den oberhalb der EnlnahniefteUe Filtergalerien in den Bast eingebaut, so daß nur geklärtes Wasser für die Speisung der Teiche in Betracht kommt. Diese Filtergalerien bilden eine Neuerung und gelten als bestes Schutzmittel. Die Pläne zu der Anlage wur den von Stadtbaumeister Striebel Neuenbürg ange­fertigt. Die Anlage war zuerst an einem geeignete reu Platz im Kleinenztal geplant, es wurde aber die Ausführung verhindert durch das Euztal-Was- serversorgungsprojekt der Stadtgcmeinde Stuttgart. Aber auch au ihrem jetzigen Platz bildet die An läge eine Musteranlage und eine Sehenswürdigkeit des Würzbachtales.

f Stuttgart, l 7. Dez. Heute früh gegen 5 Uhr entstand im 2. Stock der alten Städtischem Gewerbe­schule in der Torstraße ein Brand. Unter starker Rauchentwicklung brannte in zwei Schulsälen der Fußboden, in dessen Füllung, Spreuen und Säg mehl, das Feuer reiche Nahrung fand. Die Feuer­wehr hatte über l Stunde angestrengt zu tun, um den Brand aus seinen Herd zu beschränken. Die Entstehungsursache ist bis jetzt noch nicht aufge­klärt. Der Schaden ist bis jetzt ziemlich bedeutend.

H Stuttgart, l8. Dez. Innerhalb der letzten 20 Jahre ist der Geldertrag unserer Staats- f ersten bedeutend gestiegen. Noch im Jahre 1888 (schloß er mit 10 328 212 Ml. ab und 1898 brachte er es schon auf 13 838 108 Mark, eine Summe, die sich 1908 auf 19 820 858 Mart erhöhte. Der Festmeter Derbholz brachte 1888 10,66 Mk., 1898 14,«18 Mk. und 1908 17,07 Mk. Unter der Summe von 19 626 8-58 Mark brachte der Holzertrag 19«U2 955 Mk., die Nebennutzuugen 403 095 Mark und die Staatsjagd 114 564 Mark. Letzterer Posten ist angesichts der heutigen Preise so klein, daß er einer besonderen Untersuchung wert wäre. Auf die Erträge fielen 6 879 406 Mark Ausgaben, das sind Ä5,1 Prozent der Bruttoeinnahmen. Der Reinertrag betrug 1908 im ganzen 12 747 452 Mark. Auf ein Hektar Hvlzgruud entfielen 65,03 Mark, 1898 nur 45,92 Mark und 1888 gar blos 29,97 Mark. Auf den Festmeter Derbholzanfall kam > 888 inoch ein Reinertrag von nur 6,32 Mark, 1898 schon 9,81 Mark und 1908 sogar 11,45 Mark. Dabei ist zu berücksichtigen, daß-das Waldareal des Staates sich nicht in dem Verhältnis vermehrt hat, sondern daß die gewaltige Steigerung neben der Konjunk­tur des Holzmarktes besonders auf eine rationelle, intensive Waldwirtschaft der staatlichen Forstbehör­den zurückzuführen ist.

* Heilbronn, 17. Dez. Auf die gemeinsame Er­klärung der w ü r t t e m b e r g i s ch e n Handels­kammern zum Entwurf eines Gesetzes betreffend den Ausbau der deutschen Wasserstraßen und die Erhebung von S ch i f f a h r ts a b g a den, welche die Handelskammer Heilbronn an den Reichstagsabg. Dr. Naumann eingesandt hat, hat Naumann deren Unterstützung zugesagt und mitge­teilt, daß in der Fortschrittlichen Volkspartei nur die sieben Württemberger für die Wasserwirtschaft^ Vorlage stimmen würden, die übrigen unter Füh­rung von Kampfs und Gothein würden dagegen sein. Die Minderheit habe einen Platz in der Kom­mission erhalten. Nach gemeinsamer Ueberlegung sei Haußmann dafür bestimmt worden, da er als Landtagsabgeordneter sich am besten als Vertreter aller württembergischen Interessen darstelle.

Gerabronn, 18. Dez. Der Landwirt Schmieg aus Reicherswiesen war mit seinem Einspänner auf dem Heimweg und passierte abends sieben Uhr den Bahnübergang unterhalb Wittenweiler, als der Zug heranbrauste und das Fuhrwerk mit Pferd und Mann über die Böschung hinunterwars, so daß alles kopfüber flog. Der Wagen ging in Trümmer, der Ganl ist hin, aber Schmieg kam mit einigen Beulen davon. Er kann von Glück sagen, nicht weniger aber ver, den die Untersuchung als den an dem Unfall Schuldigen erweisen wird, weil wenigstens kein Men­schenleben auf sein Konto kommt. ^

Crailsheim, 17. Dez. Als sich Oberpräzeptor Binder gestern mittag anschickte, der Leichenfeier für Stadtschultheiß Sachs in der Johanniskirche beizu­wohnen, erlitt er einen Schlaganfall, der seinen soforOgen Tod herbeiführte.

! Friedrichshasen, 18. Dez. Im Schutze der Nacht kam geräuschlos ein Segelboot über den See von der Schweiz her ans württembergische Ufer Lei Langenargen gefahren. Es war mit drei Män­nern und einer Krau besetzt.. Alle bis auf eirwn Mann, der das Boot alsbald wieder auf den See hinauslenkte, strebten von der heimlichen Landungs- stelle weg dem Bahnhof zu, liefen aber dem Po­stenführer und Grenzwächtern in die Hände. Als man sie auf dem hiesigen Stationskommando unter­suchte, kam mehr als, ein Zentner Saccharin zum Vorschein. Die Schmuggler waren wieder einmal Tschechen. Seit der Mausfallenhandel nicht mehr recht geht, haben sie sich, wie man aus vielen Fäl­len der letzten Fahre schließen muß, auf den Schmuggel geworfen. -

Aus dem Reiche.

ss Saarbrücken, 18. Dez. Heute nachmittag ist beim hiesigen Luftschifferverein folgende Depesche eingetroffen: Bremerhaven, 12 Uhr 40 mittags., Die Leiche dse Leutnant Lang ist von unserem Fisch­dampfer Karlsburg gefunden und wieder in die Nordsee versenkt worden. Beweis und Brief folgen. Hochseefischerei Bremerhaven.

Zur Arbeiterbewegung in Pforzheim.

j! Pforzheim, 17. Dez. Die badische Regie­rung hat beschlossen, nvcheinmal unter Mithilfe des hiesigen Stadtrats und der Handelskammer Vermitt­lungsversuche in der Streikaussperrung zu machen, namentlich auch im Interesse der schwer geschä digten Geschäftsleute.

Tie Kronprinzenreise.

st Haiderabad, 17. Dez. Heute mittag kam der deutsche Kronprinz in Haiderabad, der Hauptstadt des größten indischen Vasallenstaats Englands, an. Auf dem Bahnhof fand ein glänzender Empfang durch den Nisam mit den Nabobs und seinen an deren Würdenträgern statt, ferner durch den den Nisam kontrollierenden britischen Residenten und die höheren Offiziere von dem zehn Kilometer ent­fernten Secunderabad, wo ein Lager von 10 000 Mann englischen Truppen jedes Aufstandsgelüst des oft in Europa gewesenen mohammedanischen Für­sten verhindert. Der Nisam, der ein Einkommen von 60 Millionen Mark jährlich hat, entfaltete einen Prunk, der nicht übertroffen werden kann. Während des Gegenbesuches des Kronprinzen bei dem Nisam glichen die Vorhöfe des Palastes einem ungeheuren Kriegslager. Die einzelnen Truppenteile, überboten sich an abenteuerlichen Waffen und bunten Unifor­men. Taufende von Eingeborenen bildeten in den Straßen der palastreichen Großstadt, die von den verschiedensten Völkerschaften bewohnt ist, Spalier.

js Aden, 17. Dezbr. Der Reichspostdampfer Lützow" des Norddeutschen Lloyd mit der Kron­prinzessin und Gefolge an Bord, ist auf der Heim­reifer heute vormittag 10 Uhr 30 Min. nach herr­licher ruhiger Fahrt in Aden eingetroffen. Die Kronprinzessin war sehr befriedigt über die getrof­fenen Einrichtungen und den Aufenthalt an Bord. In Aden fand kein Empfang statt. Die Kronprinzes­sin blieb an Bord. Di? Abfahrt von Aden er­folgte 2 Uhr 30 Min. nachmittags. /

NuslÄMjjchxS.

* Brest, 17. Dez. Der Sturm hält an. Der Demaphor der Insel Sein signalisiert, daß ein deut­scher Dampfer von Hamburg, der den LeichterCe- lorah" im Schlepptau hatte, die Trosse kappen und das Schiff auf offenem Meere seinem Schicksal habe überlassen müssen.

f Madrid, 18. Dez. Aus Vigo wird gemel­det, daß das Meer noch fortgesetzt Leichen und Trümmer ans Land wirft, die von dem unterge­gangenen Dampfer Palermo herrühren. Da am Kap Finisterre heftige Stürme herrschen, ist es unmög­lich, sich der Stelle zu nähern, wo das Schiff un­tergegangen ist.

h Londskrona, 18. Dezbr. Die Reederei des DampfersCedriu", der mit einer Besatzung von 16 Mann mit Kohlen auf der Reise von Hüll nach Gefle begriffen war, hat von dem Kapi­tän des Dampfers heute ein Telegramm aus Gefle erhalten, nach dem das Schiff gesunken ist, wo­bei 12 Mann ertranken.

* Blagowefchtschenk, 1 7. Dez. Der Kommandeur des Amur-Kosaken-Regiments, Oberst Raddazi, der sich mit einem Offizier und zwei Ordonnanzen nach der Ortschaft Sachalin auf dem chinesischen Ufer begab, wurde von chinesischen Polizei beam­ten festgehalten und mit den Ordonnanzen Entwaffnet. Der Offizier, der sich frei machen konnte, holt? zwei Kosakensotnien und befreite die Verhafteten. Der Grenzkommissar leitete Untersu­chung ein.

Tie revolutionäre Bewegung in Mexiko.

!! Newhork, 17. Dez. In Texas ankommende Reisende berichten von einem bedeutenden Erfolg der mexikanischen Insurgenten gegen 1000 Mann Regierungstruppen bei La Junta, in der Nähe von Minaca. Die Insurgenten nahmen 150 Mann ge­fangen. Sie selbst verloren zahlreiche Tote und Ver­wundete. Einer Meldung derWorld" zufolge, wä­ren 800 Mann Regierungstruppen getötet. Die In­surgenten sind neuerdings auch sonst mehrfach er­folgreich.

!s Newhork, 17. Dez. Der Botschafter der Ver­einigten Staaten in Mexiko meldet, daß sich die Stadt Guerrero in der Provinz Chihuahua noch im Besitz bvr Revolutionäre befindet- :

Allerlei.

* Eine Dorfwirtin aus Niederbayern hat die^Metzgermeisterprüfung im Schlachthaus zu L-traubing bestanden. Mit Sicherheit und Ge­wandtheit tötete sie einen Ochsen, schlachtete ein Schwein und ein Kalb und richtete die geschlachteten Tiere für die Fleischbank her. Dann bestand sie auch die theoretische Prüfung mit vollem Erfolg,

* In Kopenhagen "wurde der frühere dä­nische Justizminister Alberti wegen Betrügereien in Höhe von 15 Millionen Kronen und zahlreicher Urkundenfälschungen zu 8 Jahren Zuchthaus u. zur Tragung der Kosten des Verfahrens im Betrage von 3000 Mark verurteilt. Alberti hat erklärt, daß er gegen das Urteil beim höchsten Gericht zu Ko­penhagen Berufung einlegen wolle. Der Prozeß vor dem höchsten Gericht, für den das mündliche Ver­fahren gilt, wird im Frühjahr 1911 stattfinden. An der Bestätigung des erstinstanzlichen Urteils wird indes nicht gezweifelt.

* In London wurden ein Schutzmann getötet und zwei seiner Kollegen erschossen, als sie Diebe, die in einem Juwelenladeu eiugedrungen waren, dingfest machen wollten. Die Einbrecher entkamen.

8 Nikolaus- und Weihnachts-Bescherung. Be­kanntlich war der Nikolaustag (6. Dezember) in älteren Zeiten von größerer Bedeutung für die Kin­derwelt als heute. Es fapd an diesem Tage die Betz- jcherung statt, die jetzt allgemein auf Weihnach­ten verlegt ist, und in den vielen Nikolaus-, Klas- odcr Klöschenmärkten, die noch jetzt in deutschen Landen abgehalten werden, kommt die soziale Seite dieser alten Sitte zum Ausdruck: auf diesen Märk­ten fanden die Eltern reichliche Gelegenheit für die Beschaffung geeigneter Beschäftigung zu sorgen. Der Brauch der Bescherung am Nikolausfeste ist sehr alt u. läßt sich s owohl für deutsch? wie französische Gegenden bis weit ins Mittelalter hinauf verfolgen. Wie darin seinerzeit plötzlich in großen, maßgeben­den Ortschaften eine Aenderung eintrat, ersieht man aus dem Bericht über die Abschaffung der Nikolaus- beschernng in Straßburg, den L. Pfleger in der Elf. Monatsschrift für Geschichte und Volkskunde" veröffentlicht. Diese Mitteilungen sind deshalb von Bedeutung, weil sie uns deutlich zeigen, wie und mit welchen Gründen man alte Bräuche abschaffte und wie man neue an ihre Stelle setzt, vor allem, weil sie uns über die bisher wenig bekannte Art und Zeit der Aenderung wünschenswerten Aufschluß geben. Auch in Straßburg war bis zum Jahre 1570 iin Anschluß an den alten Nikolausmarkt die Bescherung am Nikolaustage abgehalten worden. Da erhob eines Sonntags ein eifernder Prediger seine Stimme auf der Münsterkanzel gegen den alten Väterbrauchals ein Stück vom alten Sauerteig der Pharisäer" und als einen Rest des Papsttums, der sofort mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden müsse. Ein einflußreiches Magistratsmitglied ver­faßte daraufhin ein langes Memorandum, in wel­chem es daran erinnerte, . daß der Herr Flinnsr isz. der Prediger! abermals eine Bermanung ge- than des Clausen halb, daß es nemblich ein Stück vom Papsttmnb und ein übelstand sey". Doch fand der sozial denkende Manu einen Ausweg: Um die Kaufleute und Budenbesitzer, die auf dem Klausen­markt ihr Geschäft machten, nicht zu sehr zu schä­digen, wollte er an Stelle der Nikolausbescherung die Weihnachtsbescherung treten lassen, und es wurde deshalb von hoher Obrigkeit einfach dekre­tiert:Daß die Kinder dahin gewiesen, daß das Christkindlein bescher und nicht Sankt Nikolaus . . ." So wurde dem altehrwürdigen, im Laufe der Jahr­hunderte im Volke festgewurzelten Brauche gewalt- samerweise ein Ende gemacht.

Handel «nd Verkehr.

* Mergentheim, 16. Dez. (Schafmarkt.) Bei lebhaftem Besuch und Geschäftsgang wurden auf dem gestrigen Schaf­markt bewertet: Lämmer 3560 Mk. Jährlingshämmel 5075 Mk., Mutterschafe 4872 Mk. pro Paar. Ter Gesamtzutrieb betrug gegen 4500 Stück.

II Stuttgart, 17. Dez. (Schlachtviehmarkt.) Zugktrieben 46 Großvieh 118 Kälber, 378 Schwein-.

Erlös aus Hz Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von bis Pfg., 2. Qual, d) fleischige und ältere von bis Pfg.: Bullen (Farren) 1. Qua'.. s,) vollfleischige, von 82 bis 84 Pfg., 2. Qualität d) Ltü-r und weniger fleischige von 75 bis 79 Pfg-, Stiere und Jungrind er 1. Qual, a) ausgemästete von 90 bis 94 Pfg-, 3. Qualität b) fleischige von 87 bis 90 Pfg., 3. Quatitär «v geringere von 85 bis 87 Pfg.; Kühe 1. Qual. ») junge gemästete von bis Pfg-, 2. Qualität b) Lurre gemästete von 65 bis 75 Pfg-, 3. Qualüät e) geringe: r von 45 bis 55 Pfg., Kälber: 1- Qualität ch beste Saug­kälber von 93 bis 96 Pfg-, 3. Qualität b) gute Saug­kälber von 88 bis 91 Pfg-, 3. Qualität o) geringere Saug­kälber von 80 bis 87 Pfg. Schweinei. Qualität ch junge fleischige 71 bis 72 Mg-, 3. Qualität b) schwere fette von 70 bis 71 Big-, 3. Qualität o) geringere von bisPf.

Für aus Fra nkreich e in ge führte Bul l en wurden bezahlt: 2. Qualität 7477, für Jungrinder 3. Qualität 8687.

Beramsortlrchrr Redakteur: L. Lauk, Mteuftrig.