ins führeil und möge das besetz die Kriminalität der Jugendlichen reduzieren. Der Abg. Keßler ,Ztr. beantragte, den Entwurf an den Justizaus schuß zu verweifen. Der Abg. Böhm (D.!P., er klärte naiuens feiner Freunde, daß sie mit dem Ge fetz grundsätzlich einverstanden seien und sich be mühen werden, im Ausschuß, an seiner weitere!» Beratung mitzuarbeiten. Dr. Späth ,(Ztr.st gab zu, daß Ich mit der Einzelvormundschasr große Mißstünde zu Ungunsten der Minderjährigen her ausgestellt haben. In paritätischen Genre,»der, mit Rücksicht aitf die sehr wichtige religiös-sittliche Er­ziehung sollten mehrere Bormünder, nach Kvnfes fron geschieden, ausgestellt oder dem Generalvor­mund sogenannte Waisenpflegeriunen oder Aufsichts­frauen beigegeben werden. Wenn AnstaltSvvrstände zu Generalvormündern für alle Zögt,ge einer An statt bestellt werden, so sollten doch noch Gegen Vormünder vorhanden sein, an die sich die Kinder vertrauensvoll wenden können. Im übrigen stimme feine Partei dem Entwurf zu. Der Abg. Betz (B. erklärte das Gesetz für ein dringendes Bedürfnis und wünschte, wie der Vorredner, die Beibehaltung des Gegenvormunds, sowie möglichste Ausschaltung der Polizei. Der Abg. Keßler (Ztr.s befürwor tete ebenfalls das Institut der Waifenpflegerinnen zur Unterstützung des Berussvormunds. Der Abg, Hey mann (So'z. begrüßte den Entwurf als einen weiteren Ausbau der Bestimmungen über die Ju gendfürsvrge. Die Berufsvormundschaft werde ins besondere die Alimentierung der unehelichen Kin­der sicherer gestalten und segensreich wirken, wenn der Berufsvormünd pädagogisch geschult sei. Beden ten habe er gegen die Ausübung der Berufsvor mundschaft Durch Anstaltsvorstände, die dadurch eine außerordentliche Machtbefugnis bekommen würden. Jedenfalls müsse der Gegenvormund erhalten blei ben, auch aus dein Grunde, damit von den Anstalts Vorständen auf die religiös-sittliche Erziehung, nicht allein Gewicht gelegt werde. Die konfessionellen Ge­sichtspunkte müßten hier hinter die sozialen zurücktre­ten. Vom Zentrum sei man es allerdings gewohnt, daß es die konfessionellen stets in den Vordergrund rücke. Der Abg. Schaible (BK. erblickte in dem Entwurf eine wesentliche Verbesserung des Vvrmund- schaflswesens und erklärte, seine Partei sei gerne bereit, an dem Entwurf mitzuarbeiten und ihn mög­lichst noch zu verbessern. Der Abg. Mat tu tat iSvz. betoure, daß die Berufsvormundschaft auf dem Lande nicht weniger notwendig sei als in den großen Städten. Sie sollte daher möglichst aus gedehnt und zwingender gestaltet werden, als es der Entwurf vvrsehe. Der Abg. Sch re in p f (BK. hielt die Berufsvormundschaft für durchaus geeignet, die Jugendfürsorge zu fördern. Der Beruäsvormund sollte in großen Städten geradezu im Hauptamt angestellt werden. Auf denk Lande sei es viel leich­ter, einen Vormund zu finden. Die christlichen Kin­derrettungsvereine hätten nicht nur Sprüche ge­klopft, sondern den Geldbeutel aufgemacht. -Sehe gut! im Zentrum. Dr. v. Kiene Ztr.- wünschte Erwägnngen darüber, ob der Kreis der Berufsvor münder nicht zu weit gezogen sei. Kost und Pflege­kinder feien doch nicht ohne weiteres unter den Be­rufsvormund zu stellen. Bon den Waisenpflegerin- nen sollte vielmehr Gebrauch gemacht werden, denn Frauen sehen mehr nnd besser als Männer. Der Berufsvvrmund von 200 oder 800 Kindern werde zu leicht rchablonenhaftig handeln, wenn er keine Unterstützung durch Fra»"n finde. Die u«begrün beten Verdächtigungen der privaten Angestellten durch Heymann weife er zurück. Er wisse nichts davon, daß eine sozialdemokratische Anstalt dieser Art tätig wäre und Erfolge anfzuweisen habe. Die Tätigkeit des Zentrums ans sozialen! Gebiete sei durch zwei Jahrzehnt? in Bänden von Reichstags- berichlen festgetegl und auch von sozialen Größen, wozu er Heymann nicht rechne, anerkannt. Der Abg Hey mann i'Soz., bestritt, private Anstalten ver­dächtig! zu haben. Das Kost und Pflegekindergesetz habe das Zentrum auch ans konfessionellen Grün-

lassen: es werden dadurch Prozesse nnd Fam:'- licnzwistigteiten weit eher vermieden, während beim Mange! des Inventars Streitigkeiten Tür und Tor geöss-.u ist.

Fasse» wir nun das Ergebnis vorstehender Er- örterungen zusammen, so ergibt sich, daß beim ge­setzlichen Güterstand der Verwaltnngsgemeinschaft dem Manne die ganze Errungenschaft zufällt, die Frau lediglich ihr Vermögen zurückerhält, ohne für dic Schulden des Mannes haftbar zu sein, daß ihr bei der Er rungenschastsgemeinschaft ebenfalls ihr ein gebracht es Gut gesichert bleibt und ihr an einer sin, ergebenden Errnngenscbasi die Hälfte znkomiut. Bei der allgemeinen Gütergemeinschaft riskiert die Frau, daß sie um ihr ganzes Vermögen kommt, da es für alle Schulden haftet. Bei der Gütertren­nung steht es im Belieben der Krau, ob sie ihr Vermögen dein Manne in Verwaltung geben will, zu -ressendenfalls kann sie es von ihm jederzeit zurückfordern.

(Schluß folgt.)

den abgelehnt. Jnstizminister v. ch midlin gab zu, daß die Debatte wertvolle Winke nnd Vorschläge gezeitigt habe. Ein Grund znm Mißtrauen gegen die Anstaltsvorstände sei nicht vorhanden. Das In stitnt des Gegenvvrinnnds habe sich praktisch nicht bewährt. Der Abg. Re mb old Gmünd (Ztr. hob hervor, daß Maltutat tatsächlich die privaten An stalten verdächtigt habe, ohne einen Beweis zu er­bringen. Gegen das Kost und Pflegetindcrgesetz habe seine Partei gestimmt wegen der Bedenken gegen die polizeilichen Befugnisse. Der Abg. v. Gauß V. bezeichnete die Einzelvvrmnndschaft als nnge nügend. Das künftige Verhältnis zwischen Vvr mnndschastsgericht und Gemeinde sollte besser klar g,'stellt sein. Der Gegenvormund sollte sogar obli gatorisch sein. Hieraus wurde der Antrag Keßler angenommen. Morgen vvrmittag Beratung des Ge setzes über die Eber nnd Ziegenbockhattung.

Deutscher Reichstag.

Berlin, ! 7. Januar.

Die zweite Beratung des ZuwachssteurrgesetzeS

wird fortgesetzt. Abg. Doerksen (ReichspZ: Die überwiegende Mehrheit meiner Parteifreunde wird trotz mancher Bedenken für die Kommissionsfassung stimmen. Bis auf den Antrag Enno, der die Be­stimmung streichen will, daß der Wertzuwachs ge­troffen werden soll,der ohne Zutun des Eigentümers entstanden ist", lehnen wir alle Ab - ändernngsnnträge ab. Seyda (Pole-, Die Steuer ist nicht gerecht, weil nicht alle Staatsbürger gleich­mäßig behandelt werden. Auch der Wertzuwachs aTN mobilen Kapital soll besteuert werden. Para­graph 22, der gemeinnützige Vereinigungen wie die Ansi-edlnngstvmmissivn steuerfrei läßt, ist für uus unannehmbar. Abg. Raab (Wirtsch. Vgg. : Es ist wünschenswert, daß nicht noch weitere Ab striche au dem Gesetz gemach, werden. Das Vor­gehen vieler Gemeinden beweist, daß diese Tteuer wvhl brauchbar ist. Eine eudgil.ige Verständigung wird sich bis zur dritten Lesung erzielen lassen,, nachdem alle Parteien dem Grundgedanken des Ge­setzes zugestimmt haben. Werner- (Resst..: Die Wcrizuwachssteuer ist die denkbar populärste Steuer. Im Interesse der Veteranenversorgnng muß sie an genommen werden. Abg. Paul,-Kochern (Ztr. be­gründet einen Antrag zu Paragraph l, wonach Steuerfreiheit einkreten soll, wenn der Veräußerer im letzten Jahre nur 80oo Marl Einkommen ge habt hat. Die Kommission halte 2000 festgesetzt!. Abg. Südekum (Soz. begründet den Antrag, der die Paragraphen l bis 16 zu einen, Paragraph 1 znsammenfaßt und damit die Regierungsvorlage wiederherstellt. Staatssekretär W e r :n u t h: Ich bitte, all? Anträge abznlehnen. Es liegt durchaus tein Grund vor, Ausgaben zu schaffen. (Sehr rich tig links. > Der Staatssekretär empfiehlt, es bei der Regierungsvorlage zu belassen. Abg. Neu mann- Hofer (Forlschr. Vpl. : Die Gemeinden sollen wenig stens die Hälfte des Ertrags erhalten. Abg. Vo­gel (natl.Für die Industrie kommt ein unver­dienter Wertzuwachs überhaupt nicht in Frage. Abg. Arendt (Vpt. : Von der Mehrheit meiner Partei­freunde weiche ich in Einzelheiten ab. Man sollte- auch den mobilen Besitz treffen. Für die Veter- anenfürsorg? reichen die 5 Millionen aus der Reichs­wertzuwachssteuer nicht aus. Wir alle wollen die großer, Spekulationsobjekte treffen. Das wird durch die Vorlage nichc erreicht. Der kleine. Mittelstand muß frei bleiben. Die Bestimmungen über die rück­wirkende Kraft würden mich veranlassen, gegen bas ganze Gesetz zu stimmen. Staatssekretär Mer­muth: Die Argumente des Vorredners sind in allen drei Lesungen der Kommission widerlegt worden^ Es gibt auch Spekulanten mit kleinen Vermögen, nnd diesen entgegenzutreten, ist gerade ein Haupt­zweck des Gesetzes. Die Verbindung der Steuer mit der Beteranenfürsorge ist aus dem Haus selbst ge­wünscht worden. Ich kann nur bitten, unseren Fi­nanzen durch Annah,ne der Vorlage änfznhelsen. Bravo!- Abg. Gras Westorp -'Kons.'': Hinsichtlich der Anträge zu Paragraph l werden wir bei den Komniissionsbeschlüssen bleiben. Die Verwendung des Ertrags für die Veteranenfürsorge hatten wir für durchführbar, v. Saviguy (-Ztr.'- begründet seinen Antrag, die Grenze des von der Steuer betroffenen Verkaufspreises von 20 ans 80 000 Mk. für bebaute und 5 auf lo oou Mk. für unbebaute Grundstücke festzusetzen. Eingegaugcn sind im Laufe der Debatte Abänderungsauträge zu den Kom nnssionsvorschlagen. Gegendreiviertel Uhr wird die Weiterberatung auf morgen l Uhr vertagt.

Landesnachrichten.

18. Januar.

" Anläßlich des heutigen 4-tt. Jahrestages der Gründung des Reiches wurden die Latein- und Real­schüler, sowie die Volks- nnd Kinderschüler mit einer Bretzel beschenkt. Die Kosten übernimmt die Sladt- k-asse.

* Der Bericht über die gestrige Gemeinderatssit­

zung mußte wegen Raummangel auf morgen ver­schoben werden. -

* Die Influenza tritt gegenwärtig hier häufig auf und zwar besonders bei der Schuljugend. Die Schulen weisen zun, Teil größere Lücken a,cs. Der Berlanf der Krankheit ist erfreulicherweise kein bös­artiger. --Pactz einigen Tagen ist die Krankheit in der Regel überstanden.

* Unfall. Heule mittag verunglückte der Metz- gerlehrling Friedrich Tietle bei Metzger Lander z. Rößle dadurch, daß er, während er mit dem mit Pferd bespannten Schlitten seines Lehrherrn den Umrang bei der Wackenhut'schen Möbelfabrik nahm, vom Schlitten geschleudert wurde und dadurch ein Bein brach.

Masskttprozesse gegen Wirte. Während die Auiomatenprozesse des vorigen Jahres ohne allzu- grvße finanzielle Nachteile für die einzelnen in Mit­leidenschaft gezogenen Wirte waren soweit s. Zt. Gefängnisstrafen ausgesprochen wurden, sind sie nunmehr rm Gnadenwege in angemessene Geldstra­fen umgewandelc worden ist für dieses Gewerbe im neuen Jahre, ein neues Prozeßgespenst anfgelancht, das mit seinen Folgen unabsehbar ist. In ungezühlien Orten würben gegen Wirte, weil sie entgegen den Vorschriften des neuen Weingesetzes, eingeführtem Tiro l e r w ein Zucker b eigesetzt und das Getränk so zum Verkauf und Ansschank gebracht oder hiezu bestimntt haben, ein Urtter siichungsverfahren, verbunden mit Beschlagnahnrung der Weine eingeleitet nnd wohl gegen alle wird das Hauptverfahren eröffnet werden. Erfolgt Ver­urteilung, so handelt es sich neben einer Geld­strafe um die Einbeziehung der beschlagnahmten Weine und dies ist das Schwierigste, bedeutet es doch für manchen' der Betroffenen den Ruin, denn die Anschaffungskosten waren enorm. Da feststeht, daß der lOlOer Tiroterwein ohne Zuckerzusatz u-n g r n. i e ßb a r ist, wirft sich die Frage auf. ob es nicht seitens der maßgebenden Behörden nach ­dem die große Einfuhr solcher Weine bekamt ^gewor­den war»gezeigt g-nvesen wäre, entsprechend« Belehrungen nnd Ratschläge über erlaubte Behand­lung der Weine zu erteilen.

* Schwurgericht Tübingen. Ans der Spruch­liste der Geschworenen: Wilhelm Diltus, Schubmacher und Gemeindepfleger in Salmbach: August Theurer, Flaschnermeister in Unterjesingen: Emil Sprößer, Privatmann in Liebenzell: Fried­rich Deyle, Kaufmann in Calw: Karl Seitter, Kauf­mann in Birkenfeld: Philipp Schlecht, Gemeinde­pfleger in Ne,veiler.

* Es wird uns mitgeteitt, daß die Stahl u. Federer Aktiengesellschaft in Stuttgart nunmehr auch in S ch m ü b i s ch - H a t l eine Filiale errichtet hat.

* Aichelberg, 17. Jan. Die vom hiesigen Rad­fahr e r v e r e i n am letzten Sonntag im Gasthaus z..Sonne" veranstaltete Weihnachtsfeier er­freute sich eines sehr zahlreichen Besuches, beson­ders auch von auswärts. Zur Freude des Vereins hatte sich der Altensteiger Radfahrervsrein in statt­licher Mil gliederzahl eingefnnden. Für Unterhaltung war bestens gesorgt, insbesondere durch die gute Mu­sik der .Kapelle Ebhaus-en.

st Tübingen, >7. Jan. D r. Eck euer von der Luftschiffbau Zeppelin-Gesellschaft in Friedrichsha­sen hielt im akademisch-sozialwissenschaftlichen Ver­ein einen Vortrag, in dem er unter anderem auf die Aussichten der Z-Schiffe hinwies. Eine Konkurrenz in, Verkehr mit der Eisenbahn wird wohl nie möglich werden, dazu ist die Geschwindig­keit zu gering, 40 -45 Kilometer im Durchschnitt ist das Höchste, was heute geleistet werden kann. Dp. Eckenet hält es aber für die Zukunft nicht für ausgeschlossen, daß man auf weite Strecken nnd unter gewissen Windverhältnissen recht wohl mit der Bahn konkurrieren kann. Unter Ausnützung der Passate und Monsune sei es auch möglich, Ozeane zu überfliegen. In sehr kurzer Zeit, z. Br s ei es denkbar, von Kapstadt bis Rio de Janeiro ,n zwei Tagen zu fliegen, unterstützt von den lang wehenden, reg-lmäßig starken Passalwinden. Der Plan, von Madeira aus nach Südamerika zu fliegen, sei also durchaus nicht unsinnig. Auch eine Fahrt von Pa­ris nacb Petersburg in ca. !5 Stunden bei gün­stigem Westwind sei durchaus denkbar. Ein Un­fall, wie der im Teutoburger Walde, sei kaum wieder möglrch, denn eine solche Verkettung überaus wid­riger zahlreicher Zufälle sei kaum wieder zu er­warten. Lebensgefahr bestand jedenfalls bei der S'rondnng der Deutschland nicht für die Passagiere, wie vielfach behauptet worden ist. Ein unstarrer Ballon sei in ähnlicher Lage rettungslos verloren und erner Katastrophe preisgegeben gewesen.

* Stuttgart, l 0. Jan- Der Staatsanzeiger macht bekannt.- Während der Vorbereitung der neuen Ordnung der Gehalte der Staarsdiener sind dem Staatsministerium und den einzelnen Ministerien zahlreiche hierauf bezügliche Eingaben vorgelegt wor­den. Die Stellungnahme der Regierung zu den ge­äußerten Wünschen ergibt sich aus den nun ver­öffentlichten Entwürfen der neuen Gehattsordnun-