dern Wegen diese, den Volkswohlstand im höchsten Grade schädigende Seuche nicht zu besiegen seich

st Nagold, 26. April. Zur Zeit weilt eine Me nagerie hier, die an das Publikum die Einladung zu einer Partie 66 im Löwe nkäsig zu rich­ten pflegt. Zu der gestrigen Vorstellung hatten sich drei tapfere Nagolder gemeldet, die sich die Sache aber anders überlegten. Da trat ein Sattler namens Martin Renz hervor, um die Ehre der Bürgerschaft zu retten. Er betrat mit dem Menageriebesitzer den Löwenzwinger und spielte mit ihm zu einer Flasche Wein zwei Runden 66. Nachdem er mit heiler Haut wieder herausgekommen war, wurde er von den Zu­schauern durch ein Hoch geehrt. Die drei andern überlegen sich die Sache noch immer. Die Me­nagerie kommt am Sonntag nach Altensteig.

* Calw, 26. April. Der Bezirksbienenzüchter- verein Calw hielt am Sonntag unter sehr zahlreicher Beteiligung seiner Mitglieder die Generalversamm lung ab. Aus deni von Vorstand Kfm. Keck gegebe-. neu Rückblick ist zu entnehmen, daß das vergangene Bienenjahr zu den schlechtesten gehört, das je erlebt wurde. Der Winter war für die Bienen günstig. Im Anschluß an den Geschäfts- und Kassenbericht hielt der Vorstand einen Vortrag über das Thema: Wie erziele ich rechtzeitig starke Völker." Hiebei machte der Redner interessante Ausführungen. Den Schluß der Versammlung bildete eine Verlosung. Dem Verein gehören 20<> Imker an.

h In Schwann bei Neuenbürg wurde der Tag­löhner Gottfried Calmbacher im Schopf der Adler­wirtschaft tot aufgefunden. Er hatte den Tag vor­her in der Wirtschaft gezecht und war vom Stuhl gefallen. Man legte ihn darauf in den Schopf, wo er am andern Morgen an Alkoholvergiftung tot gefunden wurde.

- Herrenberg, 26. April. Die Witwe des Land tagsabgeordneten Guoth auf Schloß Roseck hat ihr Besitztum an Kinzy von Bartenstein, z. Zt. Assi­stent am botanischen Institut in Hohenheim, um 192 000 Mark verkauft. .

st Winzeln, OA. Oberndorf, 26. April. Ein heute nachmittag im Wohn- und Oekonomiegebäude des Bauern Valentin Schmid hier ausgebrochener Brand legte in kurzer Zeit das Haus in Asche. Das in der Nähe liegende Rathaus war gefährdet, hat aber, dank der günstigen Windrichtung, keinen Schaden ge­litten. Als Entstehungsursache wird Brandstiftung angenommen.

/ Aus dem Schönbuch. Die Zeitungseiche heißt ein stattlicher Eichbaum, der seinen auf das Zei- pungswesen sich beziehenden Namen bis auf den heutigen Tag bewahrt hat und der in dem jüngst erschienenen, von der württ. Forstdirektion heraus­gegebenen reich illustrierten WerkeSchwäbisches Baumbuch" im Bilde vorgeführt wird. Diese Eiche stellt eine Art von kulturgeschichtlichem Denkmal an der alten Poststraße Tübingen-Stuttgart dar und steht in der Nähe der vielbesuchten Domäne Ein­siedel. Bis zum Ende des Eilwagenbetriebes auf dieser alten Heerstraße des Landes diente der frei­stehende Baum/ in dessen Stamm sich eine grö­ßere Höhlung befand, als Postablagestelle für die der Domäne zugehenden Zeitungen und Briefe. Ein Bild aus der guten alten Zeit! Heutzutage steht die von jungen Buchenstangenholz umschlossene Eiche, deren Umfang über 4 Meter beträgt, vollständig hohl und abgestorben, ohne jede Rinde da, bis sie eines Tages in sich selbst zusammenbricht. Wie man-

41 W

Verhaßt ist dir die schlummerlose Nacht,

Doch von dem Todesschlaf willst du nichts wissen,

Ist er denn nicht nach dieser Lebensjagd Das allersanfteste der Ruhekissen?

Fgedr. Spielhaen-

Neuer Frühling.

Erzählung aus der Gegenwart von O. Elster.

Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Warum so schweigsam, Karo» Lauenau?"' fragte sie nach einer Weile, während sich! Hermann eifrig der Vertilgung eines Dutzend Austern hingab.

Pardon," entgegnete er.Aber diese Austern sind vor­züglich."

Das ist wenigstens offenherzig gesprochen," lachte sie etwas empfindlich,wenn auch nicht gerade sehr höflich."

Ach Gnädigs..," antwortete er mit komisch kläglicher Miene,wenn Sie die Entbehrungen kennen würden, die ich niir die letzten sechs Monate über auferlegen mußte!" Dabei dachte er mit Schaudern an die Erbsen- knd Linsen­suppen seines elterlichen Hauses-

Entbehrungen? Ich glaubte, Sie hätten auf Ihrem Schloß gelebt bei Ihrer Mutter?"

Nun ja, aber" er hielt inne, um dann fortzu­fahren:aber mein Gesundheitszustand gebot mir die strengste, einfachste Diät."

^Aber jetzt sind Sie vollständig wiederhergestellt?"

cher Postillon mit dem gelben Wagen der Thnrn- nnd Taxis'schen Post mag sein Rößlein vor ihr ungehalten und seine Zeitungen ihr anvertraut haben!

st Waldenburg, 26. April. Gestern morgen ex plodierte in der Brennerei Waldsall ein Gärkessel. Das Gebäude wurde fast völlig zerstört. Der Schaden beläuft sich aus l 0 000 Mark. Ein Menschenleben ist nicht zu beklagen. Die Explosion wurde eine Stunde weit gehört.

ss Möhringen a. F., 26. April. Der im ganzen Lande vom Heilbronner Sängerfeste her bekannte, weil dort mit dem 1. Preis im Kunstgesang aus­gezeichnete Möhringer Liederkranz veranstaltete am letzten Sonntag in der Turnhalle ein öffentliches Konzert, zu dem die Karten ^ca. 600: schon einige Tage vorher vergriffen waren. Der unter der Leitung des K. Musikdirektors G. A. Nack in Stuttgart stehende, annähernd 100 Mann starke Chor brachte wieder wahre Glanzleistungen zum Vor­trag.

st Stuttgart, 26. April. (Die Erkrankung des Thronfolgers.) Herzog Albrecht von Würt­temberg ist bekanntlich schon seit längerer Zeit er­krankt und mußte sich aus diesem Grunde auch von den Feierlichkeiten aus Anlaß der silbernen Hoch­zeit des Königspaares sernhalten. Das Unwohlsein scheint von ziemlich hartnäckiger Natur zu sein: denn der Herzog muß auch heute noch das Zimmer hüten, wenn es ihm auch seit kurzem gestaltet ist, das Belt zu verlassen, lieber die Art der Erkrankung gehen allerlei Gerüchte. Wie das Neue Tagblatt er­fährt, handelt es sich um eine kräftige Erkältung, die mit einer jetzt behobenen Venenentzündung ver­bunden war. Die Nachrichten über eine Nikotin­vergiftung werden von eingeweihter Seite als unzu­treffend bezeichnet.

jf Stuttgart, 26. April. (Zur Gehaltsvorlage/ Ein eigenartiger Teil der Besoldung der Geistlichen beider Konfessionen sind die Frucht- und Holz- besvldnngen. Sie werden schon längst nicht mehr in natura gereicht, sondern sind in Geld nmgewan- dell worden. Diese Umwandlung wurde aber ver­schieden vorgenommen. Für die evangelischen Geist­lichen sind hiebei seit 1699 unveränderliche Geld­leistungen entstanden, die ans Grund des Durch­schnitts berechnet wurden. Für die katholischen Geist­lichen blieb die jährliche Festsetzung nach den jewei­ligen Landesdnrchschnirtspreisen für Früchte, nach den jeweiligen Revierpreisen für Holz. Es entstanden hier veränderliche Einkommens eile. Die Neuordnung der Bezüge der Geistlichen will nun Aendernng tref­fen und' auch auf diesem Gebiet die Parität Her­stellen. Die Festsetzung der Fruchlbesvldungen soll erfolgen nach dem Jahresdurchschnitt der Landes­durchschnittspreise für Früchte in den Jahren !90!,l0, die der Holzbesoldungen nach dem durch­schnittlichen Aufwand der Jahre 1900 bis 1909. Der bisherige Modus hätte nämlich durch das Stei­gen der Frucht- und Holzpreise an staatlicher Lei­stung an die katholische Geistlichkeit ein Mehr von 55 000 Mark gegenüber dem Etat 1899 1.900 für den Etatentwurf 1911/12 hervorgerufen, was zu einer ungerechtfertigten Verschiebung des Verhält­nisses der staatlichen Besoldungsleistungen für beide Kirchen führen würde. Um jedoch die derzeitigen Pfründinhaber nicht zu schädigen, soll denselben die Wahl bleiben, ob sie an der Aufbesserung unter Ein- j

Vollständig!" erwiderte er lachend, nahm sich ein zweites Dutzend Austern und schenkte sich ein neues Glas Chambertin ein.

Sei kein Tor, genieße das Leben, greif zn, wenn das Glück dir die Hand bietet" so raunte eine innere spöttische Stimme ihm zu.Fort mit dem Plunder senti­mentaler Erinnerungen! Schau um dich! Nehmen diese, Menschen hier das Leben etwa sentimental? Die alte Dame dort, die seelenvergnttgt von dem Gelde ihres toten Bräuti­gams lebt? Oder der General, der ihr dabei schon seit Jahren den kräftigsten Beistand leistet? Oder der Fabrikant, der ein Vermögen opfern würde, um den Adelstitel zu erhalten? Oder der Porträtmaler, der, um Aufträge zu erlangen, den Großen und 'eichen dieser Welt schmeichelt? Oder endlich Fräulein Ar. cka Steinmeister, die ihre Bril­lanten zur Schau stellt und mit mitleidigem Lächeln auf jeden armen Schlucker herabsieht?"

Nein, alle diese Menschen verfolgten ihre Ziele mit kühlem Verstand und ruhigem Herzen. Er wäre ein Narr gewesen, wenn er in dieser Gesellschaft sentimentale Grillen hätte fangen wollen. ^ !

Die vortrefflichen Weine Tante Bellas taten bald ihre Wirkung. Die Unterhaltung wurde allgemeiner und leb­hafter. Auch Hermann vergaß seine etwas trübe Laune und Plauderte lebhaft mit seiner schönen Nachbarin.

Die Tiefe der Bildung sehlte ihm, aber er besaß die Gabe, leicht und anregend über alles zu plaudern, über Literatur, Kunst, Theater und Musik. Namentlich für letztere interessierte er sich außerordentlich; er selbst war ein tüchti­ger Klavierspieler, ja, er hatte sich sogar schon in der Koniposition einiger Lieder versucht, welche ihm. wie isack-

,Billigung in die Festsetzung unveränderlicher Geld- oergülungen teilnehmen wollen, oder ob sie die Er­haltung des Rechts auf wandelbare Vergütungen der Teilnahme an der Aufbesserung verziehen. Die ka thokischen Geistlichen, die der Fixierung der Geldver- güiungen zustimmen, sollen, soweit sich hiedurch ihre bisherigen Bezüge verringern würden, entschädigt werden. Es liegt sicher im Interesse der Billigkeit, daß dieser Vorschlag offene Türen findet.

st Stuttgart, 26. April. (Ein sonderbarer Ausflug? Eine Mädchenklasse von Konfirmanden einer hiesigen Schule hat gestern unter der Aufsicht ihres Lehrers folgende Leistung vollbracht. Mor­gens früh 2 Uhr war Tagwache, halb 3 Uhr war Sammlung der Klasse an der Markuskirche beim Zahnradbahnhof, von da ging es im Fußmarsch nach Degerloch. Dort wurden bereitgestellte Leiter­wagen bestiegen und in diesen ging die Fahrt bis Tübingen. Von Tübingen ab wurde die Eisenbahn benütz: bis zur Station Hechingen. Bon Hechingen gings wieder zu Fuß nach dem Hohenzollern. Nach eingehender Besichtigung der Burg gings auf Umwe­gen nach Hechingen zurück, wo wieder die Eisen­bahn bis nach Tübingen benützt wurde. Dort wur­den alsdann wieder die Leiterwagen bestiegen und die Fahrt nach Degerloch fortgesetzt. Nach ll Uhr erst folgte die Rückkehr ins elterliche Hans. Die Ab­wesenheit dauerte 2l Stunden. Ob das nicht zuviel des Guten war?

st Stuttgart, 26. April. In der Jmmenhoferstr. wurde gestern nachmittag ein 4 Jahre altes Mäd­chen von einem Schlammfnhrwerk überfahren. Der Tod trat sofort ein. Gestern abend sprang in Cannstatt in der Nähe der unteren Ziegelei in selbst­mörderischer Absicht ein 16 Jahre altes Mädchen in den Neckar. Von einem Passanten konnte es je­doch gerettet werden.

st Schorndorf, 26. April. An: Samstag den 8. April kletterte hier ein 6jähriges Mädchen auf eine Breiterbeige, die dadurch ins Wanken kam und schließ­lich das Kind unter sich begrub. Das Kind ist jetzt seiner damaligen Verletzung erlegen. Die Sache dürfte noch ein gerichtliches Nachspiel haben, da schon eine Untersuchung eingeleitet ist. ^

st Geisiugen, OA. Lndwigsburg, 26. April. Der verschwundene Schultheiß Geiger hinicr- ließ die denkbar größte Unordnung in unserer Ge­meindeverwaltung. Er ließ alles unerledigt. Die Verschleppung datiert sich bis in die ersten Wochen fei­ner Amtsführung zurück. So blieben z. B. Bange- snche liegen, die schon vor einigen Monaten ein­gereicht wurden, Briefe, die an das Schultheißen­amt kamen, öffnete er zum Teil gar nicht oder legte sie nach der Oeffnung unerledigt bei Seite, sodaß von den Absendern ununterbrochen Reklama­tionen einliefen. Auch ist festgestellt, daß Geiger- fremde Gelder im Betrage von einigen hundert Mark entwendete. Der Flüchtige führte ein flottes Le­ben. widmete sich aber in sehr gleichgiltiger Weife seinem Amte. Am Freitag wurde er in Stuttgart gesehen. Man nimmc an, daß er sich noch innerhalb. Württembergs aufhält. Seine Familie (Frau und Kindl bat er hier zurückgelassen. Als stellver­tretender Ortsvorsteher wurde zunächst Gemeinderat Groß bestellt.

st Nürtingen, 26. April. (Arbeiterbewe­gung?, Die Arbeiter der Gerberei Fr. Ernst hier sind in eine Lohnbewegung eingetretensie verlan-

männer versicherten, sehr gelungen Wasen. Die Lieder hätten Verleger gefunden und eins derselben war sogar Repertoir- stück vieler Konzertsängerinnen geworden.

Ich habe neulich Ihr Lied:Der Frühling hat mich betrogen," in einem Konzert gehört," sagte Arabella.E8 hat mir so gefallen, daß'ich es mir gekauft habe."

Und jetzt singen Sie es?"

>0«- .U!

Oh, da möchte ich nachher darum'bitten!" ./'' Wenn Sie mich begleiten wollen?"

Sehr gern, gnädiges Fräulein!"

Woher haben Sie die Worte des Liedes? Ich kenne den Dichter nicht."

Hermann lachte.Das glaube ich Wohl. Er ist auch völlig unbekannt. Er dichtet nur in feinen Mußestunden und zu seinem eigenen Vergnügen, so etwa, wie ein anderer vor sich lnnpseift."

Sie sah ihn mit einem raschen forschenden Blick von der Seite an. st i , i i ^

Sie spotten," entgegnete sie.Aber Sie kennen dem­nach den Dichter." ^ !

,Oh ja! So gut wie man eben sich selbst kennen kann!" f Wie? Sie selbst -" ?G ^

Ich habe die Ehre, Gnädigste." < - -

Das hätte ich nicht geglaubt!"

Nicht wahr? Man hat manchmal recht dumme Ein­fälle."

Wie sind Sie nur auf 8e» Gedanken gekommen?" ^ Zu dichten?" -!

Ach spotten Sie nicht. Auf den Gek-ankc»: deS Oe- Whts meine ich. Es ist so melancholisch. ,