si Leonberg, I. Sept. Heute mittag ist die Heintel'sche Sägmühle in Hausen a. d. Würm voll­ständig niedergebrannt. Auch sämtliche Holzvorräte der Sägerei sielen dem Feuer zum Opfer. Die Ent­stehungsursache ist noch unbekannt, doch vermutet man, daß der Brand durch Warmlaufen des Säge­werks entstanden ist.

si Stuttgart, l. Sept. In feierlicher Weise fand heute abend aus dem Fangelsbachfriedhof die alljährliche Totenfeier an den Gräbern der 1870,71 gefallenen und dort beerdigten Krieger un­ter zahlreicher Beteiligung statt. Die Teilnehmer zogen vom Vorplatz des Friedhofs aus unter Glok- kengeläute zu den Gräbern. In dem stattlichen Zug befanden sich der Stadtkommandant Generalleutnant von Scharpf, inaktive Generale, das Präsidium des Württ. Kriegerbundes, Vertreter der Stadt, Mit­glieder der bürgerlichen Kollegien, zahlreiche Offi­ziere der hiesigen Garnison und die militärischen Vereine mit ihren Fahnen. Der Krieger- und Sän­gerbundHerzogin Wera von Württemberg" lei­tete die Feier mit dem ChoralNun danket alle Gott" ein, worauf Stadtpfarrer Otto die Gedächtnis­rede hielt. Nach der Rede des Geistlichen wurden Kränze niedergelegt namens der Stadtverwaltung und der militärischen Vereine von Groß-Stuttgart. Mit dem ChoralAufersteh'n, ja aufersteh'n" schloß die ernste Feier.

* Stuttgart, l. Sept. Aus Friedrichshafen wird demNeuen Tagbl." geschrieben: Gestern wurde dem neuen Kurgarten-Hotel die ungewöhnliche Ehre zu teil, den König und die Königin nebst den beiden Prinzen zu Wied als Gäste in seinen präch­tigen Räumen bei der allgemeinen Table dchote begrüßen und bewirten zu dürfen. Auf ausdrück­lichen Wunsch der Majestäten waren weder bezüglich der Zusammenstellung des Menus noch bezüglich der Plazierung der hohen Gäste besondere Vorkehrun­gen zu treffen, so daß also die Majestäten sich i ist Kreise der Hotelgäste im allgemeinen Speise­saal niederließen, was besonders bei den anwesen­den Ausländern nicht geringes Aufsehen hervorrief. Denn mit einem König an einem Tisch zu speisen, war noch keinem vorgekommen.

Stuttgart, 1 . Sept. (Strafkammer., Eine gemeine Tat war dem verheirateten Kellner Karl Reiff von hier zur Last gelegt. Er stahl einer Kell­nerin, die bei ihm wohnte, ein auf 300 Mark lau­tendes Sparkassenbuch und erhob von dem erspar­ten Geld mit einer gefälschten Vollmacht 150 Mk. Nachdem er das Geld verbraucht hatte, erhob er­weitere 110 Mark. Von einem Wirt erschwindelte er 30 Mark. Als Pfand gab er das gestohlene Spar­kassenbuch. Der Angeklagte ist vorbestraft. Der Sachverständige erklärte ihn für vermindert zurech­nungsfähig. Das Urteil gegen ihn lautete auf 7 Moüate Gefängnis, abzüglich l Monat Untersu­chungshaft. ,

ff Kimzelsau, l. Sept. Dieser Tage suchte in Ruchsen ein Stromer vergeblich ein Quartier für die Nacht und begab sich schließlich ins Armenhaus. Die Insassen, zwei alte Frauen, konnten aber den Obdachlosen auch nicht bei sich dulden und so nahm, er denn aus Rache das Bett der einen mit, in dem! er sich einige Zeit wohl fühlte. Aber nachdem er warm geworden, scheinen andere Mitbewohner dem neuen Gast unbequem geworden zu sein. Er zündete den Plunder an und verschwand.

> jf Göppingen, 1. Sept. In vergangener Nacht 1 gerieten in der Wirtschaft zurStadt Wien" der 20jährige Taglöhner Friedrich Mühlhäuser von hier und der 24 Jahre alte Fabrikarbeiter Johs. Holz­wart von Kleineislingen in Streit, in dessen Ver­lauf Holzwart den Mühlhäuser mit einem Stilett so in den Rücken und die Lunge stach, daß Mühl­häuser sofort zusammenbrach und bewußtlos ins Krankenhaus geschafft werden mußte. Er dürfte, kaum mit dem Leben davon kommen. Der Täler, der verheiratet ist, wurde verhaftet. Mehrere andere Personen, die den Streit schlichten wollten, wur­den durch Schläge mit Biergläsern und änderest Gegenständen verletzt.

fj Wiefensteig, OA. Geislingen, I. Sept. Die Apotheke des kürzlich an einem Schlaganfall ver­storbenen Apothekers Miller soll am 8. September bei einem Mindestkaufpreis von 92 000 Mark frei­händig versteigert werden. Es kommt das bei Apo theken selten vor.

jf Biberach, I. Sept. Dem hiesigen Beteranen­verein ist eine Spende von 200 Mark zugegangen mit der Bestimmung, daß der Betrag an die noch lebenden hiesigen Witwen der verstorbenen Veter­anen am Sedanstag verteilt werden soll. Es han­delt sich um 40 Witwen.

st Vom Bodenfee, 1. Sept. Ein sehr seltenes und imposantes Naturphänomen wurde auf dem Bodensee beobachtet. Ungefähr 4 500 Meter vom deutschen Bodenseeufer entfernt senkte sich gegen 7 Uhr in der Höhe von Langenargen aus dem niedrig hängenden, regenschweren Gewölk eine riesige Was­serhose aus den Seespiegel nieder in Gestalt eines mächtigen Wasserschlauches. Diese Naturerscheinung, wie sie in einem solchen Umfange seit Jahrzehnten auf unserem Bodensee nicht mehr gesehen wurde, bewegte sich ziemlich rasch von Osten nach Westen und veränderte unter kolossaler Wasserstaubentwick­lung infolge des Westwindes ihre schlangenförmige Gestalt mehrfach. Später zog das Gewölk höher, und die Wasserhose sank dann in sich zusammen. Gleich­zeitig versuchten sich noch zwei andere Wasserhosen von geringerem Umfange zu bilden: diese konnten sich aber nicht mehr weiter entwickeln.

!f Aus Baden, !. Sept. In Singen kam der zwischen 35 und 40 Jahren stehende Eisenbahn- arbeiter Scheu gegen zwei Uhr nachmittag zwi­schen die Wagenpuffer einer Partie abgestoßener Gü­terwagen und war auf auf der Stelle tot. Scheu hinterläßt eine Frau und ein ca. einhalbjähriges Kind.

* Pforzheim, !. Sept. Wenn das Wetter keinen Strich durch die Rechnung macht, wird am Sonntag der Zeppelin-Luftkreuzer nicht bloß einmal, son­dern zweimal über Pforzheim erscheinen. Nachmittags halb vier Uhr soll ein zweiter Auf­stieg erfolgen, und das Ziel der Fahrt wird wie­derum Pforzheim sein. Für diese zweite Fahrt haben sich bereits sechs Teilnehmer aus Pforzheim gefunden.

* Berlin, 1. Sept. Heute vormittag hielt der Kaiser auf dem Tempelhofer Felde Parade über das gesamte Gardekorps ab: die Parade komman­dierte General von Loewenfeld. Der Kaiser traf im Automobil am Steuerhäuschen ein und stieg zu Pferde. Es hatten sich eingefunden: Die Kaiserin

und Pie Prinzessin Viktoria Luise, die Kronprinzessin! und die Prinzessin Eitel Friedrich mit den beiden ältesten Söhnen des Kronprinzen, der Kronprinz und die übrigen kaiserlichen Prinzen, die bei ihren Regimentern eingetreten waren. Die Parade war um viertel ein Uhr beendet. Die Kaiserin mit der Prinzessin-Tochter kehrte im Wagen mit Eskorte nach dem Schloß zurück; der Kaiser führte die Feld­zeichen ebendahin.

* Köln, 1 . Sept. Die Untersuchung hat ergeben, daß die holländischen Binnengewässer durch Cho­lera verseucht sind. Zwei Schiffer sind Plötzlich gleichzeitig gestorben. Die Untersuchung ergab, daß sie Kanalwasser geschöpft und getrunken haben. Sie starben zweifelsfrei an Cholera.

jj Hamburg, l. Sept. Die Organisationen der streikenden Werftarbeiter haben den Gegenvorschlag der Wersten abgelehnt, eine Besprechung mit Vertretern der Arbeiterorganisationen unter Hinzu­ziehung je eines Vertreters der Hirsch-Dunkerschen- und der christlichen Gewerkschaften, sowie dreier Ver­treter der nationalen Arbeitervereine auf den Werf­ten abzuhalten. Dieser Beschluß macht die für an­fangs nächster Woche beabsichtigte Besprechung un- m ö gst i ch..

Neues vom Fürsten Eulenburg.

* Berlin, l. Sept. Es scheint in der Tat, so schreibt dieNeue gesellschaftliche Korrespondenz", daß wir keinen neuen Eulenburg-Prvzeß erleben werden und daß Fürst Philipp zu Eulenburg und Herlefeld seine Tage in Ruhe auf seinem Schlosse Liebenberg vollenden wird. Aber es wäre verfehlt und ungerecht, der Staatsanwaltschaft daraus einen Vorwurf zu machen. Wir glauben zu wissen, daß die an der Spitze dieser Behörde stehen­den Männer von dem lebhaftesten Wunsche beseelt sind, den des Meineides und der Verleitung zum Meineide dringend verdächtigen Fürsten seinem ver­dienten Schicksale entgegenzuführen. Ihr sind indessen die Hände durch das ärztliche Gutachten, das den Fürsten für verhandlungsunfähig erklärt, gebunden. Vor diesem Spruche der ärztlichen Wissenschaft muß die Staatsanwaltschaft sich beugen, obwohl sie kei­neswegs die Möglichkeit aus dem Reichs ihrer Er­wägungen ausschließt, daß Fürst Eulenburg nicht ganz so krank ist, wie er zu sein behauptet und wie er die Aerzte glauben zu machen versteht. Es ist manches Anzeichen dafür vorhanden, daß sogar der körperliche Zusammenbruch, den Fürst Eulen­burg im Gerichtssaale hatte und der zur Beendi­gung des Prozesses führte, kein ganz unfreiwilliger war. Jedenfalls hat er sich von diesem Zusammen­bruche erstaunlich schnell erholt. Aus dem Gerichts­saale mußte er damals in einer Tragbahre in ein Auto geschafft werden, aber nach zehn Minuten eiligster Fahrt war er im Stande, dieses Auto fast ohne Hilfe an seiner Wohnung zu verlassen. In regelmäßigen Abständen hört man seitdem, wie schlimm des armen Fürsten Zustand sei. Das wurde auch im Herbste vorigen Jahres verbreitet, als er sich wohl und munter in Leipzig aufhielt - wenn wir nicht irren, zur Hochzeit seines Sohnes - - nndj die Abende dort im Konzert und im Theater ver­brachte. Die Freude an der schönen Außenwelt hat der Fürst nicht verloren. Er hat sich jetzt für sei­nen Privatgebrauch ein elegantes Automobil bauen lassen, mit dem er Fahrten durch die Umgebung

Wenn sie sich schmähten und wenn sie sich schallen, Widersprich nicht mit hitzigem Blut;

Schweig und schaffe, was schön und gut.

So wirst du zuletzl doch recht behalten.

Emanuel l-ribe!.

ZUM Tode verurteilt.

Erzählung von Helene Stökl.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Wie zu Stein geworden stand Tumilru und blickte am den Toten.

.Dir ist dein Rech: geschehen/ sagte er dann tie: aus­atmend und trat aus dem Schuppen in den Hör zurück.

Was nun?

Brütend wie vorher lag die Hitze über dem Hause und seiner Umgebung. Kein menschliches Wesen ließ sich sehen. Dumitru schickte die Blicke nach allen Seiten, dann trat er in den Schuppen zurück. Dielleicku gelang es, die Tat zu verbergen.

Er packte den Toten bei den Füßen und schleppte ihn über den Hof bis zum Rand der Platte, die über die von einem am Vortag niedergegangenen Gewitterregen hoch an­geschwollene Prahova hinausragte. Tort hob er mit Auf­bietung aller seiner Kräfte den Toten in seinen Armen aus und stieß ihn den Abhang hinab.

Von Fels zu Fels fiel der Körper, bis er mit lautem Geklatsch in das Wasser Kürzte, das sich hochauf- schäumend über ihm schloß.

Eine Weile sah er in das wilde Wasser hinab, dann ging er den Weg, den er mit dem Toten genommen, Schritt für Schritt zurück, sorgsam jede Spur verwischend. Ebenso sorgsam ging er im Schuppen vor. Jedes Reisigstück, jeder Zoll breit Boden, die einen Blutstropfen an sich trugen, wurden entfernt oder gereinigt. Tann wusch er sich selbir und beseitigte au seinem Anzug auch die kleinste Spur der Tat. Den Ballen Tabak nahm er in den Wald und ver­grub ihn in der weichen Mooserde. Nachdem er dann nach der Kuh gesehen und für sie gesorgt hatte, kehrte er zum Holzplatz zurück. Dort entschuldigte er sein langes Fort­bleiben mit der Mühe, die ihm die Kuh gemacht, und nahm dann die Arbeit auf, ruhig und wortkarg wie immer und führte die Streiche mit dem Beil, das heule schon so grause Arbeit getan, nicht weniger sicher als sonst.

Das Verschwinden des Jlli wurde anfangs nicht be­achtet. Es kam häufig vor, daß er ein paar Tage ausblieb, wenn er irgend einer Gesetzesübertretung aus der Spur war.

Als aber vier oder fünf Tage verstrichen, ohne daß jemand ihn zu Gesicht bekommen hätte, fing man an, auf­merksam zu werden. Während man noch beriet, ob man nach ihm suchen sollte, kam das Gerücht, die Prahova habe einen Toten ein paar Stunden unterhalb des Dorfes ans Land geworfen.

Ein paar verläßliche Leute machten sich aut, den Toten in Augenschein zu nehmen. Trotz der grauenhaften Ver­letzungen, die ihn entstellten und dem Anschlägen des Kör­pers an das Felsgeröll des Flusses zugeschrieben wurden, erkannte man sofort den vermißten Grenzaufieher. In einem Wagen, aus Stroh gebettet, brachte man die Leiche ins Dorf und am das Gemeindeamt.

Der Jlli ist tot! Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht von Haus zu Haus. In der Prahova war

er aufgesunden worden. Wie war er in das Wasser geraten? Hatte er im Dunkeln einen Fehltritt getan? War er im Rausch hineingestürzt? Man wußte, daß er zuweilen gern ein Glas zuviel trank. Hatte jemand ihn im Streit hinem- gestoßen?

Die ärztliche Untersuchung gab überraschende Auskunft. Außer den Verletzungen, Sie das Anprallen des Toren an den Gesteinkanten verursacht haben tonnten, zeigte sich eine klaffende Wunde am Kops, die augenscheinlich von einem Beilhieb herrührte.

Jlli war nicht zufällig verunglückt, er war erschlagen worden. Mit Entsetzen ward die Nachricht ausgenommen. Jlli war nicht beliebt gewesen. Sein Amt wie seine Per­son hatten ihm wenig Sympathien gewonnen, aber sem ge­waltsames Ende ließ dies schnell vergessen. Er war ermor­det, aber von wem?

Es hatte Jlli nicht an Feinden gefehlt, denen die Tat wohl zuzulrauen gewesen; ehe der Verdacht aber noch eins bestimmte Richtung eingeschlagen, kam eine neue Kunde. Beim Beerensuchen hatte ein Knabe, gerade unter der Platte bei dem Häuschen des alten Jrescu, im Gesträuch hängend Jllis Uhr und Kette gefunden.

Sofort machte man sich aus, die Stelle näher zu unter­suchen. Ein paar Kleiderfetzen, die sich zwischen den Fels­stücken fanden, bestätigten den Verdacht. Jlli war hier den Abhang hinuntergestürzt worden. Wer hatte es getan?

Scheu flog ein Name von Mund zu Mund: Eremia! Nur er konnte es gewesen sein. Zu deutlich klangen die Drohungen noch in aller Ohren, die er bei seiner Freilassung ausgcstoßen. Ein paar Tage darauf war Jlli verschwunden.

Sie hatten alle den Eremia gern, halten immer seine Partei gegen den Jlli genommen, aber jeder wußte auch,