchstens 25 Gulden verpflichtet sei. Hierin sind fast in jeder der folgenden Mit­gliederversammlungen Veränderungen eingetreten, ein Wechsel, der durch den jeweiligen Geldverkehr (Geld-Knappheit oder Geld-Ueberfluß) beeinflußt wurde. In diesem eisigen Wechsel des Einlage-Maximums, der sehr begrenzten Einlagebcrech- tigung, des immer schwankenden Zinsfußes und in der lang­jährigen Verwendung des Ueberschuffes durch Verteilung an die Einleger ist auch der Grund zu suchen, weshalb der Sparverein in der ersten Zeit sich nur langsam Bedeutung verschafft hat. Nach 40jährigem Bestehen betrugen die Ein­lagen 148 764 M., der Reservefond 6183 M. Von da ab war die Entwicklung der Kasse eine ungleich günstigere, wo­rüber folgende Uebersicht einigen Ausschluß geben dürste. Es betrugen:

die Ein- der Reserve- lageu: sond:

nach oOjährigem Bestehen der Kaffe 482 382 M. i 3 496 M.

, 55 , ... 865 097 M. 20 754 M.

, 60 . ... 1048 021M. 28 447 M.

. 65 , ... 1 271 779 M. 36 961 M.

, 70 ... 1444 816 M. 49 797 M.

75 . . . 2109 472 M. 65 500 M.

Ein Verlust ist seit dem Bestehen des Sparvereins aus den Rechnungsbüchern nicht zu ersehen.

Kassier war:

von 1837 39 Kameralamtsbuchhalter Stroh,

, 1840/54 Rentbeamter Nestlen, Berneck,

1855 60 Reallehrer Kißling,

1860,61 Kaufmann Schönhuth,

. Juni 1861 bis Sept. 1878 Schullehrer Bueß.

Novbr. 1878 bis zu seinem Tode, 16. Okt. 1908, Joh. Luz, gewesener Glasermeisier,

seit 1. Januar 1909 H.'Walz von hier, bisher Oberamtssekretür in Riedlingen.

Die Kassiere Bueß und Luz sind bis zu ihrem Tode, ersterer 17, letzterer 30 Jahre, der Kasse vorgestanden und haben mit Hingebung und erprobter Treue dis Interessen der Kasse vertreten und gefördert. Besonders unter der Ver­waltung des Herrn Luz hat die Sparkasse eine enorme Aus­dehnung erfahren.

Eine einschneidende Aenderung in der Ordnung und Leitung der Angelegenheiten des Sparvereins brachte das bürgerliche Gesetzbuch. Der bisherige Personenoerein mußte sich, da ihm wegen mangelnder juristischer Persönlichkeit von den Gerichten der Rechtsschutz verweigert und einer Eingabe beim K. Ministerium des Innern um Verleihung der Rechts­fähigkeit keine Folge gegeben wurde, nach den Bestimmungen des Reichsgesetzes betr. die Erwerbs- und Wirtschaftsgenoffen- schasten in eine Genossenschaft umwandeln. Nach langwie­rigen Verhandlungen und Vorbereitungen.wurde die konsti­tuierende Versammlung am 11. September 1903 abgehalten. Kaum war dieses Schmerzenskind begraben, so stellte sich gleich darauf ein anderes Entwickluugshemmnis in Gestalt des Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuergesetzes vom 8. Au­gust 1903 ein. Dieses Gesetz brachte unserem zwangsweise zu einerErwerbs- und Wirtschaslsgenoffenschast" avancierten Sparverein eine Gewerbe (teuer, deren Höhe bei der an­

haltenden Aktivvermvgensvermehrung der Kaffe im Laufe der folgenden Jahre in einem Maße stieg, daß zwischen Reingewinn und Steuer bald 0 von 0 aufgegangen, also die Lebensfähigkeit der Sparkasse ernstlich in Frage gestellt gewesen wäre. Zunächst wurde nun versucht, die Genossen­schaft in eine städtische Sparkasse, welche in steuerlicher Be­ziehung weit besser wegkäme, umzuwandeln. Dieser Versuch scheiterte aber an dem Verlangen der K. Kreisregierung, den Einlegerkreis auf den Stadtbezirk Altensteig zu be­schränken. Nun blieb, um die Steuerkalamität wirksam zu beseitigen, nur noch eine Möglichkeit offen, näml'ch aus dem Kreise der Schuldner die Zahl der Genossenschaftsmitglieder zu vermehren. Diese Arbeit wurde vollzogen mit dem Er­folg, daß eine Steuerermäßigung von ca. 90 Prozent erzielt und damit ein lohnenSwertes Weiterbestehen der Kasse ge­sichert werden konnte. 1909 wurde die Bezeichnung Privat­sparverein inSparkasse Altensteig" abgeändert und eine durchgreifende Verbesserung des Statuts, Erhöhung des Ein­lagehöchstbetrags auf 5000 M. >c. vorgenommen. Seit 1. Juli 1909 werden die Einlagen rnit 4 Prozent verzinst. 1911 sind 9 Agenturen, die ermächtigt sind, Einlagen für die Sparkasse in Empfang zu nehmen, errichtet worden und zwar in Bergorle, Besenseld, Bösingen, Ebhausen, Göttel- fingen, Neuweiler, Pfalzgrafenweiler, Simmersfeld und Wart.

Aus allem ergibt, sich, daß die Kasse auf eine ehrende 75jährige Tätigkeit zurückblicken und für sich in Anspruch nehmen kann, die wirtschaftliche Entwicklung des Erwerbslebens in unserem Bezirke einerseits durch Schaffung einer sicheren Gelegenheit zu nutzbringender Anlegung von Ersparnissen, andererseits durch Realkreditgewährung in hohem Maße unter­stützt zu haben. Die Kasse hat sich aus kleinen Anfängen jetzt zu einem Institut heraujgearbcitet, das vermöge seiner zeitgemäßen statutarischen Bestimmungen und seiner bewähr­ten Vermögensverwaltung in cntgegenkommenfter Werfe zu arbeiten in der Lage ist und eine kapitalistische Ausbeutung der Einleger oder Darlehensschuldner nicht kennt. Mögen die Vorzüge der Sparkasse in immer weiteren Kreisen be­kannt und gewürdigt werden und dazu beitragen, daß das Wachsen, Blühen und Gedeihen auch fernerhin anhält.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 21. Febr.

Präsident Dr. Kämpf erösfnete die Sitzung um 1.15 Uhr. Nach Verlesung der in den Abteilungen für giltig erklärten Wahlen wird in die Tagesordnung eingetreten. Deren erster Gegenstand ist die Interpellation der Fortschrittlichen Volks­partei und der Sozialdemokraten betreffend Aufhebung des Zolles aus Mais und Fvttergerste, sowie betreffend Suspen­dierung bezw. Aufhebung des Kartoffelzolles. Staatssekretär Dr. Delbrück erklärt sich zur sofortigen Beantwortung der Interpellation bereit. Abg. Dr. Wendorff (F. V.) und Bock (Soz.) begründen die Interpellation.

Staatssekretär Delbrück: Beide Interpellationen nehmen den Faden wieder auf, den wrr vor einigen Monaten hier ausgiebig gesponnen haben. Die Regierungen haben die Maßnahmen getroffen, die durchführbar und zweckdienlich er­schienen. Ich erinnere an die Ermäßigung der Eisenbahn tarife und die Erlaubnis der Verwendung von Mais zu Brennzwecken. Einer zeitweiligen Aushebung des Zolles auf Futtermittel stehen grundsätzliche Bedenken entgegen. Auch rväre sie nicht geeignet, die vorhandenen Schwierigkeiten zu beheben. Niemand bedauert mehr als die verbündeten Re­gierungen die vorhandenen Schwierigkeiten. Sie prüfen fort­gesetzt die Frage, ob sich neue Wege öffnen, um die beklagten Mißstände zu beseitigen oder abzuschwächen. Im letzten Herbst ist eigentlich nichts geschehen, was die Situation wesentlich verschlechtert hätte und was die damalige Beurteilung der Lage durch die verbündeten Regierungen als unzutreffend erscheinen ließe. Die hohen Preise für Kartoffeln sind ört­licher Natur. Die Fleischpreise haben sich seit vorigem Herbst nicht geändert. In Schweine» ist eine ganz enorme Stei­gerung des Austriebs zu verzeichnen, sodaß die Preise für Schweinefleisch sogar gesunken sind. Von einer Fleischnot kann nicht die Rede sein. Voraussichtlich werden wir über die schwierige Frage der Fleischversorgung glücklich hinweg­kommen. Die Aufhebung des Maiszolles ist grundsätzlich bedenklich und würde nichts helfen, da in den produzierenden Ländern selber ein Mangel besteht. Die Vortelle davon würde auch nicht der Konsum, sondern der Handel haben. Argentinischer Mais erreichte den deutschen Markt bisher überhaupt nicht, da die Ernte zu ungünstig war. Zollpoli- tische Maßnahmen nützten nichts, bevor nicht die neue ar­

gentinische Ernte da ist, und diese macht sich bereits dadurch bemerkbar, daß die Preisnoliermrgen für die kommenden Monate in einer natürlichen Rückbildung begriffen sind. Wollten wir jetzt eine größere Nachfrage durch Aufhebung des Zolles Hervorrufen, so würden wir dadurch nur preis­steigernd wirken. Die Zolltariskommission der französischen Kammer hat in dresen Tagen einstimmig beschlossen, eine Suspendierung des Maiszolles abzulehnen (hört, hört), da davon eine Wirkung nicht zu erwarten sei. Wie mit dem Mais, verhält es sich auch mit der Futtergerste. Der Kar­toffelzoll bezweckte nicht, die Karwffel zu verteuern, sondern er will nur Kartoffeln treffen, die weder als Eßkartoffeln, noch als Futterkartoffeln ernstlich in Betracht kommen, nämlich die Maltakartoffeln. Diesen Zoll zu beseitigen, haben wir keinen Anlaß. Sollten aber ungerechtfertigte Erschwerungen eintreten, dann köirnte man der Frage in irgend einer Weise nähertreten. Erhebliche Mengen von ausländischen Kartoffeln haben bis zum 15. Februar nicht mehr erngesührt werden können. Soweit höhere Gewalt angenommen werden kann, soll aus Billigkeitsgründen der Zoll bis zum 30. April er­lassen werden.

Auf Antrag des Abgeordneten Stadthagen findet Be­sprechung der Interpellation statt.

Herold (Z.) Auch wir beklagen die hohen Lebensmittel- preise, die Preisgestaltung ist aber nicht Sache des Parla­ments und der Regierung. Macht man, wie die Sozial­demokratie es tut, die Gesetzgebung dafür verantwortlich, so ist das die heftigste Agitation. Als ein Mittel gegen die Maul- und Klauenseuche ist die Aufhebung des Schutzzolles nicht anzusehen. Mil der Suspendierung des Kartoffelzo"".^ bis zum 30. April sind wir einverstanden.

Arnstadt (kons.) Beide Interpellationen erkennen die Notlage der Landwirtschaft an. Das ist das einzig erfreuliche an der ganzen Sache. Futtermittelzölle im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Die Interpellationen bezwecken nur, in unsere Zollpolitik eine Bresche zu legen. Die viehzüchtende Landwirtschaft arbeitet mit Verlusten. Wir können auch eine zeitweilige Suspendierung der Zölle nicht befürworten, die eine Schädigung der Reichskaffe bedeuten würde.

Wamhoff (natl.) Wir waren bereit, ev. für Suspendierung des Maiszolles bis zur Hälfte einzittreten, nach den Aus­führungen des Staatssekretärs können wir diese Frage nur als eine offene behandeln. Die Mehrzahl meiner Freunde ist gegen die Suspendierung des Gerstenzolls. Wir müssen festhalten an der Aufrechterhaltung der jetzt bestehenden Schutzzollpolitik. Tie Suspendierung des Kartoffelzolls be­grüßen wir mit Freuden.

Stubbendorf (Reichsp.): Wir stimmen der zeitweiligen Aufhebung des Kartoffelzolls zu, lehnen aber die Aushebung der Futtermittelzölle ab.

Grabski (Pole) begrüßt die Aufhebung des Kartoffel­zolls im Interesse der Arbeiter.

Will (Z.): Die Oeffnung der Grenze zur Fleischeinfuhr in Elsaß-Lothringen hat keinen Rückgang der Preise herbei­geführt. Auch die Aufhebung des Oktroi hat nicht besonders günstig gewirkt.

Daraus vertagt das Haus die Weiterberatung auf Donnerstag 1 Uhr. Schluß 5 Uhr 30.

Landesnschnchrrn.

ZM-rrfl«ig, 22. Februar.

* Sitzung der Ortsar»re»behörve und des Ge- nreinderats vvin 20. Februar >012. Auf Anre­gung des Ortsvorstehers wird die Gründung eines besonderen Fonds der Armenpflege beschlossen, mit dessen Mitteln in solchen Fällen eingeg-rissen wer den kann, in denen öffentliche Armenfürsorge nicht geboten erscheint. Unterstützungen dieser Art tra­gen nicht den Charakter von Armennnterstütznn- gen. Dem Fond sollen zugeführt werden: die Ne ujahrsw 11 nsistent siebuir gsbeitr äge, die ohne Ziveck bestimmring der Armenkasse zugewiesenen Sühne- «gelder sowie ein Teil des Ertrags der Karl Heust- ler-Stistung, soweit letzterer bisher in die Armen lasse geflossen ist. Uni Aufnahme einiger auf Kosten des hiesigen Armenverbands nntergebraclrte Kinder in ein staatliches Waisenhaus soll nachge» sucht werden. Mit Erlaß vom 6. Februar lOl.2 l-at das K. Justizministerium dein wiederholten Ge­such der hiesigen Sstrdtgemeinde wegen Errichtung einer zweiten Gerichtsvollzieherstelle mit dem Sitz in Altensteig stattgegeben. Der als Hilssgerichts-

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