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1877.

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anNarretitchs Lageszeiiung und Anzeitzedlatt, verbreitet in den Vberamtsbezirken Nagold, Freudenstadl, Calw u. lrsuenbür^

Schwanwälder Sonnlaasblatt.

Rr. S86

Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Laut), Altensteig.

Samstag, dsrr 17. Dez«Mbsr.

LasSchwarzwälder Sonntagsblatt" ist durch die Post separat zu beziehen.

MO.

Wachen-Rundschau.

Die Schwierigkeiten im 14. Wahlkreis.

Es dürfte zwar nicht zu befürchten sein, daß die im 14. Reichseagswahlireis (Ulm-Heidenherm) zwischen der nationalliberalen und der Volkspartei ausgebrochenen Differenzen über die Kandidatur noch nachträglich eins Gefahr für das nationallrbe- ral-volksparteiliche Wahlabkommen in Württemberg bilden werden, aber unangenehm sind sie doch. M-ißk- verständnisse, lokale Gegensätze, Uebereiser und Un­geschicklichkeit sind gleichermaßen an den ärgerlichen Vorgängen schuld. Aus dem jetzt bekannlZewordenen Wortlaut der Vereinbarungen zwischen den beiden Parteileitungen ergibt sich, daß es bei gutem Wil­len und bei etwas mehr Kaltblütigkeit auf beiden Seiten unschwer möglich gewesen wäre, dce Strei­tigkeiten zu vermeiden. Die nationalliberale Partei hat im 14. Wahlkreise ihre Unterstützung des volks- parteilichen Kandidaten ausdrücklich davon abhängig gemacht, daß der bisherige Vertreter Storz die Kandidatur wieder annimmr. Im anderen Falle hält sich die nationalliberale Partei zur Unterstüt­zung eines anderen Kandidaten nicht für verpflich­tet, sondern beansprucht die gemeinsame Kandidatur in diesem Wahlkreise für sich. Die Volkspartei hat für den Fall des Verzichts von Storz die Berechti­gung der Nationalliberalen zu einer eigenen Kan­didatur anerkannt, ohne aber auf eine eigene Kandi­datur zu verzichten. Das Abkommen war also, wie man sieht-, durchaus darauf zugeschnitten, daß der bisherige Abg. Storz wieder eine Kandidatur annehme. Abg. Haußmann hat noch am 18. No Vs in einem Schreiben an den nationalliberalen Par­teivorsitzenden Kübel bestätigst daß die Volkspartei an dem Uebereinkommen festhülst und hinzugefügt, daß, wenn Storz eine Kandidatur ablehnt, vor Aus­stellung einer Kandidatur eine Rücksprache der Par­ieivertreter stattsinden solle, daß aber im übrigen die feste Aussicht bestehe, Storz werde spätestens im Frühjahre eine Entschließung im positiven Sinne fassen. Eine solche Frist ist Abg. Storz wohl des­halb erwünscht gewesen, weil er jüngst seinen Wohn­sitz und seine Anwaltspraxis von Heidenheim nach Stuttgart verlegt hat und dadurch in seinen per­sönlichen Verhältnissen berührt worden ist. Unter­dessen aber waren die Parteien in Ulm immer mehr aneinandergeraten. Die dortige Volkspartei gab zu erkennen, daß sie im Falle des Verzichts Storz den Rechtsanwalt Hähnle, einen Sohn des früheren Abgeordneten, ausstellen werde, und der etwaige Kandidat entfaltete zugleich eine rührige Tätigkeit, die von den Nationalliberalen, die ihrer­seits in der Person des Landtagsabgeordneten Kom­merzienrat Wieland bereits einen Kandidaten für hen eventuellen Fall gefunden hatten, als ein Verstoß wider den Geist des Wahlabkommens an­gesehen wurde. Sie richteten daraufhin an Storz eine Art Ultimatum mit der Aufforderung zur Er­klärung über seine Kandidatur und die Antwort des Abg. Storz ist daraufhin negativ ausgefallen. Man muß also damit rechnen, daß sich im Ulmer Wahlkreise die beiden liberalen Parteien heftig be­kämpfen werden, wenn es nicht doch noch gelin­gen sollte, sie zur Verständigung zu bringen. Am besten wäre es, wenn sich Storz entschließen würde, doch noch die Kandidatur, die ja wohl ein Opfer für ihn wäre, zu übernehmen. Freilich, die Streitig­keiten der letzten Leit haben auf beiden Seiten geschaffen, daß in ein gepiLinschastliches Zusammen­gehen schwer noch Plan hineingebracht werden könnte. Und so sind die Aussichten der Sozial­demokratie in jedem Falle erheblich gestiegen. Der bisherige Vertreter des Wahlkreises Eßlingen, Prof. Wetzet (natl.), hat nun endgültig die Ueber- nahmc der Kandidatur abgelehnt. An seiner Stelle­wird aller Voraussicht nach Rechtsanwalt Lisi in Reutlingen als gemeinsamer bürgerlicher Kandidat aufgestellt werden. (Das heißt, ob der Bund der Landwirte mittun wird, ist keineswegs sicher.)

Rn unsere geehrten Leser!

Vas ke^ugsvierteljaln Zer Leitung nähert sich seinem 6näe unä äie 2eit ist wieäer äs, wo äer Postbote sich rum 6inrug äes 2eitungsgeläes einstellt, wir richten äeshalb an alle unsere Leser äie treunäliche kitte, rechtzeitig iiir äie Er­neuerung äes Abonnements unserer Leitung besorgt ru sein.

Neu Mrrmeirnae Monnenten sina um mir vill- konnnen!

Auch im neuen Jahrgang weräen wir bemüht sein, unseren geehrten Lesern mit unserer reichhaltigen unä äoch billigen Leitung äas keste ru bieten.

kochachtenä

Der Verlag.

Tie EtaLsdehatte.

Der Reichstag har diegroße Woche" der Erat- bebarte gehabt. 2 ne erste kesirng des Rechshaus- halcserats bringt nicht nur eine Erörterung über den Erat sewst, sondern über die gesamte politische Lage und über altes, was sonst rm Hrmmel und auj Erden cst. Diesmal allerdings ist die Zahl der Einzelheiten, derFälle", über die man sich un­terhalten hat, immerhin durch die große Aüs>prache über die allgemeine Politik etwas in den Hinter­grund gedrängt worden. Etwas merkwürdig be­gann dre Etarsberatung, nämlich in Abwesenheit des leitenden Staatsmannes. Reichskanzler v. Beth- mann Hollweg hatte es nämlich für notwendig ge­sunden, an der Hofjagd teilzunehmen, die der Kai­ser zu Ehren eines.Hohen Jagdgastes, des österreich­ischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand im Saupark bei Springe im Hannoverischen veranstal­tete. So leitete der Reichschatzsekretär die Debatte ;ein, und er t,at es in einer Weise, die üblexall' einen ungewöhnlich guten Eindruck machte, da sie ihn als einen Mann zeigte, der sein Ressort be­herrscht und weiß, was er will, auch die Energie und Entschlossenheit besitzt, seine Absichten durchzuset­zen. Extra zufrieden mit ihm ist man im Lager des schwarzblanen Blocks, denn Staatssekretär Mer­muth versäumte nicht, das zu tun, was man auf dieser Seite von jedem Regierungsmanne verlangt: der Reichsfinanzreform ein Loblied zu singen. Zwar haben die neuen Steuern, das konnte auch Der Schatzsekretär nicht umhin, zu gestehen, bisher nicht alles gehalten, was man von ihnen erwartet hat, aber die fortschreitende Gesundung der Reichsfi­nanzen soll ans dem besten Wege sein. Zum Be­weise dafür beries sich der Schatzsekretär darauf, daß der Reichserar mit den vorhandenen Mitteln hat ins Gleichgewicht gebracht werden können, wozu es allerdings strengster Sparsamkeit bedurft hat. Sparsamkeit ist ein schönes Ding, und niemand wird mit Anerkennung dafür zurückhalten, daß sie endlich einmal kräftig im Reichshaushalt geübt worden jst. Aber mit dem Etatgleichgewicht ist es im übrigen doch eine etwas eigentümliche Sache. Ganz ohne Kunststücke hat es Herr Wermuth doch nicht fertig gebracht, und er hat auch eine Steuer einsetzstn müssen, die noch nicht einmal, bewilligt ist, näm­lich die Reichswertznwachssteuer. Sie steckt augen­blicklich noch in der Kommission und stößt aus al­lerlei nicht geringe Schwierigkeiten. Was schließlich dabei herauskommen wird, ist noch gar nicht ab­zusehen. Doch das beschwert augenblicklich den Herrn Schatzsetretär bei seinem Etat nicht und die Mehr­heit des Reichstags erst recht nicht. Für den schwarz- blauen Block ist die Hauptsache, daß der Etat auf dem Papier im Gleichgewicht ist, damit man vor den Wählern sagen kann: seht, das haben wir mit der vielgeschmähten Reichssiüanzreform zustande ge­bracht. Wenig entzückt ist offenbar der preußische

Kriegsminisier, der kürzer gehalten worden ist, als .ihm lieb ist und als er es gewöhn: ist.- Auch die Marine har sich erwas beschränken müssen. Die Chefs der beiden Ressorts sollen das im besten Ein­vernehmen mit dem Reichsschatzsekcetär getan haben, aber der Rede des Kriegsministers v. Heeringen, mit der er im Anschluß an die Rede des Schatz-, sekretärs die Heeresvorlage begründete, deren erste Lesung mit der Etatsberatung verbunden worden ist, ließ doch ein gewisses Mißvergnügen dnrchschimmern. Die Heeresverwaltung kann sich mit dem, was zum Ausbau der Heeresorganijation gefordert wird, vor­läufig behelfen, aber sie fühlt doch Bedenken, daß sie erst in einigen Jahren das bekommen wird, was sie schon jetzt für notwendig hält, namentlich im Hinblick auf Frankreich.. Der zweite Tag der Etat­debatte gehörte dem Reichskanzler. Er hielt die große Rede über die politische Lage and feinPro­gramm", die man von ihm mit Spannung er­wartete. Eine Sensation hat Herr v. Bethmann Hollweg nicht geboten, selbstverständlich nicht, denn keiner hat weniger sensationelles sin seiner Art als der Doktor der Philosophie Bethmann Hollweg. Er hat auch kein ,,großzügiges" Programm entworfen und eine starke staatsmännische Persönlichkeit da­für eingesetzt. Er ist ganz in dem Bilde geblieben, das man von ihm kennt. Allerdings hat er die­sem Bilde einige tiefere und charakteristische Linien hinzugesetzt. Daß er mit einigen Ausführungen der Reichssinanzreform sein Lob anssprach, ist selbstver­ständlich; denn er har sie ja in dieser Gestalt aus den Händen der Mehrheit enrgegengenommen. Daß es aber nicht nur darauf ankommt, überhaupt Geld zu beschaffen, sondern daß es daraus ankommt, wie es beschafft wird, darauf hat nachher der national- liberale Führer Wassermann den Reichskanzler auf­merksam gemacht. Er hat ihn- ferner auch aufmerk­sam gemacht darauf, daß das, was manSteuer­hetze" nennt, nicht etwa von den Parteien künstlich geschaffen, sondern aus dem Volke heraus entstanden ist. Auf die Reden der Wortführer der Parteien näher einzugehen, erübrigt sich, da ausführlich dar­über berichtet wurde. Viel neues haben sie nicht zu sagen vermocht; ihre Ausführungen bewegten sich durchweg in dem Rahmen der Parteiauseinan ­dersetzungen, die seit Wochen und Monaten die Presse füllen und die Versammlungen beschäftigen.;

Eine Wahlniederlage der Konservativen.

In dieser Berichtswoche war die Stichwahl im Reichstagswahlkreise Labiau-Wehlau. Sie hat einen glänzenden Sieg des Kandidaten der Fortschritts Volkspartei gebracht, der mit rund 2500 Stimmen Mehrheit gegen den Konservativen gewählt wor­den ist. Die Konservativen haben, was Lei Stich­wahlen selten ist, knapp ihre Stimmenzahl bei der Hauptwahl erreicht, wogegen der Freisinnige über den Zuwachs durch die sozialdemokratischen Stim­men hinaus noch Reserven aufzubringen vermochte. Und das trotz aller Anstrengungen auf konserva­tiver Seite, wo zudem der behördliche Wahlapparat stark tätig war. Diese schwere Niederlage der Kon­servativen in Ostpreußen zeigt, wie sehr die Wäh­ler gegen die jetzige politische Richtung aufgebracht sind.- - 1 ^ s

De«tsche Landwirischaftsgesellsch aft.

Am Montag hielt die Deutsche Landwirtschafts- gosellschast in Berlin eine festliche Jubiläumssit­zung ab. Der Kaiser war dazu erschienen und hielt eine Ansprache, worin er die großen Leistungen der Landwirtschastsgesellschaft für die Hebung der Landwirtschaft feierte und an sie dis Aufforderung richtete, auch in Zukunft die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft, sowohl des Großgrundbesitzes wie des bäuerlichen, durch Nutzbarmachung der wissen­schaftlichen Forschung speziell ans dem Gebiet der* Tierzucht, der Industrie und der Technik, zu fördern^ Auch Reichskanzler b. Bethmann Hollweg hielt, eine - anerkennende Ansprache.