einigen Jahren als Oberbürgermeister von Danzig auf dem Städtetag hinsichtlich der Grenzöffnung gefordert Hai, hat er gestern als LtaatSjekretär oersagt. -Lebhaftes hört, hört!. Eine wirksame Bekämpfung der Leuchengefahr werden wir stets unterstützen. Die Gefahr ist aber nicht so groß,. Holland und Lchweden sind frei von Maul und Klauenseuche (Sehr richtig links-. Notwendig ist eine Milderung deS FleijchbeschaugesetzeS. Ferner mutz für billige Futtermittel gesorgt werden. Vorwärts kön nen wir erst kommen, wenn die Iunkerpolitik er fetzt wird durch die bäuerliche Politik .Lehr richtig und lebhafter Beifall links, Lachen rechts . Abg. Dr. Paafche natl.): Man soll die Steigerung der Preise nicht dazu ausnützen, um unsere ganze bewährte Wirtschaftspolitik iimzuwerfen. Die Land Wirtschaft tut in der Biehproduktion das möglichste. Die heimische Produktion mutz so gestärkt werden, daß sie auch in Zukunft den deutschen Markt oer sorgen kann. Die Oeffnung der Grenzen hat nur vorübergehende Wirkung, verstärkt aber die Leu chengefahr. Den Aufschwung, den unsere Wirischafts Politik genommen hat, wollen wir erhalten. -Beifall rechts -und in der Mitte , v. Gainp Rp. : Kein Stand hat sich in den letzten Jahrzehnten so gehoben, wie der Arbeiterstand. Unsere Kornpreise sind derartig niedrig, datz sie kaum die Produttions kosten decken. Wir wollen stabile, nicht hohe Preise. Die Politik der inneren Kolonisation wurde, als sie vom Fürsten Bismarck betrieben wurde, von den Freisinnigen abgelehnt.. (Sehr richtig rechts, Wi derspruch links. Abg. Fürst Radziwill PvleL Nicht nur die Arbeiter, sondern auch breite Schichten deS Mittelstandes müssen wegen der Fleischteuernng ihren Fleischkonsum einschränken. Abhilfe muß geschaffen werden. Trimborn iZtr. : Ich bin für die bestehende Wirtschaftspolitik. Die Fleischtenerung ist nicht größer als in früheren Jahren, namentlich nicht beim Schweinefleisch. Warum öffnet man die französische Grenze nur für Süddeutschland? Nordwestdeutschland muß durch die Einfuhr holländi scheu Viehs entschädigt werden. Die Moorslächeu sollten in Wiesenbodeu umgewandelt werden. Preußu Landwirtjchaftsminister Frhr. v. Schorleiner: Das deutsche Vieh kommt dein holländischen gleich. Dem Rufe nach Oeffnung der holländischen Grenz? kann icb keine weitere Folge geben. Eine Ermäßigung der Fu-terzölle würde keinen nennenswerten Einfluß haben. Schließlich würden mit den Viehpreisen nicht gleichzeitig die Fleischpreise fallen. 'Sehr richtig.) Der Rückgang im Fleischkonsum ist tatsächlich verschwindend klein. Vielleicht empfehlen sich bei den Städten Maßregeln, wie sie Koburg, Charlottenburg getroffen haben. Tie beziehen ausländisches Fleisch und verkaufen es gegebenenfalls selber. Werner tRefp.L Di? Großstädte mögen die Schlachthofge- bühren ermämgen Dem Bauernstand muß die Produktionsmöglichkeit durch Schutz von Seuchenge- sahr gewährleistet werden. Ronsicke ckcmsä tritt gleichfalls für Schutz gegen Seuchengefahr ein. Nötig für den Landwirt ist ein lückenloser Zolltarif, linieren Fleischkonsum müssen wir selbst decken können. Ein Antrag auf Vertagung wird angenommen^ Es folgen veriönlicbe Bemerkungen. Nächste Sitzung morgen Freitag ! Uhr: Rest der heutigen Tagesordnung. Schluß 7dreiviertel Uhr.
LÄNdesnachrichten.
' 35. November.
* Quittungen. Im kaufmännischen Leben, sowie im Berkehr überhaupt ist es Sitte, Quittungen durch eine im Wege der mechanischen Vervielfältigung hergestellte Unterschrift, sei es durch Stempel usw. zu erteilen. Eine Quittung in solcher Form braucht der Schuldner nicht anzunehmen, weil sie der gesetz lichen Vorschrift nicht entspricht. Nach Paragraph 368 des Bürgerl. Gesetzbuches besteht die Quittung in einem schriftlichen Empfangsbetenntnis, d. h. sie ist eigenhändig durch Naineiisnnterschrift oder mittels gerichtlich oder notariell beglaubigten Handzeichens zu unterzeichnen. Jedes nicht in dieser Weife ausgestellt? Empfangsbek?nntrns ist ohne rechtliche Wirksamkeit und die Annahme einer solchen Quittung kann zu bedeutenden Nachteilen oder Weiterungen führen.
' Stand der Herbstsaaten in Württemberg um die Mitte des Monats November lältt Das vor
herrschend trockene Herbstwetter, daS während der ganzen vorangegangenen Berichtsperiode Mitte September bis Mitte Oktober geherrscht hatte, fetzte sich bei mäßig kühler Temperatur auch in der zweiten Okloberhälfte fort. Mit dem Monatswechjek vollzog sich ein Umschlag, und der November brachte ziem lick unruhiges, windiges und öfters stürmisches Wetter mit häufigen und starken Niederschlägen, welche vereinzelt sogar Ueberschwemmnngen verursachten. Die höheren Lagen hatten in der zweiten Nvvemberwoche die ersten Schneefälle zu verzeichnen: letztere bewirkten aber nur eine leichte Schneedecke. Der Stand der Herbstsaaten stellt sich nach den angekommeueu Berichten als sehr verschieden dar. Infolge der Trockenheit im Monat Oktober war das Saatgejchäft vielfach unterbrochen und verzögert worden, und konnte erst nach den Niederschlägen, die der November brachte, zu Ende geführt werden. Diese späten Saaten lind erst in der letzten Zeit ans dein Boden gekommen oder noch gar nicht anfgegangen, so daß si'ch ihr Stand zur Zeit nicht genau beurteilen läßt. Aus mehreren Bezirken wird berichtet, daß selbst um Mitte November die Bestellung der Winterfrüchte noch nicht überall beendet sei und mit Rücksicht aus die vorgerückt? Zeit und auch wegen zu großer Nässe des Bodens teilweise überhaupt unterbleiben müsse. Den frühe bestellten Saaten, welche infolge der Trok- kenheik im Monat Oktober vielfach schwach und lückenhaft anfgegangen waren, sind die Niederschläge der letzten Wochen im allgemeinen sehr"zu statten gekommen und sie haben fick, wie verschiedentlich hervorgehoben wird, sichtlich erholt und ge.kräftigt. Ans vielen Bezirken kommen aber Klagen darüber, daß die Feldmäuse und die Ackerschnecken, die Heuer in überaus großer Zahl ansgetreten sind, starken Schaden an den jungen Saaten angerichtet haben: insbesondere halten viele Roggenfelder durch Schneckenfraß io sehr zu leiden gehabt, daß sie nochmals bestellt werden mußten. Die Mäuse- und Schneckenplage ist mancherorts in einem Maße ausgetreten, daß viele zur Wintersaat bestimmte Felder überhaupt nicht eingesät werden konnten.
* Der Seemannsberus. Alle Eltern, die einen ihrer Söhne sich dem Seemannsberuf widmen lassen wollen, tim gut, sich den Text der Rede aufzubewah- j
ren, die der Kaiser am Montag bei der Einweihung der ne nen Seemannsschule in Mürwick unweit Flensburg gehalten hat: Der Seemann mutz viel kernen, er mutz unermüdlich sein, er muß Charakter und Körper von Stahl besitzen, damit er allen Anstrengungen, die in seinem schweren Berus an ihn herautreteu, gewachsen ist. Und wenn der oberste Kriegsherr auch hier die Mahnung wiederholte sich vor dem. Uebermatz im Alkoholgenuß zu hüten der die Nerven des Seemannes, schwächt, so hatte er recht. Sv vielen jungen Leuten schwebt als lok- iendes, romantisches Lebensziel die Fahrt auf dem Meere vor. Wohl bringt die Laufbahn Ehre und eine verhältnismäßig schnelle Beförderung, aber es tommt, wie der Kaiser nachdrücklich betonte, auf Können und Charakter an. Und was für die Seeoffiziere gilt, soll auch für alle Seeleute nicht unbeachtet bleiben. Eltern tun nicht recht, wenn sie einen Sohn Matrose werden lassen wollen, weil ihnen gerade kein anderer Beruf passend erscheint. Ans die See, wo der Tod so oft über Bord schaut, gehören ganze Männer.
h Hccrenderg, 24. Nov Einem Bauern in Gültstein wurde bei einer Zählung eine täuschend nachgemachte Empfehlungskarte >auch Blüte genannt) als echter Hundertmarkschein eingehändigt; er ließ den Schein wechseln und dann erst kam die Sache heraus. Also Vorsicht!
js Böblingen, 24. Nov. Dem Ratschreiber Kraut ist durch D. R. G. M. Nr. 431 622 eine Wahlurne geschützt worden, die sich den gebräuchlichen gegenüber durch ihre Zweckmäßigkeit und praktische Bauart auszeichnet.
js Stuttgart, 24. Nov. Von der hiesigen Strafkammer wurden bekanntlich mehrere hundert Wirte, die G e l d s p i e l a u t o in a t e n aufgestellt hatten, wegen gewerbsmäßigen Glückspiels zu je l Tag Gefängnis verirrteilt. Die Gefängnisstrafe ist nunmehr im Gnadenweg in eine Geldstrafe von 10 Mark um gewandelt worden.
Ochsenburg, OA. Bkackenheim, 24. Nov. Während nach den bisherigen Blattermeldungen der frühere Ortsvorsteher unserer Gemeinde, der vor kurzem von seinem Amte freiwillig znrückgetretens Schultheiß Bauer, bezüglich der ihm zur Last gelegten strafbaren Handlungen (erschwert!.' Herbeiführung einer falschen Beurkundung, Unterschlagung u. a.h vollständig außer Verfolgung gesetzt worden sein sollte, stellt sich jetzt heraus, daß das zuständige Gericht ans die von der K. Staatsanwalt- waltschast Heilbronn am 17. Oktober ds. Js. eingereichte Anklageschrift gegen Bauer, soweit er beschuldigt wird, 17 106 Mark unterschlägen zu haben, das Hauptvcrfahren eröffnet hat und daß Termin zur Hauplverhandlnng gegen Bauer vor der Strafkammer des K. Landgerichts Heilbronn ans Mittwoch, den 14. Dezember ds. Jrs. vormittags nenneinviertel Uhr bestimmt worden ist.
!! Arnegg, OA. Bläubeuren, 24. Nov. Hier ist gestern früh halb sechs Uhr das Armenhaus abgebrannt.
h Großeiskingcn, 24. Nov. Tchreinermeister Gustav Kottmann, bei in Adler wohnhaft, 68 Jahre alt, ist gestern abend 5 Uhr in seiner Scheuer vom Barn aus mir zwei Meter Höhe herabgestürzt und >v-ar sofort tot.
nannt hatte, wie ein eleganter Kavalier aus, wenn nicht ein nervöses Zucken der Augen seine vornehme Haltung stark beeinträchtigt hätte.
„Sie haben wohl nicht daran gedacht, verehrteste Freundin, datz ich mir die Freiheit nehmen würde, Ihnen heute einen Besuch abzustatten/' begann der elegante Abenteuerer in leisem Plaudertone die Unterhaltung, nachdem er auf einen Wink Frau Eleonore's in einem Sessel Platz genommen hatte. „Ich bitte deshalb um Verzeihung, werde mich auch nicht unterfangen, Ihre Gastfreundschaft in 'Anspruch zu nehmen. Ich denke, in wenigen Minuten wird unsere kleine geschäftliche Angelegenheit erledigt sein."
„Das hoffe auch ich, mein Herr Baron, um so mehr, als Sie mir bei Ihrem letzten Besuche versprachen, die Ihnen damals gegebenen 20,000 Mark als letztes Zeichen meiner Freundschaft zwar annehmen, aber recht bald wieder zurückzahlen zu wollen. Kommen Sie heute, mir diesen Betrag zurückzubringen? Dann wird ja unsere Sache allerdings sehr bald entschieden sein. Ich würde Sie allerdings auch dann nicht bitten können, die Gastfreundschaft von Mariengrund zu genietzen, da ich zu sehr in Anspruch genommen bin."
Baron Landen ging auf den hohngetränkten Ton dieser Worte nicht ein, er sah beharrlich auf die Spitzen seiner- schön gepflegten Finger herab und fuhr in dem ihm eigenen leisen Tone zu sprechen fort: „Ich war lange untröstlich, verehrte Freundin, daß ich mein Versprechen nicht so schnell erfüllen konnte, wie ich es gehofft hatte. Aber Sie wissen ja, mir ist Fortuna im Leben nie so hold gewesen, wie Ihnen." Er lächelte dabei, und Frau Eleonore trommelte leise mit den Fingern auf dem Tische. Sie merkte die Anspielung wohl, die in seiner Aeutzerung lag, und das erhöhte ihren Zorn und verstärkte ihren Entschluß, sich heute mit ihm ein für alle Male auseinander zu setzen. „Aber
dafür hatte ich die Hoffnung, daß Sie um dieser Bagcuelle willen von Ihrem ergebensten Freund und Diener nicht geringer wie einst denken würden, und ich glaube, ich habe mich nicht getäuscht." Das sarkastische Lächeln, welches das Antlitz der Dame umspielte, ließ ihm keinen Zweifel über deren wahre Gesinnung, aber er tat, als bewerte er nichts.
„Heute bin ich nunmehr gekommen", schloß der Baron seine Erklärung mit schnelleren und entschiedeneren Worten, „um Ihnen für alle freundliche Hilfe der letzten Jahre meinen Dank mit der Tat zu beweisen. Da es mir nicht vergönnt gewesen ist, mein Herz und meine Hand Fräulein Margot zu Füßen zu legen, habe ich einer reichen amerikanischen Dame, die ich in Ostende kennen lernte, meine Werbung unterbreitet und bin sicher, erhört zu werden. Ich muß die Lady aber noch nach Paris — —"
Frau Leonore unterbrach ihn. „Genug, Baron, und übergenug. Ich weiß schon, was Sie wollen, Sie brauchen sich nicht weite: anzuftrengen. Ihnen fehlt für diese Zeit der Brautwerbung wieder einmal das Geld und da wünschen Sie, daß ich Ihnen noch einmal aus der Verlegenheit helfe. Jst's nicht so?"
„Wie gut Sie meine Gedanken zu erraten wissen!" rief der Baron, sich ganz enthusiasmiert stellend. „Und nicht wahr, Sie machen um diese dreißigtausend Francs, also vierundzwanzigtausend Mark ..."
„Vierundzwauzigtausend Mark? Baron, ich glaube, Sie irren sich." Der beißende Hohn in ihrer Stimme verstärkte sich noch.
„Aber, meine Gnädigste", rief er eifrig, „Sie als große Dame wissen doch am besten, daß ich das Brautgeschenk für die künftige Baronin Landen standesgemäß bemessen muß. Ich habe da in Paris eine Brillanten-Krone von reinstem Wasser gesehen, die allein würdig ist, das
Haupt meiner Braut bei der Trauung zu schmücken, zu der ich Sie zu sehen doch wohl hoffen darf?"
„Ja, ja", sagte Eleonore vor sich hin und stand auf. Der Zorn drohte sie zu überwältigen, darum ging sie langsam in dem Gemach auf und ab.
„Und nach der Zeremonie werde ich Ihnen, verehrtest? Freundin, dann mit meinem heißesten Dank alles in Ihre schönen Hände zurückgeben, waS ich Ihrer Güte verdanke."
Er wollte der Dame die Hand küssen, aber Eleonore entzog sie ihm hastig und wandte ihm mit einer nicht miß- znverstehenden Gebärde der Verachtung den Rücken, sodaß Baron Landen, aus allen Himmeln gefallen, fassungslos vor sich hinsah.
„Aber ich vermag Sie nicht zu verstehen, teure Eleonore", rief er.
„Sie vermögen mich nicht zu verstehen?" gab sie gereizt zurück. „Mein Gott, sind Sie aber schwer von Begriff geworden! Nun, wenn ich's Ihnen sagen soll, kann das auch geschehen. Also, Sie sind unverschämt geworden' Herr Baron, aber wenn Sie meinen, mir damit zu imponieren, so irren Sie; dafür verachte ich Sie viel zu sehr, so sehr, daß ich Ihnen ein für alle Male verbiete, mich bei meinem Vornamen zu nennen. Hören Sie?"
Fortsetzung folgt.
Arzt: „Na, wegen solcher Kleinigkeit brauchten Sie mich bei diesem Hundewetter nicht rufen zu lassen!" Patient: „O, der Bote hat gerade in die Stadt gemußt!"
Gelungen. Ein Schneidermeister erhält von einem Graphologen, dem er einen Mahnbrief gesandt, folgende Antwort: „Sanfter Charakter, genügsam, stets ein Ziel im Auge, jedoch wenig Erfolg!"