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Ausgabe in Altensteig-Stadt.

Freitag, de» SS. September.

Amtsblatt fst, Pfalr-rafe»»rUer.

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wenn die Tage kürzer werden und die Familie sich ani Abend beim Lampenschein zusammenfindet, da wendet man sich auch mit mehr Aufmerksamkeit dem zu, was draußen in der Welt vorgeht. Man widmet sich wieder mehr der Zeitung, die täglich die treue Vermittlerin mit der Außenwelt ist und über alle wichtigen Ereignisse berichtet.

Unsere Zeitung hält ihre Leser stets auf dem Laufenden und bietet, sowohl im politischen als auch im Handels- und Unterhaltungsteil stets eine Menge Anregung und Unterhaltung. Der Inseratenteil ver­mittelt Angebot und Nachfrage für ein großes Ge­biet und bietet durch seine große Verbreitung ein

erfolgreiches Jnsertionsorgan.

Wir laden zur Bestellung unserer Zeitung für das nun beginnende neue Quartal sowie zur Be­nützung des Inseratenteils bestens ein.

I«s Land des Schlendrians.

Kein Jahr vergeht, daß nicht aus Spanien Meldungen von großen Ausständen, furchtbarem Elend, Attentaten und drohender Revolution kom­men, aber immer noch hat sich die Monarchie des fungen Königs Alsonso XIII. auf dem Throne erhal­ten, obwohl sie, was nun einmal nicht verheimlicht werden kann, im Volke keinen festen Boden mehr besitzt. Jetzt sind wieder Mitteilungen von schwe­ren Zwischenfällen eingegangen, infolge deren für den ganzen Staat Ausnahme-Maßnahmen anaeord- net worden sind. Am fünften Oktober ist ein .Jahr- vergangen, seitdem in Portugal, wo so ziemlich die­selben sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse be­stehen, die Republik proklamiert wurde, und die spanischen Umstürzler haben wohl diese Erinnerung benützt, um in Gemeinschaft mit den streikenden Ar­beitern die Fahne des Aufruhrs von neuem zu er­heben. !

Jahr für Jahr kommt es, wie gesagt, zu den gleichen Unruhen, aber nie hört man von ^ ernst­lichen Unternehmungen, den Ursachen dieser Aus­schreitungen auf den Grund zu gehen und für Ab­hilfe zu sorgen. Ein englischer Politiker hat zur Zert des Kubakrieges das spanische Volk eine sterbende Nation genannt, weil sie unfähig sei, sich dem mo­dernen Arbeitsleben anzupassen, eine Äenßerung, die im ganzen Lande der Kastanien einen heftigen Protest hervorrief, aber es ist doch manches Wahre daran. Es fehlt nicht allein an opferwilligem Patriotismus, es mangelt auch an rechter Schaf­fens- und Arbeitsfreude, und diese letztere kann durch keine Aenderung der Staatsform erzeugt wer­den, wenn sie nicht im Menschen steckt. Das zeigt sich in Portugal, wo die Arbeiter in der Hauptstadt Lissabon heute noch unzufriedener sind, als früher, weil ihnen die gebratenen Tauben nicht in den Mund fliegen.

Die südlichen Völker sind meist nicht politisch reif, sie können sich gar nicht richtig Vörstetten, was eine Republik bedeutet. Daß es da ebenso gut, wie in einer Monarchie Pflichten geben soll, ver­stehen sie nicht, sie wollen ohne Sorgen leben und nicht viel zu tun haben. Als vor sünzig Jahren Neapel mit dem Königreich Italien vereinigt wurde, schlug in der Vesuvstadt die Stimmung sehr bald um, weil die Steuerzahlung eine andere und stren­gere wurde, und bis auf diesen Tag ist es der ita­lienischen Regierung bekanntlich noch nicht gelungen, die GeheimgesellschaftCamorra", die eine Erpres­sung nach der anderen begeht, zu unterdrücken. So kann man auch in Spanien dem Schlendrian der Be­hörden nicht alle Schuld an den vorhandenen Zu­ständen allein beimessen, sie liegt ebenso sehr im Charakter der Bevölkerung, die unter dem Elend im­

mer mehr verroht: kein Wunder ist es, wenn Spa­nien so viele und so fanatische Anarchisten zählt, wie kein anderer Staat.

Jeder frische und frohe Zug, neuere und bessere Verhältnisse herbeizuführen, fehlt. Eine Schnellzugs­fahrt mit der Eisenbahn in Spanien ist ein Hohn auf den modernen Verkehr. Eine flotte Sekundär­bahn bei uns bringt den Passagier schneller ans Ziel, wie dort der Kurierzug. Justiz, Verwaltung und namentlich der Unterricht liegen so oft im Argen, daß, weil die Klagen längst nutzlos verhallt sind, am Ende ein Jeder tut, was ihm recht erscheint, das heißt, die Hände gegen fremdes Gut ausstreckt, wenn ihm selbst nichts mehr zu brechen' und zu beißen bleibt. In einzelnen wenigen Händen ver­einigt sich ein großer Reichtum, von dem aber für die Allgemeinheit wenig zu erzielen ist, und der Stolz auf historische, alte Namen läßt die Ver­pflichtung, auch heute etwas zu leisten, in der Regel' vergessen. Damit ist auch die Autorität tief herab­gewürdigt worden.

Die Heirat König Alfonsos XIII. mit der Prin­zessin Ena v. Battenberg, der Nichte des verstorbenen Königs Edward VII. von England, wq,r hauptsächlich von dem Gedanken getragen, der Dynastie in dem Namen des britischen Herrschers einen wirksamen Schutz gegen die revolutionären Treibereien in Spa­nien zu geben. Der Eindruck ist auch nicht aus­geblieben, er hat sich aber, namentlich seit Edwards Tode, schnell wieder verflüchtigt. Die Zeitungen begannen an der Person König Alfonsos Kritik zu üben, sie tadelten seine Sportlust und fanden auch sonst noch allerlei an ihm auszusetzen. Die Königin Ena ist nicht populär; der Spanier kann sich für fremde Fürstinnen nicht begeistern, und seiner Freude an Stiergefechten und demnationalen" spanischen Leben steht wieder eine höhere Knlturauffassung feindlich entgegen.

So kann es nicht Wunder nehmen, was im schö­nen Spanien geschieht, und es ist ganz außerordent­lich schwer, eine wirkliche Besserung herbeizuführen, die sozialistisch-anarchistischen Strömungen zu be­seitigen. Den spanischen Bolksmassen fehlt eben der Arbeitsdraug, der die Vorbedingung für eine gesunde wirtschaftliche und politische Entwicklung ist. Die bedeutsamen Staatsmänner, die für die dringend nötigen Reformen nicht bloß Worte, sondern auch das Wollen und erst recht das Können besitzen, sind im Lande sehr rar geworden, und der König ruft umsonst nach einem machtvollen nationalen Zu­sammenwirken. Die harten Lehren des Kubakrie­ges haben gar nichts genützt; ob spätere wirklich helfen werden, ist abzuwarten.

Tagespolitik.

Deutschland und der Islam. DiePost" erhält eine Zuschrift, die zwar nicht, wie der eben aus Afrika zurückgekehrte Verfasser annimmt, Unbe- kautes mitteilt, die aber doch in diesem Augenblick Aufmerksamkeit beanspruchen darf. Der Verfasser bringt seine Eindrücke in folgenden lebhaften Wor­ten zum Ausdruck : Auf meinen Reisen in der Türkei, Aegypten, Tunis und Marokko habe ich überall die feste Ueberzeugung gewonnen, daß die islamitische Welt nur noch wie hypnotisiert auf Deutschland, als den Retter gegen französische und englische Willkür und Vergewaltigung, hinschaut! Wenn die Rede auf Marokko kam, waren die Moslemin ganz begeistert, Deutschland wird nimmermehr zugeben, daß Frank­reich unsere Brüder dort ebenso knechtet und in den Schmutz tritt, wie in Algier und Tunis. Auf meine Frage, ja, was kann aber Deutschland da allein machen gegen Halb Europa? Ach, Deutschland wird nicht allein stehen gegen halb Europa. Unsere tür­kischen Brüder, mit dem erleuchtetenPadischah" an der Spitze, werden dem islamitischen Beschützer in der Not mit brausender Begeisterung beistehen und, hingerissen von dieser Begeisterung werden dann deutsche, österreichische und osmanische Soldaten Schulter an Schulter kämpfen, und ganz Europa wäre dann nicht imstande, diese Macht zu vernichten.

Dann kann auch das so stolze Albion zu Lande gepackt werden:Aegypten, Indien!" Es geht einem bis ins innerste Herz hinein, wenn man dieses kind­liche Vertrauen der muselmanischen Bevölkerung zu Deutschland und seinem Kaiser, ihren vermeintlichen Beschützern, mit ansieht.' - Ich war im > tiefsten Herzen betrübt! Was.werden diese großen Kinder jetzt bald denken?

Ueber das Leben und Treiben um Schloß Liebe uberg gibt ein Mitarbeiter des Bert. Tagebl.", der derResidenz" des Fürsten Eulenburg einen Besuch abgestattet hat, eine Schilde­rung, in der es heißt: Der herrschaftliche Teil des im bunten Herbstschmuck prangenden Liebenberger Parkes, in dem Fürst Philipp zu Eulenburg ür seinem Schlosse wohnt, ist neuerdings wieder für je­dermann fest verschlossen worden. Alle unbekann­ten Personen werden für Kriminalbeamte oder Journalisten gehalten. Sonntag vor drei Wochen war imHirsch" Erntefest; alle Arbeiter hatten vom Samstag mittag ab bis zum Montag früh Urlaub erhalten. Sonntag nachmittag war der Haupttrubel. Inmitten seiner Arbeiter feierte der Fürst Erntefest. Die Frauen und Mädchen erhielten Kaffee und rie­sige Portionen Kuchen, und die Männer Bier und Schnavs. Vorträge wurden gehalten und polnische und russische Lieder gesungen, denn der Fürst beschäf­tigt über zweihundert Landarbeiter aus Rußland und Polen. Bis zum Morgengrauen wurde getanzt. Im Gasthof zum Hirsch erzählt man sich, daß der Fürst schon seit längerer Zeit wieder gesund ist, aber seit dem Besuche mehrerer Aerzte aus Berlin es soll sich um eine gerichtliche Aerztekom- mis sion handeln, die den Fürsten kürzlich besucht hat - wieder einige Stunden am Tage im Bett zu bringt. In letzter Zeit unternahm der Fürst vielfach Spaziergänge und Spazierfahrten durch seine weitausgedehnten Ländereien, die sich bis nach den Dörfern Löwenberg und Grüneberg hin aüsdehnen. Ueberall, wo der Fürst, der, wie man sagt, einen durch­aus gesunden Eindruck macht, sich sehen läßt, wird er von seinen Angestellten und ausländischen Landarbei­tern freudig begrüßt. In der näheren Umgebung des Fürsten glaubt man nicht, daß eine neue Ver­handlung in kurzer Zeit bevorsteht, weil eine ge­richtliche Verfügung vorliege, die bestimme, daß bis zum Frühjahr nächsten Jahres keinerlei gerichtliche Schritte gegen den beschuldigten Fürsten unternom­men werden sollen.

LandesNÄchrichterr.

Alterrfleig, 2S. Sept.

* Auf dem Marktplatz hat sich für einige Tage Vogels Kinematograph niedergelassen. Nach dem uns vorliegenden Programm wird dort so viel Neues und Interessantes geboten, daß sich ein Besuch für jedermann lohnen dürfte.

* Mit dem Obst steht es Heuer in unserer Ge­gend besonders schlimm, Was umso empfindlicher ist, als die Obstpreise voraussichtlich ziemlich hohe werden. Wenn es auch in der Umgebung da und dort etwas Obst gibt, so reicht dies in der Regel kaum für den eigenen Bedarf und so ist man fast ganz auf das auswärtige Obst angewiesen. Ander­wärts hat der Obstverkauf bereits begonnen und bald wird sich auch auf dem hiesigen Bahnhof ein lebhafter Obstverkehr entwickeln. Es ist begreiflich, daß man in obstarmen Jahren versucht, aus we­nig Obst viel Most zu machen. ImLandw. Wochenblatt" hat kürzlich ein Leser angefragt, wie man das am besten fertig bringe und darauf sind zwei Rezepte eingelausen, die auch unsere Leser inter­essieren werden, weshalb wir sie hier wiedergeben wollen:

1. Auf die Frage betreffend Mostbereitung möchte ich dem Fragesteller mitteilen, daß ich in obstarmen Jahren zu einem Eimer Most (300 Ltr.) 3 Zentner Aepfel und 25 Pfd. Zitcker nehme; wenn

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