verstanden sind. In Sheffield hat das lokale Streikkomitee beschlossen, wegen der Verhältnisse bei der Middlandbahn wieder den Ausstand zu proklamieren.
* London, 22. August. In Liverpool stellten sich gestern spät abends der Beilegung des Ansstandes neue Schwierigkeiten in den Weg, da das Streikkomitee erklärte, daß keine Gruppe der Transportarbeiter heute die Arbeit wieder aufne.hmen solle. Die Wiederaufnahme wurde infolgedessen auf unbestimmte Zeit verschoben.
Die gestrigen Ausschreitungen'in Südwales waren vorwiegend, wenn auch nicht ausschließlich gegen jüdische Ladenbesitzer gerichtet, gegen welche die Arbeiterbevölkerung wegen der hohen Meten aufgebracht ist; dazu kommt noch die durch die Streiks verursachte Teuerung der Lebensmittel.
Gärungen in Portugal.
* Berlin, 22. August. Aus Lissabon wird gemeldet: Großes Aufsehen erregte ein Angriff, der auf ein Gefängnis gemacht worden ist, um 400 dort eingeschlossene politische Gefangene zu befreien. Die Angreifer überwältigten die im Gefängnis ausgestellte Wache. Als sie im Begriff standen, die Eisentore zu erbrechen, kam militärische Verstärkung herbei, und die Angreifer wurden in die Flucht geschlagen. Die Bewachung des Gefängnisses ist nunmehr einer großen Truppenabteilung übertragen morden. Grund zur Beunruhigung scheint der Regierung auch das Verhalten eines großen Teils der Unteroffiziere. In der Nacht zum Montag haben 77 Sergeanten der verschiedensten Regimenter in einem 2 Meilen von Lissabon entlegenen Ort eine geheime Versammlung abgehalten, um über die der Regierung gegenüber einzunehmende Stellung zu beraten,.
Wlerleü
* Aus Kristiania wird berichtet: Im letzten Ministerrat wurde beschlossen, der 17jährigen Advokatentochter Thora Hoel in Gjövik die „Medaille ! für edle Tat" zu verleihen. Sie hatte schon als , lojähriges Mädchen ein Mädchen vor dem Ertrinken gerettet und vollführte diese Tat in der vorigen Woche abermals mit ganz besonderem Mute. Eine Freundin war beim Baden im Mjönensee unter- ! gegangen, das junge Mädchen schwamm herbei- tauchte unter, holte die Gesunkene hervor, aber diese klammerte sich so verzweifelt an ihre Hände, daß beide unterzugehen begannen. Die Retterin konnte sich nur mit Ntühe befreien, schwamm an das Ufer, entnahm einem Kahn ein Ruder, mit dem sie zurück- fchwamm, tauchte abermals unter, erfaßte die bereits Bewußtlose, und mit außerordentlichem Geschick wußte sie die Verunglückte mittels des Ruders an das Ufer zu bringen, wo die Wiederbelebungsversuche Erfolg hatten.
8 Die Nerven. Früher lachte man, wenn jemand Wer schwache Nerven klagte, und man sagte auch wohl, Nerven seien ein Luxus, den sich der ! kleine Mann nicht gestatten könne. Diese Anschauungen entsprachen durchaus der fröhlichen Gesundheit unserer Väter. Wir wollen nun nicht sagen, daß wir ein krankes Geschlecht geworden sind, denn was die sportsmäßigen Leibesübungen angeht, sind wir früheren Zeiten sogar bedeutend über, aber was
ein. Sie verschwanden Leide im Hause. Mariechens Herz klopfte fast hörbar. Sie ahnte, daß irgend etwas Großes geschehen würde, an dem sie selbst beteiligt wäre.
Da klopft es an ihre Tür, und auf ihr schüchternes „Herein!" trat der Rechnungsführer ein. Ma- riechen entfuhr ein kleiner Schrei, der Herr Rendant hatte einen glühend roten Kopf bekommene Er wagte kaum aufzusehen und sagte mit leiser, zitternder Stimme:
„Haben Sie keine Furcht, Fräulein Mariechen. ich bin wirklich nicht verrückt, wie die Leute sagen, sondern ganz vernünftig. Die ganze Geschichte ist ja nur gekommen, weil, weil ich - Sie so sehr lieb habe." Und nun erzählte er stockend sein Abenteuer in der Nacht. „Und da hat der Herr Graf gesagt," fuhr er fort, „ich soll hier zu Ihnen hinein- > gehen, während er mit Ihren Eltern etwas Wich- ! tiges verhandeln will. Der Herr Graf meint, ich i solle mich verheiraten, er wolle mein Gehalt erhöhen und mir die große Wohnung im Wirtschaftshause geben. Und da soll ich, nein, da will ich Sie fragen, ob Sie, oh Sie meine Frau werden wollen'."
^ Jetzt war es an Mariechen, einen roten Kopf zu , bekommen: sie spielte mit dem Zipfel ihrer Schürze und blickte scheu zu Boden. Es kam ihr doch so ' sehr überraschend, und der Wechsel zwischen dem Vor- ; hin und dem Jetzt war ein zu plötzlicher. Doch als Herr Schreiber auf sie zutrat und, seinen Arm um ihre schlanke Taille legend und ihr tief in die schö nen blauen Augen sehend, mit weicher Stimme seine Frage wiederholte: „Mariechen, willst du?" - da konnte sie nicht anders, als ihr Köpfchen an seine
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es heißt, nervös zu sein, das wissen die meisten von uns. Ebenso wie heute die körperliche Gesundheit gepflegt wird, ist man auch bemüht, den Geist gesund und elastisch zu Hallen. Unser Kaiser hat soeben in dieser Hinsicht bemerkenswerte Worte zu den Primanern des Kasseler Gymnasiums gesprochen, indem er den Wert der klassisch-humanisüschen Bildung betonte. Beim Studium der Antike auf dem Gymnasium, so führte der kaiserliche Redner aus, sei nicht auf die Einzelheiten des politischen Gebens, das von dem heutigen völlig Verschißen sei, sondern auf die dem Griechenvolke mehr als jedem anderen eigene - unserer Zeit ganz fehlende Harmonie in Kunst, Leben und Philosophie der Hauptwert zu legen, wie Chamberlain in der Einleitung zu seinen „Grundlagen des 11X Jahrhunderts" treffend dargelegt habe. Der Kaiser hat sich hier als feiner Kenner der „Zeitpsyche" gezeigt. Künstler und Philosophen haben oft geklagt, daß unsere Zeit keinen Stil habe, daß ein großes gemeinsames Ideal, das uns einigen könnte, uns fehlte, und treffliche Aerzte haben hierbei hinzugesetzt, daß diese Zerfahrenheit den eigentlichen Grund der Nervosität bilde. Man braucht deshalb aber noch lange nicht Schwarzseher zu werden. Ans Lebensmark kann die Nervosität uns niemals gehen. Hier ist wieder ein herzhaftes Wort unseres Kaiser recht bemerkenswert, das bei den kürzlich in Altengrabow abgehaltenen militärischen Uebnngen fiel. Ein hoher Offizier, jo erzählt die „Magd. Ztg.", hatte geäußert, daß so ein Flankenangriff der Kavallerie auf erschütterte Infanterie oder Artillerie im Ernstfall der moralischen Wirkung wohl nicht entbehren würde; könne man doch schon im Frieden die Nerven dem Eindrücke solcher anstürmenden Reitermasse nicht entziehen. Lebhaft habe der Kaiser das Wort von den Nerven aufgegrifsen; die Nerven unserer Generation seien ja schlecht, aber Gott sei Dank hätten wir Deutschen noch immer von allen die besten Nerven. Das würde sich zeigen, wenn im Ernstfall einer uns in den Weg treten sollte: wir würden ihm das „Leder vollhauen", daß ihm die Lust, zum zweiten Male zu kommen, vergehen sollte." Mari muß dem genannten Blatt die Verantwortung für die Richtigkeit der Meldung überlassen. Wir können aber glauben, daß der Kaiser solch ein Wort gesprochen und damit uns allen aus der Seele gesprochen hat.
Handel und Verkehr.
* Herrenderg, 21. August. Der Haberpreis ist in letzter Zeit in die Höhe gegangen. Es wird bis zu 8.50 Mk. für den Ztr. bezahlt. Auch der Haberstrohpreis ist etwas gestiegen. Gerste wurde zu 8.60 Mk. aufgekaust. Die Produzenten halten nun aber mit dem Verkauf zurück, da sie höhere Preise erwarten.
* Rottenburg, 19. August. (Hopfen.) Der Hopfenbauverein hat heute 1 Ztr. „Rottenburger Frühhopsen' an die Hopfenhandlung Heck um 400 Mk. verkauft.
Schulter zu legen, während er einen langen, langen Kuß auf ihre roten, schwellenden Lippen drückte.
In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet, und der Herr Graf mit dem Förster und Mutter Sander wurden sichtbar, und alle drei blickten mit großer Befriedigung auf das engumfchlungene Paar.
Die Hochzeit wurde sehr bald darauf gefeiert; die jungen Eheleute hielten ihren Einzug in das vom Herrn Grafen eingerichtete Wirtschaftshaus.
Der Schulmeister tröstete sich mit einer anderen, die er demnächst heiraten wird. Herr Oberinspektor Schulze, der, nachdem er seine bessere Hälft« verloren hat, häufig bei dem jungen Ehepaare zu Gaste ist, meint dann sehr tiefsinnig:
„Eine Zeitlang übergeschnappt sein, sich die Hosen zerreißen und 'mehrere Stunden im Rohre frieren, ist immer noch nicht das schlimmste, wissen Sie; es kommt nur darauf an, was dabei herauskommt."
— Ende. —
Vermischtes.
8 Aerztliche Sprechstunden in D-Zügen. In den
D-Zügen, die zwischen Podwoloczyska und Karlsbad verkehren, ist neuerdings auf Verfügung der öfter reichischen Staatsbahnverwältung ein interessanter Versuch gemacht worden, der wohl der Nachahmung wert ist. Da nach Karlsbad hauptsächlich kranke Personen fahren, hat die Bahnverwaltung angeordnet, daß in den Zügen nach Karlsbad und einigen anderen böhmischen Badeorten zweimal in der Woche Aerzte. milreisen, die während der Fahrt Sprech stunden abhalten sollen. Allerdings dürfen die Aerzte
* Reutlinger Fruchtpreise vom 19. August. Gerste 10.30 bis 11 Mk., Haber 9—10.40 Mk., Unterl. Dinkel 8.20 bis
9.20 Mk.
' Uracher Fruchlschrann vom 19. August. Gerste 9.90 bis 10 Mk., Haber neuen 9—9.50, Haber alten 9.60 bis
10.20 Mk., Dinkel 7.60—7.80 Mk.
* Stuttgart,22. August. (Marktpreise.) DemKarto ffel- großmarkt waren 150 Ztr. zugesührt. Preis 5.20 bis 5.40 Mk. per Ztr. Auf dem Krautmarkt kostete Filder- kraut 40—45 Pfg. per Stück. Zufuhr etwa 400 Stück. Dem Mo st ob st mar kt auf dem Wilhelmsplatz waren etwa 30 Ztr. Fallobst zugeführt. Preis 5 Mk. per Ztr.
ff Stuttgart, 22. August. (Schlachtviehmarkt.) Zugetried«, 385 Großvieh, 324 Kälber, 870 Schweine.
Erlös aus Hz Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 85 bis 90 Pfg., 2. Qual, b) fleischig« und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 73 bis 76 Pfg., 2. Qualität b) älter« und weniger fleischige von 70 bis 72 Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 85 bis 90 Pfg.. o) Qualität d) fleischige von 82 bis 84 Pfg., 3. Qualität 2. geringere von 77 bis 80 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) jung« gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) älter« gemästete von 60 bis 70 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 40 bis 50 Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saugkälber von 86 bis 90 Pfg., 2. Qualität b) gute Saugkälber von 82 bis 85 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saugkälber von 72 bis 80 Pfg., Schweine 1. Qual, a) junge fleischige 66 bis 68 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette von 62 bis 65 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 54 bis 58 Pfg. Verlauf des Marktes: schleppend.
Kurzer Getreide-Wochenbericht der PreiSberichtSstelle des deutsche« LaudwirtschastSruiS
vom 15. bis 21. August 1911.
Es stellten sich die Preise für inländisches Getreid« am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (-j-) bezw. (—) Weniger gegenüber der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:
Weizen Roggen Hafer
Frankfurt a. M. 212'/r(—6) 182V»(-s-2V,) 185(—)
Mannheim 220(—) 182 V 2 (fi- 2 '/s) 180(-s-5)
Straßburg 222'^(-stö) 180 (—) 185(—)
München 230(-ch3) 194(F-2) I86(-j-1)
Voraussichtliches Wetter
an Donnerstag, den 24. August: Vorübergehend Aufheiterung, teilweise bewölkt, einzelne gewitterhafte Niederschläge, warm.
Brrrotoortlicher Redakteur: F. L auk, Menstrig.
Dr> ck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdrucker«. L. Lauk, Alteniiey.
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nur dann in Anspruch genommen werden, wenn Passagiere in der Eisenbahn plötzlich erkranken. Der Arzt erhält ein besonderes Wagenabteil, das auch von außen als ärztliches Sprechzimmer kenntlich gemacht ist. Der Minister hat bestimmt, daß für diese Zwecke nur solche Aerzte Verwendung finden sollen, die mindestens der deutschen, französischen und polnischen Sprache mächtig sind, da Karlsbad von sehr viel Fremden, besonders Polen und Franzosen, aufgesucht wird. In dem zum ärztlichen Sprechzimmer umgewandelten Wagenabteil befindet sich auch eine kleine Apotheke, die alle Heilmittel enthält, welche zur ersten Hilfeleistung bei plötzlicher Erkrankung notwendig sind. In diesem Jahre ist die Einrichtung nur versuchsweise getroffen worden. Es wird daher die ärztliche Sprechstunde zunächst nur zweimal wöchentlich stattfinden, und zwar einmal in den Zügen, die nach Karlsbad gehen, und einmal in dem Schnellzug, der 1.34 Uhr aus Karlsbad abgeht. Die letzte Bestimmung wurde im Interesse der aus Karlsbad Abreisenden getroffen, da erfahrungsgemäß die Kurgäste, die Karlsbad verlassen, eine strenge ärztliche Aufsicht nötig haben.
8 Nagellocher auszufülle«. Wenn man Bilder oder Spiegel von einer Wand entfernen will und die Nägel herausziehen muß, bleiben gewöhnlich häßliche Andenken daran zurück. Die Löcher, die die Nägel verursacht haben, sind aber auf einfache Art wieder zu schließen, ohne daß man nachher die Stellen bemerkt. Man nehme feines Sägemehl, mische es zu einem dicken Teig mit Leim an und drücke oder schlage davon, soviel hineingeht, in das Nagelloch, und wenn die Füllung trocken geworden ist, wird man kaum die Spur des Nagelloches mehr erkennen.