fand, daß sein Geselle ihin Wirrst und Fleisch stahl- es in graste Pakete verpackte und einem Stuttgarter Bierführer übergab. Dieser Bierführer verkaufte die Waren an Leute, die von der Herkunft unterrichtet waren. Der Metzgergejelle gestand die Tat, nachdem ihn sein Meister weidlich durchgeprügelt hatte, ein und man dürfte hier einem in der Tat interessanten Prozeh entgegensehen.

ß Stuttgart. 3. Jan. Der Großherzog und die Großherzögin von Mecklenburg-Schwerin treffen am 5. Januar mittags l2 Uhr 54 Minuten zum Besuch des Königspaares hier ein. Auf dem Bahn­hof findet graster Empfang statt.

si Stuttgart. 3. Jan. Leutnant Justi vom Grena­dierregiment Nr. l 19, der in der letzten Woche vor dem Königsvaar und den Fürstlich Wied'schen Herr­schaften einen Vortrag über die Flügtechnik gehalten hatte, ist vom König durch die Verleihung des Rit­terkreuzes 2. Klasse des Friedrichsordens ausge­zeichnet worden. Leutnant Justi war bekanntlich im vorigen Jahre als Flugzeuglehrer in Döberitz tätig und hat als Fliegeroffizier am Kaisermanöver teil­genommen.

y Koruwesthkim, 3. Jan. Gegenwärtig wer­den hier zur Erprobung des Prof. Hoff- mannjchen Heilmittels Euguform gegen Maul und Klauenseuche im Auftrag des K. Medizi- naltollegiums durch Professor Dr. Reinhardt von Stuttgart, Deterinarrat Theurer von Ludwigsburg und Oberamtstierarzt Mogele von Vaihingen a. E. Versuche an verseuchten Kühen angestellt.

! Göppingen, 3. Jan. In dem grasten seit etwa einem Jahr außer Betrieb stehenden Ziegeleige­bäude in Niederwälden bei Wangen brach lim Mitter­nacht Feuer aus, dem der ca. HO Meter lange Bau völlig zum Opfer siel.

Göppingen, 3. Jan. Die nähere Untersuchung Wer den großen Brand in der Dampfziegelei von Siehler in Niederwälden bei Wangen ergab, daß der Brand gelegt worden ist, denn in dem stehen ge­bliebenen Hinteren Gebäudeteil wurden heute früh mit Petroleum getränkte Brandherde gesunden. Der Schaden wird auf 40 50 000 Mk. geschätzt. Das Werk war infolge eines vom Ziegeleiverband getrof­fenen Abkommens außer Betrieb gesetzt. Zerstört sind das ganze Vordergebäude samt Maschinen- und Kesselhaus, der hinten angebaute Teil des Anwesens konnte von den Feuerwehren von Wangen und Holzhausen gerettet werden.

! > tüeislinqen a. St., 3. Jan. Blühende Rv - s e n im Freien um die Weihnachts- und Neujahrs­zeit und sogar noch auf den Höhen der Rauhen Klb gehören wohl zu den Seltenlwiten. Und doch können solche gegenwärtig in Stubersheim hiesigen Oberamts auf dem Kirchhof besichtigt werden. Nie­mand im ganzen Ort, selbst die ältesten Bürger, können sich erinnern, dergleichen hier erlebt zu haben.

!: Crailsheim, 3. Jan. Ein schwerer Unglücks­fall ereignete sich in einem auf Satteldorfer Mar­kung gelegenen Steinbruch des Baugeschäfts von Schön und Hippelein hier. Der verheiratete Arbeiter Georg Ohr von Burleswagen war damit beschäftigt, einen großen Steinblock mit einer Winde auf eine andere Seite zu werfen. Die Winde rutschte, der Stein fiel rückwärts und begrub den Mann unter sich, der auf der Stelle tot war.

st Vom Bodensee, 3. Jan. (Tragödie in der Kaserne.) Gestern nachmittag 3 Uhr erschoß sich in der Konstanzer Kaserne der Einjährig-Freiwillige Jesse von der 7. Komp, des Jns.-Regts. mit einer Pistole, aus der er zwei Schüsse auf sich abgab. Der Tod trat sofort ein. Die Tat erfolgte in! dem Moment, als Jesse eine Strafe von drei Tagen Mit­telarrest antreten sollte. Jesse ist ein geborener Mecklenburger und von Beruf Postassistent, hätte in der Neujahrsnacht den Urlaub überschritten und war am andern Morgen nicht in der Kaserne zum Kirchgang erschienen. Er hatte den Zeitpunkt des Antretens in der Kaserne verschlafen. Für dieses Vergehen waren ihm von seinem Hauptmann drei Tage Mittelarrest zudiktiert worden.

Zur Reichs tag swaht.

v Stuttgart, 3. Jan. Der Ortsausschuß der konservativen Partei Stuttgart hat in seiner gestri­gen Versammlung einstimmig beschlossen, den konser vativen Wählern des l. Wahlkreises zn empfeh­len, den Kandidaten der Nationalliberalen» Herrn Dr. Mütberger, als denjenigen, der gegenüber der Sozialdemokratie Aussicht auf Erfolg hat, am I 2. Januar einmütig zu wählen. - '

Zum Poftdiebstahl in Stuttgart.

* Stuttgart, 3. Jan. Der Urheber des Diebstahls ans der Hauptpost konnte bis jetzt nicht ermittelt werden. Die Nachforschungen werden von der Kri­minalpolizei energisch betrieben. Die gestohlenen >0 Wertbriefe sind mit rund I 2 000 Mark deklariert: es befinden sich darunter 3000 Mark in Bar, der Rest besteh! aus Pfandbriefen und Zinskoupons. Die

Kriminalpolizei fahndet nach einem Zivilisteil, der sich gestern früh im Posthos mit einem Postbedienste­ten unterhalten hatte.

Ern Gegner Prof. Hoffmanns.

Prof. Hoffman n-S!tnt tgart, der durch seine Heilversuche und Heilungen der Maul- und Klauenseuche bekannt ist, hat in einem Herrn Alfred Utlner, ans dessen Gut Pros. Hoffmann einen Teil seiner Behandlungen ausgesührt hat, einen Gegner gefunden. Ullner wendet sich in einer Zuschrift an die Franks. Ztg. gegen Hoffmann und sagt in dersel­ben u. w:Ich gebe ohne Weiteres zu, daß Eugu­form oder die übrige Behandlung des Herrn Prof. Hossmann eine belebende Wirkung ans die erkrankten Tiere aus ge übt hat, und da er mir als Tierarzt versicherte, daß die Besserung anhalten würde, habe ich daran geglaubt und die Hoffnung,^ aber eben nur die Hoffnung des Herrn Prof. Hoffmann geteilt, daß die Seuche sich beschränken ließe. Diese Hoff uuug ist aber gänzlich umsonst gewesen, denn von den 30 Kälbern sind trotz genauer vorschriftsmäßi­ger Behandlung 14 krepiert und die übrigen notge- schlachtet, da Euguform wohl momentan belebte, aber nicht heilen konnte: ebenso war es bei den Schweinen.

Prof. Hoffmann erwidert darauf u. a., daß seine Behandlung der Maul- und Klauenseuche ein Heil- und kein Schntzversahren sei. Bei seiner Ab­reise seien sämtlichie erkrankte Tiere soweit geheilt gewesen, daß sie, als Rekonvaleszenten betrachtet, seiner tierärztlichen Hilfe nicht mehr bedurften. Alle andern Tiere hatten aber die Seuche noch nicht Werstanden, waren also ansteckungssästig und seien nach seinem Weggang augesteckt worden. Er und sein Verfahren seien dafür nicht verantwortlich.

Aus dem Reiche.

* Mainz, 3. Jan. Einen frechen Bjetrug verübte gestern ein in der Hotzstraste wohnender Hausierer. Er wollte ans der städtischen Ersvarnis- banl 23 Mark aus sein Sparkassenbuch erheben. Der Vorraum zum Schalter war von Menschen dicht be­setzt. Als der Name Müller aufgerufen wurde und 900 Mart auf dessen Buch ausgezahlt werden sollten, erhob der Hausierer die 900 Mart und verschwand damit. Frau Müller, die das Geld erheben wollte, hatte sich mit einer anderen Frau unterhalten und den Namensaufruf überhört. Dies hatte sich der Hausierer zu nutze gemacht und das Geld in Empfang genommen. Die Frau wartete unterdessen auf ihren Namensaufruf, uwd als sie schließlich reklamierte- wurde ihr die unangenehme Mtteiluug, daß ihr Geld bereits ausbezahlt sei. Nack dem Betrüger wurde sofort gesucht, er ist aber im. Laufe des Tages nicht nach Hause gekommen, und man nimmt au, daß er versuchen wird) das Geld auswärts zu verjubeln.

* Berlin, 3. Jan. Die Kaiserin empfing heute im königlichen Schlosse die Leiter der vom Roten Kreuz für die türkisch? Armee in Tripolis ausgesandten Hilfsexpedition in Audienz und zwar Professor Goebel, Chefarzt vom Roten Kreuzkran- tenhaus in Breslau, Professor Schütze vom städti­schen Krankenhause in Moabit und Stabsarzt Dr. Fritz aus Ludwigsburg in Württemberg.

* Berlin, 3. Jan. Der Reichs- und preußische Staatsanzeiger tonnte am ersten Wochentage des neuen Jahres wegen Maschinendesekts nicht erschei­nen. Ein ähnliches Mißgeschick ist dem amtlichen Publitasionsorgan seit Jahrzehnten .richt begegnet.

* Berlin, 3. Jan. Die für den Flugplatz Jo­hannisthal bestimmte Pars-eval-Luftschisfhalle ist, wie derLokalanzeiger" hört, von der italienischen Regierung erworben worden. Die Halle ist für den Kriegsschauplatz bestimmt. Mit dem Transport nach Tripolis ist bereits begonnen worden.

Das Ende der Berliner MassLnvrrgsitung.

Keine einzige neue Erkrankung ist in dein Ber­liner Asyl für Obdachlose vorgetommen, seitdem man die wahre Ursache der Vergiftungen in dem von dem Charlottenburger Drogisten Scharmach verkauf­ten giftigen Methyl-Alkohol erkannt und den wei­teren Vertrieb des gefährlichen Giftes s ofort unter­bunden hat. Die Gesamtzahl der Opfer der beispiel­los dastehenden Berliner Mastenvergistung beläuft sich auf 7l Tote uud 162 Erkrankte. Die Feststel­lung der Ursache der Massenvergiftung ist ein Ver­dienst der Kriminalpolizei, der es aufsiel, daß viele der Erkrankten nach eigener Aussage seit Wochen keinen Bückling gegessen hatten, sodatz also auch keine Fischvergiftung vorkiegen konnte, von der bisher immer gesprochen wurde. (Nichtsdestoweniger liegt bei verschiedenen Opfern Fisch-Vergiftung in­folge des Genusses verdorbener Bücklinge vor.) Die Kriminalpolizei untersuchte dann den Schnaps der Kneipen, in denen die Asytisteu zu verkehren Pfleg­ten, und hier fand sich denn auch die überraschende Lösung des Rätsels, indem man. ein Getränk fand, das mit Methyl-Alkohol zubereitet war. Die Kneip­wirte waren unschuldig, sie hatten das giftige Zeug in gutem Glauben verkauft, uud gaben als Bezugs­quelle übereinstimmend den Drogisten Scharinach in Charlottenburg an.

* Koustantttiopel, 3. Jan. Der deutsche Botschaf­ter legte bei der Pforte schriftliche Verwährung ein gegen die Sperrung der italienischen finanziellen Etablissements in der Türkei.

* London, 2. Jan. Heute würden in Mdershot mehrere Probeflüge mit einem gleräüsch losen Militärflugzeug gemacht, wobei eine Stunden­geschwindigkeit von fast 100 Kilometern erreicht wurde. Ein schwaches Geräusch des Motors ist nur dann zu hören, Wenn sich das Flugzeug ganz nahe über dem Boden befindet.

si Washington, 3. Jan. Präsident Taft äußerte heute zu Besuchern des Weißen Hauses, daß er nicht die Absicht habe, sich von dem Wettrennen um die Präsidentschaft zu Gunsten Roosevelts zurückzuziehen. Nur der Tod, fügte er hinzu, könne ihn jetzt am Kampfe hindern.

>s Portsmouth, 3. Jan. Im Lager von Long- moor, in der Nähe von Petersfield, brach am Sylve- ste.rabe.nd eine Meuterei aus, die erst jetzt bekannt wurde. Es scheint, daß einige schottische Soldaten, die in Longmoor waren, sich darüber empörten, daß ihnen nicht der ganze Neujahrstag sreigegeben wor­den war. Sie versammelten sich, als die Lichter ausgelöscht worden waren, warfen einige Baracken um uud bombardierten unter Verwünschungen die Quartiere der Offiziere mit Steinen. Offiziere und Unteroffiziere kamen sofort in den Nachtgewändern aus den Baracken hervor, worauf die Leute Karrees bildeten, in die einige Unteroffiziere einzudringen versuchten. Diese erhielten dabei aber Bajonett­stiche und einer wurde dabei erstochen.

Marokko.

ss Madrid, 3. Jan. Eine amtliche Depesche aus Melitta meldet, daß das Feldlager von Sames ge­stern abend beschossen wurde, wobei Oberst Cascejares und drei Soldaten des Regiments St. Fernando leicht verwundet wurden. Der Feind wurde bald zurückgewiesen.

Ser italienisch-MW Krieg.

* Mailand- 3. Jan. Obwohl ein Teil der früher mobilisierten Truppenteile noch in Neapel steht, hört man, daß weiter die Jnsanterieregimenter 1 t und 30 aus Kriegsfuß gesetzt werden. - Die Regierung will das militärische Flugwesen mächtig fördern; sie bestimmte 2 000 000 Lire für Flugapparate. Nach dem ,,Messaggero" steht nunmehr die endgültige Besetzung von Zuara durch ein starkes Aufgebot unter dem Kommando eines Generales bevor. Das PanzerschiffLiguria" und mehrere Torpedoboote bombardierten dort bereits die Küste.

Die RMulim i« China.

* London, 3. Jan.Daily Chronicle" meldet aus Peking: Die finanziellen Schwierigkeiten der Regierung sind so groß, daß die Bahnen einige Tau­send Pfund bei den mit ihnen arbeitenden briti­schen Kohlengruben haben borgen müssen.

st Peking, 3. Jan. Liquauheng hat sich wegen Verletzung des Waffenstillstandes durch die Repu­blikaner von Hankau entschuldigt und zwei dafür verantwortliche Obersten entlassen. Der Vizekönig von Hunkuang hat den Revolutionären mitgeteilt, daß tausend Wagen nötig seien, um die kaiserl. Truppen aus dieser Stadt zu entfernen, daß aber nur 50 zur Verfügung ständen und daß deshalb die Räumung der Stadt ungefähr 14 Tage in An­spruch nehmen würde. Tschaoerhseng, der frühere Vizekönig von Szechuan, hat mit Unterstützung von Soldaten aus Tibet die Stadt Tschengtu wieder ein­genommen, wobei zwei republikanische Führer um­kamen.

* Peking, 3. Jan. In der Sitzung der Mand-

schu-Prinzen im Palast teilte Juanschikai mit, daß viertausend Truppen von Lcmchöw die Bahnlinie nach Peking bedrohten. Bei Nanking hätten viertau­send Revolutionäre den Jentse überschritten. Da­raufhin erfolgte die Bereitstellung von drei Mil­lionen Taels durch die Kaiserin-Witwe, die befürch­tete, daß andernfalls den Kommandanten vor der Front Schwierigkeiten drohten. Bei Lauchow wird bereits gekämpft. i

* Peking, 3. Jan. Alle Fremden, mit Aus­

nahme der Konsuln und der katholischen Missio­nare verließen Tschengtu; sie kamen wohlbehalten in Lutschau uud Jangtsekiang an. >. , !

js Schanghai, 3. Jan. Die Kaiserlichen in Han- Yang schlugen einen Angriff der Aufständischen zu­rück und eroberten Wutschang teilweise. Ein Draht­beseht des Kabinetts beendete den Kampf bei ver­änderter Frontstellung.

* Nanking, 3. Jan. Sunjattfen leistete den Eid als provisorischer Präsident bis zur Anerken­nung der Mächte.