feur und beide Insassen wurden aus dem Wagen geschleudert. Der erstere und die Insassin erlitten so schwere Verletzungen, daß sie nach dem Kranken Haus gebracht werden mußten. Der mitfahrende Herr wurde ebenfalls verletzt, konnte sich jedoch später in seine Wohnung begeben.

ff Köngen, OA. Eßlingen, 17. Sept. Den Haus­bewohnern war es aufgefallen, daß der in Stuttgart wohnhafte ledige, hier zu Besuch weilende Archi­tekt Gunzenhäuser schon einige Tage nicht bemerkt worden war. Man ließ das Zimmer öffnen und fand ihn als Leiche vor. Ein Herzschlag hatte sei nem Leben ein jähes Ende bereitet.

ff Marbach a., N., 17. Sept. Der Verein für ländliche Wohlfahrtspflege hält am >2. Oktbr. hier seine Herbstversammlüng ab. An Vorträgen sind vorgesehen: Staatsbürgerliche Erziehung und Wohl fahrtspflege von Amtmann Dr/ Klumpp-Leonberg und Ländliche Musikpflege von Pfarrer Beutter-- Rotenberg./ Die Besichtigung der Stadt und des Schillermuseums wird der öffentlichen Versamm­lung voraufgehen.

jff Kirchberg a. Murr, 17. Sept. Auf schreck­liche Weise wurde in Marion, Ohio, der dort le­bende älteste Sohn August des hiesigen Händlers August Schwarz seines Lebens beraubt. Frau und vier Kinder warteten am Samstag den 13. August auf ihren Vater, um dessen 34. Geburtstag zu feiern. Als er aber ungewöhnlich lange ausblieb, veranlaßte die geängstigte Frau Nachforschungen, die endlich am Sonntag früh zu dem Ergebnis! führten, daß Schwarz an seiner Arbeitsstätte in den Werkstätten der Delaware Big-Tour-Eisenbahn bei Regulierung eines mächtigen Transmissionsrie­mens erfaßt und mit umgestülptem Körper so zwi­schen eine Wand und ein Schwungrad gepreßt wurde, daß die Mitarbeiter, die von allem nichts wahr­genommen hatten, den leblosen Körper für ein Paar hingeworfene Arbeitshosen hielten.

ff Mundelsheim, 18. Sept. Der Württemberg. Weinbauverein hielt heute hier seine Herbstversamm lung ab. Mit besonderem Interesse folgte die Ver­sammlung den vortrefflichen Ausführungen des Stadtschultheißen Maulik von Mundelsheim, eines um den heimischen Weinbau hochverdienten Mannes, über den Weinbau von Mundelsheim und Umgebung. Der Redner führte etwa aus: Leider können wir Ihnen Heuer abgesehen von schön belaubten Weinbergen - nicht viel zeigen. An­fangs und noch bis vor wenigen Wochen war alles vielversprechend: heute bietet sich dem Auge ein trostloses Bild, ein Bild fast völliger Zerstö­rung der Trauben durch pflanzliche und tierische Feinde.

ff Großgartach, OA. Heilbronn, 17. Sept. Ge­stern abend nach 10 Uhr wurde, lautNeckarecho", auf dem hiesigen Bahngleis kurz vor der Einmün­dung in den hiesigen Bahnhof eine jüngere Frauens­person überfahren und getötet. Ob ein Unglücks fall oder Selbstmord vorliegt, ist bis jetzt unbe­kannt, ebenso konnten die Personalien der Frauj noch nicht festgestellt werden, da sie bis zur Un­kenntlichkeit verstümmelt ist.

ss Mühlacker, OA. Maulbronn, 17. Sept. Heute vormittag kam ein 14jähriger Arbeiter aus Roß­wag in einer hiesigen Fabrik in die Transmission und erlitt so schwere Verletzungen, daß er kaum mit dem Leben davonkommen dürfte.

ff Oetisheim, OA. Maulbronn, 17. Sept. Dem: hiesigen Dreschmaschinenbesitzer Scheible sind heute nacht in seiner Wohnung aus dem Schreibtisch 400 Mark gestohlen worden. Die Polizei fahndet eifrig nach dem Täter.

st Geislingen, 18. Sept. Zur Hebung der Ziegenzucht wurde gestern von dem Bezirkszie­genzuchtverein eine aus dem ganzen Oberamt be­suchte Prämiierung vorgenommen. Vorgeführt wur­den 15 Zuchtböcke und 68 Ziegen, alle von der? Rasse der rehfarbenen Schwarzwaldziege. Das Ma­terial tvar gut.

st Welzheim, 17. Sept. Gestern früh sieben/ Uhr brach in dem den Geschwistern Frank und der Familie Oesterle gehörigen Wohngebäude in der neuen Straße Feuer aus, durch das das Gebäude bis auf die Grundmauern eingeüschert wurde.

st Welzheim, 18. Sept. Wie sich jetzt heraus­gestellt hat, ist das Feuer, dem das Wohnhaus der Familien Frank und Gesterle zum Opfer gefallen ist, von dem 1 1jährigen Sohn der Schuhmachers­witwe Knödel verursacht worden. Der Bursche hatte sich kurz vor Schulbeginn auf den Scheuerboden begeben und das Heu in Brand gesteckt.

st Tannheim, OA. Leutkirch, 17. Sept. Ein gut erhaltenes Skelett wurde bei Fundamentie- rungsarbeiten hier aufgefunden. Dje dabei aufge- deckteu Schmucksachen (bronzene Armringe, Achat­perlen u. a.), auch ein Dolch tragen römische Orna- mentierung.

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Tor Segen der Wanderarbeitsstätten.

st Stuttgart, 18. Sept. Der Segen der Wan­derarbeitsstätten ist aus den Statistiken, die seit Bestehen dieser Einrichtung in Württemberg vierteljährlich veröffentlicht wurden, in weiten Krei­sen bekannt geworden, soweit er sich in Zahlen aus- drücken läßt. Augenfällig war insbesondere der Ein­fluß der Arbeitsstätten auf die Strafrechtspflege,, denn die Zahl der wegen Bettels und Landstreicherei erfolgten Anzeigen hat durchweg eine erhebliche Verminderung erfahren. Die jetzt vorliegende Sta­tistik über den Umfang der Wirksamkeit der 37 Wanderarbeitsstätten seit ihrem Bestehen zeigt eine Abnahme dieser oberamtlichen Anzeigen um 76,7 Prozent, denn während in der Zeit vom 1. Oktbr: 1908 bis zum 30. Juni 1909 wegen der angeführ­ten Delikte noch 11 812 Anzeigen eingekommen sin5, waren es im gleichen Zeitraum 1909 1910 nur mehr 2748. Trotzdem überall ein höheres Straf­maß zur Anwendung gekommen ist, haben sich wäh­rend der Berichtsperiode von Dreivisrteljahren die Haftvollstreckungskosten und die Gefangenentrans- pvrtkosten in außergewöhnlicher Weise verringert, nämlich um 65 726 Mark, indem sie von >19 591 Mark auf 55 865 Mark zurückgegangen sind. Die­sen Zahlen steht allerdings ein Berpfleguugsauf-

wand von 74 493,58 Mark gegenüber, der sich auf 74 158 Wanderer verteilt, die die Arbeitsstätten auf­gesucht haben. Mithin kommt aus einen Wanderer ein Verpflegungssatz von rund 1 Mark, nicht ein­gerechnet die gezahlten Eisenbahnfahrkosten, die ins-! gesamt 7073,80 Mark betragen haben. Es ist da-! bei aber vor allem zu berücksichtigen, daß deM Lande allein dadurch, daß dem Bettel wirksam ge-j steuert wurde, große Summen erhalten bleiben, die sonst aus der Bevölkerung durch die Fechtbrüder herausgezogen wurden. Durchschnittlich hat ein und derselbe Wanderer etwa neun Arbeitsstätten mij je einem Tag Aufenthalt in Anspruch genommen. Wanderscheine wurden 8119 ausgestellt. Rechnen! wir vergleichsweise mit 8000 Wanderern, die, an-j statt die Arbeitsstätten aufzusuchen, die Bevölke-? rung neun Tage mit Bettel belästigt hätten, und nehmen wir, wie die Statistik tut, 2,50 Mark tilg-: liehen Ertrag des Bettelns an, so erhalten wir die hohe Summe von 180 000 Mark zusammengefochte- ner Gelder. Sieht man die Sache dann unter die­sem Gesichtswinkel an, so ergibt sich einem Ver­pflegungsaufwand von rund 80 000 Mark gegenüber ein Ueberschuß von 100 000' Mark, der in Drei­vierteljahren dem Land erspart blieb durch die ge­ordnete und geregelte Wandererfürsorge, wie sie die Arbeitsstätten darstellen. Wir können also st jeder Beziehung mit ihrer segensreichen Wirkung zufrieden sein und nur wünschen, daß das Netz wie neuerdings auf das Oberland, auf das ganze Königreich ausgedehnt werden möge, damit die Wan­derstraßen sich überall berühren und die Einrichtung weiterhin Gutes wirke, nicht zuletzt im Interesse der Staatskasse wie einer geordneten Armenfürsorge überhaupt, in erster Linie aber als Schutz gegen das Stromertum, dessen üble Begleiterscheinungen in früheren Jahren von der Bevölkerung sehr lästig empfunden wurden.

* Pforzheim, 16.' Sept. Wie bereits gemeldet wurde, hat eine starkbesuchte Versammlung der Uhr ketten macher eine lOprozentige Ausbesse­rung der Stundenlöhne und entsprechend höhere Akkordlöhne verlangt. Diese Lohnbewegung dürfte nach dem, was der Referent der Versammlung Vor­hölzer (Stuttgarts vom deutschen Metallarbeiter- Verband ausführte, nur der Vorläufer weiterer For­derungen im Bereich der Pforzheimer Edelme­ttall--I n d u st ri e sein/ In Hanau fing die neue Lohnbewegung in der Branche an, in Gmünd, Ber­lin und -Stuttgart ist sie schon im Gang, hier, ist sie eingeleitet.»

st Aus Baden, 17. Sept. Im Oekonomieanwe- sen des Altadlerwirtes Haas in Mönchweiler, das erst vor zwei Jahren neu erbaut wurde, ist Feuer ausgebrochen, das das Anwesen in Schutt und Asche legte.

ff München, 18. Sept. Beim heutigen Inter­nationalen Trabreiten anläßlich des Jubiläums des Oktoberfestes auf der Theresienwiese ereignete sich ein schwerer Unfall. Infolge Reißens des Sat­telzeuges rannte eines der Pferde durchs Ziel, durchbrach die Schutzmannskette, stürmte durch die dichte Menschenmenge und warf einen mit zwölf Personen besetzten Tisch um. Acht Per­sonen wurden teils schwer, teils leicht ve rll e tz t.

Lüge, wie sie stets sich hüte.

Bricht am Ende stets ein Bein.

Kannst du wahr nicht sein aus Güte,

Lern' aus Klugheit wahr zu sein.

Em. Geibel.

Der Schlot.

Militärhumoreske von R. v. Stauffen.

(Nachdruck verboten.)

Peter Muschko, seines Zeichens Flügelmann bei der königlich ersten Kompagnie, war, wie man im Militärjargon sagt, ein Schlot. Im Dienst stets stramm und aufgeweckt, immer vergnügt und zu allem brauchbar, wäre er das Muster eines Soldaten gewesen, wenn er nicht eben ein Schlot ge­wesen wäre. Mit einer ganzen Kompagnie solcher Kerle wie er ins Feld zu ziehen, ist das Ideal jeden Offiziers: mit einer solchen Kompagnie könnte man getrost nicht nur den Teufel aus der Hölle holen, sondern sogar seine Groß­mutter, aber im Frieden auch nur einen von der Sorte unter seinem Kommando zu haben, ist für den gewissenhaften Kompagnieches ein Nagel zum Sarge.

Wenn irgendwo ein dummer Streich von den jugend­lichen Vertretern der bewaffneten Macht verübt wird, sicher ist der Schlot der Rädelsführer gewesen. Haben Mannschaften der Kompagnie den Zapfen gestrichen und sind nachher spät in der Nacht auf unerlaubtem Wege in die Kaserne zurück­gekehrt, wer hat sie dazu angestiftet? der Schlot. Hat die Köchin des Herrn Hauptmanns Liebeskummer und versalzt

in diesem bei Offiziersköchinnen leicht chronisch werdenden Zustand alle Speisen, wer ist die Veranlassung? der Schlot. Ist die schmucke Zofe der Frau Hauptmann am Sonntag zum Tanze in ihrer Gnädigsten Gesellschaftstoilerts erschienen, um dieses Heiligtum nachher in leider etwas desolatem Zu­stand heimlich wieder in den Schrank zu hängen, wer hat ihr den frivolen Gedanken eingeblasen? Natürlich ihr Schatz, der Schlot. Das schlimmste dabei ist aber, daß eigentlich alle Vorgesetzten den Schlot gern haben wegen seiner An­stelligkeit. Fällt bei Besichtigungen ein Mann durch Stramm­heit auf, so ist es der Schlot. Er ist der beste Schütze, der findigste Patrouillenführer.

Ein solcher Mensch war unser Peter Muschko. Heute morgen aber, wo das Regiment sich auf dem Marsch zur Besichtigung auf der nahegelegenen Heide befand, war der wackere Muschko nicht wiederzuerkennen. Sonst stets der erste, wenn es galt, ein munteres Lied anzustimmen, nachdem die Spielleute vor den Toren der Stadt abgeschlagen, schlich er heute trübselig neben den heiter plaudernden Kameraden einher. Er war in traurige Gedanken versunken. Er hatte allerdings auch allen Grund zu dieser Gemütsverfassung.

Gestern abend hatten die Unteroffiziere der Kompagnie mit Erlaubnis des Hauptmanns den Geburtstag des Herrn Feldwebels im Unteroffizierskasino bei einem Füßchen Bier gefeiert. Auch der gefürchtete Stubenälteste Muschkos, der Gefreite Strambach, war als zukünftiger Unteroffizier gnädigst zu dieser Festlichkeit hinzugezogen. Diese Gelegenheit glaubte sich Muschko nun nicht entgehen lassen zu dürfen und hatte daher beizeiten dafür gesorgt, daß jeder seiner Stuben­genossen einige Flaschen Bier in Bereitschaft hatte. Beim abendlichen Abfragen durch den Unteroffizier vom Dienst lagen sie alle vorschriftsmäßig in ihren Betten, kaum aber waren die Schritte des Vorgesetzten verhallt, als alle auf

ein Zeichen Muschkos hin aufsprangen und die verborgen gehaltenen Flaschen heroorholten.

Nun entwickelte sich ein solennes Gelage. Eben hatte die Heiterkeit ihren Gipfelpunkt erreicht Muschko führte den vor Lachen wiehernden Kameraden die verschiedenen Vorgesetzten in ihren Eigenheiten vor, als das Verhäng­nis in Gestalt des Stubenältesten eintrat. Der war, ein Virtuos auf der Mundharmonika, von den Unteroffizieren aufgefordert worden, einige Lieder zum besten zu geben und hatte sich sofort aufgemacht, sein Instrument zu holen. Seine anfängliche Sprachlosigkeit ob des unerhörten Bildes, das sich ihm bot, verwandelte sich sehr bald in das Gegenteil, er wetterte und schimpfte, daß den Rekruten, die sich unter den Sündern befanden, das Herz sicher in die Hosen ge­rutscht wäre, wenn sie welche angehabt hätten, konfiszierte zu Muschkos tiefstem Bedauern den noch vorhandenen Stoff und jagte die ganze Gesellschaft ins Bett. Natürlich meldete Strambach den Vorfall dem Feldwebel und daß der die Ge­schichte an den Alten weitergeben würde, war klar.

Am andern Morgen gab es wegen der bevorstehenden Besichtigung beim Antreten so viel zu tun und nachzusehen, daß der Feldwebel auf dem Kasernenhof nicht dazu kam, dem Herrn Hauptmann den unerhörten Vorfall auf Muschkos Stube zu melden. Aber jetzt, wo die Kompagnie die Stadt verlassen hatte und Marschordnung kommandiert war, ging die Sache los. Muschko sah den Feldwebel mit allen Zeichen der Entrüstung auf den Herrn Hauptmann einreden, sah, wie dieser vor Zorn allmählich blaurot im Gesicht wurde, und da schallt es auch schon mit Donnerstimme über die Kompagnie hin:Muschkooo . . . !' und von den Flügel­rotten weitergegeben: »Muschkooo . . ., Muschkooo . . -!

Ein ersticktesHier und ans Ende der Kompagnie rast der

Unglückselige.