Frau au der von Sherlok bezeichnten Stelle den Tod gejucht hat.

t Winterstettendorf, SA. Waldjee, 3. Dez. Ein 24jähciger Dreschmaschinenarbeiter namens Gnann aus Hagenaufurt bei Wintersteltendorf glitt auf dem mit Blech beschlagenen Einlegebrett aus und ge­riet mit dem Fuße in die Trommel der Drejchma- fa)ine. Bis zum Knie ivurde das Bein vollständig abgerissen. Der Arzc befürchtet, baß eine Aiupu tatron nicht mehr möglich sei, da der Verunglückte beinahe verblutet ist.

Der Beteranen-Appett.

Ein großer Tag war es gestern für die Beter anen unseres Landes, die sich in Stuttgart zum Appell vor dem König versammelten. Wer von den alten Kriegsveteranen abkvmmen konnte, wer von ihnen nicht durch Krankheit oder Gebrechlichkeit ab- gehalten war, der unternahm die für viele be­schwerliche Reise in die Residenz, um dem denk­würdigen Akte beizuwohnen. Es war eine Freude, die dekorierten Krieger zujammenströmen zu sehen. Auch von Altensteig fanden sich morgens 10 Beter anen aus dem Bahnhof ein, um dem Rufe nach Stuttgart zu folgen. Unter ihnen war auch der über 80jährige. Landjäger a. D. Kratzeisen. Auch von den umliegenden Orten hatten sich Veteranen eingefunden, die auf jeder Station weiteren Zuzug bekamen. Die Wagen waren alle dicht besetzt, so daß kaum der Schaffner mehr durchkommen konnte und mancher Alte mußte sich mit 'einem Steh­platz begnügen. Der lebhafte Austausch von Kriegs­erinnerungen und die Entdeckung und Begrüßung alter. Bekannter aus dem Krieg verkürzten die Fahrt. Stuttgart hatte reichen Flaggenschmuck zu Ehren der Veteranengäste angelegt und der Verkehr war ein riesiger. Ueberall Veteranen und Veteranen, da allein, dort mit Angehörigen, und da und dort freundliche Begrüßung und anregende Unterhaltung zwischen Veteranen und Offizieren, die in liebens­würdiger, kameradschaftlicher Weif? mit ihren Kriegskameraden Verkehr pflegten. 40 Jahre, seit dem Friedensschluß hatte man sich nicht mehr ge­sehen und jetzt dock noch erkannt. Es war für viele Veteranen eine herzliche Freude, dieses Wieder­sehen.

Von halb l l Uhr an sammelten sich die Veter­anen, nach den alten Truppenverbänden geordnet, an den verschiedensten Punkten der Stadt, um un­ter Führung von alten Offizieren und den Klängen der Musikkapellen zum Schloßplatz zu marschieren, der von einer zahlreichen Menschenmenge umsäumt war. Zur festgesetzten Stunde erschien der König in Generalsuniform, begleitet vom Generaladjutan­ten Freiherrn von Bilfinger und den Flügeladju­tanten. Ihm folgten die Herzöge Albrecht, Robert und Ulrich von Württemberg, der Herzog von Urach und ein glänzendes militärisches Gefolge, in dem fast alle Uniformen der württembergischen Armee vertreten waren. Der König, von brausenden Hoch­rufen empfangen, schritt die lange Front der auf­gestellten Kriegsoeteranen ab, eine große Anzahl derselben in seiner gütigen, menschenfreundlichen und schlichten Art mit einigen Worten begrüßend. Den Beschluß der Aufstellung bildete die alte württem- ! bergische Feldpost, deren Verdienste der König dank- ! bar anerkannte. Nachdem der Landesherr, der ! überall jubelnd begrüßt wurde, vor der Ein- !

Drr Franzose.

Erzählung aus der Neuesten Zeit von M. Reinhold.

(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.

Es sind zwei Jahre vorüber gegangen. Klaus Bertram und Margot, seine junge Frau, die er sich wieder errungen, bewohnen jetzt Mariengruud, von wo Klaus den Verrieb in der großen Fabrik leitet. Er ist seinem älteren Bruder Christoph, der meist in der Stadt haushält, eine wertvolle Hilfe geworden, denn der lebenserfahrene Manu, von dem jeder weiß, wie schlecht es ihm in den algerischen Sandwüsten ergangen, daß er mehr erlebt hat, wie alle die Leute in Friedingen, versteht es vortreff- ^ lich, mir der ganzen, vielköpfigen Arbeiterschaft fer- ! tig zu werden. Die Arbeiter parieren ihm, dem sie nicht mit Phrasen, sondern nur mit Tatsachen kom­men dürfen, aufs Wort: sie wissen aber auch, daß Klaus nach besten Kräften für ihre Interessen bei feinem Bruder, dem Chef des ganzen großen Un­ternehmens, eintritt. Und wer ja etwa nicht in einer schlimmen Laune auf Klaus Bertram hört, der ist doch still, wenn von seiner Frau Margot die Rede ist. Auf diese läßt niemand auch nur ein Wort kommen, sie kennt alle Frauen und Kin­der und jedem weiß sie zu helfen, der ihrer be­darf. Wenn irgend ein Arbeiter aus der Bsrtram- schen Fabrik seinem Aerger über die ,,Geldsache" Luft macht, daun trumpft seine Frau auf und ge­bietet ihm Rücksicht auf Frau Margot. Von deren Mutter wird wenig geredet: daß sie nun schon so lange Monate fern war. fiel den einfachen Leu­ten natürlich auf, aber sie wußten ia, von ie hatte Frau Eleonore ihren eigenen Willen gehabt und

fahrt in den Schloßhos Aufstellung genommen hatte, begann der Parademarsch sämtlicher Teilnehmer am Appell. Es war eine ernste, feierliche Stunde, als die ergrauten Männer, die vor 40 Jahren in blu­tigen Ringen Heldenhaftes geleistet haben, vor ihrem König vorbeidefilierten, Offiziere und Bürger, Be­amte und Landleute, viele unter ihnen noch in ihren malerischen Trachten, mit festem Schritt, das treue Soldatenauge fest auf den Kriegsherrn ge­richtet, der e<mst und unverwandt den Blick auf die Vorüberziehenden gerichtet hatte. Veteranen, die nicht mehr gut zu Fuß waren, .oder denen die Anstrengung zu groß war, nahmen in Chaisen, die zur Verfügung gestellt waren, an dem Borbeizng teil. Annähernd 10 000 alte Veteranen hatten an dieser imposanten und ergreifend wirkenden Huldi­gung teilgenommen, unter ihnen die Generäle Gras von Zeppelin, von Pfasf, Freiherr Pergler von Per glas, von Wagner usw. Die Königin hatte mit den fürstlichen Damen auf dein Balkon vor dem Wei ßen Saal dem Appell beigewohnt. Nach Beendi­gung der Feier zogen di? Teilnehmer, in dersel­ben Ordnung wie sie erschienen waren, in die ver­schiedensten Lokale zur festlichen Bewirtung. Hier hatten sieb auch altbekannte Offiziere, teils in Zivil, eittgefunden, die einst mit beim Ausmarsch waren und nun zum Teil Ansprachen an die einstigen Kriegsteilnehmer hielten. Manche Episoden wur­den dabei erzählt. Ueberall in den Quartieren wa reu Militärkapellen, die vom ganzen Lande zusammengezvgen waren. So nahm auch der ge­mütliche Teil einen schönen und erhebenden Verlauf. Eine besondere Huldigung hatten die Angehörigen des 2. Regiments ihrem greisen Kommandeur Ge­neralmajor von Ringler zugedacht. In geschlos­senem Zug marschierte diese alte Ehrengarde zur Wohnung ihres tapferen Führers. Zum Zeichen der- Liebe und treuen Anhänglichkeit wurde ein brausendes Hoch auf den General ausgebracht. Dann trat der greise, bald 95 Jahre alte tapfere Offiziev aus den Balkon der Wohnung und dankte den treuen Waffengefährten für die ihm bereitete Ehrung. Al­len an dem Appell teilnehmenden Veteranen wird dieser Ehrentag unvergessen bleiben. Eine beson­dere Freude war es für sie, als der König in strammer Haltung und schneidigem Schritt die lange Front abschritt: es wird ihnen ein unvergeßliches Bild sein. Hockbesriedigt von dem Erlebten traten die Veteranen ihre Heimfahrt an und häufig konnte man beim Abschied hören:Ans Wiedersehen in lO Jahren, wenn wir noch leben!"

Eine Bailcmwettfahrt.

st Stuttgart, 3. Dez. Trotz des zweifelhaften nebligen Wetters fand heute die gelegentlich des Beteranenappells vom Württ. Verein für Lust- s chi fsahrt veranstaltete Fuchsfahrt vom Flug­platz hinter der Gasanstalt Geisbnrg aus statt. An der Fahrt sind beteiligt die BallonsStuttgart" (Fuchsballon), ..Schwaben",Kontinental l",Kon­tinental 2",Ulm",Augnsta". Kurze Zeit nach­her stiegen die sechs Ballons rasch nacheinander auf und schlugen Amtliche eine nordnordwestliche Richtung ein. !

Aus dem Reiche.

!' Berlin, 4. Dez. Seit längerer Zeit glaubt sich der Ordinarius der Nationalökonomie an der

war unberechenbar gewesen. Wer wußte, ans wel­chem Grunde sie abwesend blieb? Jedenfalls war diejunge gnädige Frau" allen ein reicher Ersatz und Schatz.

Daß Christoph Bertram wenig aus der Stadt heraustam, wurde kaum beachtet. Er harte ja in seinem Bruder den besten Stellvertreter, den er sich nur wünschen konnte. Den Leuten hatte er in seiner ernsten, strengen Weise kaum nahe gestan­den, so wurde er denn auch nicht vermißt. Eins nur fiel den Leuten auf: wenn inan ihn neben Mar­got sah, sv erschien deralte Herr", wie man ihri zum Unterschied von seinem Bruder auch wohl nannte, ganz verjüngt. Und in der Tat, Margot, um. die er sich bis zur Heimkehr ihres Gatten eigent­lich wenig bekümmert hatte, hatte es ihm angetan. Sie war ihm lieb, als wäre sie seine Tochter ge­wesen.

An die verschwundene Frau Eleonore hatte er viel gedacht, aber es wäre ihm doch unmöglich ge- wejen, nun bestimmt zu sagen, ob er sie wirklich vermisse. Er sagte es sich selbst, seine Kälte ihr gegenüber, die doch sine ganze Reihe von Jahren ihm jo nahe gestanden, sei eigentlich nicht in der- Ordnung, Haß oder Liebe ja, aber diese starre Gleich­giltigkeit paßte nicht für einen Mann, der sich das Weib einst aus heißer Neigung heraus erwählt hatte. Indessen, er war nun einmal so und war nicht an­ders zu gestalten, denn ihm schien, als sei in sei­ner Brust etwas gesprungen, das nie wieder ersetzt werden konnte. Wir Menschen nennen das Lebens­freude, die nie wieder entfacht werden kann, wenn sie einmal tot ist.

Universität, Prof. Bernhard, durch mehrere Kollegen in der Lehrfreiheit behindert. Infolge Persönlicher Konflikte, die sich daraus ergeben haben, hat Prof. Bernhard jetzt einen anderen Professor der philoso­phischen Fakultät, wie es heißt Prof. Gering, zuin Zweikampf h e ra u s g e f o r d e r t. Man glaubt, daß das Duell nicht zur Ausführung gelangen wird.

^ Berlin, 8. Dez. Wie bisher -ermittelt ist, hatte sich eine Familie Graf in der Boxhageuer- straße zehn Pfund Margarine von einer auswär­tigen Firma schicken lassen und davon mehreren Be­kannten kleinere Posten überlassen. Sämtliche Per­sonen, die von der Margarine gegessen haben, sind erkrankt. Doch scheinen die Vergiftungen nicht ernst zu sein. Die Zahl der Erkrankten steht noch nickt fest.

Zur Psorzheimer Arbeiterbewegung.

st Pforzheim, 3. Dez. (Streik.! Vorgestern, ge­stern und heute wurde die chon dem Fabrikanken­verband beschlossene Aussperrung dnrchgeführt. Es liegen nun alle Fabriken still bis ans diejenigen, die nach Lösung von Erlaubniskarten vom Metall­arbeiterverband mit organisierten Arbeitern ar­beiten. Von Vermittlungsversuchen verlautet nichts, auch der Oberbürgermeister hat auf frühere Auffor­derungen in den Zeitungen nicht reagiert, ebenso die Regierung.

st Gmünd, 4. Dez. Gestern abend hielt der deutsche Metallarbeitervcrband hier eine stark be­suchte Versammlung ab, in der der Bezirtsleiter Borhölzer einen Vortrag über die Aussperrung im Psorzheimer Industriegebiet hielt. Der Redner wollte über den Ausgang der Bewegung nicht pro­phezeien. Er persönlich bedauert aufs lebhafteste die ungeheure Schädigung des Erwerbslebens. Wä­ren die Unternehmer nicht so unnachgiebig gewe­sen, dann hätte man jetzt nicht diese bedenkliche Situation. Redner bezeichnet«: die Schließung sämt­licher Betriebe in Pforzheim als eine Ungeschicklich­keit der Unternehmer, wie sie größer nicht gedacht werden könne: An der Debatte beteiligten sic«) die Gemeinderäte Becker und Warmer. '

Ausländisches.

* Rom, 3. Dez. Heute nachmittag stürzten aus dem Flugfeld von Centocelle bei Rom der Ingenieur Cammarotta und ein Pioniersoldat ab, die aus einem Farman eine sehr große Höhe erreicht hatten. Sie waren sofort tot. Der tödliche Sturz ist durch einen Motordefekt des Farmanapparates verursacht worden.

j! Cormra, 4. Dez. Das Segelschiff Princesa ist mit zwölf Mann u n t e r g e g a n g e n. Nur der Eigentümer des Schiffes konnte sich durch Schwim­men retten.

) Paris, 4. Dez. In der Nähe von Le Maus wurde in der letzten Nacht ein Automobil, in dem sich die Gräfin Nicolay und ihr 28jähriger Sohn befanden, bei einein Eisenbahnübergaug von dem Pariser E x p r e ß z u g erfaßt u nd voll- ständig zertrümmert. Die Gräfin, ihr Sohn und der Chauffeur wurden auf der Stelle getötet.

BcrLMrwrtllcLer Redakteur: L. Laut, AUentt-ig,

Der alte Anton Wuddicke hat seine Arbeit in der Bertram'scheu Fabrik aufgegeben, dis beiden Brüder Bertram, und erst recht Margot, haben es ihm nie vergessen, daß er es gewesen war, der zuerst dem aus Afrika heimkehrenden Klaus einen freundlichen Willkommen und eine herzliche Auf­nahme in der Heimat dargeboten hatte. Er konnte es sich leisten, alsRentier" zu leben, nachdem ihm aus der Kasse des Bertram'scheu Geschäfts ein regelmäßiger Monats-Beitrag gezahlt wurde. Selbst­verständlich war es ihm aber ganz unmöglich, still zu sitzen, und so arbeitete er in seiner eigenen Land­wirtschaft umher, so viel er vermochte. Mit sei­ner Schwiegertochter Frau Rose verstand er sich vortrefflich, sie dachten sich immer neue Verdienst- Gelegenheiten aus, und wenn sie znsammenrechne- ten, wie viel Einnahme sie in einem Monat vom Markt in der Stadt heimbrachten, und wie das mehr und immer mehr wurde, dann gab es ein fideles Schmunzeln.

Der junge Karl Wuddicke kümmerte sich nicht viel um diese häuslichen Angelegenheiten; er war nun auch eine Respektsperson geworden, nämlich Werkmeister in der Bertram'scheu Fabrik. Und diese Tatsache, sowie die andere, daß er in dem Streit fall mit dem roten Adolf so tapfer aufgetreten war, hatten auch seiner Frau, die ihn ja sonst etwas über die Achsel angesehen hatte, Respekt vor ihm gegeben. Das Ehepaar vertrug sich jetzt vor­trefflich, u. ein alljüngster Wuddicke krähte und lief lustig im Hanse umher. Die Familie rechnete sich letzt zu den Gutsituierten in Klein-Friedingen, und da war niemand, der- ihr diese Position streitig machte. (Fortsetzung folgt.)