men. Es werden nun die Bretter aus ihrem Versteck hervorgezogen und untersucht, ob dieselben auch den schweren Anforderungen Stand halten können, denn es gehört nicht zu den Annehmlichkeiten des Schueeschuhfahrerrden, schon bei den ersten Fahrten mit gekappten Brettern den Rückzug antreten zu müssen, auch die Bindung wird auf ihre Haltbarkeit geprüft. Ist dies alles geschehen und sind die nötigen Reparaturen an den defekten Teilen vorgenommen, so ist es Zeich auch die nötige Musterung an der Ausrüstung vorzunehmen. Dieselbe sollte zwar bald den nötigen Schliff haben, mit Ausnahme des Schuhzeuges, hier heißt es freundschaftlich mit ihm zu verkehren, denn wenn solches nicht klappt, sind für den Läufer 80 Prozent seines Humors unter Wasser gesetzt und das Uusüben des gesunden Sportes wird ihm zur Qual; also heißt es „Imit dem Handballen rechts" und mit dem nötigen Fett sich mit sämtlichen Teilen des Stiefels vertraut zu machen, denn hier ist die beste Arbeit gerade gut genug. Ist dies nun alles geschehen, so kann das Turnier beginnen.
Mit Tagesgrauen zieht nun der Schneeschuh- mann hinaus in die. gottesfreie Natur, nicht Müh' noch Kälte scheuend, um die herrliche Winterlandschaft in vollen Zügen zu genießen, kein Weg ist ihm zu weit, kein Berg zu hoch; was ihn die Sommerferien nicht erreichen ließen u. Zufrieden stellten,, das wird ihm nun dieser Wintersport in vollstem Maße ersetzen. Da kann man sich nun von dem lästigen Aktenstaub lind der Büroluft befreien, so- daß sich die Brust unter dem Einfluß dieser ozonreinen Winterluft, welche alle Sorgen des lästigen Alltagslebens verschwinden läßt, bäumt. Wer möchte hierin und mit ausüben dieses leib-, seele- und geist- miregenden Sportes noch zurückhal.'en, welcher die abgestumpften Nerven in so angenehmer Weise kräftig stählt. Daher Heralls aus dem Ban eurer Höhlen und hinein in die Naturschönheiten des Winters, kann er doch mit seiner ganzen Gewalt dem zünftigen Schneeschuhläufer absrlli; nichts anhaben, welcher sich dazu erzogen hat, auch den strengsten Unbilden des Winters zu trotzen.
Es wird immer noch zu sehr verkannt, daß das, Ausüben des Schneeschuhfahrens -nicht in gleichbe
rechtigter Weise von beiderlei Geschlechtern,- gleich stramm ausgeübt werden kann, ist es doch aus das zarteste Kindesalter wie auch auf das greise Man- nesalter von demselben Einfluß, überall stärkend, lebenserhaltend und fördernd. Es ist nicht abzuleugnen, daß gerade hier das zarte Geschlecht mit demjenigen des starken gleichgestellt werden kann, denn hier gibt es weite Felder, wo ersteres gleich demjenigen des letzteren sich, nach einem mehr oder weniger schwungvollen Sturz mit der Politik des Vogels Strauß befassen kann. Nachdem man sich nun mit einem etwas undeutlichen Ski Heil aus der unliebsamen und unfreiwilligen Umarmung des Schnees befreit hat, wird die Fahrt ohne weitere Resignation fortgesetzt. Erst jetzt setzt die Stimmung ein, nachdem man das gefahrlose Beginnen erkannt hat und der zaghafte, wankel- oder wackel- mütige Fahrer wird zum verwegenen Läufer. Auch hier ist es nicht nur das starke Geschlecht, welches dem Sport die schönen Nuancen aufprägt, sondern das sich mitunter ans der Ferne sehr schwer zu erkennende zarte Geschlecht, das den Kampf mit den Winternnbilden aufnimmt nnd Siegerin bleibt, was uns das kecke, mit vor Frost zerzausten Haaren umrahmte Lockenköpfchen, aus welchem ein paar schelmische Augen blitzen, besagt.
Deshalb laßt uns unsrerer Gesundheit zuliebe jeglichem Philistertum entsagen, laßt uns rastlos dem Schneeschuhsport huldigen und Kraft gewinnen, damit wir allen übrigen Stürmen und Unfreundlichkeiten des täglichen Lebens die Stirne bie ten können.
Vermischtes.
Z Das größte Warenhaus der Welt. In London wird demnächst, wie die „Bauwelt" mitteilt, ein Warenhaus eröffnet, bas wohl das größte der Welt darstellen wird. Es ist ganz aus weißem Granit gebaut und hat eine Front von 840 Fuß. Die Kup- ferdrühte für die elektrische Beleuchtung haben eine Länge von 24 englischen Meilen und die Beleuch- tungstörper eine Lichtstärke von l 350 000 Kerzen. Die gewaltigen Räume dieses Kaufhauses können 100 000 Personen fassen. 5000 Angestellte werden in den 1l5 verschiedenen Abteilungen die Kunden be
dienen, zu deren Beförderung 24 Fahrstühle und 154 Treppen zur Verfügung stehen werden. Aus dem Dach wird eine Zelle für drahtlose Telegraphie eingerichtet. Für die Konstruktion dieses Warenpalastes sind 21 Millionen Pfund Stahl verwendet worden. Große Restanratiousräume werden in zwei riesigen Glashallen eingerichtet werden. Im Sommer können die Kunden sich in den Dachgärten erfrischen, wo ein Wiener Cafe sich etablieren soll. Auch der Kinderspielplatz, auf welchem ausgebildete Kinderpflegerinnen ihres Amtes walten, liegt dort in luftiger Höhe. Daß Erholungs-, Schreib- und Leseräume vorhanden sind, versteht sich von selbst. Ein Auskunstsbureau wird ferner errichtet, in dem Fremden jede gewünschte Auskunft gratis erteilt wird.
Handel nnd Verkehr.
* Nagold, 28. Oktober. . lObstmmklbericht.) Auf dem heutigen Obstmarkt waren ca. 60 Körbe Aepfel und ca. 30 Körbe Birnen. Preis der Aepfel 13—16 Pfg., Birnen 8—12 Pfg. Alles rasch verkauft.
' Calw, 30. Okt. Auf dem letzten Wochenmarkt am Feiertag Simon und Judä fand eine sehr starke Zufuhr an Kartoffeln und Kraut statt. Die Kartoffeln, die zum größten Teil sehr schöner Qualität waren, kosteten 4 Mk. per Ztr. Der Preis ist somit dem des Vorjahres sich gleich. Auf dem Krautmarkt wurden anfangs 13 Mk. per hundert Stück erlöst, später ging der Preis allgemein auf 6 Mk. zurück. Der übrige Wochenmarkt war mit Gemüsen aller Art, mit Obst, Butter und Eiern beschickt. Das Pfund Butter war ausnahmsweise billig; von 1,25 Mk. ging der Preis auf 1,05 Mk. zurück; frische Eier kosteten 10 Pfg. per Stück. Der Preis für Obst, Birnen und Aepfel war, je nach Qualität, verschieden: das Pfd. kostete 14—30 Pfg.
Konkurse.
Emma Pfisterer, geb. Weckerls, Inhaberin eines Putz- geschäfts in Zuffenhausen, Ehefrau des Gotthilf Pfisterer daselbst. — Emilie Winkle geb. Hermann, Modistin in Mühlacker, Ehefrau des Lokomotivheizers Hermann Winkle daselbst. — Karl Schaal, Zimmermann in Waiblingen. — Wilhelmine Kuhn, Eigarrenmachers-Witwe in Heidenheim. — Jakob Feihl, Maurermeister in Burgstall.
Verantwortlicher Redakteur: L. Lauk, Mensteig.
Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckcrei in Altensteig.
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Im Auftrag der Erben d r Franz-ka rsckman«, Privat'ers-Witwe in Schwarzenberg, bringe ich am
Dienstag, de» 7. November ds. As.
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Nagold, 28. Oktbr. 1911. Roggen ... 13 — 10 40 10 35
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