Aus dem Reiche.

^ Pforzheim, '7. Sept. (Fliege ravstu rz.) Auf dem Karlsruher Exerzierplatz ist gestern abend 6 Uhr der Flieger Paul Senge, der mit dem Appa­rat zweier Pforzheimer Herren flog, aus 80 Meter Höhe abgestürzt, und hat einen lebensgefährlichen Schädelbruch erlitten. Der Apparat ist zerstört. Die Ursache ist, daß er durch die untergehende Sonne geblendet wurde,

st Wiesbaden, 7. Sept. Heute mittag wurde der Rechtsanwalt Guth verhaftet, weil er ihm anver- traute Wertpapiere im Betrage von 33 000 Mark durch eine Mittelsperson verpfänden liest Er soll das Geld hauptsächlich zu Grundstücksspekulationen verbraucht haben.

* Berlin, 7. Sept. DieNorddeutsche Allge­meine Zeitung" schreibt: Der Reichskanzler, der ge­stern abend von Kiel in Berlin eintras, hatte nach seiner Ankunft eine längere Besprechung mit dem Staatssekretär des Auswärtigen v. Kiderlen-Wäch- ter: heute schlossen sich mehrfach Konferenzen an. Die nächste Besprechung des Staatssekretärs mit dem französischen Botschafter findet voraussichtlich heute abend oder morgen früh statt.

* Berlin, 7. Sept. DemReichsanzeiger" zu­folge war der Stand von Hafer, Kartoffeln, Klee, Luzerne und Wiesen im Deutschen Reiche Anfang September (wenn drei mittel, vier gering, fünf sehr gering bedeutet): Hafer 3,0, Kartoffeln 3,5, Klee 4,3, Luzerne 4,l, Bewässerungswiesen 3,3, andere Wiesen 4,2.

Ausländisches.

st Bern, 7. Sept. Ein junger Mann namens Weidlich ist in den Felsen des Creux du Ban bei Neuenburg abgestürzt und war sofort tot.

>! Prag, 7. Sept. Infolge Einstellens der Elb- jchiffahrt haben die Braunkohlenwerke im nordwest­lichen Böhmen ihren Abnehmern in Deutschland eine Frachtzubuße, von 6 bis 8 Mark bewilligt, um ihnen den Bezug der Kohlen mit der Bahn zu er­möglichen.

st Rombouillet, 7. Sept. Im heutigen Verlauf des Miuifterrates setzten der Handelsminister und der Landwirtschaftsminister auseinander, daß die Teue­rung. die in einem sehr großen Teil Europas herrsche, hauptsächlich auf die Trockenheit, die mageren Ern­ten und die Viehkrankheiten hervorgerufen fei. Der Ministerrat beschloß verschiedene Berwaltungsmaß- nahmen aus wirtschaftlichem Gebiet, besonders durch Erleichterung der Vieheinfuhr aus den Kolonien und ordnete die Revision der Vorschriften beir. die Ein­fuhr bestimmter Viehzählungen aus dem Ausland an, sowie die Aufhebung des Einfuhrzolles auf Fut­termittel.

st Teheran, 7. Sept. Der geschlagene Führer der Aufständischen, Sardar Arschad, ist gestern früh- standrechtlich erschossen worden. Von der er­sten Salve wurde er nur verwundet, nicht getötet. Sardar Arschad richtete sich wieder auf und rief, mit dem Angesicht gegen die Exekutionsabteilung ge­wendet:Lang lebe der Schah Mohammed Ali!" Dann wurde eine zweite Salve abgegeben, die ihn tötete.

Allerlei.

* In Lei Pzig bot sich ein seltsames Straßen­bild. Ein nur mit einer Badehose bekleideter junger Mann wurde von Soldaten zum Gefängnis ge­bracht. Es handelte sich nm einen Deserteur, der während des Badens zu entfliehen versucht hatte'.

* Die Preiserhöhung des P i l s euer Biers und z:var um 2 Kronen für den Hektoliter wurde von den Direktoren der großen Pilsener Brauereien jo eben beschlossen. Ob auch das Exportbier von dem Preisaufschlag betroffen wird, ist noch nicht bekannt.

* Die Durchquerung des Kanals, die schon oft das ersehnte Ziel tüchtiger Schwimmer war. ist nunmehr zum zweiten Mal nach der lange zu­rückliegenden Tour des Kapitäns Webb dem eng­

lischen Schwimmer Bürgest gelungen. Er schwamm früh 10.50 Uhr in Dover ab und landete gestern früh 10.30 Uhr bei Cap Grie Nez, nicht weit von Calais. Er hat zu der 32 Kilometer langen Strecke 23 Stunden und 40 Minuten gebraucht. Kapitän Webb legte 1875 seine 40 Kilometer lange Strecke von Dover nach Calais in 21 Stunden und 45 Minuten zurück. Burgeß hat nun 13mal die Durch­querung des Kanals versucht, bis sie ihm jetzt end­lich gelang.

* Spaniens berühmter Stierkämpfer Chico kam bei einem Stiergefecht in Madrid zu 'Fall und wurde von dem wütenden Stier furchtbar zugerichtet. Das Tier jagte dem Matador die Hörner durch die Schul­ter. Nach mehreren Stunden entsetzlichen Leidens starb Chica.

* Als vorgestern in Shepperds Eush in London 5 braune Bären und ein Eisbär vom Tierbändiger vorgeführt werden sollten, fielen die braunen Bä­ren plötzlich über den Eisbären her. Es entspann sich ein furchtbarer Kampf. Im Publikum brach eine Panik aus. Ein halbes Dutzend Wärter bemühte sich vergeblich, die Bären zu trennen. Der Kampf en­dete damit, daß der (Äsbär mit tödlichen Wunden bedeckt am Boden liegen blieb und getötet werden mußte.

8 Russisches» allzu 8inssifches.Das Verschwin­den derMona Lisa" in Paris imponiert uns nicht" behauptet der Petersburger.Herold" in einer Plau­derei über den Diebstahl des berühmten Bildes. Und in Rußland müssen die Verhältnisse wirklich noch viel schlechter sein als in Frankreich. In Paris ist nur ein Bild gestohlen worden, und die ganze Welt ist darüber entrüstet! In Petersburg aber wurde ein ganzes Museum gestohlen, und erst der Diebstahl derMona Lisa" lenkt die Aufmerksam keit aus diesen ungewöhnlichen Vorgang. Im Ale xandra-Theater zu Petersburg habe ein Kunstfreund namens Grogunow ein ganzes Museum sehr wert­voller Bilder untergebracht, und so lange er lebte, sorgte er dafür, daß dieses Museum gut bewacht wurde. Auch für die Vergrößerung des Museums tat er alles, was in seinen Kräften stand. Vor eini­ger Zeit nun ist dieser Grogrunow gestorben. Seit­dem kümmerte sich kein Mensch mehr um die Bil­dersammlung im Alexandra-Theater. Dies ist frei­lich für russische Verhältnisse selbstverständlich: iür Güter der Allgemeinheit findet sich kein Wächter. Ddr Staat und die Kommune halten es nicht für not­wendig, etwas dafür zu tun, und Privatleute sind dazu nicht in der Lage. Auffälliger ist es schon, daß jetzt erst die Feststellung gemacht wurde, daß das ganze Museum verschwunden ist. Von den vielen Hunderten von Bildern, die hier auf gehängt waren, ist keins mehr vorhanden. Niemand weiß, wo sie geblieben sind, keiner will gesehen ha­ben, wie sie weggeschafft wurden. Sie sind nicht da basta! Die Naget, an denen früher die Bil­der hingen, ragen öde und verlassen aus den Wän­den. Die Wände sind mit Staub bedeckt, die Tep­piche seit Wochen nicht mehr gereinigt worden. Ein Wunder, daß sie überhaupt noch vorhanden sind. Im Anschluß daran erzählt das genannte Blatt, daß vor einigen Wochen noch ein ganz anderer Gegen­stand verschwunden sei. An den Jwanowschen Strom schnellen an der oberen Newa stand früher das alt- berühmte Palais der Kaiserin Katharina der Gro­ßen. Es war seines reiches Inhalts wie seiner herr­lichen Ausstattung wegen berühmt. Natürlich küm­merte sich jetzt längst niemand mehr um dieses Pa lais, desstn Besitzerin und Erbauerin schon so lange tot ist. Endlich beschloß die Hofverwaltung, nachdem sie durch die Akten davon Kenntnis genommen hatte, daß so ein Palais vorhanden sei, eine Besichtigung und Renovierung des Schlosses. Die Beamten macb- ten sich auf die Fahrt, aber sie fanden kein Palais'. Die Stelle, wo es stehen mußte, war ganz genau bezeichnet. Das Palais selbst aber war verschwu n den. Irgend ein Unternehmungslustiger hatte es abtragen lassen, und weiß der Himmel, wozu die Bausteine, Kunstschmiedcarbeiten, Möbel und Schmuckgegenstände Verwendung fanden. Sicher ist nur das eine, daß das Palais der Kaiserin Katha­rina fort war. Die Petersburger haben darum ganz Recht zu sagen, daß ihnen der Raub derMona Lisa "nicht imponieren könne.

tz Aus der Kinderstube. In der .Straßburger Post* erzählt ein Leser folgende niedliche Kindergeschichten: Ein Hauptvergnügen unserer dreijährigen Ilse ist es, den .Onkel Doktor*, der ein erkranktes Familienmitglied seit langer Zeit dreimal wöchentlich frühmorgens besucht, zu begrüßen. Eines Morgens liegt sie noch zu Bett, als man den Arzt auf dem Gange hört. Sofort springt Ilse zum Nestchen heraus und mit bloßen Füßen zur Türe. .Hiergeblieben*, ruft Mama, .im Nachthemdchen kannst Du Dich dem Herrn Doktor nicht zeigen!"Dann mach ich's einfach so*, erklärte Ilse und streift das Nachthemdchen bis an den Hals empor, wo sie es mit dem Kinn festhält;so sieht er es nicht!* Um eben jene Zeit hat Mama sich an der Hand geritzt. Ilse holt diensteifrig einen Lappen und verbindet sorgsam die Wunde. ,AH, bist Du der Onkel Doktor?* sagt Mama. Worauf Ilse, der die häufigen, nicht gerade von ersichtlichem Erfolg gekrönten Besuche des Arztes längst nicht imponieren, erwidert: .Aber nein, Mammi, ich will Dich ja heilen*.

Literarisches.

War ich geblieben bach! Roman von GeorgHart- wig. 2. Auflage. Preis gebunden Mk- 4.50.

Bohlinger Leute. Ein schwäbischer Bauern- und' Pfarrer-Roman von Richard Weitbrecht. 2. Auflage. Preis gebunden Mk. 4..

Das Gotteskind von Helene Christaller. 3. Auflage. Preis Mk. 3.20.

Vorrätig in der W. Rieker'fchen Buch­handlung, L. Lank, Alten steig.

Handel nnd Verkehr.

* Hopfen. In Unterjettingen geht die Ernte rasch von statten. Gestern und heute wurden 300 Mark nebst Trinkgeld gelöst. In Baisingen 270 bis 300 Mk. samt Trinkgeld. Alt-Nuifra produziert etwa 25 bis 30 Ztr. Hopfen. Die Emte ist bereits beendet.

* Stuttgart, 7. September. (Vom Markt.) Auf dem heutigen Großmarkt kosteten Zwetschgen 1113 Pfg., Preiselbeeren 50 Psg., Pfirsiche 2550 Pfg., Birnen 8 bis 25 Pfg., Aepfel 1020 Pfg., Trauben 3035 Pfg., Tomaten 1618 Pfg. per Pfund. Auf dem heutigen Kartoffelmarkt war der Preis 4,404,60 Mk. per Ztr. Filderkraut kostete 3035 Pfg. per Stück. Zufuhr etwa 900 Stück. Mostobst kostete 7,40 Mk. per Zentner.

ff Stuttgart, 7. Sept. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrieben 244 Großvieh, 489 Kälber, 587 Schweine.

Erlös aus h'z Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, s) ausgemästete von bis Pfg., 2. Qual, b) fleischige und ältere von bis Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 73 bis 75 Pfg., 2 Qualität b) ältere und weniger fleischige von 70 bis 73 Pfg., Stiere und Jungrinderl. Qual, a) ausgemästete von 85 bis 88 Pfg., v) Qualität d) fleischige von 81 bis 84 Pfg., 3. Qualität 2. geringere von 78 bis 8) Pfg.; Kühe 1. Qual, a) junge gemästete von bis Pfg., 2. Qualität b) ältere gemästete von 60 bis 70 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 40 bis 50 Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saug­kälber von 94 bis 98 Pfg., 2- Qualität b) gute Saug­kälber von 87 bis 92 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saug­kälber von 79 bis 86 Pfg., Schweine 1. Qual, a) jung« fleischige 70 bis 72 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette von 63 bis 68 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 59 bis 60 Pfg.

Verlauf des Marktes: Großvieh langsam, sonst mäßig.

Voraussichtliches Wetter

am Samstag, den 9. September: Wolkig, keine ernstliche Niederschläge, schwül.

B«rsnt»srtlich«r Redakteur: L. Lau!, Altevstetg.

Druck u. Verlas der W. Rieker'schen Buchdruckerei, L. Lauk» Alteskieis.

Die Meinung eines asthmakranke» Arztes

über Apotheker Neumeier's Asthma-Pulver und Asthma- Cigarillos. Derselbe schreibt wörtlich:

.Ich kann nicht genug danken für die gefällige Sendung des Asthma-Pulvers, das gerade zu einer Zeit eintraf, als ich schwer an Asthma zu leiden hatte. Die Wirkung war eine vorzügliche.* Dr. Kirschner, Arzt, Polzin, Pommern.

Erhältlich nur in Apotheken, Dose Pulver Mk. 1.50 oder Karton Cigarillos Mk. 1.50 Apotheker Neumeier, Frankfurt a. M.

Best.: Nitr. Brachycladus Kraut 45, Lobel. Kraut 8, Salpeters. Kali 35, salpetrigs. Natron 5, Jodk. 5, Rohrzucker 15 Teile.

Sämtliche Wer nnd Zeitschriften

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