Tandesnachrichten.
S. Januar.
* FamilierwerLnderung innerhalb der landes- kircht. ev. Gemeinde 1S1V. Es wurden getauft: 34 Kunden, 28 Mädchen, zusammen 62: konfirmiert: 22 Knaben, 34 Mädchen, zusammen 56 1 getränt: 16 Paare: bestattet : 12 Kinder, 3l Erwachsene, zusammen 43. Kommunikanten: 459 männL, 585 wetbl., zusammen >044 oder 44.61 Prozent der eb. Gemeinde.
* Die Handwerkskammer für den -Lchwarzwald- kreis erläßt'im Inseratenteil unserer heutigen Nummer eine Bekanntmachung zum Zweck der Bekämpfung der Mißstände im Zahlungswesen. Da der Gegenstand dieser Veröffentlichung ein namhaftes öffentliches Interesse in Anspruch nehmen darf, ma chen wir besonders darauf aufmerksam.
Die Handwerkskammer Reutlingen hielt am 30. vor. Mts. eine Vorstandssitznng ab. Neben der Behandlung mehrerer Lehrlings und Prüfungsakt gelegenheiten hatte sich der Vorstand u. a. mit der Wahl eines Mitglieds und eines Ersatzmannes zum Beirat der. Ve rkehrsanstalten zu befassen. Gewählt wurde als Mitglied Schreinermeister Voll mer Rvttenburg, Vorstand der Kammer, als Ersatzmann Metallgießermeister F. Beck-Ebingen. Das U m l ag e v e rfah re n zur Handwerkskammer, das letztmals von der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel im Jahre 1906 neu geregelt wurde, hat sich nicht bewährt, ein neuer Entwurf, der dem Vorstand zur Begutachtung vorgelegt wurde, soll die zutage getretenen Mängel und Ungleichheiten vermeiden. Der Vorstand der Kammer erklärte sich im Prinzip mit dem vorliegenden Entwurf einverstanden. wünschte aber eine andere Abstufung, besonders bei den kleineren Steuerkapitalien. Um die Wirkung im einzelnen zu erfahren, wird die Kam mer für den gesamten Bezirk eine Probeumlage ausarbeiten und der K. Zentralstelle vorlegen. Die Zeit für die Abhaltung der staatlichen Handwerke r f a ch k u r s e steht nunmebr fest. Es werden statt finden in Reutlingen 2 Kurse für Schreiner im Beizen und Färben vom 30. Januar bis 4. Febr.z für Tapezierer im Linolenmlegen vom 9. bis 15. Januar, für Schuhmacher im Zuschneiden vom 9. bis 22. Februar, für Maler in De korationsmalerei, Entwürfen von Wand- und Dek- Lendekorationen, Faeadenmalerei, Materialienkunde vom 13. Februar bis I l. März, für Maler im Lasieren und Maserieren vom 30. Januar bis 111 Februar, im Schriftenmalen und Vergolden vom 2.3. Jan. bis l l. Febr.: in Rottweil ein Kurs für Schneider vom 30. Januar bis l>. Februar' (etwaige weitere Anmeldungen werden von der Handwerkskammer bis 7. Januar entgegengenommen . Der Vorstand der Kammer sprach der K,., Zentralstelle für die Abhaltung solcher Kurse auch außerhalb Stuttgarts seinen Dank aus. Mit wringen Aenderungen wurde sodann der vorgelegte Entwurf einer neuen Geschäftsordnung kür die Kammer genehmigt. Genehmigt wurde weiter die Neuerrichtung eines Gesellenprüfungsausschusses für Buchbinder in Rottweil. An die K. Zentralstelle soll das Ersuchen gerichtet werden, den gewerblichen Vereinigungen einen geeigneten Redner über die Wirkungen der neuen Bauordnung zur Verfü gung zu stellen. Zahlreiche Einläufe und die Be
l Handlung von Gegenständen unbedeutender Art bil j deten den Schluß der Sitzung.
p Münklingen, OA. Leonberg, 2. Jan., Beim Neujahrsschießen wurde dem 22 Jahre alten Bauern Georg Kleinfelder die rechte Hand zerrissen und ein Auge schwer verletzt, daß es verloren sein dürfte. Die Hand wird vvranssich.lich abgenommen werden müssen. Das Unglück geschah beim Laden des Gewehrs.
st Baihingen a. F., 2. Jan. 'S ch w e r e r A u t o mvbilunfall. Gestern abend um halb 6 Uhr stieß das Automobil des hiesigen Arztes Dr. Beis wenger, in dem sich seine Kinder mit dem Dienst mädchen befanden, kurz vor Rohr gegen einen mut willigerweise über die Straße gelegten Baumstamm. Das Automobil stürzte um. Wie verlautet, wurde dem Chauffeur der Brustkorb eingedrückt, ein Kind erlitt eine schwere Kopfverletzung, während ein anderes leichter verletzt wurde. Das Dienstmädchen wurde '.n besorgniserregendem Zustande in ein Stuttgarter Krankenhaus eingelieferk.
st Möhringen a. F., 2. , Jan. In ^er Nacht vom Samstag auf Sonntag wurde in das Schlafzim mer des Kondukteurs Herthneck ein ziemlich großer Scein durch das Fenster geworfen. Der Stein fiel am Bette eines Kindes nieder. Der gestern herbeigerufene Polizeihund „Holmes" nahm an dem Stein Witterung und verfolgte die Spur in ein Nachbarhaus, woselbst er den Hausbesitzer stellte. Die beiden Nachbarn lebten nickst auf hestem Fuße miteinander und es dürfte somit ein Racheakt vor- liegen.
* Stuttgart, 2. Jan. Die Sylvesternacht ist ziemlich ruhig vorübergegangen. Als um 12 Uhr die Glocken zusammenlüuteten, wurde es auf den Hauptstraßen recht lebhaft und »taut. Das Schießen war besonders in den äußeren Stadtteilen stark und auch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern in den SOraßen war nicht selten. Polizeiliche Anzei gen wurden in 202 Fällen erstattet, darunter 113 weg-u Nachtruhestörung und 70 wegen Abbrenuens von Feuerwerkskörpern und Schießens. Die Polizei ließ die Leute gewähren, wenn sie es nicht gar zu toll machten.
st Eßlingen, 2. Jan. Der Kranken stau d ist seir den Feiertagen ganz außerordent l i ch hoch, namentlich tritt die Influenza sehr stark auf, besonders auch in den Bezirksorten. Ganze Familien, ja ganze Häuser, sind von der Seuche ergriffen. In Baltmannsweiler lagen an einem Tag 4 Tote. Auch Diphtheritis tritt in stärkerem Maße auf, vereinzelt an.ch Scharlach. Bei der Post ließ sich der gesteigerte Nenjahrsverkehr infolge zahlreicher Erkrankungen kaum bewältigen. Der Verkehr ans der Eisenbahn war nicht so besonders lebhaft.
st Grotzeislingsn, OA. Göppingen, 2. Januar. Beim Neujahrsschießen wurde ein junger Mann von einem Kameraden in die Wade geschossen und schwer verletzt.
h Marbach a. N., 2. Jan. Durch tatkräftiges Unternehmen mehrerer hiesiger Damen wurden hier die in den Haushaltungen „übristen alten Sachen" gesammelt und ein sogenannter „Krempekes- Markt" veranstaltet, der die stattliche Summe von l l 25 Marl ergab und dem Kirchengemeinderat zur Einrichtung der elektrischen Beleuchtung in der I Stadtiirchc übergeben wurde. Die einfache, der
Würde des Gotteshauses entsprechende Einrichtung ist ans den Schluß des Jahres fertig geworden und ist zur vollen Zufriedenheit ausgefallen. Die Einweihung erfolgte in einem Abendgottesdienst.
H Obereisesheim, OA. Heilbronn, 2. Jan. Der I 6 Jahre alte Hermann Hofmann machte sich mit der Zimmerflinte zu schaffen und schoß aus Unvorsichtigkeit seiner t 1 Jahre alten Schwester ins Gesicht, sodaß beide Augen schwer verletzt sind. Wieder eine Mahnung vor geladener Waffe.
Horkheim, OA. Heilbronn, 2. Jan,-. Ver- waltnngsassistent Gommringer von Flein, der zum zweiten Mal znm Ortsvorsteher von hier gewählt worden war, wurde von der Kreisregierung nicht bestätigt.
st Brackenheim, 2. Januar. Ein frecher Einbruch sd i e b sta h l wurde in der Neujahrsnacht, früh um 5 Uhr, auf dem hiesigen Rathaus verübt. Dem Diebe fielen zirka 60 Mark Gebührengelder und die für die Nenjahrswilnschentheblrngskarten eingegangenen Beträge in etwa derselben Höhe in die Hände. Da man den Verlust am Sonntag vormittag bereits bemerkte, wurde der Polizeihund Sherlot geholt, der denn auch die Spur sofort anf- nahm und bis auf den Bahnhof Nordheim verfolgte. Dort verlor sich die Spur. Weitere Nachforschungen sind aber im Gange.
st Hakt, 2. Jan. Beim Neujahrsschießen wurde in dem nahen Gvckwvllshausen ein 20 Jahre alter Knecht so unglücklich in den Hinter köpf g e s ch o > s e n, daß er kurz nach seiner Verbringung in das Hatwr Diakonisienhaus verstarb.
Nus -em Reiche.
st Pforzheim, 2. Jan. Die Arbeit wurde heute in allen. Fabriken wieder aufgeil o m ul c n.
st Berlin, 2. Jan. Heute abend fand um 7 Uhr bei Ihren Majestäten im Elisabethensaal des Schlosses eine Tafehfür die K o m m andieren -- d e i! G e n e r a t e statt. Prinz Rupprecht von Bayern führte die Kaiserin zu Tische. Bei der Tafel saßen die Majestäten einander gegenüber. Rechts von der Kaijerin folgte zunächst Prinz Rupprecht, Prinz Heinrich von Preußen, General von Kessel, links von ihr Herzog Albrecht von Württemberg u. Prinz Friedrich Leopold.
Mus Ländisches.
st Rom, 2. Jan. Der Papst hat an die apostolischen Delegaten im Orient unter dem Datum 26. Dezember einen lateinischen Bri.es gerichtet, in dem er zu der von Prinz Max von Sachsen aufgeworfenen Frage Stellung nimmt. Das Schreiben erinnere an die Bestrebungen der Päpste, namentlich Lev XIII., die schismatische Kirche in den Schoß der römischen Kirche zurückzuführen lind zählt alle theologischen und historischen Jrrtümer auf, die der in der Revue Roma e l'Oriente veröffentlichte Artikel enthalten habe. Die Delegationen möchten es verhindern, daß diese Jrrtümer sich unter der Bevölkerung des Orients ausbrerten. Die Vereinigung der .Kirche werde vom Papst innig gewünscht. Sie tonn? aber nur vollzogen werden, wenn die
Das Glück regiert das Leben, nicht die Weisheit.
Eine gefährliche Schlittenfahrt.
Von F. Mahler.
(Schluß.) (Nachdruck verboten)
.Feuer! Schars zielen!" erklang es aus deck Munde meines Begleiters, der im gleichen Momente wiederum sein Gewehr abschoß, und auch ich feuerte abermals auf die zähnefletschenden Satanstiere. Wir hatten'- beide auch jetzt gut getroffen, denn wieder taumelten einige von unfern Verfolgern in den Schnee nieder, während der Rest zurückblieb.
D-fla, Malkwitz," meinte Herr v. W. und schob nochmals eine Patrone in den einen Lauf seines Gewehres, „ich hoffe, wir haben endlich gewonnen! Sehen Sie, die Wölfe sind verschwunden, wir haben nichts mehr zu befürchten! Wir sind auch nun in einer Viertelstunde in Wolyczinska, dort drüben geht ja auch der Wald vorläufig zu Ende!"
Er warf bei diesen Worten einen forschenden Blick auf die Straße hinter uns zurück und wandte sich nun zu dem Kutscher, der kaltblütig aus einem Pfeifchen rauchte, mit der Weisung, langsam zu fahren. Stephan hatte jedoch die Pferde inzwischen schon etwas cingehalten, was ihnen offenbar auch 2lot tat, denn die Tiere dampften förmlich von dem rasenden Lauf. Wir fuhren jetzt im Schritt dahin, und der junge Edelmann äußerte zu mir:
„Ich habe nur noch einen Schuß zur Verfügung, aber ich werde ihn auch nicht mehr brauchen: die Wötfe kommen gewiß nicht wieder! Wie steht es denn mit Ihnen 2 Sie haben sich wohl ganz verschossen?"
Ich mußte erklären, daß ich tatsächlich meine letzte Patrone verfeuert habe und Herr v. W. meinte hierauf, das schadete nichts mehr, wir könnten uns ja bald im behaglichen Speisezimmer des Wolyczinskaer Gutshauses von den Aufregungen unseres Wolfsabenteuers erholen. Aber kaum hatte mein Begleiter diese köstliche Bemerkung fallen lassen, so erscholl erneut hinter uns das ominöse Wolfsgeheul, und als wir uns betroffen umblickten, sahen wir drei oder vier Wölfe in flüchtigen Sätzen dem Schlitten Nacheilen.
„Dies verwünschte Pack läßt uns doch noch keine Ruhe!" ries Herr v. W. unmutig aus. „Jetzt nochmals vorwärts, Stephan, was die Pferde hergeben können: ich muß nun auch die letzte Kugel daran setzen!"
Er erhob sich halb, zielte bedächtig auf den heranstürmenden kleinen Trupp der Wölfe und feuerte, indes Stephan die Pferde wieder zu rasendem Laufe antrieb. Einer der Wölfe stürzte geradezu im Feuer des von Herrn v. W. abgegebenen Schusses zusammen und zwei der anderen Bestien blieben erschreckt zurück. Der vierte Wolf indessen, ein ganz besonders großes Tier, sprang weiter vorwärts und in der nächsten Sekunde tauchte er an meiner Seite auf und wollte sich mit einem ungeheuren Satze auf das Pferd zur äußersten Linken stürzen. Aber die drei Pferde befanden sich in zu rascher Bewegung und so kam es, daß der Wolf, sein Ziel verfehlend zu kurz sprang und gerade aus die Schlittendecke niederste!. Ich hatte inzwischen mein Gewehr, da es mir nicht mehr als Schußwaffe dienen konnte, hinter mich gelegt und inein Taschenmesser hervorgeholt und aufgeklappt. Es war ein sogenannter Nickänger mit einer starken und breiten zweischneidigen Klinge aus bestem Solinger Stahl, also für einen Nahkampf eine immerhin gefährliche Waffe. ^
Ich hielt sie, zum Stoß erhoben, bereits fest in der Rechten, als der Wolf bei seinem verunglückten Sprung
gegen das Pferd vor uns niedergefallen war. Er lag glatt auf dem Bauche, den spitzen Kopf mit den tückisch funkelnden Augen uns halb zugewendet, im nächsten Augenblick mußte zweifellos ich oder mein Begleiter sein Opfer werden, aber schon ließ derselbe rasch entschlossen sein Gewehr mit dem Kolben derartig kräftig auf den Kopf der Bestie niedersausen, daß der Kolben in Stücke sprang, indes der Wolf wie besinnungslos zurücksank. Diese günstige Gelegenheit benutzte ich meinerseits, um der Bestie die blanke Klinge bis ans Heft in die mir zugekehrte Kehle zu stoßen, aus der, als ich den Nickfänger nun wieder zurückzog, ein starker Blutquell hervordrang. Das zu Tode getroffene Raubtier zuckte ein paar Mal mit den Läusen, dann lag es regungslos da — es war verendet.
„Sehr gut, Herr Malkwitz," ließ sich jetzt Herr v. W. wieder vernehmen und betrachtete mit Befriedigung den erlegten Wolf, „jetzt bringen wir sogar eine Trophäe von unserer abenteuerlichen Schlittenfahrt mit nach Wolyczinska; mein Vater wird da nicht wenig staunen, denn noch gestern hatte er behauptet, wir würden in diesem Jahre schwerlich noch Wölfe in unserer Gegend zu sehen bekommen!"
Jetzt führte die Straße aus dem Walde heraus auf einen Gebäudekomplex zu, den in weitem Umfange jetzt beschneite Felder und Wiesen umgaben: Es war das Gut Wolyczinska mit den dazu gehörenden Häuschen der Tagelöhner und sonstigen Bewohner des Dörfchens. Noch einige Minuten Fahrt und der Schlitten hielt nun in dem geräumigen Gurshofe, von dem freudigen Gebell mehrerer Hunde empfangen, die aus irgend einem Winkel bei unserer Ankunft hervorstürzten. Ein herbeieilender Knecht half Stephan die Pferde ausspannen und in den Stall bringen und ein anderer trug auf Geheiß seines jungen Herrn den erlegten Wolf in das Herrenhaus hinein, wohin wir ihm nun nachfolgten. Ich wurde daselbst von dem alten Herrn v. W„ nachdem