Stück Forellönbrut iin Wert von 105 Mark ausgesetzt in die Gewässer des Bezirks, ebenso 500 voml Landesverein geschenkte Edelkrebse in einzelnen Teilen desselben. Im April d. I. machte der Verein einen Ausflug nach Oberndorf zur Besichtigung der interessanten Fischzuchtanlage von Josef Hofer. Es kam mm eine Reihe von die Fischerei betreffende Punkte zur Besprechung: die Erträgnisse der Fischwasser, Steigerung der Pachtpreife, das sog. Stellemachen, die leidige Entenfrage und Fischkrankheiten, wobei auch die Gäste wiederholt sich an der Debatte beteiligten. Was das Stellemachen betrifft, so wurde betont, es möchte auf gütlichem Wege eine Verständigung in der Art vereinbart werden, daß Werkbesitzer und Fischer keinen besonderen Scha den leiden. Den Schluß, bildete, wie üblich, ein Gralisfischefsen von Aeschen und Aalen, deren vorzügliche Zubereitung der Küche des Gasthauses alle Ehre machte.
* Liebenzell, 3. Ott. Das Diakonissenerhvlungs- heim, die „S ch l aye r b u r g", ging um die L-umme von 30 000 Mark in den Besitz der Frau General von Die st über. Dieses burgartige Gebäude ließ die Tochter des Staatsministers von Schlayer im Jahr l888 erbauen. Durch Schenkung ging es später in den Besitz des Stuttgarter Diskonts senhauses über und diente seither zahlreichen Schwestern als Erholungsheim. Da die Räumlichkeiten aber für die große Zahl erholungsbedürftiger Schwestern nicht mehr ausreichten, so hat das Diakonissenhaus beschlossen, ein großes Erholungsheim am Weg zum „Kaffeehof" zu erstellen, mit dessen Bau in nächster Zeit begonnen werden wird, lieber Haupt ist die Bautätigkeit zur Zeit hier eine äußerst rege. Nicht weniger als 7 Landhäuser sind gegenwärtig im Bau begriffen. Dazu kommt noch das Bahnhotel, zu dessen Bau die Grabarbeiten in letzter Zeit in Angriff genommen wurden. C. W.
* Baiersbronn, 3. Okt. Die Wahlagitation zur Ortsvorsteherwahl, welche am kommenden Samstag, den 8. Oktober stattfinden soll, hat recht lebhaft eingesetzt. Am gestrigen Sonntag fand auch in Mitteltal schon eine V o ra b st i m m nn g statt, die allerdings kaum ein zutreffendes Bild des Wahl- sausfalles geben wird, da von >300 Wahlberechtigten nur 258 sich an der Borabstimmung beteiligten. Es erhielten hiebei: Oberamtssekretär Husnagel-Kirchheim 92, Bauwerkmeister Landtags- abg. Gaiser-Baiersbronn 73, Stadtpfleger Dreher- Calw 38, Ratschreiber Horsch-Stuttgart 20, Armenverwalter Wezel-Stuttgart 13, Kontrolleur Gaiser- Freudenstadt 11, Polizeikommissar Wagner-Eßlingen 3 Stimmen.
Glatten, 1. Okt. (Korr. Frau Will». Bäßler Wwe. hier verkaufte ihre Kunstwolle-Fabrik durch das .,Jmmobilien-Büro' Albert Preßhurger-Horb an Herrn Joh. Schmalz, Mechaniker von Schramberg, um den Preis von 28 000 M. Die Ueber- nahme erfolgt am 15. Nov. d. I.
ss Tübingen, 3. Okt. (Anleihe,. Die Stadt Tübingen braucht Geld, einmal zur Ablösung ungünstiger Schulden, dann aber vor allem zu den vielen großen und kostspieligen Arbeiten, die schon seit längerer Zeit im Gange sind. Es handelt sich dabei vor allem um die Neckarkanälisation mit der Stauwehr- und Elektrizitätsanlage, um die Stein- lachkvrrektion rc. Es wird daher eine Anleihe von 3 Millionen Mark in Obligationen zu .4 Prozent
ausgegeben werden, wozu das Ministerium bereits die Erlaubnis erteilt hat. Die Tilgung soll in 50 Jahren erfolgen. Ein genauer Tilgungsplan soll noch aufgestellt werden. Man will möglichst noch vor >920 mit der Tilgung beginnen.
js Tuttlingen, 3. Okt. Die Donauversinkung wurde gestern vom frühen Morgen bis zum späten Abend von vielen hundert Personen besichtigt. Der Moment, in dem die großen Wassermengen an der Hattingerstraße durch einen großen Trichter mitten im Donaubett verschwanden, muß vom Samstag auf den Sonntag erfolgt sein. Das ganze Flußbett liegt nun trocken. An mehreren Stellen lagen tausende von kleinen toten Fischen. Die genaue Besichtigung ergab, daß sich unter ihnen auch zahlreiche Edelfische befinden. Im Donaubett selbst wie auch auf der Hattingerstraße kann inan sich kaum aufhalten. Ueberall ist die Luft verpestet, da nicht nur Fische, sondern weit mehr andere Wassertiere, namentlich Muscheltiere, elend zu Grunde gehen. Wie in anderen Jahren erblickt man auch Heuer wieder das Flußbett im Zustande der trostlosesten Verwilderung.
js Tuttlingen, 3. Okt. Ein Dreschmaschinen-, besitzer von Weigheim wurde beim Transport seiner Maschine, auf die er sich gesetzt hatte, zwischen Dauchingen und dem Trossinger Bahnhof von der Maschine herabgeschleudert. Er kam unter die Rä der, wurde geschleift und so schwer verletzt, daß er auf dem Transport in das Krankenhaus nach Schwenningen gestorben ist.
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ss Böblingen, 3. Okt. (Brandstifter.) Den eifrigen Bemühungen des Stationskommandanten gelang es, die Entstehungsursache des Brandes im Gasthaus zum „Ritter" zu ermitteln. Der I Ijähr. Sohn des Fuhrmanns Maier spielte in der Scheuer mit Zündhölzchen und warf ein brennendes weg, wodurch das auf dzun Boden liegende Stroh in Brand geriet, der sich sofort mit rasender Schnelligkeit über das ganze Anwesen verbreitete.
j: Stuttgart, 3. Okt. lieber die Höhe der Amtskörperschaftsumlagen für >909 gibt eine Zusammenstellung der württ. Gemeindezeitung interessante Aufschlüsse. Der Gesamtbedarf der 04 Amtskör- perschasten des Landes beträgt 0 801 750 Mk. Der Unterschied zwischen den Umlagebeträgen der einzelnen Bezirke ist öfters nicht unerheblich: die unbedingt größte Umlage hat Balingen mit 230 000 Mark, die kleinste Spaichingen mit 48 500 Mark. Den höchsten Umlagebetreff mit 1,035 Mark auf 1 Mark Umlagekataster erfordert Weinsberg, den niedersten mit 0,108 Mark Ulm. Die Hauptstadt erhebt 9,391 Mark, Heilbronn-Stadt 0,332 Mark, Gmünd, 0,472, Ludwigsburg 0,309, Ravensburg 0,346, Rottweil 0,473, Tübingen 0,371, Tuttlingen 0,453, Cannstatt 0,454 Mark von I Mark Kataster. Neben Weinsberg erheben hohe Umlagen Nürtingen mit 0,998, Balingen mit 0,875, Brak- kenheim mit 0,891, Sulz mit 0,860, Schorndorf mit 0,856,' Marbach mit 0,849, Herrenberg Mit
i 0,836, Neresheim mit 0,825 And Gaildorf I 0,817 Mark auf 1 Mark Umlagekatasker. Die Unterschiede sind auf verschiedene Ursachen zurückzuführen; in der Hauptsache auf den Umfang der Leistungen für Nachbarschaftsstraßen. Die Gesamt- > summe der Einheitssätze beträgt 19 521 703 Mark der Anteil Stuttgarts hieran 25,15 Prozent. ' sj Stuttgart, 3. Okt. Ein außerordentUcher Semjinaristenkurs, bestehend aus Schülern höherer Lehranstalten im Alter von 15—17 Jahren erhält zur Zeit Unterricht im alten Eberhard-Ludwigsgymnasium und zwar ganz nach dem an den Seminaren bestehenden Lehrplan. Die Bildungszeit dauert, entsprechend der Seminarzeit, 3 Jahre und die Seminaristen erhalten wie die Seminarzöglinge Staatsunterstützung. Die überwiegende Zahl der Seminaristen stammt aus Stuttgart und der näheren Umgebung. Mit der Einrichtung dieses, Kurses ist von der Oberschulbehörde keine grund- säMche Entscheidung zu Gunsten des Externats für unsere Seminare getroffen worden. Die Frage, ob Externat oder Internat, wird erst mit der Einführung des 6. Bildungssahres und des neuen Seminarlehrplans .praktisch werden.
* Stuttgart, 3. Okt. Die Arbeiten am neuen Hoftheater schreiten rasch voran. Das Opernhaus hat bereits die Höhe von etwa 12 Meter erreicht, und das nebenan liegende Verwaltungs- und Magazingebäude ist schon bis zur Dachhöhe im Rohbau fertiggestellt, so daß mit der Eindachung in der nächsten Zeit begonnen werden kann. Beim neuen Schauspielhaus ist mit den Fundamentierungsarbeiten begonnen worden. Im ganzen sind bei den Theaterbauten 400 Arbeiter beschäftigt. Mit dem Abbruch der Entreß-Fürsteneck'schen Villa an der Ecke der Kriegsberg- und Bahnhofstraße, auf deren Areal das neue Generaldirektionsgebäude errichtet wird, ist jetzt begonnen worden.
1s Stuttgart, 1. Okt. Die schon seit längerer Zeit zwischen dem Verband Württ. Industrieller und dem Württ. Jndustrie-Karrell über eine Verschmelzung der beiden Verbände gepflogenen Verhandlungen sind ergebnislos verlaufen.
ss Eßlingen, 3. Okt. Die Arbeiter der Lederfabrik I. H. Roser sind nunmehr in den Ausstand getreten. Betroffen werden 200 Arbeiter.
si Bon der Steinach, 3. Okt. (Schädliche Eichhörnchen. Ein ganz gefährlicher Schädling ersteht dieses Jahr den Besitzern und Pächtern der in Waldesnähe stehenden Obstbäume in den sehr zahlreich aus tretenden Eichhörnchen. Wenn es wirklich eine Pracht war, die Vollbehangenen Bäume zu bewundern, so ist es geradezu traurig, zu sehen, wie hiese flinken Kletterer sie zurichten. In ganzen Familien rücken sie zur Kernenernte auf den Obstbäu- inen an. Und zwar haben sie es hauptsächlich auf die besten Sorten abgesehen. Hiebei ist ihnen das Fruchtfleisch Nebensache, die inliegenden Kerne aber ein Leckerbissen. Und so geht es gleich in Dutzenden. Unter einem solchen Baum sieht es dann wahrlich nicht mehr nett aus: Man meint unter eine Obstmühle zu schauen. Der Eigentümer aber hat den Aerger und den Schaden. Schießen darf er die Dinger nicht, eine Scheuche schreckt sie nicht, und den ganzen Tag unter dem Baum stehen, lohnt sich denn doch nicht.
0 Bietigheim, 3. Okt. Gestern vormittag 10 Uhr wurde das Gaswerk Bietigheim in Betrieb gesetzt.
Verschiebe nichts, mein säumig Herz,
Auf eine bessre Zeit,
Auf Zeitverlust folgt Reu und Schmerz, Auf Trägheit Traurigkeit.
Der Franzose.
Erzählung aus der neuesten Zeit von M. Reinhold.
(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.
' „Laven wir das, aller Freund", antwortete Bertram, indem er seinem Wirte nochmals herzlich die Hand drückte. „Ich bin ein armer Teufet und kann Ihre Freundschaft wohl gebrauchen. Ich muß nach Arbeit suchen, um leben zu können, und wenn Frau Rose mich hier behalten will, dann bleibe ich gern. Ich zahle, was es kostet, sobald ich nur erst Verdienst habe. Also, soll's gelten?"
„Allemal, Herr Bertram", rief Anton. Und seine Schwiegertochter sagte mit teilnehmendem Nicken ihres stattlichen blonden Kopses: „Wenns Ihnen bei uns gefällt, dann bleiben Sie nur. Eine Kammer hier gleich nebenan steht leer, da können Sie schlafen, und über das andere reden wir noch. Wenn es ein paar Mark für den Haushalt ertra gibt, so ist das für arme Leute, wie wir es sind, ganz willkommen. Und übervorteilen werden wir Sie nicht/ .Besten Dank, Frau Rose," erwiderte der Franzose. „So wie Sie und Ihr Schwiegervater hat lange Niemand zu mir gesprochen. Das tut wohl "
„Wer weiß, ob Sie nicht auch ein bischen Schuld dran haben," lachte die derbe blonde Frau, die nicht aus den Mund gefallen war. „Aber nun wollen wir essen."
> Das geschah, und die gute Laune hielt an. Blos Karl Wuddicke, der Sohn, war eigentlich schweigsam, und er sah es ungern, wie seine Schwester Liese den schmucken Gast verstohlen musterte und dann heiß errötete. Dieser Franzose mit dem deutschen Namen Klaus Bertram war entschieden Frauenherzen gefährlich, und der junge Wuddicke mit seinem zurückhaltenden, beinahe hölzernen Wesen konnte solche Leute nicht leiden. Er versuchte es darum mehr als ein Mal, seine Schwester mit einem Aufträge aus der Stube zu entfernen, aber das Mädchen tat, als hörte es nicht.
Anton Wuddicke, dem es äußerst angenehm war, daß die Duzgeschichte so schnell abgemacht war, hätte gern etwas Näheres über die persönlichen Erlebnisse seines Gastes, der übrigens zur großen Genugtuung von Frau Rose tüchtig in die mehligen Kartoffeln mit Speck eingehauen hatte, gehört, aber der ging allen Fragen mit vieler Behutsamkeit aus dem Wege und beschränkte sich auf allgemeine Mitteilungen. Aus Abenteuerlust hatte Klaus Bertram sich in der französischen Fremden-Legion anwerben lassen: das war eine Torheit gewesen, für die er auch bitter hatte aushalten müssen, bis ihm mit vieler Mühe seine Flucht gelungen war. Der Militär-Mantel war die letzte Erinnerung an dies Jammer-Leben, von dem er für alle Zeiten genug hatte. So schlimm hatte es Niemand in Deutschland gehabt.
Der Alte nickte und räusperte sich dann lebhaft: „Na, wie sind Sie denn aber von uns weg zu den Rothosen hingekommen?" Klaus Bertram verstand den Sinn dieser Frage sofort. Er hielt seine rechte Hand hoch an's Licht. Die war inwendig ziemlich arg zugerichtet. „Ein Malheur," sagte er kurz. „Hier taugte ich nichts mehr zum Soldaten, aber zum Kanonenfutter in der Wüste war ich noch lange gut. Und wenn Sie alle mir nun einen besonderen Gefallen tun wollten, dann lassen wir diese Geschichte ruhen. An seine Dummheiten denkt ma.». ja nicht gern weiter, was?"
Die Zuhörer lachten. Sie empfanden das als selbstverständlich.
In dem ländlichen Ort ward früh zur Ruhe gegangen, Der Fremde war ganz damit einverstanden und er reichte Jedem die Hanö zum Gute-Nacht-Gruß. Als er die Hand des jungen Mädchens, das dabei wieder stark errötete, zwischen seinen Fingern fühlte, drückte er sie kräftig. Und wieder sah es ihr Bruder und wieder ärgerte er sich.
„Paß auf, Rose," sagte er oben in ihrer Kammer zu seiner Frau, „es gibt ein Unglück, daß der Kerl uns ins Haus gekommen ist."
„Hast Du die Life nicht gesehn? Ganz rot wurde sie, wenn er sie anguckte. Was soll mal draus werden? Denkst Du gar nicht dran?
Wieder wehrte die resolute Frau mit einem Kopsschütteln alle bangen Gedanken, die er ihr einflößen wollte, ab. „Was daraus werden soll? Na, wenn sie sich beide mal leiden können, Mann und Frau, wie wir es sind."
Der zurückhaltende Karl Wuddicke stand wie versteinert, als habe er von einem Zukunssbild von unerreichter Kühnheit reden hören. „Mann und Frau? Unsere Liese soll solchen Menschen heiraten, der Gott weiß was in aller Welt ausgefresien hat?"
Da sagte seine Frau mit einem spöttischen Seitenblick auf den Besorgten; „Besser, es hat sich Einer schon vor der Hochzeit die Hörner abgelaufen, wie nachher."
Tief gekränkt wandte der brave Gatte sich ab: er merkte nun wohl, daß er mit seinem Mißtrauen gegen den Fremden allein stand: Der Vater schwärmte für ihn, die Schwester schien in ihn vergafft, und nun sprach gar die eigene Frau zu seinen Gunsten. Karl Wuddicke ballte die Faust, als wollte er einen mächtigen Hieb tun, der seinen Ingrimm dartun sollte. Aber er ließ sie sinken ; der Skandal