TandrsNachrichLeK.
Zttt«rrfl-ig. 14. Februar.
Sitzung des Genrerndevats vom 13. Februar. Wegen Abhaltung des am 21. ds. Mts. fälligxn Viehmnrttes ist eine Eingabe an bas Minffterjmn gerichtet worden. Genehmigt wird der Subnüs- sion<rstammhot;verkaus vonl 10. ds. Mts. mit einem Erlös von 38 462 Mt. und der Beigholzverkäusl vom 31. Januar mit einem Erlös von 1657.90 Mart. Eine Eingabe des Forstwarts Klöble wird zur Kenntnis genoinmen. Lorenz Luz sucht mn eine Entschädigung nach sür einen Schaden, der ihm durch den Einsturz einer städt. Mauer (im Wizemannschen Feld) in seinem Garten entstanden ist. Es wird eine Entschädigung von 5 Mk. gewährt. Ein Gesuch um Anschluß an die Licht- keitung wird zur Aussiiyrung mit etwaigen weiteren Anmeldungen sür später vorgemerkt. Es wird der Plan des beim Schlachthaus zu erstellenden Aichhauses verbunden mit städt. Gerätemagazin vor- gelegt. Das Projekt soll noch eine Abänderung, er sichreii. Es wurde bestimmt, daß die Baukosten den Betrag von Mk. 3000. möglichst nicht übersteigen sollen.' Frau Robert Lutz wünscht eine Extra- enkschädigung sür vermehrte Dienstleisturrg während des Umbaus des Elektrizitätswerkes in der Kunst mühte. Es wird eine einmalige Entschädigung von 35 Mk. bewilligt. — Genehmigt wird die Anschaffung se eines elektr. Bügeleisens sür das ftädb Krankenhaus und die Franenarbeitsschule. Die Anschaffung einer elektr. betriebenen Nähmaichine sür letztere soll zurückgestellt werden. Zur Sprache kam die Handelsschnlabteilung der gewerbt. Fort bildimgsschule: die Honorierung des Lehrers, die Beteiligung der hiesigen Kausleute an den Kosten, die Nachsuchung eines Staatsbeitrags. Es wurde ans der Mitte des Kollegiums hervorgehoben, daß sich diese Schule bewähre und daß der Fortbestand derselben wünschenswert sei. Eine lebhafte Aussprache hatte die vom Borsitzenden festgestellte Tatsache zur Folge, daß zahlreiche hiesige Geschäfte^ sowohl von der Handelskammer, als auch von der Handwerkskammer je mit dem ganzen Kataster, also doppelt besteuert werden. Die Umlage der Hand Wertskammer wird bekanntlich von der Stadtkasse getragen, um das Handwerk zu entlasten. Durch die ungerechtfertigte Dovpelbestenernng erfährt die hiesige Stadtkasse eine Mehrbelastung von 170 Mk.
* Die Maul- und Klauenseuche ist weiter aus gebrochen in: Gültstein, OA. Herrenberg von neuem : in Egels tat, Gde. Mühlen, OA. Horb.
Gültlittgeu, OA. Nagold, 13. Febr. Beim Hotzpoltern ist dem Taglvhner David Lchwarz von einem zurückrollendeu Stamm der rechte Unterschen tel abgeschlagen worden.
f Kloster r ei che »buch, OA. Freu den städt, >3. Febr. B a h n iv ü n s ch e. Am Sonntag fand hier eine aus allen Murgtalgeineinden überaus zahlreich besuchte Versammlung statt, in der der Bezirksabgeordnete Schultheiß Gaiser-Baiersbronn über die Weitersührnng der Murgbahn von Klosterreichenbach bis zur Landesgrenze einen Bortrag hielt. Der allgemeine Wunsch, die Bahn möchte 'v rasch als möglich gebaut werden, kam zum Ausdruck und sämtliche Ortsvorsteher stellten der Leistungsfähigkeit ihrer Gemeinden entsprechende Beiträge in Aussicht.
ß Sattv, ! 3. Febr. Vermißt.'! Seit dem 12. Dezember vorigen Jahres wird der Pensionär der Hirsaner Bleiche, der 90 Jahre alte Johann S a u s sete von Weikersheim, vermißt. Er War am genannten Tag in Stuttgart und hatte 500 Mk. eingenommen. Es wird deshalb vermutet, daß er das Ovser eines Verbrechens geworden ist. Alle Nach sorschnngen sind bis setzt vergeblich aMieben.
st Balingen, 13. Febr. In überaus frecher Weise ist das hiesige Portkandzementwerk am vergangenen Samstag nachmittag zwischen 5 und 6 Nhr um die Löhnung sür seine Arbeiter im Stein- bruch auf dem Plettenberg im Betrag von ca. 1000 Marl bestohlen worden. Die Löhnung befand sich in einem Förderwagen der Seilbahn, die von dem Werk nach dem Plettenberg führt. Es ist dem Täter, dessen ^pur bis nach Dotternhansen mit Hilfe des Stuttgarter Polizeihundes Sherlock verfolgt werden tonnle, gelungen, von einem Ständer aus in einen in voller Fahrt befindlichen Wagen zu springen und sich des Geldes zu bemächtigen. Ans die Ergreifung, des Täters ist eine Belohnung von 100 Mark ans- gesetzt. >
st MargrcIhausen, 13. Febr. Schutz gegen die Rutsch» nge n. - Ende vorigen Monats waren Oberbaurat Canz von Stuttgart und Baurat Riekert von Reutlingen hier, um die Gemeinde im Beisein des Oberamtinanns Knapp von Balingen wegen der zur Verhütungen weiterer Rutschungen ans hiesiger Markung zu treffenden Maßnahmen zu beraten. Dabei zeigte sich, daß die Ende letzten J-ahres ausge führten provisorischen Wasserabzugsgräben zwar dringend nötig waren, daß aber trotzdem noch ziem lich umfangreiche Entwässerungsanlagen herzuskellen sind, um wettere Rutschungen vor Eintritt des Früh sahrs z» verhindern. Es wurden daher von den genannten Technikern sofort die nötigen Msteckun- gen vorgenommen und von den Gemeindekotlegien in einer Verhandlung unter Leitung des Obercmit- manns beschlossen, die erforderlichen Banarlen ungesäumt in Angriff zu nehmen. Mit letzterem wurde nun laut Staatsanzeiger, vorige Woche begonnen. Im Falle günstiger Witternngj hofft mau sämtliche EntwäsKrmlgsaulagen. die in der Hauptsache mittels Röhren und Faschinendrains aus-gesührt wer den. bis spätestens Mitte April fertig stellen zu löniieu und damit nicht bloß die von den seitherigen Rutschungen betroffenen Grundstücke, sondern auch die immer noch bedrohten Gebäude an der Straße nach Lanttingen dauernd vor weiterem Schaden zu schütze».
h Rc trübe, rg, ! 3. Febr. Aus dein Heimweg von hier ist der Unterhändler Flach, beim Preußischen aus der Straße gestürzt und von dem Pferd eines entgegenkommenden Gesährts getreten worden. Flach ist in seiner Wohnung am Sonntag gestorben.
!- Stuttgart, 13. Febr. : Stiftung,- Der am 20. Dezember 1911 in Vaihingen a. E. verstorbene Bauwertmeister Albert. Hosfmann hat durch tetzlwiltige Verfügung, bestimmt, daß aus seinem Nachlaß der Direktion der K. Baugewerksschule zu Stuttgart, deren Schüler der Erblasser in den sechziger Jahren gewesen war. die Summe von 5000 'Mark übergeben werde. Die Zinse.» ans diesem Kapital sollen alljährlich an seinem Todestag an zwei würdige, unbemittelte Schüler der Schule verteilt werden.
E Stuttgart, >3. Febr. Bund für Vogel
schutz.' Der Bund für- Vogelschutz veranstaltete heute abend im Konzertsaal der Liederhalte eine Vorführung ttnematographischer und farbiger Licht- schausxiele, die sich aus die verschiedensten Vorgänge in der Vogelwelt beziehen. Zu dieser Veranstaltung, die sehr zahlreich besucht war, hatte sich auch die Königin in Begleitung, der Palastdame Gräfin Ux- tull und Oberhosmeister Freiherr von Reischach eingesunden. Hierauf fand unter dem Vorsitz von Krau Kom. Rat Höhnte im Schillersaal der Liederhalle die l3. Hauptversammlung des Bundes sür Vogelschutz stakt. Der Bund zählt jetzt ca. 30000 Mitglieder, die in allen Bundesstaaten sich in Ortsgruppen zusammengeschlossen haben. Das letzte Jahr allein brachte einen Zuwachs von 6000 Mitgliedern.
st Stuttgart, 13. Febr. (Staat und Gemeinde.) Oberbürgermeister Lautenschlager hat namens der Stadtgemeinde nachstehendes Gesuch an die Landstände gerichtet: 1. Die Zuständigkeit des Stadt- polizeianiis Stuttgart zur Erlassung Polizeilicher Strafverfügungen auf das zur Zeit den K. Ober- ämtern vorbehaltene Strafmaß auszudehnen. 2. In die sachliche Zuständigkeit des Stadtpolizeiamts Stuttgart sämtliche ortspolizeiliche Geschäfte zu überweisen und in den Fällen, bei denen die Zugehörigkeit zur Ortspolizei zweifelhaft ist, die Abgrenzung der Zuständigkeit nach Gründen der ZweckmäßiAeit und der Geschäftsvereinfachung vor- zunehmen." 'Das Gesuch wird damit begründet, daß die Zuständigkeit der Ortspolizei und der Staatsbehörden ineinandergreisen.
st Stuttgart, l3. Febr. 'Stenographisch Der Verband württembergischer Stenographen Systran Gabetsberger hat am 1 l. Februar in Stuttgart und Ulm seine zehnte Fertigtricspcnstuag abgehalten, zu der sich über 50 Teilnehmer «aus dem ganzen Lande eingesunden hatten. Die Prüfungen bestanden in je ! 0 Minuten dauern den Diktaten von Stoffen aus dein öffentlichen und Geschäftsleben, die von einem Mitglied der Handelskammer Stuttgart ausgesucht, den Teilnehmern bis zum Beginn des Diktats unbekannt geblieben waren. Die Prattikerprü- sung bestanden bei 300 Silben t, bei 240 Silben 2 Teilnehmer, die GeschäftsstrnographrnPrüfung bestanden bei 200 Silben 2, bei 180 Silben 16 und bei 150 Silben 26 Teilnehmer. Unter den letzteren befinden sich 10 Schülerinnen der Töchterhandelsschule des Schwäbischen Fraue »Vereins. die am 16. Februar 1911. also vor einem Jahr, in den Unterricht getreten sind.
ß Hohenheim, 13. Febr. Einer der 40 Meter hohen Masten sür die Funkentelegraphische Emp- fangsstatton ist gestern unter donnerndem Getöse in sich znsammengestürzt und hat das Dach und die Türe der Getreideschener beträchtlich beschädigt. Die Ursache des Einsturzes wird aus das noch zu grüne Holz znriickgesührt. ' !
st Pinache bei Mühlacker, 13. Febr. Heute nacht 2 Uhr ist das Doppesmohnhans des Steinhauers Mar.in und des Landwirts Peter Nvnvet vollstän-- dig niedergebrannt.
st Jagstscld, !3. Febr. sJnbiläuni! Die hier im Jahre 1862 von dem Menschenfreund Dr. H. Werner in Ludwigsburg errichtete Kinderheilanstalt Bethesta, die Kinder aller Bevölterungsktassen, also auch Minderbemittelten und Armen, Unterkunft uns liebevolle Pflege bietet, kann Heuer das
um ihre puppen spielen say. Tves p-acyem m diesem Augenblick war ihm ein Rätsel, er konnte nicht begreifen, was es bedeutete. Aber Angelas erste Worte gaben ihm die Erklärung.
„Und wenn Sie die Karten und Papiere in meines Mannes Tasche gefunden hätten," sprach sie fest, fast herausfordernd, „ich würde doch nicht an seine Schuld glauben. Es ist ganz unmöglich, daß er das getan hat, und was Sie und andere auch sagen mögen, nichts wird mich dazu bringen, zu glauben, daß Erich ein Landesverräter ist!"
„Verzeihen Sie mir," sprach der Geheimrat in freund- iichem Ton, „wenn ich mich mit einer Frage in intime Angelegenheiten einzudrängen versuche. Kennen Sie Herrn Martens' Verhältnisse und seinen Charakter genau genug, um mit solcher Bestimmtheit für ihn eintreten zu können? Seien Sie mir nicht böse, gnädige Frau, aber ich weiß, daß die Umstände — hm — bei Ihrer Heirat — ein bißchen — hm — außergewöhnlich waren."
Angela errötete tief.
„Ich will gar nicht leugnen," sprach sie dann ruhig, „daß unsere Ehe in einer etwas außergewöhnlichen Weise geschlossen wurde, aber dennoch kenne ich meinen Mann genau genug, uni mich dafür verbürgen zu können, daß er eines solchen Vergehens nicht fähig ist. Und ich bin bereit, meinen guten Namen, das heiligste, was ich besitze, die Hoffnung auf ewiae Seligkeit sogar für die Ehre meines Mannes einzusetzen!"*
Ihre Stimme bebte, ihre Augen blitzten, sie sah in ihrem Zorn hinreißend schön aus. „Und warum sind Sie überhaupt mit der Geschichte zu mir gekommen?" fuhr sie fort. „Haben Sie vielleicht gedacht, ich würde sie glauben? Oder haben Sie mich für die Mitschuldige des Verräters gehalten?"
Der Geheimrat hatte diesen Gedanken allerdings vorübergehend gehegt, ehe er Angela gesehen hatte, aber er ging jetzt wohlweislich auf ihre letzte Frage gar nicht ein >i»d beontmoriete nur die erste.
M L«s«frrrcht. M
Der Güter höchstes, was uns Gott gegeben, Was H'inmelsfreuden in uns mied erklingt.
Es ist das klare, heitre, warme Leben,
Was durch das Auge ein zum Herzen dringt.
Angelas Heirat.
Roman von L. G. Moderig.
(Fortsetzung) Nachdruck verboten.
„Es kann nicht wahr sein." erwiderte Anaela leise.
„Ich kann Ihnen nicht sagen, wie ich mich freuen würde, wenn es nicht wahr wäre," versetzie der Geheimrnt ernsi. „Aber wie ich schon bemerkte, es ist leider kein Zweifel mein möglich. Die Verdachic-grmide gegen ihn waren w scbwerwiegend, daß wir uns veranlaßt sahen, in > seiner Srndtwohiimig Haussuchung abzuhalien, und da — ich kann nicht anders, ich muß es Ihnen sagen, gnädige Frau, — da fanden sich die vermißten Papiere in seinem Schreibtisch!"
„In seinem Schreibtisch? In Erichs Schreibtisch?"
„Ja, lewer! Sic steckien ganz hinten in der Schublade unter einer Menge anderer Dinge, und dabei lag ein chiffrierter Brie? von eben jener Regierung, ein Brief, dessen Echtheit über jeden Zweifel erhaben ist,"
Nachdem der Geheimrat aufgehört hatte zu sprechen, herrschte tiefes, drückendes Schweigen im Zimmer. Das Klatschen der Regentropfen gegen die Scheiben, das Heulen des Sturmes in den Ulmen vor den Fenstern klang geradezu schaurig in die Stille hinein, und das Zusammenrutschen der Kohlen im Ofen und das Ticken der kleinen silbernen
ilhr ans dem Osenjims siet ausdnngtich laut aus die erlegte» Nerven der beiden.
Endlich fand Angela wieder Worte: „Es ist unmöglich ! Ts ist ganz unmöglich!" sagte sie heiser. „Er kann es nicht getan haben, ich glaube es nicht!" Dann brach sie plötzlich ab, und Vierlings Blick vermeidend starrte sie hinaus in oen trostlos grauen Herbsttag, undplötzlich übermannte sie der Zweifel. Grau und düster zog er über ihr Herz wie die Wolken über den Himmel, und wie diese das freundliche Blau da oben ausgelöscht hatten, so drohte der Zweifel ihr Zutrauen zu dem Gatten zu vernichten. Was wußte sie eigentlich von dem Mann, dessen Namen sie trug, dessen Ring an ihrer Hand glänzte? Nichts, gar nichts. Hatte sie überhaupt das Recht, ihn zu verteidigen und für ihn sinzustehen? Kannte ihn nicht der ernste Mann, der da oor ihr stkknd, viel genauer als sie? Wie konnte sie wisse», ob er nicht recht hatte mit seiner furchtbaren Beschuldigung? Was für Beweise, ja, was für Behauptungen nur konnte üe den seinen entgegensetzen? Keine, gar keine. Das Wori klang ihr immer wieder im Ohr: keine. Was konnte sie tun, um die schreckliche Anklage zu entkräften? Nichts, gar nichts! Es war unmöglich, gegen die erdrückenden Beweise aufzukommen, die der Geheimrat gegen ihren Mann ms Feld geführt hatte, ja, sie hatte nicht einmal die Möglichkeit, sich selbst zu überzeugen, daß Erich unschuldig war. Kannte sie denn seinen Charakter, daß sie darauf hätte bauen können?
Aber die Zweifel verschwanden so schnell, wie sie gekommen. Wieder stieg Erichs Gesicht wie in einer Vision vor ihr auf, sie sah die breite energische Stirn, den festen Mund und Kinn, die gut geformten Lippen, und im Nu kam es über sie mit überzeugender Gewalt: dieser Mann ist kein Verräter, niemals konnte auch nur für einen Augenblick ein verräterischer Gedanke in seinem Hirn Wurzel fassen. Sie wandte ihre Blicke von der grauen, traurigen Außenwelt ab wieder ins Zimmer zurück, und der Geheimrat war auss äußerste erstaunt, als er ein leises Lächeln