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Ausgabe in Altensteig-Stadt.

Mtttwsch, ds« 5. April.

Amtsblatt fiir Psalr-rafeameller.

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EagrspolMK.

Mit dem 1. April ist das Zuwachs steue r- g es e tz in Kraft getreten. Damit erwächst den Ver­äußerern eines Grundstücks und einer diesem gleich­gestellten Berechtigung (Erbbaurecht, Bergwerks­eigentum usw.) die grundsätzliche Verpflichtung zur Anmeldung der von ihnen vorgenommenen Veräuße­rung, und zwar auch für alle seit dem 1. Ja­nuar d. Js. abgeschlossenen Geschäfte, die nach dem 3l. Dezember 1910 bis zum Inkrafttreten des Ge­setzes stattgefunden haben. Nur wenn die Urkunde über das Veräußerungsgeschäft, das zu dem Eigen- tumsübergange führte, vor dem l. Januar l911 in öffentlich beglaubigter Form errichtet oder bei einer Behörde eingereicht war, unterbleibt die Be­steuerung.

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Der englische Feldmarschall Lord Roberts beantragte im Oberhause eine Resolution, die sich für weitere Rüstungen aussprach. Seine Rede war eine Antwort auf die Kanzlerrede im Reichstage.

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Die Entschädigung aus dem Buren kriege. Wie dieKölnische Zeitung" tm Anschluß au die Mitteilungen des Staatssekretärs des Aeußern im Reichstage hervorhebt, ist jetzt bei England beantragt worden, dieses möge, wenn es schon die materielle Beurteilung der deutschen Entschädigungsansprüche dem Haager Gericht nicht unterwerfen wolle, sich damit einver­standen erklären, daß dieser Gerichtshof darüber im Grundsätze entscheide, ob es sich, wie Deutschland behauptet, bei ihnen um Rechtsfragen handelt, oder ob die gegenteilige englische Auffassung berechtigt sei. Bei der großen Begeisterung, die jetzt in Eng­land für das Schiedsverfahren herrscht, kann man eigentlich kaum annehmen, daß es sich dem deutschen Anträge, der so ganz und gar den sonst in Eng­land bekundeten Gesinnungen Rechnung trägt, wider­setzen sollte. Sollte das Schiedsgericht zustande kommen und sich der englischen Auffassung anschlie­ßen, so wären damit die deutschen Ansprüche end­gültig beseitigt: sollte dagegen in d?'»' Rechtsfrage zugunsten Deutschlands entschieden werden, so würde

nicht mehr zu bestreiten sein, daß der Haager Ge­richtshof auch materiell zuständig ist, falls Eng­land dann nicht eine gütliche Einigung vorzieht.

Die Wi e d e r b e r u f u n g Canalejas zeigt, daß der König Wert darauf legt, daß die Ferrerdebatte in den Cortes weiter verhandelt und zu einer end­gültigen Klärung gebracht wird. Weiterhin bedeutet die Wiederberufung Canalejas die unbedingte Auf­rechterhaltung der Vorherrschaft der Zivilgewalt in Spanien. Die Ministerkrise wurde durch den Kriegs­minister hervorgerufen. Der .Kriegsminister hielt das Abbrechen der weiteren Besprechung des Ferrer- Prozesses für unbedingt notwendig. Er wollte sie durch eine Dauersitzung in den Cortes oder durch einen Antrag der liberalen Mehrheit erzwingend Das übrige Ministerium war jedoch anderer Ansicht und erklärte, daß die Debatte ihren weiteren Ver­lauf nehmen müsse. Infolge dieser Meinungsver­schiedenheit gab Canalejas die Demission des Ka­binetts,

Die letzre Niederlage der Sultanstruppen hat Muckan Hafid in ein? sehr schwierige Lage ge­bracht und die letzten Berichte aus Fez lassen er­kennen, daß dort eine starke Verwirrung herrscht. Mulay Hafid spürt jetzt die Folgen der Politik, zu welcher er durch Frankreichs Druck gedrängt wurde. Auf der einen Seite bearbeitet ihn der Teil seines Volkes, der an den alten Traditionen fest­hält und die Franzosen als das betrachtet, was sie sind, als fremde Eroberer in der Maske freund­schaftlicher Berater. Auf der andern Seite stehen die Franzosen, welche die Verlegenheit des Sul­tans immer rücksichtsloser ansnutzen, um durch Schaffung neuer Schwierigkeiten weitere Vorteile herauszuholen. Die Tätigkeit der französischen Mi­litärmission erscheint immer klarer als ein Gauk­lerspiel. Frankreich hat zurzeit wenig Interesse an der Herbeiführung geordneter Zustände, wie sie durch ein' durchgreifende Organisation der marokkanischen Stellkräfte geschaffen werden könnten. Man stützt Mulay Hafid nur sowech, uni ans ihn Einsckuß zu bab-n. und scheut anderseits auch nicht vor schlech­ter Beratung zurück, weil selbst bei dauernden Nie­derlagen des Sudans Frankreich nichts riskiert, da

für diesen Fall ja genügende französische Streit­kräfte bereitstehen. So ist es denn dazu gekom­men, daß der größte Teil des Landes in Auf­ruhr ist. Mulay Hafid ist in schwerer Bedräng­nis. Nach Berichten, die von den Eingeborenen ver­breitet werden, sollen die Berber in Fez einge­drungen sein und dort Mulay Jsinael zum Sul­tan ausgerufen haben.

LanöesnAchnchten.

5. April.

* Der auf gestern abend in den Gasthos z.grift nen Baum" angekündigt gewesene Vortrag der deut­schen Friedensgeselljchaft von Feld Haus Bafel überDie Vergangenheit des Krieges und die Zu­kunft des FriÄwns" war nicht gut besucht. Ein Werktagabeud ist eben für eine solche Veranstal­tung hier nicht günstig. Der Vorsitzende, Haupt­lehrer Küchele, leitete den Vortrag durch einige Begrüßungsworte ein und erteilte dann dem Vortra­genden das Wort. Dieser gab zunächst Aufklärung über die Friedensbewegung und das Bestreben der Friedensfreunde, das Gesetz an Stelle der Gewalt zu setzen. Er kritisierte die Institution des Krieges, zeichnete Bilder aus dem modernen Krieg und schick derte das Elend der Opfer des Krieges. Demgegen­über stellte der Redner die edlen Bestrebungen der Friedensgesellschaft und die bereits errungenen Er­folge derselben, die Schiedsgerichte, den Friedens­kongreß usw. Auch auf die wenig verheißende Rede des Reichskanzlers kam der Vortragende zn spre­chen und demgegenüber auf die erfreulichen Fort­schritte der Friedensbestrebungen in England, dabei die Worte Sir Ed. Grey's zitierend, daß die Völ­ker durch die fortgesetzten Rüstungen in Friedens­zeiten verbluten. Er hob die Erfolge der Haager Friedenskonferenz hervor, vertrat die Schiedsge­richtsidee und beleuchtete einige Einwände gegen diese. Schließlich richtete er die Bitte an die Ver­sammlung, der Friedensidee ihre Sympathie und Mitarbeiterschaft zn schenken, die Friedensbewegung kennen zu lernen und zusammenznwirkeu, um die Regierung für die Sache zu gewinnen. Er schloß seine Ausführungen mit den Pasteur'schen Worten: Ich habe den unerschückerlichen Glauben, daß die Wissenschaft und der Friede doch noch einmal über

Unsere Vestchtignngsreise nach Weltreichen und Posen.

Von K. M. in G.

Nachdruck verboten.

Wir wollten doch auch wissen, was mit dem Posen" sei. Die Einen, von denen etwa ein Be­kannter schon dort war oder sich gar dort angesie­delt hatte, wußten nicht genug daran zu rühmen: die andern glaubten, dort sei die reine Wildnis, man müsse mit dem Pickel arbeiten und sei von Wölfen und Bären bedroht. Da fragten wir bei einem Ansiedler in Posen an, der mußte es doch wohl wissen. Dieser, Herr G. Martini in Ludom, Kreis Obornik in Posen (früher in Ober-Schwandorf, OA. Nagold), gab uns nun zur Antwort, er sei jetzt 8 Jahre dort angesiedelt und wie jedem, der dort sei, gefalle es ihm gut und niemand denke mehr an eine Rückkehr nach Württemberg; wir sol­len aber nur kommen und selbst sehen. Hierauf beschlossen wir eine Besichtigungsreise dorthin, wur­den aber durch die Nachricht davon abgehalten, in Posen liege hoher Schnee. Da erschien im Würt- tembergischen Wochenblatt für Landwirtschaft die An­zeige, daß am 6. März von Stuttgart aus eine Besichtigungsreise nach Westpreußen und Posen statt­finde unter Führung von Herrn Karl Lembke in Kreuznach, dem Vertreter für Südwestdeutschland der Kgl. Ansiedlungskommission für Westpreußen nnd Posen". Auf eine Anfrage, ob wir uns nicht an­schließen dürften, erhielten wir umgehend bejahende Antwort mit dem Zusatze, wir hätten alsdann nur

die Auslagen für die Reise zu bestreiten, Logis und Verpflegung während der Besichtigung bezahlt der Staat. Da war unser Entschluß gefaßt; wir machten uns zu Fünft aus die Reise. Am Mon- tagmorgeu, den 6. März, brachte uns der Zug von Altensteig über Nagold, Eutingen und Herrenberg nach Stuttgart. Dort holten wir uns rasch eine Fahrkarte 3. Klasse nach Berlin für den D-Zug, der auck glücklich 10.24 nach der Reichshauptstadt ab- suhr. (Preis 21 Mk.> Freudig überrascht waren wir, als wir im Zug ca. 1 Dutzend Landsleute, namentlich aus dem Remstal, antrafen, die samt liehe demselben Ziele zusuhren. Noch waren wir führerlos und jeder besah sich die vorbeisausenden Gegenden, sich stetig fragend: wie wird's wohl dort sein? Sv ging's über Ludwigsburg, Bietigheim und Heilbronn nach Osterburken, wo der rasselnde Zug unser schönes Heimatland verließ. Schon war es 1 2 Uhr und mancher dachte an das gewohnte Mit­tagsmahl daheim, holte Reisetasche oder Rucksack herab und ließ sich schmecken, was er eben bei sich hatte. Immer sauste der Zug weiter, über Lauda nach Würzbnrg, von Würzburg nach Schweinfurt, Ebenhäusen, Neustadt a. d. Saale, Meiningen, Grim­mental, Suhl. Wie waren wir Schwarzwälder über­rascht, als dort die Höhen, weiter oben sogar der Bahndamm, mit Schnee bedeckt war, während bei uns zu Hause doch aller Schnee weg war! Ein fremdartiger Anblick war es dort für manchen Schwaben, daß Wände und Dächer der Häuser meist mit grauen! Schiefer, statt mit roten Ziegeln wie bei uns gedeckt waren. Immer höher stieg der Zug über den Thüringer Wald an Zella. St. Blasii, Ober­

hof, Arnstadt, Neudietendorf vorbei nach Erfurt- Hier stieg Herr Lembke zu uns und stellte sich je­dem vor, fragte nach seinen Wünschen und gab die nötigsten Aufklärungen. Aber immer dampfte un­ser Zug weiter, über Weimar, Naumburg, Weißen­fels, Merseburg nach Halle. Schon lange war es dunkel und draußen nichts mehr zu sehen. Umso mehr schenkten sich die Reisenden untereinander Be­achtung. Es waren noch einige zugestiegen, so daß wir ;etzt 20 Reisende waren, die Land in Posen oder Westpreußen suchten. Da war eine Anzahl aus dem Oberamt Schorndorf. Aus ihrer Heimat war schon eine Schar dorthin gewandert und von diesen aufge- muntert, wollten auch sie sich dort ein neues Heim gründen. Ihre. Landsleute schrieben alle so be­geistert aus ihrer neuen Heimat. Auch aus der Ge­gend von Mergentheim waren einige dabei, die den vergeblichen Weinbau satt hatten. Alle hatten nur Gutes gehört von solchen, die die Verhältnisse kann­ten: aber auch jedem hatten die besorgten Ange­hörigen den Osten im schauerlichsten Lichte ausgemalt, als ob dort die Welt mit Brettern vernagelt wäre. Nun war jeder begierig, die Wahrheit darüber zu hören. Zum Glück konnte einer Auskunft geben. Herr Maurermeister Essig aus Schorndorf war schon längere Zeit dort gewesen und hatte für Landsleute schon mehrere Baute» ausgefübrt, auch selbst sich schon ein Stück erworben. Er konnte über alles be­richten. So kamen wir über Bitterfeld und Witten­berg 10.37 abends nach Berlin, Anhalterbahnhof. Kommt man nachts halb 11 Uhr in eine Stadt, so ists fast wie ausgestorben, nur wenige Wagen und Passanten begegnen uns. Anders in Berlin»