In einer Armenratssitzung wurden ans Stiftungen Beiträge zur Anschaffung von Konfirmanden- kleidcrn au bedürftige Konfirmanden gewährt.
In einer Ortsschulratssitzung wurde Stellung genommen zn einem Erlaß des Oberschulrats, wonach 2 n e u e S ch u l st e l t e n an der hiesigen Volksschule errichtet lverden sollen. Die Errichtung dreser Schnlstellen würde nicht für so dringend angesehen und beschlossen, die Errichtung dieser Schulstellen zurückzustellen.
* Vortrag. Wir möchten auch an dieser Stelle die Leser unseres Blattes daranf aufmerksam machen, daß Herr Feld Haus aus Basel, der ja hier kein Fremder ist, am nächsten Dienstag, den 4. April im „grünen Baum" einen Vortrag halten wird.. Feldhaus reist im Auftrag der internationalen Friedensgesellschaft, und wer die Geschichte der Völker im verflossenen Jahr genauer verfolgte, wird^sich sagen müssen, daß das Ziel, welches sich die Frie-
-densgesellschaft gestellt hat, nicht unerreichbar, ist. (Näheres s. Inserat.
* Es wird darüber geklagt, daß gegenwärtig Singvögel weggeschossen werden. Daß das ein großer Unfug ist, braucht nicht besonders erwähnt zu werden. Wir machen darauf aufmerksam, daß das Gesetz für ein solches Vergehen eine Geldstrafe von 150 Mark und eine Haftstrafe vorsieht. Mögen diese Zeilen eine ernste Warnung für die Vogelmörder sein!
* In der Nenmühle ereignete sich, wie uns mit- geleilt wird, ein Unglüt^fall. Als Friedrich Bäß- ler an der Säge beschäftigt war, wurde ein Schwartenstück zurückgeschlagen und ihm in den Leib gestoßen, so daß er schwer verletzt darniederliegt..
* Grömbach, 30. März. Bekanntlich bestanden bezüglich der Z uleitung der elektr. Energie hierher durch die Calwer Ueberlandzentrale seither Schwierigkeichn, die unüberwindlich zu sein schienen, da sich die Grundbesitzer weigerten, Masten in ihrem Gebiet aufstellen zn lassen. Die Installation in den Häusern war dagegen schon vollendet. Nun haben aber die Grundbesitzer von Wörnersberg nach Grömbach die Erlaubnis zur Aufstellung der Masten gegeben u. zwar gegen eine entsprechende Entschädigung, so daß die Ausführung der Zuleitung gesichert ist. Es ist erfreulich, daß auch hier die Elektrizitätsfrage eine Lösung gefunden hat. Regierungsrat Wiegand von Freudenstadt hat sich durch die Vermittlung in dieser Angelegenheit den besonderen Dank erworben.
-n. Ebhausen, 30. März. Am Blumentag wurden hier von 14 Mädchen 1300 Stück Nelken und 350 Stück Jubiläumspostkarten verkauft. Heute wurden noch 60 Stück dieser beliebten Postkarten rasch verschlossen. Gesamterlös 179,70 Mark.
* Nagold, 30. März. Dis s)3 Zöglinge des ältesten Kurses des Seminars haben in den letzten Tagen unter Leitung des Regierungsrats Dr. Rein- öhl die mündliche erste Dienstprüfung mit Erfolg abgelegt. Bei dem derzeitigen Lehrermangel werden sie sofort Verwendung finden.
- Calw, 30. März. Eine angenehme Folge der Einrichtung der Wanderarbeitsstätten ist das Aufhören des Bettelns durch arbeitsscheue Stromer. Es ist sehr selten, daß ein Handwerksbursche wegen Bettels aufgegriffen wird. So kommt es, daß das Oberamtsgefängnis keine Insassen mehr erhält und somit entbehrlich geworden ist. Die
Mit dieser Nummer
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Finanzverwaltung hat deshalb in einen Verkauf des Oberamtsgefängnisses gewilligt und den Verkauf dieses Gebäudes öffentlich ausgeschrieben. Die wenigen Gefangenen, die noch dem Oberainl anfallen, werden im Amtsgerichtsgefängnis untergebracht werden. Die Wanderarbeitsstätte war in diesem Winter täglich von 20 40 Reisenden ausgesucht: mit dem Eintritt besserer Witterung hat die Zahl derselben aber bedeutend abgenommen.
* Tübingen, 30. März. Die Automobilomnibus- linie von Tübingen nach Stuttgart ist nunmehr gesichert. Der Betrieb soll vom l. Juli an ausgenommen werden.
* Tübingen, 30. März. Die mit dem Ausbrecher- Schwarz entflohene Kellnerin Berta Scheu ist im Elsaß verhaftet worden.
st Pfullingen, 30. März. Einem 9jährigen Knaben explodierte hier eine Patrone, mit der er spielte, und riß ihm den Daumen und den Zeigefinger der rechten Hand weg.
* Stuttgart, 30. März. Zur Feier der silbernen Hochzeit des Könispaares werden, nach einer dem Schwab. Merkur aus Karlsruhe zugegangenen Mitteilung, der Großherzog und die Großher - zogin von Baden nach Stuttgart kornmen.
* Stuttgart, 3l. April. Dem Vernehmen nach wird am 8. April dem Tage der silbernen Hochzeitsfeier der Königlichen Majestäten eine Be- flaggung der staatlichen und städtischen Gebäude stattfinden. Auch die Einwohnerschaft wird es sich nicht nehmen lassen, ihrer freudigen Anteilnahme an dem Fest durch allgemeine Beflaggung der Gebäude Ausdruck zu geben. Der König und die Königin werden eine Rundfahrt durch die Stadt machen.
* Stuttgart, 30. März. Der Staatsanz. enthält folgende Verfügung: Da die in den Gemeinden des ganzen Landes geplante und zum Teil bereits erfolgte Veranstaltung eines sogenannten Blumentags zum Zwecke der Aufbringung der Mittel für eine änläßlich der Feier der silbernen Hochzeit des Kö- nigspaarss zn bewirkende Stiftung zu wohltätigen Zwecken rechtlich als eine Landeskollekte angesehen werden kann, so wird hiemit die für diesen Fall erforderliche Erlaubnis unter Umgangnahme von einem Sportelansatz erteilt.
if Stuttgart, 30. März. Im Finanzausschuß kam bei Fortsetzung der Beratung des Kultetats das
Streben mancher nicht großer Gemeinden nach Errichtung von Realschulen trotz guter Volks- schulverhällnisje und statt der empfohlenen Errichtung von Mittelschulen zur Sprache, ebenso die Einführung der Einheitsschule, die weitere Annäherung der Elementarschule an die Volksschule. Bezüglich des höheren Lehrerinnenseminars wurde von einem Redner des Zentrums dringend gewünscht, die einzige noch vorhandene Stelle einer Lehrerin keinesfalls auszuheben - die zweite Stelle fällt diesmal weg, da aus naheliegenden Gründen für die Schülerinnen und Eltern die Beibehaltung der Lehrerinstelle wichtig ist. Bei Kapitel Aufsichtskosten für die Volksschulen wurde mitgeteilt, daß im nächsten, spätestens im übernächsten Etat die hauptamtliche Besetzung der Aufsichtsstellen ganzdurchgeführt werden solle, sowie daß die evangelische Geistlichkeit meist nicht mehr geneigt sei zur Uebernahme der nebenamtlichen Aufsicht, ferner daß die Orte für die vorgesehenen 7 neuen hauptamtlichen Aussichtsstellen noch nicht festgesetzt seien und in der Verteilung auf Lehrer und Geistliche nach dem 1909 bekannt gegebenen Grundsatz verfahren werde (durchweg die tüchtigsten Bewerber, wobei die Geistlichen nicht ausgeschlossen, aber auch nicht bevorzugt sein sollen.) Ueber starke Anwendung der körperlichen Züchtigung in den Schulen wurde von einer Seite Beschwerde geführt und hiegegen auf Paragraph 7 der geltenden Minist. Verfassung vom 1. März 1910 verwiesen, sowie auf die eventulle,' Haftpflicht des Lehrers. Gerügt wurde, daß ein Uebermaß an schriftlichen Arbeiten dem Schulvorstand speziell in großen Städten zugemutet sei. Bis jetzt ist von keiner Gemeinde die Ausdehnung der Schulpflicht auf das 8. Schuljahr beschlossen Worden, wie der Kultminlster mitteilte. Heute abend weitere Beratung des Kultetats.
* Stuttgart, 30. März. Zur Ausbildung als Flugzeugführer ist zu dem vom 3. April bis 30. Mai 1911 bei der Lehranstalt für Flugwesen in Döberitz stattfindenden ersten Lehrgang vom 13. (Württ.) Armeekorps Leutnant Justi lGrenadier-Reg. 119) kommandiert worden.
* Stuttgart, 30. März. Zur Stuttgarter Wasserversorgung erfährt der Beobachter, daß sich die Sachverständigen nicht günstig für das Lange- nauer Projekt ausgesprochen haben. Das S ch war z - Waldprojekt sei vorgezogen worden,
st Stuttgart, 30. März. Der Verband der Leichenschauer Württembergs hielt heute im Europäischen Hof seinen ersten, aus allen Landesteilen besuchten Verbandstag ab.
st Stuttgart, 30. April. Bei den Abbrucharbeiten an der alten Reiterkaserne löste sich gestern nachmittag vier Uhr ein mehrere Zentner schwerer Stein und fiel dein 38 Jahre alten Taglöhner He > Utttertürkheim auf den Kopf. Hepperle
wa wt. ^
ngen, OA. Neresheim, 30. März. Im Ha abrikarbeiters Jung in Schloßberg ent
stand heute nacht infolge Umwerfens einer Spiritusmaschine Feuer, das so schnell um sich griff, daß das Haus in kurzer Zeit ausbrannte.
ss Neckargartach, OA. Heitbronn, 30. März. Der 26 Jahre alte Taglöhner Gustav Kuder und der 23 Jahre alte Hermann Siegemann bekamen vorgestern Streit. Im Verlaufe dieses Streites schlug der Kim
Hanna.
Novelle von M. Alb recht.
(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.
Sechs Jahre sind vergangen. —
Wieder neigt sich ein Winterkag seinem Ende en
gegen, wie zu Anfang unserer Erzählung. Wie damals si, Hanna Giese an dem Fensttr ihres Wohnzimmers, do- der Plav ihr gegenüber ist teer, die Nähmaschine klappe nicht, auch grüßt kein glüctfrohes Augenpaar den scheiden-, e Sonnenstrahl.
Hanna hält die Hände müßig im Schoß und ai
ststem bleichen Gesicht schauen die Augen mit gramv lle Ausdruck über die Blumen — die aber ein weniger a Pslegles Auchehen zeigen — hinweg in die Dämmerung, d stch liber das Gärtchen zu lagern beginnt.
^ — beängstigend still, so, als wä
irdes .eben», dem kleinen Hause mit seinen behaglich,
Räumen erstorben. ^ ^ ^
«O. Mutier, warum bist auch du von mir gegangeni Mädchens ^ von den kuppen des emsam,
Wie haben sie doch alle zn ihr gesagt? - Sie dür nicht lammern. Sie müsse immer daran denken, daß d endlich von ihren unsäglichen Leiden erlöst sl
Die Menschen hatten wohl recht Sie war erlöst, i Erloinng war der Tod sür die Arme von den jahrelang r> grogler Geduld getragenen Schmerzen. ^
Aber was wußten sie alle von der trostlosen Leere, r die verlassene Tochter jetzt umgab?
Das letzte war ihr genommen, sür das sie gelebt — t einzige, die sie verstauten!
Als sie damals ihren Liebestraum mit allen Wünsch, und Hoffnungen eingesargt, hatte sie sich an der Erfüllung ihr Kindespfllcht aufgerichtel- und ob sie auch nie ganz vergesse so fand sie doch allmählich das Gleichmaß der Seele wird«
Als dann die Mutter erkrankte und das schinerzvolle Leiden ihre Glieder lähmte. — für die geistig frische, rege Frau doppelt qualvoll, — da Halle Hanna dem Himmel gedankt, daß es ihr vergönnt sei, sich voll und ganz der Mutter widmen zu.kvnnen, ohne andere Pflichten zu verletzen. Tage und Nächte war sie um die Leidende bemüht, und die Freudigkeit, mit der sie die oft recht schwere Pflege übernahm» schien ihre Kräfte zu stählen. Doch mit aller ihrer Liebe vermochte sie die Teure dem Tode nicht abzuringen.
Als seine dunklen Schatten schon über dem geliebten Antlitz schwebten und sie, aufgelöst in Tränen, an dem Lager kniete, da hatte die Sterbende mühsam die Hand auf ihr
Haupt gelegt und mit säst schon versagender Stimme geflüstert:
„Sei stark, meine Tochter! Gott lohnt dir deine.Treue!* *
Wie eine tröstliche Verheißung waren diese letzten Worte der Mutter in ihre wunde Seele gefallen. Sie hatten sie standhaft bleiben lassen in deu nun folgenden Tage» mit ihren schweren Anforderungen. Sie vernahm sie wieder aus den Trostesworten, die man ihr sagte, und mit einer Art gläubiger Zuversicht erividerte sie die Händedrücke teilnehmender Freunde.
Ja, sie wollte stark sein! —
Doch als nun die Stille der verlassenen Räume sie umsing, als ihre liebende Sorgfalt nicht mehr verlangt wurde, als sie sich sagte, daß jetzt niemand mehr ihrer bedürfe, da kamen Stunden, in denen sie das Gefühl der Verlassenheit schier zu Boden drückte.
Sie versuchte durch Arbeit dem trostlosen Gram zu entrinnen. Es war auch notwendig, daß sie stch ncG-"emem Broterwerb umsah.
Mit dem Tode der Mutter fiel deren Pension fort und Vanna besaß, außer einer geringfügigen Summe, nur das kleine Anwesen.
Ihre Stelle an der Schule, die sie der Kranken wegen aus- gegeben, war natürlich längst anderweitig besetzt. Was sollte »e beginnen?
Man hatte ihr geraten, sich um ein Engagement als tz—
Erzieherin oder Gesellschafter«! in einem guten Hause zu bemühen. j
Das Alleinsein werde sie aus die Dauer nicht ertragen.
Sie sah dies selbst ein; — verschaffte sich Zeitungen, studierte Annoncen und schrieb Bewerbungsbriefe. Doch alles mit einer Freudlosigkeit, die sich auch ihren Briefen aufprägte, dadurch wohl erfolglos blieben.-
Sie fühlte, daß ihr das Scheiden von der Heimat, aus diesen Räumen, die ihr Glück und ihre Schmerzen gesehen, sehr, sehr schwer fallen werde, und sie grübelte darüber nach, was sie anders unternehmen könne.
Da war ihr, vor ungefähr acht Tagen, eine Annonce ins Auge gesprungen:
„Für ein fünfjähriges Mädchen, mutterlose Waise, wird eine Pension gesucht.
Bedingung: Liebevollste Behandlung, gewissenhafte körperliche und geistige Pflege.
Gefl. ausführliche Offerten sub VV. 9. Exped. des Blattes."
Immer wieder hafteten ihre Blicke aus diesen Zeilen. — ,
Wenn man ihr dieses Kmd anvertraute! O, dann hätte sie ivieder ein Wesen, für das sie sorgen könnte, das sie lieben dürfte mit der ganzen Kraft ihres liebehuugrigen Herzens!
— Und sie brauchte nicht aus der heimatlichen Umgebung, wenigstens jetzt noch nicht, wo die Wunden noch so frisch bluteten.
Eine mutterlose Waise! — Sie überlegte nicht, daß es eine Berliner Zeitung sei, daß man wohl kaum ein Kind so weit fort geben werde; sie sah immer nur ein kleines Geschöpschen vor sich, das sie lieben, das sie hegen und pflegen wollte, — ach. mit > reich er Hingebung und Sorgfalt!
Mit fiebernder Hast setzte sie sich zum Schreiben nieder. — Vielleicht, vielleicht!
Und in diesem Briefe strömte ihr ganzes herzenswarmes Empfinden aus.-
Fortsetzung folgt.