S oziakiftischs Re gier» ngsknnst.

Einern Boies au-; der Soziccllstenstabt Miiivau Lee in den Der. Stcurten sind folgende Sätze ent morninen: Wir wollen keiner Stadt, und wenn sie unsere ärgste Feindin wäre, ein Sozialistenregiment !wünsch-en. Wenige hier welchen zu bestreiten wagen, daß wir noch nie eine solche Pnrteiherrschast vorher in unserer Stadt hatten. Die versprochene Reform der Stadtverwaltung ist in den Wind geschlagen, die Partei hat alles getan, um ,,Genossin" aus jeden Platz zu setzen, vom Brückenwart bis zum Polizei- und zum Feuerwehrchef, ja man hat sogar die Ge­richte erobert. Das Polizei und das Feuerbeparte ment ist seit langen Jahren unter Verwaltungen gestanden, die von den Parteien unabhängig waren,' beide Departements hatten sehr tüchtige Chefs, und jede Partei hat ihre Achtung vor ihnen bezeugt und war sich klar, daß hier keine Parteigunst Aende- srungen Hervorrufen dürfe. Aber solche Praxis ist feit dieser Regierung auf gegeben worden, der Feuer­inspektor wurde mit kaum einem Schein des Rechts abgesetzt, und nun sind die Bluthunde hinter Polizei ' infpektor Janssen her, einem Mann, der überall in den Bereinigten Staaten bekannt ist als der hervor ragendste Vertreter seines Amtes. Das Budget und infolgedessen die Steuern sind gewaltig gewachsen. Die städtischen Arbeiten sind noch nie in so schwäch­licher, kindischer und nnkaufmännischer Weise aus­geführt worden. Straßenarbeiten, die im Oktober fertig sein sollen, waren im September noch kaum angefangen. Nun kommt der Winter, die Arbeit muß notgedrungen aufgegieben werden, und die Folge ist. daß manche Geschäftsstraßen unpassier bar sind und die e ntrüsteten Hausbesitzer mit Klagen drohen. Ehe die Sozialisten zur Herrschaft kamen, forderten und versprachen sie Arbeit für alle um höheren Lohn und mit kürzerer Arbeitszeit. Aber außer zur Zeit einer Panik hat es hier noch nie soviel Arbeitslose gegeben wie heute, und in manchen Häu fern werden die Stunden lang sein, bis der Winter vorüber ist. Im letzten Frühjahr schon gab es in unserer Stadt mit ihren 315 000 Einwohnern über 30 000 Arbeitslose. Der Gemein-bereit ist eine, so edle Genossenschaft, daß in der letzten Woche der Bürger­meister, der städtische Anwalt und der erste Stadt rat auf einmal angeklagt wurden. Aber da der Vor­sitzende des Gemeinderats, selber ein Sozialist, die Beschließungen einem Ausschuß von fünf soziali­stischen Gemeinderäten übergeben hat, kann man ruhig wetten, daß ihr Bericht günstig für die Anaft klagten ausfallen wird. Man muß schon ein gewal­tiger Optimist sein, wenn man bei unserer Ersah rung mit dem praktischen Sozialismus irgend einen Nutzen sehen will außer dem, daß unsere Stadt als ein grausames Exempel zur Nichtuachahmung für andere Städte dienen mag.

Lsndrsnachrichlrn.

Alt-rrst-ig, 34. Januar.

' Landwirtschaftliche Vortragskurse in Stutt­gart. Mit Genehmigung des K. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens und mit finanzieller Un terstützung der K. Zentralstelle für die Landwirt­schaft wird am 9. nnd tO. Februar im Bortrags­saal des Landesgewerbemuseums in Stuttgart von der landwirtschaftlichen Hochschule in Hohen­heim ein landwirtschaftlicher Bortragskurs nach fol-

LesefrucHt.

Wahre Größe hat allein,

Wer die Größe missen kann.

Wer's versteht, ein großer Mann Und ein schlichter Mensch zu sein.

K. Li.'

Angelas Heirat.

Roman von L. G. Mob er ly.

(Fortsetzung) Nachdruck verboten.

Sie schloß einen Augenblick die Augen und malte sich im Geist die Aussicht von den Fenstern des Häuschens aus, wo sie mit ihrer Mutter so glücklich gelebt. Wie deutlich sie das alles sah! Die Landstraße 'mit den Ulme», in Leuen die Krähe» nisteten, die Felder, die sich le.bw und links ausbrebeten, das kleine Wäldchen, in denen Schatten ein klarer Luell murmelte, das alles stand ihr 'ganz iebbait vor Äugen. Es mm ihr. als höre sie das lebe Rauschen der Quelle, das leise Flüstern der Ulmrublärcer. die Stimmen der Krälien. ^die um die Wipfel der Bäume kreis-en, den Gesang der Finten nnd Drosseln in ihrem kleinen Garten.

I'nd als s.o nun! d,e Angen wieder ösine-e und nichis vor sic'' say als den nchmts-laelben Gewiiierhimmel, van dem nch die unznPigcn Schoriisicine dunkel abtwben. da schauerte sie znsan men und jprnch halbü.ui vor sich hin:

gruben. Plan abgehalten werden: Freitag 9. Fe­bruar: 9 >0 Uhr: Rückblicke und Ausblicke in Be zug aus die Tätigkeit der Saatzuchtanstait in Hohen­heim - Professor Dr. Wacker. 10 einviertel bis

I l einviertel Uhr: Seuchen-Entstehung und Be­kämpfung Professor Sohnle. kl einhalb bis 12 einhalb Uhr: 25 Jahre landwirtschaftlicher Betrieb in Württemberg Oekonomierat Hege. Samstag, 10. Februar: 9 ->0 Uhr: lieber Berwaudtschafts- zucht Professor Dr. Kraemer. 10 einviertel bis

II einviertel Uhr: Ziele und Ergebnisse der Milch­untersuchungen des technologischen Instituts - Pro­fessor Dr. Wiudisch. l l einhalb bis 12 einhalb Uhr: Elektromotor und Benzinmotor in ihrem Einfluß aus Betrieb von Dresch- und anderen Hosmaschinen Professor Dr. Holldack. Die Beteiligung am Kurse ist kostenfrei. Die Anmeldungen (Postkarte) hiezu sind bis spätestens l. Februar bei der Direktion der landwirtschaftlichen Hochschule einzureichen un­ter genauer Bezeichnung des Namens und Wohnorts des Augemeldeten. Eine besondere Benachrichtigung der Zugelafsenen wird nicht erfolgen.

st Unsere Rechtsanwälte. Nach dem Verzeichnis -des Jnstizministeriums sind bei dem Oberlandes- gerich.t zngelassen 65 Rechtsanwälte, bei den Land­gerichten 219, und zwar bei dem Landgericht Stutt­gart 120, Heilbronn 35, Tübingen 35, Rottweil 32/ Eltwangen 19, Hall 10, Ulm 43, Ravensburg 36: nur bei Amtsgerichten zu ge lasse n sind 12. Insge­samt zählt der Stand der württembergischen Rechts­anwälte 296 Mitglieder.

st Stuttgart, 22. Jan. Generalmajor von Ring­ler der gestern seinen 95. Geburtstag feierte, wur­den zahlreiche Ehrungen zuckest. Der' Kaiser ließ dem General sein Bild mit eigenhändiger Unter­schrift zugehen. Im Auftrag des Königs gratulierte Generaladjutant von Starklosf und überreichte ein Bild. Herzogin Wera sandte einen hübschen Blu­menkorb. Von der Großherzogin Luise von Baden ging ein Glückwunschtelegramm ein. Die Glück­wünsche der Stadtverwaltung übermittelte Oberbür­germeister Lauteuschlager.

* Stuttgart, 22. Jan. Der 60. Geburtstag des Vizeoräsidenten der II. Kammer Oberländesgerichts- rats Dr. o. Kiene wurde heute abend von der Zenirumsvartei mit einer Feier im Europäischen Hof begangen.

st Stuttgart, 23. Jan. Im Alter von 8l Iah' ren ist hier der Professor Singer, langjähriger erster Konzertmeister und dann Mitglied der K. Hofkavelle, einer der ausgezeichnetsten Geiger des Landes, ge­storben. Ferner hat dev Tod den 79 Jahre alten Oberst z. D. Emil von Bischer erreicht, der die Feldzüge von >866 und 1870 nntgemachl hat nnd zugleich Kommandeur des Lanowehrbezirkes Mer­gentheim gewesen ist. Als ein weiterer Todesfall ist das Hinscheiden der Frau Ottilie Duveruoy, Gat­tin des hiesigen Kaufmanns Julius Duveruoy zu verzeichnen, die in Tübingen gestorben ist. Sie halte sich durch soziale nnd der Nächstenliebe gewid­mete Arbeiten unter der württ. Frauenwelt hervor­getan : insbesondere eine große Fürsorge für die Kell­nerinnen bekundet, denen sie auch hier ein Heim ge­gründet hat.

st Fell buch, 23. Jan. iFlugfPiel von Rubens, lieber unfern, Ort svielt sich in den letzten Tagen jeden Morgen ein interessantes Vogelschausviel ab. Bon allen Seiten ziehen in großen Flügen Raben

Ich weiß'ch-, ob ickoch den Ata- haben wende, Herrn Kästners Erbe ausmsstlare». Ich -Haube, ich habe überhaupt keinen Mut mehr. Ich würde altes tun alles, nur u», nicht mehr so schrecklich arm sein zu müssen."

Die schrillen Stimmen der Kinder, die sie zum Abend­brot riesen, schreckten sie aus ihrem Sinnen ans. Sie waren nicht dazu angetan, ihre erschütterten Nerven wieder ins Gleichgewicht zu bringe» oder ihre niedergedrückte Stimm,mg n, heben. Im Gegenteil, sämtliche jungen Diehls schienen sich heute das Wort gegeben zu haben, ihr recht deutlich vor Angen zu führen, wie schrecklich es ist, Kinderfräuleii, zu sein. Ihr war, als ob die Kinder »och nie so unerträglich ungezogen und unmanierlich gewesen wären wie heute. Es war geradezu eine Erlösung für Angela, als sie um 9 Uhr endlich alle zu Bett gebracht waren nnd sie sich allein im Kinderzimmer befand. Sie stützte den Kopf in beide Hände, und es ist wohl nicht zu verwundern, daß eine Träne nach der andern langsam zwischen ihren Fingern durchtropfte. Noch weniger aber kann es in Erstaunen setzen, daß ein Brief, de» sie mit der letzten Post erhalten hatte, ihr wie ein Fingerzeig von oben erschien, um sie aus all' ihrer Nor zu erretten. Das Schreiben lautete:

Berlin Bülowstraße 75, 23. Juli 19.

Sehr geehrtes Fräulein Karberg!

Sie werden es vielleicht für anmaßend und zudringlich halten, daß ich mir gestatte, an Sie zu schreiben, aber es liegt mir daran, Ihnen einen Vorschlag zu machen, auf den Sie, wie ich zu lMfen wage, vielleicht eingehen könne».

Unsere beiderseitige Lage ist eine höchst eigenartige, und infolge des sonderbaren Testaments meines Onkels, Herrn Matthias Kästners, eine recht peinliche. Herr Jusiiz- rat Doktor Grüning teitt mir mit, daß Sie es entschieden abgelehnt haben, die in den, Testament enthaltene Be­dingung auch nur in Betracht zu ziehen, aber vielleicht gelingt cs mir doch, Sie zu veranlassen, d eien schroffen

und Saatkrähen herbei. Bald beginnt das schwarze Heer mit Flngspielen. Es dreht -mächtige Kreise, hebt sich in riesigen Spiralen empor, stürzt sich plötzlich senkrecht herunter, gleitet ein schwarzes Rie­senband wagrecht dahin, um gleich darauf in wildem Wirbeltanz in Form einer Riesenkugel über unser Dorf wegzurolleu. Daun löst sich das Heer in ein­zelnen Zügen ans, die nach allen Seiten blutgierig auseinander ziehen.

st Göppingen, 23. Jan. (Sonderbarer Selbstmordversuch) Vor der Wirtschaft zur Türkei hat gestern astend ein 20 Jahre alter junger Mann sichdurch einen Schuß in die Herzgegend zu tö­ten versucht. Er wurde aber noch lebend ins Kran­kenhaus geschasst uud operiert. Man hofft ihn zu retten. Er hatte vorher erklärt, er werde sich er­schießen, wenn Gunßer gewählt werde. Diese Aeußerung wird jedoch nicht ernst genommen, viel­mehr als Motiv Liebeskummer angenommen.

st Backnang, 23. Jan. Der Postwagen nach Kleinaspach ist gestern abend an der neuen Brücke umgef allen. Von den fünf Jnsnssien wurde die Witwe Welz aus Waiblingen ziemlich stark verletzt. Sie erlitt eine ca. 5 Zentimeter lange Kopfwunde, konnte aber noch abeuds in ihre Heimat zurückkehren. Die anderen vier Personen kamen neben kleineren Schürfungen mit dem Schrecken davon. Der Post­wagen wurde aufgerichtet und die Fahrt alsbald fortgesetzt. Mangelhafte Beleuchtung an der Biegs- u»g des Weges soll den Unfall verursacht haben.

si Ohmenhelm, OA. Neresheim, 23. Jan. Der Bauer M. von hier hat, wie dieKocherzeitung" berichtet, mit einem hiesigen Bürger gewettet, daß er mit seinen zwei Pferden in 28 Tagen nach Ber­lin und wieder zurückfahren werde. Einsatz 3000 Mark. Bis jetzt hat der wagemutige Bürger feine Reise noch nicht angetreten.

st Künzelsa-u, 23. Jan. (Ausbrecher.) Ein am letzten Freitag hier verhafteter Getreidedi?b, der gleich mit Pferd und Wagen zum Stehlen erschie­nen war, damit es besser ,chattete", ist gestern aus dem hiesigen AmtsgerichtsgesäuMis ansgebrochen und glücklich entkommein. Er hak den Weg über Jn- gelfingM und Niedernhall eingeschlagjen, wo er sich in derRose" ein Vesper gut schmecken ließ. Bon da ab fehlt jede Spur von ihirx

Aus dem Reiche.

ss Trier, 23. Jan. In einer Wirtschaft in Hausbuch explodierte die Carbidanlage, wodurch das Gebäude teilweise zerstört und viele Fensterscheiben in den umliegenden Häusern zertrümmert wurden. Der Wirt wurde 10 Dieter weit fortgeschleudert und schrecklich verstümmelt tot ausgelunden.

Tie 2lkO-Jahrfeier der Geburt Friedrichs des Großen.

* Berlin, 23. Jan. Die Zweihundertjahr­feier der Geburt Friedrichs des Großen be­gann heute mittag mit der Eröffnung der Ausstel­lung in der Akademie der KünsteFriedrich der Große in der Kunst", durch den Kaiser in den Räu­men der Akademie. Außer dem Kaiferpaar und den hier und in Potsdam anwesenden Prinzen und Priuzessinen wohnte der Reichskanzler der Feier bei. Der Kasier überreichte dem Präsidenten der

Standpunkt aufzugebe». Ich habe das Gefühl, als ob mir nicht das Recht hätten, eine so große Summe einfach weg- zuwersen, wenn wir sie behalten können, ohne uns etwas zu vergeben oder unsere Selbstachtung zu verlieren.

Ich verstehe und ehre Ihre Ansicht von der Sache, und was ich Ihne». Vorschlägen will, ist nichts weiter als eine geschäftliche Abmachung. Wenn Sie die Angelegen­heit ebenso betrachte» wollen wie ich, so können wir viel­leicht zu einer Einigung kommen, die in keiner Weile gegen unsere Ehre verstößt.

Ich hege schon seit langem den glühenden Wunsch, eine Erpeditiau durch die weniger bekannten Teile des nördlichen Afrika zu unternehmen. Wenn ich die erforder­lichen Mittel besäße, so könnte ich einen längeren llrlaub erlangen und diesen Urlaub zu dem angedeuteten Zweck in einer Weise verwenden, die später von Nutzen für unsere Regierung sein würde. Ich würde natürlich als Privat­person reisen, nicht im Auftrag des Auswärtigen Amtes, abe, bei meiner Kenntnis des Landes glaube ich dort manches erforschen zu können, was meiner Behörde zu erfahren angenehm wäre.

Ich möchte Ihnen daher vorschlagen, daß wir an­der Bedingung meines Onkels unterwerfen und, sobald es Ihnen paßt, den von ihm gewünschten Ehebund schließen Ich verpflichte mich, Ihnen in keiner Weise uahezittreie,' und, wen» Sie es so wünschen, nach der vollzogener Trauung nie wieder mit Ihnen zu sprechen.

Ich schreibe in diesem kühlen Geschäftston, weil ick annehme, daß er Ihren Wünschen am besten entspricht.

Vielleicht können Sie es möglich machen, mich ar einem der nächsten Tage in dem Bureau des Iuslizratt zu treffe», wir könnten dann Näheres in derselben ge schäftsmüßigen Weise besprechen.

Ihrer gefälligen Antwort entgegensetzend, begrüße ich Sie

Hochachrungsvoll und ergebenst

Erich Martens."