ringen, Oberamt Herrenberg, für den zurücktreten- den res. Schultheißen Schürer van Tailfingen, Ober amt Hcrrenberg, als Mitglied neu gewühlt. An dem Festakt ans Anlaß des übjährigen Bestehens der Unfalb und Invalidenversicherung am l. Okt. ds. Js im Reichstagsgebäude zu Berlin wird neben dem Vorsitzenden der Genossenschaft ein weiteres Vorstandsmitglied und ein Arbeitervertreter teil- nehmen, für die Diäten und Reisekosten bewilligt fverden.

* Reutlingen, 6 . Sept. Wettschreiben des Württ. Steno graphen-Bundes Stolze Schrei). Der von der Korrekturkommission über die Wettschreiben bei der Reutlinger Bundeshaupt­versammlung dem Vorstand des Württ. Stenogra phenbundes Stolze-Schrey erstattete Bericht ent­hält in mancher Beziehung interessante Ergebnisse, aus denen wir nachfolgendes entnehmen: Das Wett­schreiben galt diesmal für manchen auswärtigen Verein als Wettkampf mit dem Reutlinger Verein, welcher das Jubiläum seines 25jährigen Bestehens mit dem Feste verband und dessen Mitglieder längst durch ihre guten Leistungen bekannt sind. So schrieb man auch wirklich ausgezeichnet: von 208 Wett schreibern wurden l85 prämiiert, davon die Hälfte mit ersten Preisen. Es erhielten 1. Preise: bei 280 Silben G. Glaser-Stuttgart, bei 260 Silben Wilh. Reiser-Reutlingen und Helene Rall-Heilbronn, bei 220 Silben Fr. Hohloch-Reutlingen. In den Abtei­lungen 200 und 180 Silben mit 22 Arbeiten wur­den 10 erste Preise, bei 160 und 140 Silben 18, bei 120 Silben 14 »erste Preise verteilt. Die weitaus größte Zahl der Arbeiten für 80 und 100 Silben waren erstklassig: Man hatte unter 215 Arbeiten 56 fehlerlose Uebertragungen und 54 Uebertragungen mit einem oder zwei kleineren Mängeln: von den 96 Stenographen der Anfängerabteilung, Schul­schrift 80 Silben, wurden daher 68 nicht für 80 Silben, sondern in der nächsthöheren Abteilung prämiiert, wo sie ebenfalls gut geschrieben hat­ten. Aufgefallen ist diesmal auch die zahlreiche Be­teiligung der Unteroffiziersvereinigungen Stutt­gart, Ludwigsburg und Ulm. Den Preisträgern zur Freude waren außerordentlich viele und wertvolle Ehrengaben von staatlichen und städtischen Behör­den, von Privaten und von Bundesvereinen ge­spendet. Von den eingelaufenen Schülerwettschreib- arbeiten, die zum Teil in Reutlingen ausgestellt waren, wurden 80 prämiiert. Für die beste Leistung, ein drei Minuten langes Diktat in Debattenschrift, Geschwindigkeit 180 Silben mit fehlerloser Ueber- tragung, erhielten Georg Jos und Eugen Rücker vom Karls-Gymnasium Stuttgart statutengemäß die Schülerehrengabe des Bundes.

st Rottweil, 6. Sept. In einer Versammlung von 60 Bäckermeistern des Oberamtsbezirks Rott­weil wurde einstimmig die Gründung einer freien Bäcker-Innung beschlossen. Die an das Königl. Ober­amt erstattete Eingabe wurde mit einer einzigen Ausnahme von sämtlichen Bäckermeistern unter­schrieben. '

js Stuttgart, 6. Sept. Wie der Staatsanzeiger erfährt, ist die Berkehrsanstaltenverwaltung seit ge­raumer Zeit mit Untersuchungen darüber beschäf­tigt, in welchem Umfang im Anschluß an die Auf­besserung der Beamten und Unterbeamten auch eine Erhöhung der Löhne ihrer Arbeiter für die Fi­nanzperiode 1911/12 abzusehen sein wird.

Ohne Umschweif das Wahre sprechen, Macht am wenigsten Kopfzerbrechen.

Frida Schanz.

ZUM Tode verurteilt.

Erzählung von Helene Srökl.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Es war am Abend des dritten Tages danach. Am Nachmittag hatte man Joana zur Ruhe bestattet.

Stumm, mit gesenktem Kopse war Eremia dem Sarge gefolgt. In dumpfer Betäubung hatte er sie Worte des Geistlichen, das Poltern der Erdschollen auf dem Sarge ge­hört. Die Dorfbewohner, die an dem Begräbnis reilgenommen, hatten sich zerstreut, ohne auf den üblichen Leichenschmaus zu warten: scheu waren sie um Eremia herumgegangen.

Jetzt war es Abend, und er war allein. Der Vater und die Kinder schliefen in der Hütte, Eremia saß unter der großen Tanne dicht am Abhang der Schlucht, von wo aus man weit in das Land Hinausblicken konnte.

Aber Eremia hatte den Blick nicht, wie sonst wohl, der lockenden Ferne zugewandt, sein Leben und sein Hoffen waren versunken. In sich zusammengcbrochen saß er da nnd dachte, wie gut es sich schlaffn müsse, draußen auf dem kleinen, vom Wald halb überwachsenen Friedhof. Ob Anninka zu seinem Grabe kommen würde, wenn er dock läge? Er hatte nichts von ihr gehört, seit man ihn gefangen fockge­führt. Haßte, verurteilte sie ihn wie die andern? Er wußte es nicht und begehrte es nicht zu wissen.

st Stuttgart, 6. Sept. (Handlungsgehilfenor- ganisativno Der Deutschnationale Handlungsgehil­fenverband, Gau Schwaben, berief aus Sonntag den 4. Septbr. nach Stuttgart einen außerordentlichen Gautag ein, der namentlich von Vertrauensmännern und den im Vordergrund der Bewegung stehenden Mitgliedern gut besucht war. Der Zweck war die Neufassung der für Württemberg und Hohenzol- lern geltenden Organisationsbestimmnngen. Eine Reihe im Herbst dieses Jahres abzuhaltender Kreis­tage wird in Verbindung mit zahlreichen öffentlichen Borträgen und Versammlungen die Organisation in den einzelnen Lcmdesteiten stärken und die Erfüllung sozialpolitischer Reformwünsche vorbereiten. Bor al­lem wird die Vermehrung nnd der Ausbau der Kaufmannsgerichte, die Regelung der sonntäglichen und werktäglichen Arbeitszeit nnd die Schaffung neuer Bildungsgelegenheiten erstrebt.

st Stuttgart, 5. Sept. (Strafkammer.) Wegen Betrugs in zahlreichen Fällen hatte sich der Buch handlnngsreisende Bernhard Schenk von Kreuznach zu verantworten. Der Angeklagte vertrieb in Würt­temberg für eine Hamburger Verlagsbuchhandlung ein Werk zum Preis von 12,50 Mark. Die Bestel­ler hatten 2,50 Mark anzuzahlen. Durch fatsche Vorspiegelungen bestimmte er sine große Anzahl Besteller, den ganzen Betrag im Voraus zu br zahlen. Die Bestellscheine schickte er aber nicht ein. Ans diese Weise verschaffte er sich etwa 600 Mark, die er für sich verbrauchte. Die Besteller sind die Geschädigten. Der Angeklagte ist wegen Betrugs vorbestraft. Die Strafkammer verurteilte ihn zu 6 Monaten Gefängnis, unter Anrechnung von 2 Mo­naten Untersuchungshaft. Es wurde berücksichtigt, daß er sich in einer gewissen Notlage befunden hat.

st Obereßlingen, 6. Sept. Wie notwendig eine strenge Mrlchkontrolle ist, zeigen die bei einer kürz­lich durch die hiesigen Polizeiorgane vorgenom­menen Kontrolle festgeftelltsn Fälschungen. Es sind 4 Lieferanten von Aichschieß und Baltmannsweiler zur Anzeige gebracht worden, bei deren Milch ein Wasserznsatz von 15, 20 und 24 Prozent sestgestellt wurde. Eine derartige Fälschung ist geradezu un­erhört und bei den hohen Milchpreisen für die Ab­nehmer in hohem Maße schädigend. Es wäre an- gczeigt, daß gegen die Fälscher seitens der Gerichte strenger vorgegangen würde nnd daß in schweren Fällen an Stelle der Geldstrafen Gefängnisstrafen treten.

* Gundelsheim, 5. Sept. In der Familie des Franz Kunz ereignete sich am Freitag abend ein) stchjweres Unglück. Mann und Frau begaben sich in die Kelter, um Most zu machen, und rück­ten inzwischen die Bettlade ihres jüngsten, einjäh­rigen Kindes an den Tisch heran, auf dein eine brennende Lampe stand. Während die Eltern ab­wesend waren, machte sich das Kind auf dem Tisch zu schaffen. Die Lampe siel um und das Bett des Kindes geriet in Brand. Als die Eltern zurück­kamen, fanden sie das Kind mit schweren Brand­wunden vor, denen es nach einer halben Stunde erlag.

11. Deutscher Handwerks- und Gewerbckaunnertag.

js Stuttgart, 6. Sepr. Der 11. d e ut s cb e H a n d - merks- und Gew erbeka mm erlag wurde heute in Anwesenheit zahlreicher Telsgiener durch den Vorsitzenden Plate-Hannover eröffnet. Sowohl das Reichsaml des Innern, wie die meisten deutschen Regierungen waren offiziell

Ta rauschte es neben ihm im Gesträuch. Vom Torfe, den kleinen Weg herauf, mußte jemand gekommen sein. Er richtete sich nicht auf, ihm galt es gleich, wer es war. Da schlug es in gebrochenen Tönen an sein Ohr:Eremia!"

Er fuhr empor. Vor ihm, die dunkeln Augen in Tränen schwimmend, stand Anninka. Das bunte Tuch war von ihrem Kopf gesunken, das Antlitz schimmecke weiß in dem Hellen Mondlicht.

.Eremia," flüsterte sie noch einmal.

.Anninka, du hier, bei mir? Was willff du bei dem, von allen Verachteten?"

.Sie sollen dich nicht verachten!" stieß sie mit bebenden Lipven hervor. .Was hast du getan, um verachtet zu werden?"

.Vergißt du, wen sie heute begraben haben? Daß mein Bruder durch meine Schuld narb, mein Vater um den Verstand kam? Ich habe alle die Meinen ins Unglück gebracht."

Anninkas Augen blitzten.Sage lieber, sie haben dich ins Unglück gebracht! Was kannst du für die Tat deines Bruders?"

.Er erschlug den Jlli, um mich zu schützen."

.Das hätte er bleiben lasten sollen. Bist du nicht ein Mann, der sich selber schützen kann? Hätte Dumitru seinen Jähzorn bezwungen, alles wäre gut?

Es stieg ein Schluchzen in ihr aus, aber sie unterdrückte es.Hatte er es aber getan, dann mußte er auch dafür büßen, nicht du. Wie konnte er dir die Straft aufbürden?"

Er wußte nicht, daß es ums Leben ging."

Wäre es dir leichter geworden als ihm, jahrelang im dumpfen Kerker zu sitzen, vir, dem der Wald alles ist?"

vertreten. Geh. Oberreg.-Rat Jaup vom Reichsamt des Innern wünschte den Verhandlungen reichsten Segen. Slaarsral von Maschas überbrachte die Wünsche der Würt­temberg. Staatsregierung und bezeichnete die Förderung öes Handwerks als eine soziale Pflicht des Staates. Im Namen der Ausländer begrüßte Dr. Lamprcchl, der Gründer des internationalen Instituts zum Studium der Verhältnisse des Mittelstandes in Brüssel den Kongreß. Weiter sprachen noch Gern.-Rat Dr. Mattes für die Stadt Stuttgart, Schindler- Göppingen für die württemb. Gewerbevereine, Gem.-Rat Rothenhöfer für die württemb. Handwerkskammern und Kom.- Rat Mayer für die Stuttgarter Handelskammer. Nachdem Dr. Plausch den umfangreichen Tätigkeitsbericht erstattet hatte, wünschte Herzog-Danzig, daß den preußischen Bestimmungen belr. das Submissionswesen mehr Beachtung seitens der staatlichen Behörden geschenkt werden möge. Zur Reichs­versicherungsordnung hatte der geschäflsführende Ausschuß eine Resolution eingebracht, in der als unbedingte Voraussetzung für die Zustimmung zu dem neuen Gesetzent­würfe die Berücksichtigung nachstehender Forderungen be­zeichnet wurde: 1. Der Vorsitzende der Krankenkassen-Orga- nisationen muß iu jedem Falle Sem Stande der selbständigen Gewerbetreibenden entnommen werden, 2. Die Halbierung der Stimmen ist bei allen Abstimmungen unbedingt zu ge­währleisten. Dieser Vorschlag fand nur bei einer kleinen Minorität Zustimmung. Schließlich wurde mit großer Majorität der Beschluß gefaßt, bei der Königsberger Reso­lution zu beharren und damit Halbierung der Stimmen in der Verwaltung und Drittelung der Krankenkassenbeiträge zu fordern. Zu Punkt 3 der Tagesordnung:Leitsätze betr. das Meist e r p r ü fun g s w e se n" wurde folgender Beschluß gefaßt:Der 11. deutsche Handwerks- und Ge­werbekammertag zu Stuttgart erklärt sich im allgemeinen mit der in dem erstatteten Referat für die praktische Durchführung des Meisterprüfungswesens zum Ausdruck gebrachten Auffassung einverstanden. Im Interesse des Weckes und der Bedeutung der Meisterprüfungen hält erdie tunlichsieZentralisationdesgesamten Meisterprüfungswesens für unbedingt erforderlich. Im Ein­zelnen werden bestimmte Grundsätze empfohlen, die einer Kommission zu weiterer Beratung überwiesen werden. Als Leitsätze betr. die Fürsorge für die gewerbliche Jugend stimmte sie Versammlung einstimmig folgenden Vorschlägen zu: 1. Die Schäden, welche die Heranwachsende Jugend durch rie sozialdemokratische Erziehung erfährt, sind aufzudecken und über dieses Thema in allen dem Hand­werker zugänglichen Blättern fortwährend in aufklärender Weise zu berichten, damit auch Eltern, Lehrer und Lehr­meister, ebenso aber auch die Regierungen und gesetzgebenden Körperschaften über diese Vorgänge genauestens unterrichtet werden: 2. alle Bestrebungen, welche darauf gerichtet sind, die Erziehung der Lehrlinge in moralischer, Vaterlands- und heimatsfreudiger Weise zu fördern, sind zu unterstützen) 3. es ist darauf hinzuarbeiten, daß die sozialdemokratischen Jugendvereine oder wie sie sonst heißen mögen, als po­litische Vereine erklärt und nicht geduldet werden; 4. es ist den Lehrmeistern zur Pflicht zu machen, die Lehrlinge mit allen gesetzlichen Mitteln von dem Beitritt zu solchen Vereinigungen fernzuhalten und ist dies Verbot zunächst schon in die Lehrverträge obligatorisch aufzunehmen, wie dies auch teilweise bereits geschehen ist. Aus der Mitte der Versammlung wurde noch besonders die Mahnung an die Negierungen gerichtet, das Augenmerk unablässig auf die Jugendfürsorge zu richten, auch die Handwerkerorganisationen sollten für die Errichtung von Lehrlingsheimen und Grün­dung von Lehrlingsvereinen energisch eintreten. Morgen Fortsetzung der Verhandlungen. Der 12. Deutsche Hand­werks- und Gewerbekammertag soll in Düsseldorf statt­finden.

Er schauderte zusammen.Ich wäre daran gestorben," murmelte er.

.Warum willigtest du dann ein?"

.Der Vater wollte es."

.Und warum wollte er es? Weil er dich von jeher nicht für voll gellen ließ. Immer hat der Vater den. Du­mitru vorgezogen. Du galtest ihm nichts."

Eremia schwieg. Was Anninka da sagte, das hatte, wen» auch halb unbewußt, immer an ihm genagt.

Ich gab ihm Grund, unzufrieden mit mir zu sein," sagte er nach einer Weile. Dumitru gab ihm nie zu einer i Klage Anlaß."

Du hättest ein neues Leben angefangen," ries Aninnka eifrig.Sie mußten doch sehen, daß du und ich uns gut f waren!" Sie stockte.

Anninka," schrie er auf,warum sagst du das alles jetzt, wo es aus sein muß zwischen uns?"

Es soll nicht aus sein! Zwischen uns hat sich nichts geändert. Was du gelitten hast, das habe ich mitgelitten.

O Eremia, denkst du nicht, wie mir zumute war, als sie dich verurteilten? Nur einmal sage mir, daß du mich lieb hast wie früher."

Mehr, tausendmal mehr!" Er riß sie an sich und bedeckte sie mit seinen Küssen.Du Einziggeliebte, mein Leben lang will ich dich auf meinen Händen tragen."

Eremia!" Sie überließ sich willig seinen Küssen; lange war unter der alten Tanne nichts zu vernehmen, als das Kosen der Liebenden.

Plötzlich machte er sich frei von ihr und hielt sie von sich ab, so daß er ihr ins Antlitz sehen konnte.Und dein Vater?"