nach England werden sie am 21. September in Stutt­gart eintreffen, wo sie auch auf dem Rathaus emp­fangen werden sollen. Am 24. geht die Reise weiter nach Straßburg.

Feuerbach, 18. Sept. Ein aus Schwenningen gebürtiges Dienstmädchen hat sich gestern abend auf dem Karlsplatz erschossen. Man vermutet, daß sie die Tat beging, weil ihr Liebhaber das Verhältnis mit ihr lösen wollte.

Oßweil OA. Ludwigsburg 18. Sept. Der ledige Dienstknecht Karl Neuster hier ist vorgestern nach­mittag in der Scheuer seines Dienstherrn in be­trunkenem Zustand abgestürzt. Im Bezirkskrankenhaus Ludwigsburg, wohin Neuster alsbald verbracht wurde, ist er nun seinen schweren Verletzungen erlegen.

Reutlingen, 18. Sept. In Unterhausen wurde ein als Pensionär lebender Herr aus Pforzheim tot gefunden. Es soll ein Unglücksfall vorliegen.

Nordstetten (OA. Horb), 18. Sept. Bei der gest­rigen Ortsvorsteherwahl haben von 208 Wahlberech­tigten 197 abgestimmt. Gemeindepfleger Pius Bock erhielt 114 Stimmen und Gemeinderat Leonhard Schneiderhan 83 Stimmen. Ersterer ist somit ge­wählt.

Arffhausen, 18. Sept. Im Rahmen eines herr­lichen Herbsttages beendete gestern die 27. Division ihre Manöver. Die Uebungen der 26. Division, die um einen Tag früher begonnen haben, sind schon vor­gestern zu Ende gegangen. Gestern standen sich Oberst v. Redern als Kommandeur der (roten) 54. Brigade und Generalmajor v. Breuning als Führer der (blauen) 53. Brigade gegenüber. Rot hatte auf den Höhen östlich und westlich von Aufhausen, die von Natur aus schon schwer einnehmbar sind, stark befestigt und dort eine Abwehrstellung eingenom­men. Blau rückte gegen diese Stellung in zwei Ko­lonnen vor und versuchte auf dem linken Flügel eine Umfassung des Gegners. Da die Mitte von Blau nur schwach besetzt war, wurde sie von Rot einge­drückt und zum Rückzug gezwungen. Die weitere Entwicklung wurde durch das SignalDas ganze Halt!" verhindert. Der Kommandeur der 27. Divi­sion, Generalleutnant Graf v. Pfeil und Klein-Ell- guth, nahm bei der Kritik Anlaß, seine Anerken­nung über die gute Haltung der Truppen und ihre Leistungen auszusprechen.

Münsingen, 18. September. Seit Samstag, den 27. Juli, ist der 17 Jahre alte Schreinerlehrling Paul Leibfarth von Döttingen abgängig. Trotz der eifrigsten Nachforschungen konnte von ihm noch keine Spur gefunden werden.

Biberach, 18. Sept. In Kirchberg a. d. Iller grassiert unter der Kinderwelt die Diphtheritis so stark, daß die Schulen geschlossen werden mußten.

Vom Bodensee, 19. Sept. Ein seltenes Natur­schauspiel genossen am Montag morgen die Passa­giere des Kursschiffes LindauRorschach. Zwischen 8.15 Uhr und 8.3V Uhr sahen sie im Dreieck Lindau, Rorschach, Bregenz, etwa vier bis fünf Kilometer von Rorschach entfernt, acht bis zehn Wasserhosen von größter Mächtigkeit, die urplötzlich, von Sturmstößen gefolgt, die schwarzen Wolkenwände mit dem See verbanden.

kichtenstein.

39) Romantische Sage von Wilhelm Hauff.

Der Zerlumpte aber, der als Fremder nicht mit­lachen wollte, nahm sich seiner an:Ja wohl hat der Herzog ganz recht gehabt; denn er hätte den Hutten auf der Stelle hängen können, ohne daß er erst mit ihm focht; er ist ja Freischöff vom westfälischen Stuhl, vom heimlichen Gericht, und darf einen solchen Ehrenschänder ohne weiteres abtun. Und er hatte die besten Beweise gleich bei der Hand; kennt Ihr das schöne Liedlein? Ich will einmal ein paar Verse daraus singen:

Und im Wald hat er sich zum Hutten wandt':

Was flimmert dort an deiner Hand?

Herr Herzog, 's ist ein Ringelein,

Das Hab ich von meiner Liebsten fein.

Ei, Hans, du bist ein stattlich Mann,

Hast auch ein gülden Kettlein an!

Das hat mir auch mein Schatz geschenkt.

Zum Zeichen, daß sie mein gedenkt.

Dann heißt es weiter:

O Hutten, gib beim Gaul die Sporn,

Des Herzogs Auge rollt vor Zorn,

O Hutten, fleuch, noch ist es Zeit,

Er reißt das Schwert schon aus der Scheid."

Laß es lieber gut sein," unterbrach ihn der fette Herr mit ernster Miene;es ist nicht gut, daß man in solchen Zeiten dies Lied in der Herberge singt: dem Herzog kann es nicht mehr nützen, und die Bündischen sind rings um uns; es könnte leicht einer etwas davon hören," setzte er mit einem stechenden Blick auf Georg hinzu,und dann hieße es gleich: Pfullingen zahlt hundert Gulden Brandsteuer mehr."

Aus Welt und Zeit.

Mannheim, 17. Sept. Reichstagsabgeordneter Ernst Bassermann feiert am 22. Oktober sein 25jähr. Jubiläum als Stadtrat.

Berlin, 18. Sept. Nach einem Telegramm aus Südwestafrika ist am 2. September von dem in Ara- hoab stationierten Zug der kaiserlichen Schutztruppe südlich von Go eine zu Jagdzwecken über die Grenze herllbergekommene Eingeborenenbande gefangen ge­nommen worden, nachdem sie eine deutsche Vusch- mannswerft bei Gaus am kleinen Nosobfluß über­fallen hatte. Die Bande bestand aus 8 Copperleu­ten, 2 Bakalahenileuten, 1 Vetschuanen und 1 Kaf- fernbastard. Bei der Gefangennahme wurde ein Kaffer erschossen. Die Gefangenen, denen zwei deut­sche und sieben englische Gewehre abgenommen wor­den sind, wurden in das Gefängnis in Eibeon ab­geführt. Wegen der Beteiligung von Copperleuten ist das Gouvernement mit dem benachbarten eng­lischen High Commissioner in Verbindung getreten. Dieser habe gedrahtet, daß sich, soweit ihm bekannt sei, bei Simon Copper nichts geändert habe; er­werbe durch die Polizei Näheres feststellen lassen. Irgend ein Grund zur Beunruhigung liegt nach dem amtlichen Bericht nicht vor.

Dortmund, 17. Sept. Die heute in Brambauer bei Dortmund abgehaltene Kreissynode hat den Superintendenten Schlett, der in Sachen Traub ungünstige Berichte an das Breslauer Konsistorium gesandt hatte, nicht wiedergewählt. Gewählt wurde der mittelparteiliche Pfarrer Winkhaus in Dortmund.

Graudenz, 18. Sept. WieDer Gesellige" mel­det, sind die Leichen der beiden Soldaten des In­fanterieregiments 141, die am Freitag von einem Patrouillengang nicht zurückgekehrt und als vermißt gemeldet worden waren, auf dem Manövergelände bei Hammerstein in einem Moor in der Nähe des Dorfes Petersdorf bei Bütow in Pommern aufge­funden worden.

Budapest, 18. Sept. Die Radauszenen im un­garischen Abgeordnetenhaus fanden in der heutigen Sitzung ihren Fortgang. Durch die fortgesetzten Beschimpfungen herausgefordert, stürzte sich Han­delsminister Veöthy mit erhobenen Fäusten auf die Opposition. Einige Mitglieder derselben machten sich darauf über Beöthy und prügelten ihn durch. Kurz vor 11 Uhr erschienen während einer Sitzungs­pause über 10V Polizisten im Saal, den die Oppo­sition alsbald verließ. Inzwischen hatte der Jm- munitätsausschuß seines Amtes gewaltet: 50 Abge­ordnete werden für die nächsten 30 Sitzungstage und 15 Aboeordnete für die nächsten 10 Sitzunastage aus­geschlossen. Dann wurden die Delegationsmitglie­derwahlen vorgenommen, die selbstverständlich zu­gunsten der Regierungsparteien ausfielen und das Haus dann bis auf weiteres vertagt.

London, 17. Sept. Bei Dittno (Lancashire) hat sich ein Eisenbahnunglück ereignet, wobei zwölf Personen umgekommen und gegen fünfzig Personen mehr oder weniger schwer verletzt worden sein sollen.

VomTürkisch-Jtalienischen Krieg.

Unterm 18. d. M. depeschiert man derAg. Stef." aus dem italien. Kriegslager bei Benghasi, daß am 17. ein ziemlich heftiger Kampf stattgefunden hat. Also

Weiß Gott, Ihr habt recht," sagte der Zer­lumpte;es ist nicht mehr, wie früher, wo man ein freies Wort sprechen und singen durfte beim Wein in der Trinkstube; da muß man immer umschauen, ob nicht dort ein Herzoglicher und auf der andern Seite ein Bündler sitzt; aber den letzten Vers will ich noch singen, trotz Bayern und dem Schwabenbund:

Es steht eine Eich' im Schönbuchwald,

Gar breit in den Aesten und hoch gestalt't;

Die wird zum Zeichen Jahrhunderte stahn;

Dort hing der Herzog den Hutten dran. '

Er hatte ausgesungen, das Gespräch der Bürger sank jetzt zum Geflüster herab, und Georg glaubte zu bemerken, daß sie über ihn ihre Glossen machten. Auch die freundliche Wirtin schien neugierig, zu wis­sen, wen sie in ihrem Erkerlein beherberge. Sie sebte die Speisen, die sie ihm bereitet hatte, vor ihn hin, nachdem sie ein schönes Tafeltuch über den runden Tisch ausgebreitet hatte. Dann nahm sie selbst an der entgegengesetzten Seite Platz und befragte ihn, wiewohl sehr bescheiden, über das Woher? und Wo­hin?

Der junge Mann war nicht gesonnen, ihr über den eigentlichen Zweck seiner Reise genaue Auskunft zu geben. Das Gespräch der Gäste an der langen Tafel hatte ihn belehrt, daß es hier nicht minder ge­fährlich sei, zu gar keiner Partei zu gehören als sich für irgend eine bestimmt zu erklären, er sagte daher, er komme aus Franken und werde noch weiter hin­auf ins Land, in die Gegend von Zollern reisen, und schnitt somit jede weitere Frage ab; denn die Wir­tin war zu bescheiden, als daß sie sich den Ort, wohin er gehe, noch näher hätte bezeichnen lassen. Es schien ihm aber eine gute Gelegenheit, sich nach Ma-

wieder einmal Leben auf dem Kriegsschauplatz. Daß natürlich die Italiener die Türken mit Glanz ab­fahren ließen, ist klar. Der Angriff der Türken rich­tete sich gegen Casar Aronne, Casar-el-Lebon und das Tal Vurues. Der Bericht behauptet, daß sie trotz ihrer Hartnäckigkeit, dank der wunderbaren Kaltblütigkeit und Tapferkeit der italienischen Trup­pen zurückgewiesen und auf ihrer Flucht wirksam beschossen wurden. Die Italiener haben trotz alle­dem 61 Tote geschossen haben also die Türken, letztere sollen dagegen über 1000 Tote und dieent­sprechende Anzahl Verwundete" haben.

Landwirtschaft und Märkte.

Pforzheim, 18. Sept. Die Zufuhr zum heutigen Schweinemarkt betrug 131 Ferkel. Verkauft wurden 40 Ferkel zum Preis von 3040 Mark das Paar.

Stuttgart, 14. Sept. Die an manchen Plätzen sehr reiche Zwetschgenernte hat, wie die Zentral- vermittlungsstelle für Obstverwertung mitteilt, durch den anhaltenden Regen sehr gelitten. Die Früchte sind zum großen Teil geplatzt und können nur noch zu Brennzwecken verwertet werden; ein baldiges Steigen der Preise für Tafelzwetschgen ist zu erwarten. Halb aufgesprungene Früchte werden dagegen billig zu haben sein. Bei Tafeläpfeln macht sich bereits das erwartete Anziehen der Preise bemerkbar, nachdem das Fallobst abgesetzt ist. In Tafelbirnen kommen jetzt die feinsten Sorten zur Reife. Die Preise halten gleichmäßig stand. Preiselbeeren gehen zur Neige. Die zweite Ernte in Himbeeren fällt sehr spärlich aus. Dem Mostobstmarkt waren 1000 Ztr. Mostobst, der Ztr. zu 3,404,20 Mk. zugeführt. Der Mostobst­handel kommt allmählich in Fluß; seit voriger Woche ist der Zentnerpreis um 11,50 Mk. ge­stiegen. Das Fallobst ist größtenteils untergebracht. Es kommt schon ganz gute, reffe geschüttelte Ware zum Markt. Die Früchte sind Heuer einige Wochen früher reif, als in anderen Jahren. Die Ernte ist durch die letzten Stürme und das anhaltende Regen­wetter ziemlich verringert worden. Wer seinen Most aus gutem einheimischen Obst zu mäßigen Preisen machen will, wird gut tun, sich seinen Bedarf bald zu sichern.

Letzte Nachrichten und Telegramme.

Oberlenningen (OA. Kirchheim u. T.), 15. Sept. (Teleph.) Da der Sohn des Oberlehrers Schleicher an Scharlach schwer erkrankt ist, wurde die Schule auf vier Wochen geschlossen, um ein Umsichgreifen der Krankheit zu verhüten.

Reutlingen, 19. Sept. (Teleph.) In Goma­ringen hat sich gestern der Gipser H., der vor einiger Zeit seine Frau verlor, mit einem Jagdgewehr er­schossen. Dieser Tage ging die Frau eines hiesi­gen Restaurateurs mit einem ledigen Fabrikanten­sohn auf Reisen, ohne vorher die Erlaubnis ihres Ehegatten einzuholen und ist seitdem nicht mehr zurückgekehrt.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

rien zu erkundigen, denn er war glücklich, wenn ihm die Wirtin zum>Goldenen Hirsch" auch nur ihren Namen nennen, nur den Saum ihres Kleides be­schreiben würde. Er fragte daher nach den Burgen umher und nach den ritterlichen Familien, die in der Nachbarschaft wohnen.

Die Wirtin schwatzte gerne. Sie gab ihm in weniger als einer Viertelstunde die Chronik von fünf bis sechs Schlössern aus der Gegend, und bald kam auch Lichtenstein an die Reihe. Der junge Mann holte tiefer Atem bei diesem Namen und schob die Schüssel weit hinweg, um seine Aufmerk­samkeit ganz der Erzählerin zu widmen.

Nun, die Lichtensteiner sind gar nicht arm, im Gegenteil, sie haben schöne Felder und Wälder, und keine Rute Landes verpfändet: Da ließe sich der Alte lieber seinen langen Bart abscheren, obgleich er gar viel darauf hält und ihn immer streichelt, wenn er mit den Leuten spricht. Er ist ein strenger, ernster Mann. Was er einmal haben will, das muß ge­schehen, und sollte es biegen oder brechen. Er ist auch einer von denen, die es so lange mit dem Herzog hielten. Die Bündischen werden es ihm übel ent­gelten lassen."

Wie ist denn seine . . ., ich meine, Ihr sagtet, er habe eine Tochter, der Lichtenstein?"

Nein," antwortete die Wirtin, indem sich ihr sonst so heiteres Gesicht in grämliche Falten zog,von der habe ich gewiß nicht gesprochen, daß ich es wüßte. Ja, er hat eine Tochter, der gute alte Mann, und es wäre ihm besser, er führe kinderlos in die Grube, als daß er aus Jammer über sein einziges Kind ab­fährt."

(Fortsetzung folgt.)