( Smttgavt, 2«>. Dez. -Möbelmes -e.'^Die Weißn.-'.chtsmesie iil Ser Gew erbe Halle, die drei Tage Hauern wird, ist schwach befahren. Vertreten 'ind die verschiedensten Gattungen. Nachfrage war vor Mein nach einfachen Möbeln. Am ersten Tage re­krutierten sich die Käufer h-curptsächlich aus Wie- dervertäuferu aus Karlsruhe und Heidelberg. Auf dem Gewerbehalleplatz werden Küblerwareu seil ge­boten. '

* Göppingen, >0. Dez. An die württ. Sani­tät s t o l o n n e n ist von der Zentralteitung des Roten Kreuzes die Anfrage gerichtet worden, ob ein­zelne Mitglieder bereit wären, nach Tripolis zu gehen, um dort unter dem türkischen Roten Halb­mond Sanitätsdienste zu leisten. Auf diese Auf­forderung hin haben sich von der hiesigen Sanitäts- kotonne drei und von der Geislinger sieben Mit­glieder gemeldet. 4 A. Tl.

^ Ludwigsburg, 20. Dez. Am gestrigen Geburts­tag der Fürstin zu Wied fand im Schlosse eine Christbaumbescherung für 30 arme Familien von Ludwigsburg und Umgebung statt. Das Kömgs- paar bewirtete die Geladenen, im ganzen 120 Per­sonen. Dann fand im Marmor-aal, wo zwei herr­liche Christbäume und eine lange Tafel mit reichen Gescheuten aufgestellt waren, eine von Dekan Dr. Bacineister geleitete gottesdienstliche Feier statt. Dar­auf bescherte das Königspaar und verteilte per­sönlich die Gaben an die erschienenen Mütter und Kinder.

* Heilb-ronn, 20. Dez. Ein hiesiger Bauunter­nehmer in der Weinsbergerftraße hat sich ans bis fetzt nicht bekannten Gründen in seiner Wohnung erschossen.

s> Fngelsrngen, 20. Dez. M arde r jagd. Im Gerber Lntz'schsn Lohhofe loche das Angstgeschrei einer Henne Leute ans der Nähe an und bald wurde man gewahr, daß sich zwei prächtige Marder um ihre Berne stritten. Schnell wurde der Iagdpüch ter l-erbeigernfeu, der aber unbewaffnet erschien-. Bei seinem Anblick juchte einer der Räuber das Wette, während der andere in Anbetracht des Flin­tenmangels ruhig seinen Standort behauptete. Was tun'? Zuwarten, bis der Nimrod seine Flinte ge holt hätte, das hätte der Marder jedenfalls nicht abgewartet. Nun geschah, wie derKocher und Jagstbote" erzählt, etwas kühnes, wie es ketten Vor­kommen dürfte. Auf Kommando griff ein simger Bursche. der dabei stand, nach dem Schwänze, wäh­rend der Iagdvach.ter den Marder so fest hinter den Ohren packte, daß ihm Hören und Sehen ver­ging. So verbrachte er ihn in seine Wirtschaft, wo er dem zähen Marderleben mir einem nngela denen Gewehr, dem Schürhaken, den Garaus machte. Der Marder blutete aus Nase und Maul, der Jäger aber an den Händen.

s' Mergentheim, 20. Dez. Die 23jährige Ehe­frau des Fabritarbeiters Weiß behandelte ihr äein- halb Jahre altes Kind, das sie mit in die Ehe brachte, fortgesetzt in barbarischer Weise. Als sie abermals das Kind mißhandelte und es zu Boden warf, daß das arme Geschöpf einen Armbruch er­list. erstattete die Nachbarschaft Anzeige und die Frau wurde verhaftet. Das Kind befindet sich in ärzt­licher Behandlung. Offenbar hatte die Mutter es auf die Beseitigung des Kindes abgesehen,.

st Vom Bodensee, 20. Dez. (Eine neue Bahn liuie. Gestern fand die Einweihung und heute die

Betriebseröffnung der Mittel-Thurgau-Bahn statt. Die Streck? führt von Konstanz über Weinselden nackt Wit und ist 42 Kilometer tonst.

Aus dem Gerichtssanl.

st Vom Bodensee, 20. Dez. Die Kvnftanzer Straskammer verhandelte gestern über das Bau- uniglück, das sich am 22. Sept. d. I. abends 5 Uhr in der Fabrik zu Stromeyersdorf ereignete, wo bei acht Arbeiter getötet und 3 mehr oder weniger schwer verletzt wurden. Kommerzienrat Stromeyer errichtete eine große Lagerhalle. Die Bauleitung und Bauanfsicht lag in den Händen des 2«stähr. Ingenieurs Josef Gerstmayr und des 4l Jahre alten Werkmeisters Franz Weiß, beide hier wohnhaft, die sich nun wegen fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und Vergehen gegen Paragraph 330 des St.G.B. zu verantworten hatten. Durch die Beweisaufnahme, zu der t l Zeugen und 3 Sachverständige erschie­nen sind, wird festgestellt, daß die Baukonstruktion zu schwach und unzweckmäßig ausgeführt worden sei und daß die Angeklagten den allgemeinen Re geln der Baukunst entgegen gehandelt haben. Es wurden deshalb die beiden Ängetlag-en zu je 2 Monaten Gefängnis und zu den, Kosten verurt ei l h,

Tie Evangelische Landessyuode.

ff Stuttgart, 20. Dez. In ihrer heutigen Sit zung hat die Synode endgültig Beschluß üb'e r die Feiertagsordnnng gefaßt. Im Entwurf war vorgeschlagen: Der Stephnnusfeiertag, der Ostermontag und der Pfingstmontag sind mit einem Predigtgottesdienst, der Gründonnerstag ist mit einem Predkglgottesdienst oder einem selbständigen Abendmahlsgottesdienst zu feiern. An den übrigen Feiertagen kann der Gottesdienst in denjenigen Oie meinden, in denen für seine würdige Abhaltung Schwierigieiteu bestehen, nach vorgängiger Zustim mung des Kirchengemeinderats mit Genehmigung des Dekanatnmts eingestellt werden. Ueber den Ent­wurf hiuausgehend hatte die Kommission mit einer Stimme Mehrheit beschlossen, daß der Gottesdienst an den 6 Feiertagen: Mariä Reinigung, Mariä Ver­kündigung, Matthias, Johannes der Täufer. Thomas u, Johannes allgemein aufgehoben werde. Hiergegen wandte sich energisch Konsistorialpräsident Dr. von Habermaas, der diesen Antrag als bedenklichen Ein­griff in das tirchliche Leben bezeichnet, dem er dein Lcmdesbischos nicht zur Sanktion vortegen könnö. Nach längerer Beratung wurde der Kommisiionsan trag mit 33 gegen 20 Stimmen abgelehnt. Bor- Beendigung der ersten Lesung erklärte Ministerialrat Dr. Marquardt, daß er nach Ablehnung des Kom­missionsantrags gegen den ganzen Entwurf stimmen werde. Bei der heutigen 2. Lesung wurde nach, län­gerer Beratung der ganze Entwurf der Feier­tags vrdnung mit 40 gegen 3 Stimmen an­genommen: mehrere Synodeteilnehmer stimmten motiviert dem Gesetzentwurf zu. Nachdem noch der Entwurf eines kirchlichen Gesetzes betr. Abänderung des kirchlichen Gesetzes vom l t. Sept. 1 000 über die Stellvertretung im Kircheudienst, wodurch die Uebernahme der Stellver-tretungskosten erkrank­ter ständiger- Geistlicher auf den Geistlichen Unkerstük- znngsfonds festgestellt ist, angenommen worden war, verlas Präsident v. Zetter das Kgl. Vertagungs.- rejkript und schloß die Sitzung mit den besten Weih nachtswünschen für die Synodalen.

Ein Nachspiel zu der Stuttgarter GemrinderatswaU.

h Stuttgart, 20 . Dez. Auf gestern abend 8 Uhr war im Festfaat der Liederhalle vom Vorstand der sozialdemokratischen Partei Grvß-Stuttgarts eine Mitgliederversammlung ei »berufen mit der Tages­ordnung: Gemeinderatswahl und Parteidisziplin,so­wie Verschiedenes. Die Versammlung war ausschließ­lich für Parteigenossen und -Genossinnen von Stutt­gart, Cannstatt und Untertürkheim bestimmt. Das Mitgliedsbuch mutzte am Saaleingang vorgezeigt werden. Ohne ein solches hatte niemand Zutritt, selbst die Vertreter der bürgerlichen Presse wurden von der Versammlung ausgeschlossen. Zuverläs­sig verlautet, daß zu der gestrigen Mtglkederver- sammtung der sozialdemokratischen Partei Grvß- Stuttgarts der Reichstagsabgeordnete August Be­bet erschienen war. Bebel ermahnte in längerer Rede die Parteigenossen zum Frieden und -zun« ge­schlossenen Aufmarsch bei der Reichstngsivahll.

st Stuttgart, 20. Dez. Ueber den Verlaus der gestrigen sozialdemokratischen Versammlung erfährt der Beobachter, daß der Besuch ein außerordent­lich zahlreicher war, etwa 4000 Personen mögen in der Liederhatte versammelt gewesen sein, so daß rein Arche l zur Erde fallen tonnte. Das Referat über Parteidisziplin und Gemeinderatswahlen hielt Brenner, der zu dem Ergebnis kam, daß ein Dis- zivlinbrnch vorliegt, und eine Resolution vorschlng in dein Sinne, daß ein A>isschlußversahreu gegen die Disziplinbrüchigen angestrengt werden muß. Gegen diese Resolution sprachen üie Revisionisten Levi- sohu, Heymann und Mactutat. Der erste führte aus, daß von 7000 eingeschriebenen Parteimitgliedern nur 6000 wähtberech igt seien und von diesen hät­ten 3500 de,i Parteizet'tet abgegeben, nur die außer­halb der Partei stehenden Wähler wollten Westmeyer nicht. Wenn diese Argumentation auch hinkte, so war die Heymanns glücklicher. Ein Dsisziplinbruch liegt nicht vor, denn erstens ist kein Name auf dem Zettel geändert worden und zweitens stcAeu die 000 Mitglieder, die die Kandidatenliste aufgestellt haben, durchaus nicht die Stimme der Partei vor. Westmcyer brachte vor, daß man ihm die Kehle zuschnüreu wolle und den Kampf in persönlicher Weife gegen ihn führe. Nach Schluß der Debatte erhob sich Bebel, von stürmischein Beifall umwogt. In seiner fast 50jährigen Parteitätigtcit sei ihm niemals etwas so schwer gefallen, wie hier zu sprechen. Man dürfe glauben, daß der Vorstand i-u großer Sorge die Vorgänge in Stuttgart beobachte, aus diesem Grunde nur sei er persönlich gekoinmenj. Das hier Vorgefalleue sei in der Parteigeschichte ohne Beispiel, er wolle nicht untersuche», aus wessen Sei.? die Schuld ist. Es sei in der Partei al­lerdings Sitte, daß die aus rechtmäßigem Wege zu­stande gekommenen Parteibeschlüsse auch befolgt wer­den, Aus diesem Grunde müsse er bitten, die Re­solution auzunehmen. Man weiß ja «roch nicht, wie das Schiedsgericht, das eingesetzt werden muß, ur­teilen wird, bedeuten Sie vor allem in den schweren Kämpfen, die Sie hier durchzilführen haben, daß wir nicht die Person, sondern die Partei wählen und daß wir nicht die traurige Erfahrung ma­chen, daß in Stuttgart die rote Fahne herunter- gehott wird. Sie .die Revisionisten können die­ser Re'otution um so eher zustimmen, da West­meyer erklärt hat, daß er und seine Freunde mit aller Energie, für die Kandidatur Hildenbrands ein- treteil werden. Aus Grund dieser Ausführungen

^ Les« fr recht. M

Denk an Tage gern zurück,

Die dir froh zerronnen.

Süß ist, in entschwundncm Glück Dankbar sich zu sonnen.

Don Carlos.

Von Morley Adams.

Autorisierte Uebersetzcmg von H. Leonardi.

(Nachdruck verboten.)

Ich lauschte dem auf der Treppe verhallenden Schritt mein« Krau, di« mir soebengute Nacht" gewünscht hatte.

Sie war eine entzückende kleine Spanierin, die gegen dev Willen ihres Vaters die Meine geworden war. AuS Liebe »v mir hatte sie Elternhaus und Vaterland verlassen nnd war mit mir »ach England entflohen, wo ich sie zum Altar geführt hatte.

Ihre Schönheit und Unnahbarkeit hatten daheim manches Her; rebrochen, ehe es mir glückte, ihre Neigung zu gewinnen und st« rach England auf mein kleines Landgut zu bringen. Dort lebte» vir seit einem Jahr in seligem Mit- nnd Füreinander. Sb iebte mich mit jener Warme und Leidenschaft, der man bei der ühlen Töchtern Albions selten oder nie begegnet nnd ich er- viderte ihre Liebe in inniger, wenn schon nicht so demonstrativ« Beise.

Nur eine Wolke verdunkelte den Sonnenschein unserer Tag» - die stete Furcht meiner Ine» vor einem Spanier, Don rarlos, dem ihr Vater ihre Hand zugesagt hatte, obwohl er ihr n tiefster Seele verhaßt war. Furchtbebend und mit haßsprnhenden ilugen pflegte sie mitunter seiner möglichen Rache zu gedenken

Wenn meine Heirat ihm zu Ohren kommt, wird er rasend verden. Er wird dir ganz« Welt nach uns durchsuchen und Dich öten, sobald er Dich gefunden bat."

Ich verlachte ihre Besorgnisse und suchte sie durch die Ver- .icherung zu trösten, daß das englische Gesetz uns schützen würde. Dennoch war ihre Furcht nicht zu bannen und immer wieder lehte sie mich au, aus meiner Hut zu sein und meinen Rivalen nederzuschießen, sobald er mir unter die Angen käme.

Töte ihn, ehe er Veit findet, Dich zu töten", pflegte sie mit hrüiicmfeuchteil Angen zu bitten. Und damit ich ihn beim ersten blick zu erkennen vermöchte, gab sie mir eine genaue Beschreibung eines Aeußeren.

Als ein Jahr vergangen war, ohne daß wir von dem Ge- ürchteren etwas zu hören oder zu sehen bekommen hatten, begann Znez weniger von ihm zu reden und ich hoffte, sie würde ihn mlü ganz vergessen. Allein ich hatte nicht mit dem Charakter ines heißblütigen, enttäuschten und verschmähten Spaniers ge- echnet; ich wußte nicht, mit welcher Zähigkeit, welch leiden- chnfltichem Rachedurst ein solcher den Gegenstand seines Hasses lerfolgt.

Au dem vorerwähnten Abend zündete ich mir, sobald ich allein oar, eine Cigarre an und vertiefte mich in die Lektüre eines siomans.

Eine halbe Stunde mochte ich so gesessen haben, als plötzlich >ie in den Garten führende Glasthiir aufging und eine Männer- «estalt, eitlen gespannten Revolver in der Hand, vor mir stand

Ich erkannte ihn sogleich. Die hervortretenden Backen- nochen, die schwarzen funkelnden Augen, der dunkle, gewachst« Zchuurrbart verrieten mir sofort, daß dieses der Mann sei, vor um meine Jnez mich so eindringlich gewarnt hatte.

Beim ersten Blick las ich Mord in seinen Augen und war iberzeugt, daß er bei der geringsten Bewegung meinerseits euer» würde.

Merk auf. Schurke", begann er fetzt in halbwegs gutem Knglisch,und wagst Du es. Dich auch nur zollbreit vom Fleck ,u rühren, so bist Du eine Leiche. Ick liebte einmal ein Mädchen, das schönste Weib Spaniens. Damals erwiderte si«

meine Liebe noch nicht, aber sie hätte es niit der Zeit gethan Ihr Vater hatte sie mir versprochen und die uns kannten, sähe» in ihr mein künftiges Weib. Da kam ein Engländer und stahl sie mir mit seiner glatten Lngenzunge, entführte und heiratete sie Als ich es erfuhr, schwur ich mir, ihn zu suchen und zu töten, wi« er meine Hoffnungen getötet hatte. Ich habe ihn gefunden. Dr bist der Manu und ich will und werde meine Rache haben."

Mit leidiger Kaltblütigkeit entgegnete ich, daß ich dann mff dem befriedigenden Bewußtsein sterben würde, mein Weib vo, einem Schicksal errettet zu haben, welches schlimmer als der Tok gewesen wäre. , ^ ?

In diesem Augenblick stürzte, wahrscheinlich infolge etnes Winkes des mich beständig mit seinem Revolver Bedrohenden sine zweite Männergestält durch die offene Thür auf mich zu uni zersetzte mir einen so heftigen Schlag auf den Kopf, daß ich be­wußtlos zu Boden stürzte.

* . *

Als ich wieder zur Besinnung kam, fand ich mich auf dem Loden eines kahlen Gemaches hingestreckt. Ich richtete mich auf nnd sckaule umher. Das Zimmer, dessen Wände anscheinend ms einer Art harten, schwarzen Holzes bestanden, mochte etwa oierzehn Fuß messen. Doch vergebens suchte ich eine Thür, ein Fenster oder sonst irgend einen Ausweg. Ringsum nichts als diese kahlen schwarzen Wände.

Eine Weile sab ich mit hämmernden Schläfen und schmerzende» Kopf und dachte an mein armes Lieb. Wie mochte es chi ergangen sein? Hatten di« Schurke« sie insultiert? Mußte auch sie dafür leiden, daß sie die Meine geworden war? Arme Kleine wie verzweifelt würde sie über mein Verschwinden feint Nn» hatten ihre bangen Befürchtungen sich also doch erfüllt ich »ar in die Hände meines Rivalen gefalle».

Doch welcher Art würde mein End« sei»? Der HnngertB war mir augenscheinlich nicht bestimmt, den« neben «ir Han» «n Tablett «st Brod. Fleisch «d Wasser