Schlosse kam, die leider in diesen Dagen nicht recht funktioniert hatte, sprach Fräulein Hartmcmn darüber mit der Sicherheit eines Sachverständigen.
„Das alles wissen Sie so ganz genau?" rief -Prinzessin Atix erstaunt. „Ich muß wohl," der
fetzte Liesbet lächelnd, „denn in unterer Fabrik sind eine große Anzahl Arbeiter, die mit elektrischen Arbeiten zu tun haben." (
,.,Ach ja, nun fällt's mir ein," rief Alix lech hjyft: „mein Bruder hat mir ja davon erzählt, daß Sie nur „Fräulein Chef" genannt werden. Merkwürdig, daß Sie meine beiden Brüder so genau kennen gelernt haben! Meinem jüngeren Bruder Georg «zuß es doch recht in der Fabrik Ihres Vaters gefallen, denn er war sonst ein arger Sausewind.- Haben Sie sich übrigens nicht gewundert, daß er, ein Prinz, in Ihr Etablissement eingetreten ist ?"
„Gewiß nicht," versetzte Liesbet. „Wer sich tüch tige Tätigkeit und Verantwortlichkeit ersehnt, der fühlt sich wohl, wo er die Arbeit rauschen hört. Wer nur für modernen Zeitvertreib sich begeistern kann, der bleibt uns schurr von selbst fern. Ob einer ein Prinz oder ein schlichter Mensch ist, das tut dabei, Eure Durchlaucht verzeihen^ wenn ich ganz offen spreche, wenig zur Sache."
Die Prinzessin sah die junge Fabrikantentochter, die so sicher und selbstherrlich auftrat, als wäre sie ebenfalls eine gebietende Durchlaucht, scheu von der Seite an. Solche Bemerkungen hatte sie wohl in der Zeitung gelesen, aber es war ihr nie so recht in den Sinn gekommen, dieselben aus der Theorie in die Praxis übertragen zu sehen, und noch viel weniger hatte sie es für möglich gehalten, eine Bestätigung solcher Anschauungen aus einem Franenmunde zu hören.
„Fühlt Herr Stark sich einsam in Schönau?" erwiderte das Fräulein Chef, „wer einmal in un sere Tätigkeit hineingekommen und von ihr gefesselt ist, der hat so viel Neues und immer wieder Neues zu bedenken, daß keine Einsamkeit aufkommt."
,i,Männer finden ja überall ihre Unterhaltung," gab die Prinzessin zu: „aber Sie selbst sind doch weiblichen Neigungen heute ziemlich entsrem det, Tie werden immer nur von der Tätigkeit gerufen und gefesselt. Das muß doch ein stilles, ein fettiges Leben sein."
Das „Fräulein Chef" reckte ihre schlanke Gestalt noch höher empor. „Durchlaucht beurteilen unsere Arbeit nach eigenem Standpunkt. Gewiß ist meine Tätigkeit jür jemand, der an ein buutesl schillerndes 'Leben gewöhnt ist, einförmig, für den modernen Sport und was mit ihm zusammenhängt, habe ich wenig oder keine Zeit übrig. Und zudem: Wo das trockene Rechnen beginnt, da hat die Liebhaberei ein Ende. Doch, ich will alles gelten lassen, die Freude an der Unterhaltung ist ja heute weit verbreitet. Aber am höchsten steht mir doch das Bewußtsein: Wenn ich mich mühe, so ist es nicht allein für den Gewinn unserer Firma, sür meinen Vater oder für mich selbst, sondern ich weiß, Du ernährst damit so viele Hunderte Familienvater und ihre Angehörigen. Und das Bewußtsein schafft für den Kaufmann, auch ich will nichts anderes sein, eine Verantwortlichkeit, die weit über die eines Ministers hinausgeht. Eine Arbeit nur zum eigenen Besten gibt es heute nicht mehr. Wer erwerben will, ist auf anderer Mithilfe angewiesen, und es ist das große Können, die rechte Eintel lung zu finden, damit jedem fein Recht wird. Der Undank stirbt in der. Welt nicht aus, aber auch der Dank bleibt. Und wenn inan so die Gewißheit erwirbt, wieder einen Baustein zum dauernden Bau der Firma beigetragen zu haben, dann ist man stolz."
„Das tun auch wir!" antwortete die Prinzessin.
„Ganz gewiß," erwiderte Lresbet. „Und ich er kenne das freudigen Herzens an. Tausende und Abertausende danken Seiner Durchlaucht dem Erbprinzen für fein Mühen. Aber die menschliche Tüchtig- kei: in klingendes Geld umzusetzen, dies schwere Stück Arbeit bleibt nun einmal dem Kaufmann. Die höhe fürstliche Huld allein tut es nicht: leider wird sie oft verkannt, weit sie nicht so die Notwendigkeit der Arbeit betonen kann. Darum ist es für mich Lebensaufgiibe, in jedem', der arbeitet, die Erkenntnis zu wecken, daß er nichts ish. wenn er nicht die Bilanz seiner redlichen Tätigkeit zu ziehen versteht!" i t c ! ! i :
Fortsetzung folgt.
Allerlei.
8 Den heiratslustigen Männern. Alle heiratslustigen Männer sollten bei der .Damenwahl' unbedingt folgende Punkte im Auge behalten: 1. Heirate kein Mädchen, das nicht wenigstens eine lesbare Schrift schreibt und das, was es ausdrücken will, auch klar zum Ausdruck bringt. — 3. Heirate kein Mädchen, das noch nicht eine — aber auch keins, das schon ein halbes Dutzend Bekanntschaften gehabt hat. In elfterem Falle würdest du eine finden, die noch nicht gelernt hat, auf die Schwächen der Männer Rücksicht m nehmen, in letzterem Falle würde deine Zukünftige zu sehr bewandert darin sein, wie man die Männer zu be
handeln habe; sie würde dich als Spielball gebrauchen und dir womöglich untreu werden — oder doch vorwerfen, daß sie noch einen .ganz anderen' hätte bekommen können! — 3. Heirate kein Mädchen, das in dir nur den guten Tänzer oder den Courschneider sieht. Denn ein solches Mädchen hat entweder wenig Verstand oder es verachtet dich — oder es setzt sich in den Kopf, du werdest ihm ein ganzes Leben lang nur Galanterien sagen. — 4. Heirate kein Mädchen, das mit seinen Eltern und Geschwistern auf feindlichem Fuße steht, wohl aber eins, das der Innigkeit und Herzensgüte fähig ist. Vor allem nimm kein Mädchen zur Frau, das seine Angehörigen schlecht beredet und die Ratschläge der Eltern belächelt. — 5. Heirate kein Mädchen, das sich halbstundenlang zum Fenster hinauslehnt oder diese Zeit vor dem Schaufenster eines Juwelenhändlers zubringt. Ein solches Mädchen könnte eine überaus .teure Frau' werden. 6. Heirate kein Mädchen, das erklärt, es habe eine Abscheu gegen kleine Kinder. — 7. Heirate kein Mädchen, das seinen Angehörigen gekaufte statt selbstgeardeitete Festgeschenke gibt. 8 Heirate kein Mädchen, das dich nicht bedauert, wenn du Kopfschmerzen hast und sich nicht nach deinem Befinden erkundigt, wenn du krank bist. — 9. Heirate kein Mädchen, das dir nicht gern einen abgerissenen Knopf annäht. — 10. Heirate kein Mädchen, das eine Stunde später erscheint, als vorher ansgemacht worden ist. — 11. Heirate kein Müdchen, dessen Taille geplatzt, dessen Rocksaum abgerissen und dessen Taschentuch schmutzig ist. — 12. Heirate kein Mädchen, das sich erst früh um 9 Uhr den Schlaf aus den Augen reibt und um 10 Uhr unfrisiert in alten Morgenkleidern herumläuft. Am allerwenigsten eins, das nicht davonläust und sich entschuldigt, wenn du es einmal in einem solchen Zustande überraschen solltest. — 13. Heirate
Or. Luniatsen,
iräsident der Republik China.
kein Mädchen, das alle Stunden nach seinen Haaren und Fingernägeln sieht, aber auch keins, das gar nicht eitel ist. 15. Heirate kein Mädchen, das — nicht kochen kann.
8 Alkoholfreundliche Hühner. Der Professor an der Ackerbauschule von Fontainebleau, Joubert, macht die Welt mit einer interessanten Entdeckung bekannt, die ihm angeblich gelungen ist. Er hat eine neue und einfache Methode gefunden, um die Hennen in ihrer so ersprießlichen Tätigkeit des Eierlegens anzufeuetn. und zwar besteht sein Geheimnis darin, daß er ihrer gewöhnlichen Nahrung etwas Wein zusetzt. Der Professor hat mit allerlei Arten von Hühnern mehrere Jahre hindurch umfassende Experimente angestellt und in jedem Fall das gleiche Resultat erzielt. Jedesmal stellte er seine Versuche in den vier Wintermonaten an. Ein Dutzend junger Hennen wurde in zwei Abteilungen zu je 6 geteilt, die vollkommen gleiche Nahrung erhielten. Nur wurde das Futter der einen Hälfte täglich in Wein getaucht verabreicht. Tie Resultate waren überraschend: diejenigen Hennen, die von dem Bacchustranke nichts genossen hatten, legten im Oktober 4, im November 1, im Dezember keins und im Januar 22 Eier. Die andern dagegen zeigten sich für den Schoppen außerordentlich dankbar und lieferten tatsächlich 148 Eier mehr als die Enthaltsamen. — Soweit der Bericht. Es fragt sich nun noch, ob Herr Joubert nicht auch mit an dem Hühnerschoppen teilgenommen hat, sodaß er schließlich die Eier der Bacchushühner doppelt sah 8 Ei« Konkurrent des Eiffelturmes. Aus New York, 17. Dezember wird berichtet: Das Ausstellungs-Direktorium in San Francisco hat in die Errichtung eines 850 Fuß hohen Turmes auf dem Ausstellungsplatz emgewilligt. Das Bauwerk wird aus dem Unterbau und dem eigentlichen Turm bestehen. Elfterer bildet ein Quadrat, dessen Seiten je 282 Fuß lang sein werden, seine Höhe soll 120 Fuß betragen. Auf dieser Basis wird der Turm, ein Stahlgerüst mit Terrakotta- oder Marmorwändeu, ruhen. Die Seiten messen 85, die Höhe 730 Fuß. Die Gesamikosten werden Istz Millionen Dollars bemessen. Dieser Riesenturm würde nach seiner Fertigstellung das zweithöchste Bauwerk der Welt darstellen. Mit seinen 255 Metern blieb er erheblich hinter dem 300 Meter hohen Eiffelturm zurück und überträfe etwa um den Betrag dieser Differenz den vor kurzem auf 200 Meter erhöhten Turm der Station für drahtlose Telegraphie bei Nauen.
Dänische Sprichwörter.
E. Kouvadi veröffentlicht im Cooperative Journal folgende dänische Sprichwörter, die Bezug aus die Landwirtschaft haben:
Des Herren Augen fördern die Arbeit besser als seine beiden Hände.
Zu viel des Guten, sagte ein Mann, dem eine Ladung Dung auf den Kopf fiel.
Wer nahe zur Sonne pflügt, wird nahe zum Boden schneiden.
Es lohnt sich, Gott und den Feldern zu borgen, beide zahlen hohe Zinsen.
Der beste Dung klebt an des Landmanns Sohlen.
Der Landmann soll der Lerche nicht zu viel Raum zum Nisten lassen.
Gesundheitspflege.
Die Heilkraft des Sellerie. Die belebende Wirkung des Sellerie auf das Nervensystem ist längst bekannt: aber sein günstiger Einfluß aus das allgemeine Wohlbefinden wird noch lange nicht nach Gebühr gewürdigt. Ein Hygieniker, der sich durch eingehende Versuche über Wesen und Heilwirkung des oielverwendeten Salat- und Suppenkrauts vergewisserte, schreibt im „Meffaggero': „Ich habe eine ganze Zahl von Personen beobachtet, denen die Nerven so arg zu schaffen machten, daß sie nirgends Ruhe finden konnten und zu einc.n jammervollen Dase: r verurteilt waren, und die dank dem Genuß von Selleriesalat in kurzer Zeit von dem quälenden Leiden völlig befreit wurden. Andere Personen meiner Bekanntschaft, deren hochgradige Nervosität beim geringsten Anlaß schwere Erregungszustände auslöste, wurden durch den täglichen Genuß von Bleichsellerie in Salatform wiederhergestellt. Andere wieder sahen sich durch die Selleriekur von dem starken Herzklopfen, an dem sie litten, befreit. Meiner Meinung nach empfiehlt sich sür alle, deren Arbeit die Nervenkraft in Anspruch nimmt, der Genuß von Sellerie, an deren Stelle in Ermangelung auch die Zwiebel treten kann."
Der Schnupfe» wird hinsichtlich seiner Folgen gewöhnlich unterschätzl; man nimmt ihn als etwas ganz gewöhnliches hin, als ein Unbehagen, dem jeder Mensch einmal unterworfen ist. Dem ist aber nicht so, ein akuter Schnupfen hat stets die Neigung, chronisch zu werden, in Stockschnupfen überzugehen und tiefer gehende Katarrhe der Luftwege nach sich zu ziehen, darum ist Vorsicht von Anfang an am Platze. Man schone sich einige Tage lang und suche durch Dampfbäder oder eine andere Schwitzkur mit nachfolgender kühler Abwaschung eine Porenöffnung herbeizuführen. Außerdem meide man 24 Stunden lang die Flüsfigkeitsausiiahme gänzlich.
ZU unseren Bildern.
Der Präsident der chinesische» Republik.
Die Vertreter der 18 gegen die Dynastie empörten Provinzen Chinas haben sich in der alten Kaiserstadt Nanking versammelt und der künftigen chinesischen Republik zwar noch keine Verfassung, aber ein Staatsoberhaupt gegeben. Der bekannte Revolutionär Dr. Sunjatsen wurde einstimmig zum ersten Präsidenten der Republik ernannt. Sunjatsen ist ein Mann von hoher Bildung und besonders ein Freund des amerikanischen Wesens. Wenn es ihm gelingt, in ganz China Anerkennung zu finden und die Monarchie endgültig zu beseitigen, dürste er versuchen, aus dem Reiche der Mitte eine Bundesrepublik nach dem Muster der Vereinigten Staaten zu machen, in denen er sehr lange gelebt hat. Der neue Präsident von China ist auf einer modern geleiteten Hochschule zum Arzt ausgebildet worden und trat frühzeitig für moderne Reformen ein. Deswegen mußte er fliehen. Er bereiste dann mehrere Kulturstaaten und trat überall mit den jungen chinesischen Studenten in Verbindung, die in ihm schon lange vor dem Ausbruch der Revolution den künftigen Führer des erwachenden Osten sahen.
humoristisches.
Das Rodeln. Da sauf ich so den Berg herab und purzle Hals über Kopf. Steht da ein Kerl und lacht: „Sie rodeln wohl das erste Mal?" — Ne, 's letzte" sagte ich wütend.
Individuelle Schwierigkeit. Herr (auf dem Postamt zu seinem Freunde): »Dort schau' hin, ans Schreibpult, was die Frau Rat für ein verzweifeltes Gesicht macht!" — Freund: „Das versteh ich sehr wohl! Die gibt ein Telegramm auf und soll sich in zehn Worten fassen!"
Ei« Charakter. Willi hat im Hause etwas angestellt; Die Mutter hält ihm seine Unart vor und schließt mit den Worten: „Und dann solltest du dich schämen!" — Willi überlegt eine Antwort — dann fagr er: „Ich will es nicht mehr tun — aber geschämt wird nichts!"
Wahre Geschichtche«. In einer Künstlerkolonie der Oberpfalz fragte ein Reisender die Kellnerin, ob sie auch eine Speisekarte hätte, worauf jene ganz entrüstet antwortete: „Na, so narrisch san mir net." — Um das ordnungsmäßige Räumen der Klassenzimmer bei Feuersgefahr zu gewährleisten, sind dann und wann in den Schulen entsprechende Uebungen zu veranstalten. An einem Tage erscheint der gestrenge Herr Schulinspektor und will sich u. a. auch von der Befolgung dieser Anordnung »überzeugen. Er stellt sich vor das Schulhaus und ruft so laut wie möglich: „Feuer! Feuer!' Die Folge davon? . . . Alle Fenster fliegen auf und aus hundert Kehlen tönt es ihm entgegen: „Wo? wo?"
Redaktrur! L. Lauk, Mnrsiüz.