wie sie sich seit Jahrerl nicht mehr eresgnet haben, Die Tarifkommissionsbill wurde schließlich vom Se- nat angenommen und schleunigst dem Repräsentan­tenhaus überwiesen. Das Amendement wurde nach stürmischer Obstruktion von dem Führer der Repu­blikaner zurückgezogen. Gegen Mittag wurden die Zeiger an den Uhren der beiden Häuser zurückge­stellt, um so Zeit zur Diskussion zu gewinnen. Die« Schließung des Kongresses erfolgte unter Absingen patriotischer Lieder.

ss Minneapolis, 5. März. Durch eine Feuers­brunst im Geschäftsviertel wurde heute früh erheb­licher Schaden angerichtet. Die Höhe des Brand­schadens wird auf I Million Dollar geschätzt.

Die Kronprinzenreise.

st Suez, 5. März. Der deutsche Kronprinz ist an Bord der Arabia hier eingetroffen.

Allerlei.

* Prinzregent Luitpold von Bayern und die Künstler. Aus Anlaß der Vollendung seines 00. Lebensjahres hat der greise Prinzregent von Bayern eine Stiftung von 100 000 Mark für bedürftige Künstler errichtet. In dem betreffenden Schreiben an den bayerischen Minister von Wehner gedenkt der Prinzregent in inniger Zuneigung der gesamten Künstlerschaft,deren unermüdlicher auf­wärtsstrebender Schaffenskraft unser liebes Bayern, seine Hauptstadt und sein Königshaus viel zu danken haben."

* In München wurde einem älteren pensio­nierten Postbediensteten seine Briefmarkensammlung, die einen Katalogwert von über 14 000 Mark hat, von einem Gauner abgeschwindelt. Der Beamte hatte sie dem vornehm auftretenden Gauner zur Durchsicht zu Hanse" überlassen. Er sah sie niemals wieder.

* Neu entdeckte Diamantenfelder im Norden Deutschsudwestafrikas stehen denen in der Nähe der Küste an Ergiebigkeit nicht nach. 23 Ku­bikmeter Kies liefern im Durchschnitt 230 Diamanten zu etwa 28 Karat. Auf diesen Feldern sind bisher etwa 380t» Steine gefunden worden. Auf dem Dia­mantenmarkt erfreuen sich die südwestafrikanijchen Steine einer steigenden Beliebtheit: nicht bloß für industrielle Zwecke sind sie begehrt, auch für Schmuck kommen sie mehr und mehr in Aufnahme. Damit natürlich steigt ihr Wert und das kommt wieder der Reichskasse zugute.

* Ein tragische r Fall wird ans Danville in Virginien berichtet. Dort wurde der hochange­sehene und beliebte Polizeidirektor Morris verhaftet- da sich die Tatsache herausstellte, daß er ein lang- gesuchter entwichener Sträfling namens Stripling ist. Er hatte vor lO Jahren einen Mord an dem Verführer seiner Schwester begangen, weswegen er zu längerer Zuchthausstrafe verurteilt wurde. Er flüchtete nach dem entlegenen Danville, wo er un­erkannt, als Polizist angestellt wurde. Durch seine Tüchtigkeit avancierte er s chnell und erhielt schließ­lich die Direktion der städtischen Polizei übertragen. Man hofft, daß Morris begnadigt werden wird.

* In N e w y o r k erregt ein Ehescheidungsprozeß Aufsehen, den ein reicher Rentier gegen seine junge Frau angestrengt hat, weil sie ihm zu viel esse. Der

Kläger behauptet, es gebe Tage, an denen seine Frau Aufwendungen bis zu lOO Mark für leckere Speisen mache.

8 Wagenabkoppeln in voller Fahrt. Eine prak­tische Einrichtung, die es ermöglicht, lange aufent­haltslose Eisenbahnfahrten auszuführen, und die doch den Reisenden in den Stand setzt, an wichtigen Sta­tionen zwischen den Endpunkten auszusteigen, lernte ein gelegentlicher Mitarbeiter der Frkf. Ztg., wie er mit Bezug auf einen früheren Aussatz mitteilt, vor einigen Tagen in England kennen. Ich wollte,- so schreibt er, von Birmingham nach Oxford fahren und benützte dazu den Schnellzug Birmingham-Lon­don. In Birmingham wies man mir einen Platz in dem letzten Wagen des Schnellzuges an, und dieser Wagen, der auch einen besonderen Raum zur Auf­nahme des großen Gepäcks hatte, wurde durch eine mechanische Vorrichtung während der vollen Fahrt kurz vor Oxford, wo dieser durchgehende Schnellzug nicht hielt, losgekoppett. Der Wagen lief, dank seiner Eigengeschwindigkeit, weiter und wurde gerade im Bahnhof von Oxford zum Stehen gebracht. Als ich dort mein Abteil verließ, war der vordere Teil des Zuges schon längst in der Ferne verschwunden.

8 Elektrische Anzeige der Schiffahrtslinie. Eine Erfindung, die für die Küstenschiffahrt von großer Bedeutung iverden kann, wenn ihre Zuverlässigkeit sich erprobt, ist, wie dieMagdeburger Zeitung" berichtet, dem ehemaligen Magdeburger Gewerbe- Assistenten, Dr. Karl Arnold in Doberan (Meck­lenburg: patentiert worden. Sie betrifft eine Vor­richtung zur elektrischen Uebermittlung von Zeichen, die namentlich Verwendung finden soll, um in Fluß Mündungen, Hafeneinfahrten usw. die Schiffahris- lin.ie kenntlich zu machen, wenn infolge unsichtigen Wetters die optischen Signale versagen oder, wie im Kriegsfälle, die Seezeichen eiugezogen sind. Ferner soll die Vorrichtung dem passierenden Schiffe etwa vorhandene Minensperren anzeigen. Die prinzipielle Einrichtung ist folgende: In der Kursrichtung des Fahrwassers wird ein Kabel verlegt und mit Strom­stößen, z. B. intermittierendem Gleichstrom, Wech­selstrom oder Hochfrequenzstrom, gespeist. Diese Stromstöße wirken auf zwei am Schiffe angebrachte Empfänger, durch deren Beobachtung an Bord fest gestellt werden kann, ob das Schiff sich über dein Kabel befindet oder nicht. Der eine der beidqn Empfänger ist in der Kiellinie des Schiffes, der andere breitschiffs angeordnet. Je nach der Stellung des Fahrzeugs zum stromführenden Kabel wird der eine oder der andere Apparat stärker ansprechen, so daß es ohne weiteres möglich sein wird, das Schiff über oder neben dem -Kabel, d. h. in der richtigen Fahrrinne, zu halten. Dieselbe Einrichtung gestat tet auch, von der Laudstation aus Signale, z. B. Morsezeichen, nach dem Fahrzeuge zu übermitteln und umgekehrt.

8 Der Erntewagen als Leichenwagen. Aus England schreibt man der Franks. Zeitung: Ein eigenartiger Brauch, der sich hierzulande, wie so manche Eigentümlichkeiten, mit Zähigkeit erhalten hat, konnte vor kurzem wieder bemerkt werden. Als nämlich die Beerdigung des dieser Tage gestorbenen Obersten Balfour, eines Bruders von Arthur Bat four, stattfand, wurde der Tote auf einem einfachen Ackerwagen, von Ackergäulen gezogen, zur letzten Ruhe gebracht. Es ist das bei den Balfvurs Sitte!

Der Brauch bestand früher allgemein auf dein Lande. Hoch und niedrig kam auf den Erntewagen, höchstens daß der für den Squire.(Gutsbesitzer) bestimmte die Auszeichnung eines frischen Anstriches erhielt. Da die Wagen meistens scharlachrot sind, gab dies einen guten Kontrast zu dem Schwarz der Leidtragenden. Außerdem lag ein keineswegs platter Symbolismus in einer solchen Verwendung des Erntewagens, des­sen Bestimmung es ja doch ist, die reifen Garben heimzuführen. Die neumodische Idee eines beson­deren Leichenwagens war den konservativen Far­mern sehr zuwider, denn als echte Kinder ihrer Scholle wollten sie auch in ihrem eigenen Gefährt den letzten Gang antreten.

Handel und Verkehr.

* Altensteig-Stadt. Bei dem am 4. d. M. stattgefundenen N ad elstamm h olz v erk auf aus den hiesigen Stadt­waldungen wurde bei einem Ausbot von 37,505 Mk. ein Erlös von 47,394 Mk. erzielt. Angebote auf die einzelnen Lose von 118,8131,9 Prozent.

' Die Gemeinde Wart hatte bei dem am Samstag den 4. März d. Js. aus ihren Gemeindewaldungen im schriftlichen Ausstreich abgehaltenen Nadelholz-Stammholzverkauf einen Durchschnittserlös von 127,4 Prozent.

ss Gtvttgart, 4. März (Schlachtviehmarkt.) Zug-, trieben 62 Großvieh, 80 Kälber, 480 Schweine.

Erlös au« f'z Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual. ») ausgemäsiete von 90 bis 93 Pfg., 2. Qual, d) fleischig« mW ältere von bis Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual a) vollfleischtge, von 84 bis 86 Pfg., 2. Qualität b) älter, und weniger fleischige von 78 bis 83 Pfg., Stiere und Jungrindes l. Qual, a) ausgemästete von 93 bis 95 Pfg., 2. Qualüw - ) fleischige von 90 bis 92 Pfg., 3. Qualität so geringere von 87 bis 89 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) jrrr.gr gemäftere von bis Pfg.. 2. Qualität b) ältere gemästete von 66 bis 76 Pfg., 3. Qualität o) geringer« von 45 bis 56 Pfg., Kälber: 1. Qualität s.) beste Saug­kälber von 100 bis 105 Pfg., S. Qualität b) gute Saug­kälber von 95 bis 99 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saug­kälber von bis Pfg. Schweine 1. Qualität a) jung« fleischige 63 dis 64 Pfg., 3. Qualität b) schwere fette von 60 dis 62 Psg., 3. Qualität ,y geringere von 55 bis Pfg.

Konkurse.

Firma Meißner und Schäfer, offene Handelsgesellschaft in Liquidation, Lack- und Farbenfabrik in Stuttgart, Lud­wigstraße 47. Brinzer, Karl, Müller in Hönweiler, Ge­meinde Peterzell. Friedrich Reiff, Maurermeister in Pfullingen.

Brr-LiworMchtt Redakteur; L. Lauk, Alteustelg.

Druck u. Verlag der B?. Rkker'schen Buchdruckerei, ?. Lauk, Altensteig.

es ihr, daß sie eben jetzt, wo ihr der glücklich erlösende Ge­danke gekommen war, allein gelassen wurde. Sie konnte jetzt nur an das Nächste denken, blitzschnell und ehe die beiden älteren Damen noch im Hansgang verschwunden waren, stand ihr Plan vor ihren Augen. Sie mußte, da sie ohne Hut war, ihr schwarzes Schleiertuch um das Haupt legen, wie die Italienerinnen, mußte die wenigen Schritte bis zum Tritone zurücklegen und dort einen Wagen nach der Porta Paolo und bis zur Vigne der Cecca nehmen.

Erst als Erika dem plötzlichen und geheimnisvollen An­triebe ihres Herzens gefolgt, als sie aus dem Hause und der Via di San Basilio geschlüpft war und im Wagen saß, dessen Lenker sie vor der Hand die Kirche San Paolo Fuori le Mura als ihr Ziel bezeichnet hatte, fühlte sie auf einmal ihren Herzschlag stocken und eine kurze Anwandlung von Scham und Furcht drohte ihren Entschluß zu lähmen. Sie hatte zwar, ehe sie der Pension enteilte, auf eine Karte an Tante Hedwig in fliegender Eile die Worte geschrieben: »Keine Sorge um mich! - ich suche Frau Francesca Holters, die in Doktor Gerlands Angelegenheit vielleicht den besten Rat und die rascheste Hilfe weiß!"- aber, indem sie sich jetzt besann, daß sie gar nicht wisse, wie lang ihre Fahrt währen und wie spät sie zurückkehren könne, durch­schauerte sie ein leichtes Bangen und sie dachte jetzt daran, wie herben Mißdeutungen ihr Schritt schon in ihrem nächsten Kreise unterliegen müsse. Niemand würde ihr Recht geben, sie nur begreifen Klara Addenhofen vielleicht ausge­nommen. Doch die ursprüngliche, kräftig reine Empfindung des jungen Mädchens in der Erschütterung der letzten Stunde vollends wachgerufen hielt auch der zweifelnden Ueberlegung Stand. Erika wollte tun, was sie schuldig zu sein glaubte und dann mochte kommen, was dem blinden Schicksal gefiel. An den Trost, den ihr Klara Addenhofen mit Worten und Winken gespendet, glaubte sie nicht, jetzt

nicht mehr! War es auch nun völlig gewiß, daß die ernste, ältere Freundin niemals Friedrich Gerlands Frau werden würde, wer bürgte Erika, daß der Gelehrte die, um die er doch geworben, nicht auch wirklich liebte und die Er­innerung an Klara heilig bewahrte, wennschon sie ihm nicht nach Deutschland unv nicht zu seinem Herd folgen mochte? Erika dachte nicht an sich, nicht an ein mögliches Glück, dessen Traum in den Monaten ihres römischen Aufenthalts sie unberufen umwebt und ihr geheime Schmerzen genug bereitet hatte aber sie fand, daß, wenn ihr Gerland auch noch fremder sei, noch ferner stünde, als es der Fall war, in seiner augenblicklichen schweren Gefahr jeder für ihn tun müsse, was er vermöge. Aengstlich fühlte Erika, während ihre Droschke über das römische Pflaster raffelte, ob sie ihre kleine Börse bei sich führe. Falls die Cecca wie sie für gewiß hielt etwas wüßte, etwas zu tun wüßte und dazu Geld bedürfte, traf stch's gut, daß sie die paar hundert Franken, die ihr Vater ihr zum Ankauf von römischen Ge­schenken angewiesen, vor wenigen Tagen erhoben und noch beinahe nicht angerührt hatte.

In solch wirrem Wechsel tiefer halbbewußter Emp­findungen und kleinlicher Sorgen des Augenblicks fuhr das junge Mädchen durch die langen staubigen und öden Straßen, mit denen der Kutscher, den sie zur Eile trieb, den Weg kürzte. Sie fühlte, daß sie auch jetzt von einer Art Halb- lraum befangen sei, aus dem nur der eine Gedanke, daß sie die Cecca sehen und sprechen müsse, ganz klar hervortrat. Mit Aengftlrchkeit blickte Erika nach dem reinen Nachmittags­himmel auf, der sich allabendlich bunter zu färben begann und atmete freier, als sie an der aus der Stadtmauer auf­ragenden Cestiuspyramide erkannte, daß sie wenigstens die Porta Paolo hinter sich habe. Sie faßte jetzt den Mut, den Kutscher nach der Vigne der Francesca Breschini zu fragen. Der schlaublickende Rosselenker erklärte der Dame,

daß er die Vigne nicht kenne und auch, wenn er das Haus wüßte, seinem Pferde heute nicht zumuten dürfe, weiter als bis zur Kirche von San Paolo zu fahren. Wenn die Signorina den Weg zu der Vigne erfragen und einen der Führer nehmen wolle, deren immer einige vorhanden seien, tonne er inzwischen nach dem Stundentaris bei der Kirche warten. Erika, vor deren Augen die Schwierigkeiten und Hemmnisse ihres raschen mutigen Borsatzes jetzt wuchsen, wie die Schatten längs der Landstraße, sagte zu allem Ja und bekämpfte den Einfall, dem Kutscher für die Weiterfahrt Geld zu bieten, weil sie dem wortreichen Manne plötzlich zu mißtrauen begann. Eine fieberische Ungeduld und ein Gefühl des Verzagens kamen zugleich über sie. Wie lange dauerte es, bis nur das Stück Straße, das sie heute zum dritten Mal fuhr, zurückgelegt war, wie schmierig schien es zu sein, das Haus der Cecca zu erreichen und was sollte geschehen, wenn sich dort vielleicht herausstellie, daß die in Rom Zurückgebliebenen recht hätten, daß die Frau des deutschen Malers zuerst von ihr die Wegschleppung Doktor Gerlands erfuhr und ihr weder Rat noch Hilfe bieten könne? Erika mußte all ihren Mut zusammennehmen und sich wieder und wieder ins Gedächtnis rufen, was vor zwei Monaten, als sie Francesca Holters zuletzt gesprochen, aus deren Munde erklungen war und was sie leider bis heute für sich allein behalten hatte. Sie ward im wachsenden Bangen dieser Stunde für die kleinliche Regung gestraft, mit der sie einige Wochen hindurch Gleichgiltigkeit gegen alles, was Friedrich Gerland anging, geheuchelt hatte.

(Fortsetzung folgt.)

Kasernenhosblüte. »Wenn der selige Berthold Schwarz hätte ahnen können, daß ich mich einmal mit euch herumärgern müßte ich glaube, er hätte das Pulver nicht erfunden!'