schlag den? Flaig! der Hand mehrmals ins Ge. sicht. Flaig war infolge der Mißhandlung einige Zeit arbeitsunfähig. Sigle und Staiger hatten sich nun heute wegen Körperverletzung im Amt bezw. Anstiftung hiezu vor der Strafkammer zu verant- morwn. Das Gericht erkannte gegen beide auf je 1.7 Mart Geldstrafe.

Aus dein Reiche.

^ Charlotteuburg, i. Jan. In der vergange­nen Nacht vergiftete sich in dem Hause' Niebuhrstr. 7«! die Ehefrau eines Ingenieurs K. mit Cyantaltz. Der Ehemann stürzte sich aus dem Fenster. Beide sind tot. Die Beweggründe und die näheren Um stände sind nvch nicht aufgeklärt.

Hamburg, 21. Dez. Heute mittag ist der mpferEleonore Woermann" mit der Leiche mniniks eingetroffen. Am 2. Januar findet r eine Trauerfeier statt und alsdann wird die che in die Heimat des Verstorbenen gebracht..

Schluß der Arbeiterbewegung in Pforzheim.

st Pforzheim, 21. Dez. Die gestrigen 2 Versäum? gen der organisierten Goldschmiede für Pforz- m und Umgebung waren schlecht besucht. In )er> Versammlungen wurde ohne Debatte die Wie­aufnahme der Arbeit vom 2. Januar an be offen. Die Septemberforderungen sind vollstän vertagt. Damit ist der Lohnkampf so gut wie be >et. Fast alle Arbeiter haben sich wieder gemeldet.

Das' Neujahrsfest in Berlin..

st Berlin, I. Jan. Der Kaiser hat die General- rsten Graf von Schlieffen, von Bock und l a ch und von der Goltz zu Generalfeld rschällen ernannt. Der Kaiser hat den Ge alobersten von Lindequist und von Plessen Rang eines Generalfeldmarschalls verliehen.

! Berlin, l. Jan. Aus Anlaß des Neujahrs es begann heute um 2 Uhr im Kgl. Schloß Große Wecken im inneren Schloßhofe. Die Spiel te zogen nach dem Schloßplatze und dem Branden­ger Tor, von einer großen Menschenmenge be­tet. Die Majestäten trafen aus dem Neuen Pa- um viertel 10 Uhr im Schloß ein, vom Publi l herzlich begrüßt. Die Fahrt der Prinzen und nzessinnen, der Fürstlichkeiten, Generäle und rdenträger, die Anfahrt der Galawagen usw. bo- ein wechselreiches Bild. In der Schwarzen Adler- nmer nahmen die Majestäten die Glückwünsche Kgl. Hauses und dann im Kapiwlsaale die der staaten entgegen.

Berlin, 1 . Jan. Um 10 Uhr begann iw Zchloßkapelle der feierlich? Gottesdienst. Hierzu :en sich versammelt die Mitglieder des hohen ls, der Reichskanzler, die Bevollmächtigten zum tdesrat, die Generalfeldmarschälle Graf von- r und von Hahnke und die neuernannten drei wralfeldmarschälle Graf von Schlieffen, von Bock Polach und von der Goltz, die Minister, die atsfekretäre, die Präsidenten des Reichstags, des diags usw. Die Fürstlichkeiten nahmen dem Al gegenüber Platz. Nach dem Gemeindegesang und Liturgie predigte Oberhofprediger Dryander r den vom Kaiser gewählten Text. Nach dem Got neust nahmen die Majestäten im Weißen Saal

die Gratulationen entgegen. Der Kaiser empfing' darauf die Botschafter, die Minister und die Gene­rale. Im Zeughaus, wohin sich der Kaiser, stürmisch begrüßt, begeben hatte, wurde die Fahne des 6. Jägerregiments zu Pferde feierlich geweiht. Zum Frühstück, bei dem die Majestäten zugegen waren, waren geladen Herzog Albrecht von Württemberg, Prinz Rupprecht von Bayern und Prinz Heinrich von Preußen. Nachmittags besuchte der Kaiser die Bot­schafter.

st Berlin, l. Jan. Abends war bei Ihren Majestäten im Schlosse Familiendiner für die an wesenden Fürstlichkeiten.

Lusländlsches.

s! Wien, l. Jan. Kaiser F r anz Josef lei­det an einem leichten Schnupfen, der ohne Beden tung und weder von Husten noch von allergering­sten Fiebererscheinungen begleitet ist. Auf dringendem Rat des Leibarztes unterblieb wegen des heute mor gen wehenden scharfen Windes und der winterlichen Kälte die fast alltägliche Fahrt in die Hofburg. Auch die aw Neujahxstage übliche Gratulationsconr der Erzherzöge entfiel, damit sich der Kaiser einige Schonung auferlege und -sich vor anhaltendem Spre ­chen bewahre.

7 Wie», 1. Jan. In einem Rückblick auf das vergangene Jahr hebt das Fremdenblatr hervor: Das abgelnufene Jahr stand rm Zeichen der Ent­spannung. Die Friedenshoffnung, iu der Europa das Jahr begann, steigerte sich an dessen End? zur Friedenssicherheit. Die auswärtigen Verhältnisse gestalteten sich durchaus erfreulich. Das eindruck vollste Ergebnis des letzten Jahres aber ist die Be­kundung der lebendigen K raft des Dreib ui? des und seines Einlebens in das Bewußtsein der verbündeten Völker. Die Ziele der Dreibundpvlitik find klar. Ihre allgemeine Friedlichkeit muß nicht erst wiederholt beteuert werden. Durch den Gcdcrn kenaustausch betreffend die Uebereinstimmung in der Auffassung bezüglich des Balkans trat Oesterreich- Ungarn zu Rußland in die gleichen Vertrauens vollen Beziehungen wie zu den anderen Mächten. Das Blatt erinnert an das Ergebnis der Potsdamer Besprechungen, wobei festgcstelkt wird, daß Ruß lands Balkanpolitik mit der deutschen,'die ihre Ueber- einstimmung mit der unsrigeu wiederholt feierlich bekräftigte, in vollkommenem Einverständnis ist. So wurde abermals eine Entente festgestellt, die am Schluß des Jahres 1010 als vollständig betrachtet

ttvc'!D?70raurr7wnFckurw8'lN7nwttgwct dck'Httin-nUNrilPr- Pen der Großmächte, des Dreibundes und der Triple- entente, in Bezug auf die ernsten Aufgaben und die friedlichen Endziele der europäischen Politik.

* Paris, 21. Dez. Das Pariser Schwurgericht verhandelte- vorgestern und gestern über ein? er­greifende Familientragödie. Der Maler Medaille, der selbst in sehr geordneten Verhältnissen lebte, halte sich im Jahre 1280 mit einer bescheidenen Arbeiterin verheiratet. Von den drei aus der Ehe hervorgegangenen Kindern ist nur noch das jüngste Töch-erchen Jeanne am Leben, die jetzt 1 beinhalb Jahre alt ist. Medaille hatte in den ersten Jahren glücklich gelebt, dann glaubte er Anlaß zur Eifer­sucht zu haben und es kam zu beständigen Streitig­keiten unter den Eheleuten. Schließlich leitete die

Iran ein Verfahren auf Gütertrennung ein, worauf der Mann mit einem Anträge ans Ehescheidung Antwortete. Es kam zu einem Prozeß-Verfahren, das sich über zehn Jahre lang hinzog. Im ,Sommer dieses Jahres, als die Scheidung ausgesprochen war, hatte das Gericht nvch darüber zu entscheiden, in welcher Weise Vater und Mutter abwechselnd über die Tochter Jeanne verfügen sollten. Gleichzeitig mit der Mutter erschien das Töchterchen vor dem Richter und erklärte, sie wolle nicht zu ihrem Va­ter gehen, der sie mißhandelte. Der Richter erkannte daraufhin, daß die Mutter allein das Berfügungs- recht über das Kind besitze. Wenige Minuten darauf erschoß Medaille seine Frau in der Wandelhalle des Jnstizpalastes. Vor dem Schwurgericht, das über diesen Mvrd zu verhandeln hatte, erschien gestern die Tochter, um gegen ihren Vater auszusagen, der es seinerseits ablehnte, sich gegen die Anklagen sei­ner Tvchter zu verteidigen. Die Aussagen der Toch ler machten auf die Geschworenen den Eindruck, daß diese von ihrer Mittler im Haß ihres Vaters erzo­gen worden sei, der in Wirklichkeit für seine Tochter sorgte, so gut er konnte. Die Geschworenen haben Medaille freigesprochen und ihn nur wegen Usber- tretnn-g des Verbotes des Waffentragens zu einem Monat Gefängnis und I l> Francs Geldstrafe ver­urteilt. * Die Freiheitsstrafe ist durch die Unter­suchungshaft verbüßt.

st Madrid, I. Jan. Der Ministerrat hat mit Rücksicht darauf, daß der erste Teil seines Pro­gramms v-rwirklickst ist, den Beschluß gefaßt, dem Könige di' Gesamtdemissivn anznbieten.

st Madrid, 1. Jan. Der Ministerpräsident Ca- wstejas bv: dem Könige die G e s a m t d e m i s s i o n des Kabinetts an. Der König sprach Canalejas sein Ver.rauen ans und gab chm Vollmacht, in der Zn- sammei'sttznttg des Kabinetts, die von ihm erforder­lich erachteten Veränderungen vvrznnehnwn. Der König billigte die Richtlinien der von Canalejas stngstckstagenen Politik.

I' Lissabon, I. Jan. In ganz Portugal herrscht volllommene Ordnung. Die provisorische Regierung hielt henke nachmittag einen Nsnjahrsempfang ab, bei d"m tausende von Personen an den Mitgliedern dw "Regierung Vvrbeidefilierten.

st Lissabon, 21. Dez. Der Minister des Aenßern hat die Vertreter der Presse offiziell empfangen und ihnen erklärt, daß in Portugal vollkommene Ruhe herrscht. Die finanzielle Lage bessere sich von Tag zu Tag. Die Disziplin in Heer und Marine sei gut.

D-,' Managua ,

Heck Estrada einstimmig zum Präsidenten von Nicaragua für die nächsten zwei Jahre gewählt.

Is Rewyork, 21. Dez. Der bekannte Höhen­flieger Moisant, der bei dem New-Orleanser Flug- meestng um den Mechelinpreis für Distanzfkiegen konkurrierte, ist zehn Meilen von New-Orleans aus einer .Höhe von hundert Fuß ab gestürzt. Er ist tot.

Die Kronprinzenreise.

st Agra, >. Jan. Der Kronprinz verbrachte den Sylvesterabend in? Kreise des engsten Gefolges. Heute mittag reiste der Kronprinz nach dein eng­lischen Militärlager Mattra ab.

Wer sich um Weisheit müht und nicht amoendet die Weisheit, Gleicht dem Manne, der pflügt, aber zu säen vergißt.

Herder.

Eine gefährliche Schlittenfahrt.

Von F. Mahler.

(Nachdruck verboten.)

Dringende geschäftliche Angelegenheiten hatten mich zur Weihnachtszeit nach Russisch-Pole!? gerufen. Sie machten auch meinen Besuch auf einen? großen Gute notwendig, welches etwa drei deutsche Meilen von der Bezirkshauptstadt R. entfernt lag, in welcher ich eben mit meinen Geschäften fertig geworden war. Es gab von R. nach dein Gute weder eine direkte Verbindung mittels eines Postgeschirres, noch viel weniger mit der Eisenbahn, und so war es mir natürlich äußerst angenehm, von dem Besitzer des Gasthoses, der mich in R. beherbergt halte, zu vernehmen, daß sich mir die denkbar günstigste Gelegenheit darbiete, nach meinem weiteren und zugleich letzten Reiseziele, eben dem erwähnten Gute, zu ge­langen. Der Sohn des Gutsherrn war mittels Schlittens es lag fußhoher Schnee in der ganzen Gegend in R. eingetroffen, um Einkäufe zu machen, und hatte in dem nämlichen Gasthanse Absreigquarlier genommen, der gefällige Hotelier bezweifelte nicht im mindesten, das; mir der junge Herr einen Platz in? Schlitten bei der Heimreise-anbieten würde.

So geschah es auch, als ich mich Herrn v. W. vor- stellle, welcher eben von seinen Einkäufen in der Stadt in den Gasthof zurückkehrte, begleitet von seinem Kutscher, der einige Pakete mitschleppte, gestattete er mir auf meine Bitte

sofort, daß ich mich ihm ans der Heimfahrt nach seiner väterlichen Besitzung Wolgczinska anschließe. Allerdings hatte ich dem jungen Herrn gleich bei meiner Vorstellung mitge­teilt, daß ich mit seinem Vater in wichtigen Geschäften, wo­rüber er auch orientiert war, verhandeln müsse, und so war es wohl eine naheliegende Pflicht der Höflichkeit, daß er mich zur Mitfahrt einlud. Wir tranken noch einige Gläser kräf­tigen Glühweins miteinander und bestiegen dann den mit drei schönen, kräftigen Rappen bespannten Schlitten. Stephan, der Kutscher, trieb die Pferde durch ein leichtes Schnalzen der Zunge an, der am Tor des Gasthauses stehende Wirt bückte sich zum Abschiede bis fast zum Boden, und in der nächsten Sekunde sausten ivir mit Schnellzugsgeschwindigkeit durch die gerade nicht sehr belebten Straßen der Stadt R. dahin. Nach ein paar Minuten ließen rvir auch die letzten Häuser hinter uns, und glitten nun in dem Schlitten auf einem Landweg dahin, der nach einem sich vor uns aus­breitenden Walde hinführte. Ich sah nach meiner Taschenuhr, ich konnte eben noch erkennen, daß sie die fünfte Nachmittag­stunde zeigte; wenn die Schneeverhältnisse auf der weiteren Fahrt günstige waren, so konnten wir nach meiner Berech­nung mit diesen ausgezeichneten Pferden etwa um sieben Uhr abends in Wolyczinskä sein.

Ich machte eine hierauf bezügliche Bemerkung zu meinem Begleiter, welcher, wie es mir vorkam, aufmerksam in dis Richtung nach dem Walde zu blickte. Bei meinen Worten wandte er sich mir zu und äußerte:

Sie könnten Recht haben, Herr Malkwitz, ja wir sind wahrscheinlich bei der guten Schlittenbahn schon etwa einhalb sieben Uhr in Wolyczinskä, zumal Stephan die Pferde tüchtig ausgreifen läßt. Ich wünschte allerdings, wir wären schon zu Hause, denn mir kommt dieser Wald, obwohl er zu den Besitzungen meines Vaters gehört, nicht ganz geheuer vor!"

Wie, Herr v. W.", entgegnele ich betroffen, sollten wir wirklich etwas von Räubern zu befürchten haben? Das wäre nicht übel, ich führe gerade eine größere Summe Geld bei mir, da ich keine Zeit mehr hatte, sie in R. zur Post zu geben!"

Räuber?" sagte nun Verjünge Edelmann,nein, von solchem Gelichter hat man in hiesiger Gegend noch nichts gehört, aber es gibt hier mindestens ebenso schlimmes, vier- füßiges Gelichter, nämlich Wölfe. Spuren dieser Raubtiere sind in dem Walde vor uns von dein alten Förster Stanis­laus, einem der Forstbeamten meines Vaters, schon, vor ein paar Tagen entdeckt worden. Wir kornmen nachher bei seinem Hanse vorbei, das zugleich als Schenke für die Wald­arbeiter, Fuhrleute usw. hier herum dient, und können ihn selber fragen, rvie es mit den Wölfen steht. Uebrigens bin ich nicht ganz unvorbereitet auf ein Zusammentreffen mit diesen unheimlichen Gesellen, denn sehen Sie" Herr v. W. zog bei diesen Worten ein längliches Lederfutteral unter der Schlittendecke hervor und zeigte es mir,das Ding birgt zwei Lefaucheurgewehre meines Vaters, die ich heute gelegent­lich meiner Anwesenheit in R. von dem Büchsenmacher, bei dem sie in Reparatur neulich abgegeben wäre??, wieder ab­geholt habe. Eine Anzahl dazu passender Patronen führe ich auch bei mir; mir wollen die Gewehre, wenn wir bei Stanislaus ankommen, gleich laden, ich hoffe doch, Sie können schießen, Herr Malkwitz, wenn wir wirklich ein Re- kontre mit den Wölfen haben sollten?"

Ich versetzte einfach, daß ich Soldat gewesen sei, worauf mein Begleiter befriedigt nickte und sich in seine Ecke znrück- lehnte. Wir hatten mittlerweile den Wald erreicht, der sich in dunkeln Linien in einiger Entfernung rechts und links hinzog. Angestrengt spähte ich, so gut dies in der Dämmerung des Wintertages möglich war, in die gespenstisch an uns