stände. Er könne völlig verstehen, daß die deutsche Legierung eine Strafpredigt von Lloyd George übel­nahm. Es sei etwas anderes, eine Mitteilung 'von dem Staatssekretär des Aeußern zu erholten als eine Strafpredigt von einer dritten Person. Wenn unnötigerweise das Uebelwollen zwischen England und Deutschland entstanden sei, so habe die Re­gierung selber Schuld, da sie einen aufreizenden Redner aussuchte, um ihrer Politik Ausdruck zu ver­leihen.

Ein neleer Kurs in der britisch«« Admiralität

In der britischen Marine würden große Aen- derungen vorgenommen. Der neue Marineminister Churchill hat ganz plötzlich und unerwartet fast alle seine obersten technischen Beiräte gewechselt. Das Motiv des Wechsels im leitenden Personal der Ma­rine-Verwaltung ist nach offizieller Angabe, daß jetzt die Zeit komme, wo die Arbeiten für das neue Bud­get gemacht werden müssen, und es besser sei, da ohnehin Veränderungen bevorstehen, die neuen Män­ner sogleich anzustellen.. Dies findet nicht unbe­dingten Glauben; vielmehr verstärkt sich der Ein­druck, der bereits durch den Rücktritt des Herrn Mac Ken na vom. Posten des Marineministers und die fol­genden Enthüllungen von Faber und Beresford er­weckt wurde, daß während der Sommerkrife die Ma­rine oder Teile davon nicht im Zustande sofortiger Bereitschaft waren.

Eine amtliche Veröffentlichung gibt folgende Er­nennungen in der Admiralität bekannt: Admiral Air Francis Bridgeman wird erster Seelord, Vize­admiral Prinz Louis Battenberg zweiter Seelord, Kapitän Pakenham vierter Seelvrd. Unter den Ver­änderungen in den Flottenkvmmandos sind hervor­zuheben: Vizeadmiral Sir George Callaghan wird Oberkommandierender der H.in ckflotte, Kontreadmi- cal Madden, der frühere vierte Seelord, wird Kontre- rdmiral in der ersten Division der Heimatslotte, Vizeadmiral Sir George Egerton erhält das erste reiwerdende Kommando eines Heimathafens. Dem wüsteren ersten Seelord Sir Arthur Wilson ist die sseerwüwde angeboten worden, die er aber aus per- wnlichen Gründen ablehnte.

Ser ililicuW-lSrdW Krieg.

st Tripolis, 29. Nov. (Agenzia Stefanst) Aus Benghasi trifft die Nachricht von einer glänzend durchgeführten Operation mit einem Streifkorps un­ter General Damico ein. Am Abend des 27. Nov. wurde die auf Rekognoszierung begriffene Kavallerie von einer großen Beduinenb an d e mit lebhaftem Gewehrfeuer empfangen, wodurch ein Italiener ge­tötet wurde. Unter dem Kommando des Generals Damieo wurde ein Streifkorps gebildet, um die Be­duinen zu züchtigen. Es kam zu einem lebhaften längeren Gefecht, das mit der vollständigen Nieder­lage der Beduinen, die fast alle tot auf dem Platze blieben, endigte. Darauf ließ der General das Ge­biet, in das sich die Ueberlebenden geflüchtet hat, ten, beschießen und traf nach Sonnenuntergang wie­der in Benghasi ein. Die Verluste auf italienischer Seite sind noch nicht genau festgestellt. 12 Mann sollen getötet und etwa 30 verwundet sein.

st Berlin, 23. Nov. Wie die Nordd. Allg. Ztg. meldet, hat sich das Präsidium des Roten Kreu­zes in Berlin an das Rote Kreuz in Rom und an den Roten Halbmond in Konstantinopel mit der

Anfrage gewandt, ob ihnen eine Unterstützung für die Pflege der verwundeten Krieger in Afrika er­wünscht sei.

* Mailand, 29. Nov. Major Enver Beh sammelt bedeutende Streikräfte ccm Benghasi, wo ein nach­haltiger Angriff geplant ist. DerCorriere d'Jtalia" bestätigt, daß die Türken v'or Benghasi ein starkes Lager errichten. Die Sendungen großer Karawanen dauern fort. Die ägyptischen Behörden schreiten nicht ein trotz italienischer Proteste;

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* Mailand, 29. Nov. Infolge des Krieges sind einige Oelfabriken insolvent, die größte da­von, Oleisiciv Luigi Robbiani in Monza, m'jt Pas­siven in Höhe von 1 120 000 Lire, denen Aktiven von 585 000 Lire gegenWerstehen.

st Berlin, 29. Nov. Der hiesigen italienischen Botschaft ist eine Mitteilung zugegangen, wonach bei dem Vormarsch, der nach dem Siege vom 26. ds. folgte, italienische Truppen zahlreiche Akte furcht­barer Grausamkeiten feststellten, die von den tür­kisch-arabischen Truppen begangen worden waren.

Sollten ja diese Grausamkeiten begangen wor­den sein, so hätten die Italiener kein Recht, sich zu beklagen, da sie selbst mit schlechtem Beispiel vorangingen. Die Absicht der Italiener, mit sol­chen Meldungen die Aufmerksamkeit von ihrer eige­nen Kriegführung abzulenken, ist allzu deutlich.

Sie Rmlstim m E-im.

* Peking, 29. Nov. Dem General Fungkochang wurde anläßlich der Einnahme von Hanjang durch kaiserliches Edikt die Baronwürde verliehen.

st Peking, 29. Nov. Ein kaiserliches Edikt schreibt die Schuld an den letzten Kämpfen den Angriffen der Aufständischen zu und befiehlt dem Bizekönig von Hukuang, die zahlreichen Leichen zu beerdigen sowie die Not zu lindern. Der selbstbewußte Ton des gestrigen und heutigen Edikts spiegelt das wieder­kehrende Vertrauen der Mandschus wieder. Aus mi­litärischen Meldungen von Hankan geht hervor, daß die Macht der Aufständischen vor den Kaiserlichen bis zum 25. d. überlegen war. Dann weigerten sich die Truppen ans Huan, anzugreisen und später meu­terten 5000 frisch eingestellte Truppen aus Hupeh und töteten ihre Offiziere, als sie zum Angriff! Vorgehen sollten. Die Streitkräfie LiquhaUgs in Wnkschang betragen angeblich mehr als 19 000 Mann.

st Tokio, 29. Nov. Nach amtlichen Meldungen beginnt die Lage in der Mandschurei er n st e r zu werden. Japanische Truppen sind in Wutschang eingetroffen. Es wird berichtet, daß Sangsan von den Aufständischen genommen ist. Banditen und Pö­bel treiben in Ferrtschang n. Fntschn ihr Wesen. Der Vizekönig hat alle verfügbaren Truppen in Mulden versammelt. Verstärkungen für die japanische Ge- jandtschaftsivache sind nach Peking abgesandt worden.

* Berlin, 29. Nov. Das GoupernemeUt von Kiantschou ist angewiesen worden, ein Detachement von 200 Mann nach Tientsin zu entsenden. Zum Ersatz werden am 30. d. M. 200 Mann des Stamm­bataillons aus Kiel nach Kiauifchou befördert.

* Wilhelmshaven, 29. Nov. Die Ablösung für

die Marinefeldbatterie sowie eine 120 Manu starte Ersatzkompagnie für Peking haben henke mittag im Sonderzug die Ausreise nach Ostasien über Ham­burg angetreten. ,

Jede» Tag

werden Neu-Bestellungen auf die ZeitungAus den Tannen* bei der Expedition, unseren hiesigen Austrägern, von allen Postanstalten, Briefträgern und Landpostboten, sowie von den Agenten entgegengenommen.

Bei de« wichtige« Vorgänge« der Gegenwart sollte unsere täglich erscheinende Zeitung in keiner Fawilie fehle«.

Handel und Berkehr.

-in Ebhause«, 29. Nov. Von auswärtigen Händlern wird gegenwärtig immer noch Kraut zum Versand nach aus­wärts aufgekaust. Die günstige Witterung im Oktober und November hat das Wachstum des Krautes so gefördert, daß es sich mit dem Filderkraut gut messen kann. Allem nach wird es auch als solches von den Händlern verkauft. In den Verkaufsorten des Calwer Waldes bezahlten Händler 812 Mk. pro Hundert. 7 Eisenbahnwagen kamen hier zum Versand in einen größeren Ort des Gäus.

* Stuttgart, 27. Nov. (Landesproduktenbörse.) In der Lage des Getreidegeschäftes sind in der abgelaufenen Woche keine Veränderungen eingelreten. In den ersten Tagen war man etwas ruhiger, aber gegen Ende der Woche hat sich die Stimmung wieder wesentlich befestigt, als von Argentinien wieder Nachrichten über starke Regenfälle ein­trafen, die der Ernte empfindlichen Schaden verursachen würden. Der Wasserstand ist besser geworden und man kann seit Monaten wieder erstmals sagen, daß die Schiffahrtsver­hältnisse normal sind. An der heutigen Börse zeigte sich wiederum ein lebhaftes Geschäft in Landware bei etwas besseren Preisen.

Wir notieren per 100 Kg. frachtparität Stuttgart, Ge­treide und Saaten ohne Sack netto Cassa je nach Qualität und Lieferzeit:

Weizen

Mark

württ.

22.0022.50

fränk.

22.0022.50

bayr.

22.5023.00

Rumänier.

23.2523.75

Ulka

23.7524.00

Saxonska

23.7524.00

Azima

23.7524.00

Laplata

23.2523.50

Kernen

22.0022.50

Dinkel Roggen Gerste württ.

, bayr.

, Tauber , fränkische , ungar. nom. Futtergerste russ. Hafer württ. Mais Donau

Mark

15.50 16.50 20.0020.50

21.50 22.00 23.0023.50 23.0023.50 23.6023.50 24.0024.50

17.25 17.50 19.0019.80

18.25 18.75

Mehl mit Sack, Kassa mit 1 Prozent Skonto. Tafelgries Mk. 33.50 bis 34.50 Mehl 0 . 33.50 bis 34.50

, 1 , 32.50 bis 33.50

» 2 , 31.50 bis 32.50

, 3 . 30. bis 31.

. 4 , 26.50 bis 27.50

Kleie Mk. 13. bis 13.50 (ohne Sack netto Kassa.)

Kurzer Getreide-Wochenbericht der PreiSbrrichtSstelle deS deutsche« LaudwirtschaftLretH

vom 21. bis 27. November 1911.

Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (->-) bezw. () Weniger gegen­über der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:

Weizen Roggen Hafer

Frankfurt a. M. 212(3 2) 191() 190(1)

Mannheim 215() 192'/«() 192*/s()

München 226() 209(1) 1S6(Z-1)

Verantwortlicher Redakteur: L. Lank, Altensteig.

Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei tu Altensteig.

auf Rechnung seiner tüchtigen milirärischeu Vorbildung setzen, die eigentlich jede nochmalige Schulung ganz überflüssig ge­macht hätte,

Run war ven Mannschaften bekannt gegeben worden, daß sie nach Ablauf von zweimal vierundzwanzig Stunde» ihre Reise antreten würden, und jeder, der irgendwo in der Welt Angehörige oder Freunde hatte, die sich für sein Schicksal interessierten, beeilte sich, ihnen einen letzten brieflichen Ab­schiedsgruß zu senden. Rudolf Hildebrandt hatte bis dahin kein Lebenszeichen in die Heimat gelangen lassen, und es war seine Absicht gewesen, sich auch weiter in Schweigen zu hüllen. Eltern und Geschwister hatte er nicht mehr; die wenigen Freunde, die er sich schon während seines glücklichen Liebes- ttaumes durch starke Vernachlässigung fast ganz entfremdet hatte, gedachten seiner wohl kaum noch, und es gab für ihn in der Tat keine Veranlassung, ein letztes Lebewohl nach Deutschland zu schicken, wenn er nicht etwa den Wunsch hegte, Mathilde von der seltsamen Gestaltung seines Schicksals in Kenntnis zu setzen. Diesen, Wunsche aber konnte er, wenn auch nach langem Kämpfen und Zögern, in der Tal nicht widerstehen. Einem früheren Kollegen, von dem er genau wußte, daß er nicht zögern würde, die interessante Ncuigkeil weiter zu verbreiten, teilte er in kurzen Worten mit, was aus ihm geworden sei und einer wie ungewissen Zukunft w hem fernen Weltteil er entgegengehe. Er trug ihm Grüß« für alle die Freunde auf. von denen er in diesem Leben wohl keinen Wiedersehen werde, und wenn er es auch vermied, Wullenwebers oder seiner Nichte Erwähnung zu tun, so hegt« «r doch nicht den geringsten Zweifel, daß sein ehemaliger Chej einer der ersten sein werde, dem der Empfänger von dem Inhalt des Brieses Kunde gab.

»Mag sie denn wissen, daß sie eine nochmalige Be­gegnung nicht zu fürchten und sür die Ruhe ihres Herzens nichts mehr von mir zu fürchten hat," dachte er voll trotzige, Bitterkeit, während er den Umschlag verschloß. Nach allem, was er inzwischen gehört hatte, glaubte er selber nicht meh, an die Möglichkeit einer Wiederkehr aus Indien, und es war nicht eine komödiantenhafte Redensart, sondern sein voller Ernkt

gewesen, wenn er das Schreiben mit dem Wunsche beendet hatte, mau möge ihn daheim fortan unter die Verschollenen zählen.

Am nächsten Tage wurde das für Batavia bestimmte Kommando mit der Eisenbahn von Harderwyk nach Amster­dam befördert und hier, ohne das; es den Soldaten zuvor gestattet worden wäre, einen Fuß in die Stadt zu setzen, im Zwischendeck eines Jndienfahrers eingeschifft. Bis der Dampfe, die Anker lichtete, wurde es ihnen verboten, an Deck zu kommen, und erst, als die ferne Küste bereits in Dunst und Nebel verschwamm, hörte man auf, sie wie Gefangene zu be­handeln. Jetzt hatte man ja keine Desertion mehr zu befürchten und durfte den armen Burschen um so eher einen kurzen Freiheitsrausch vergönnen, als man ja recht wohl wußte, daß es für die meisten von ihnen der letzte in ihrem jungen Leben war.

Wer noch etwas von seinem Handgeld übrig behalte» hatte, der ließ es während dieser Leereise darausgehen, um im lärmend fröhlichen Kreise gleichgestimmter Kumpane wenigstens aus Stunden zu vergessen, was er daheim zurück- gelassen und was drüben seiner wartete. Und da die Vor­gesetzten, soweit es sich ohne eine zu starke Verletzung der mili­tärischen Disziplin tun ließ, beide Augen zudrückten, ging es in der Blesse des Zwischendecks oft wüst genug her. Di« rohen und unlaukren Elemente, für die der niederländisch« Koloniatdienst die letzte Station eines verpfuschten Daseins bedeutete, machten sich jetzt, wo die straffe soldatische Zucht ein wenig gelockert war, auf's unangenehmste bemerklich, und Rudolf wurde oftmals zum unfreiwilligen Zeugen von Szenen, die ihn auf's äußerste anwiderten und abstießen. Weil die seinen Spürnasen seiner immer durstigen Kameraden sehr bald herausgebracht hatten, daß er über viel be­deutendere Geldmittel verfügte, als irgend einer von ihnen, wurden sie nicht müde, offen oder verblümt an seine Frei­gebigkeit zu appellieren, und wenn er sich nicht zu einem Gegenstand ihres Hasses machen wollte, mußte er den inimer unverschämter austretenden Anforderungen wohl oder übel entsprechen. Aber schon nach Ablauf der ersten Tage gewann

er es nickt mehr über sich, selber an den wüsten Trinkgelage» teilzunehmen, die von seinem Gelds veranstaltet wurden. Und als einige besonders widerwärtige Gesellen Mien, machten, ihn wegen feiges vermeintlichen Hochmuts zu ver­spotten, ließ er ihnen eine so energische Abfertigung zu teil werden, daß sie, aus Furcht, ihn vollends zu erzürne«, für die Folge verstümmle».

Aber er war inmitten des ausgelassenen Hausens nun so einsam und so ganz aus sich selbst gestellt, wie nie zuvor in seinem Leben. Und der Schmerz über sei» verlorenes Glück, die Reue über seine unbedachte, fast wahnwitzige Handlungsweise nagten in dieser trostlosen Verlassenheit inimer grausamer an seinem Herzen. Während ihn das Schiff mit jeder Umdrehung der Schraube weiter und weiter von jenen Stätten entfernte, die ihm jetzt, von dem verklärenden Zauber der Erinnerung umwoben, doppelt lieb und teuer geworden waren, lehnte er oft stundenlang unbeweglich an der Reling des Dampfers und starrte traumverloren in die Unendlichem des Ozeans hinaus. Wie seine Reisegesellschaft nun einmal beschaffen war, konnte es ihm nur willkommen sein, dH niemand sich um ihn kümmerte, und doch hatte er eines t«A nehmenden, tröstenden, ermutigenden Wortes niemals so sehr bedurft, als gerade jetzt.

Fortsetzung folgt.

Liebe Jugend. Im Parke einer Irrenanstalt kann man von einem kleinen Hügel ans über die Mauer aus den vorbeiziehenden Fluß blicken; ein Irrer gewahrt am anderen Ufer einen Mann sitzen und ruft ihm die Frage zu: »Was machst Du da?* Der Mann »Ich angele!* »Hast Du schon etwas gefangen?* »Nein!*Wie lange angelst Du denn schon?"Zwei Stunden!"Komm rin!!"

Feldwebel (beim Appell):Die Einjährigen können während des Sommers auf der Straße Litewken tragen. Aber daß mir keiner einen weißen Kragen dazu anzieht, solche Haus- wursteleien sind nur den Herren Offizieren erlaub:/'