jl Heilbronn, 3. August. Durch die Schwimm lehrer der hiesigen Garnison Schwimmschule wurde heute früh beim Hochwasjerschutzdam eine männ liche Leiche gelandet. Der Mann, der gut geklei det war, dürfte etwa in den 40er Jahren stehen und besseren Kreisen angehören. In seinem Besitz befanden sich zwei goldene Uhren samt Ket ren, sotvie ein Meterstab. Vorgefundene Notizen lassen daraus schließen, daß der Mann aus Schramberg ist.
st Jrievrichshafen, 3. August. Luftschiffpassagier führten dürften für Friedrichshasen dieses Jahr aus geschlossen sein. Z. 6 wird in den nächsten Tagen einige Probeaufstiege machen und dann nach Baden-Baden übergeführt werden.
h- Von der bayerischen Grenze, 3. August. Beim Weichselpflücken im Garten eines Bäckers in Ziert heim fiel der 12 alte Sohn des Oekonomen Mil ler vom Baum und zwar so unglücklich in einen Bohnenstecken, daß dieser ihm in den Leib drang und alsbald die Gedärme hervortraten. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe ist der Zustand des Knaben lsehr ernst.
* Darmstadt, 3. August. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland werden mit großem Gefolge nunmehr bestimmt Ende August in Hessen, der Heimat der Zarin, erwartet. Der Zarin ist ihrer angegriffenen Gesundheit wegen ärztlicherseits eine Kur in Bad Nauheim verordnet worden. Das Zarenpaar wird wahrscheinlich mit dem Großherzoglichen Paar das bis zum Tode des Großherzogs Ludwig.' IV. nicht mehr bewohnte Schloß in Fried Lerg beziehen. Das aus der Renaissance stammende schön gelegene Schloß besitzt einen prachtvollen Park, dem Lin entzückender Ausblick auf Wetterau und Vogelsberg einen besonderen Reiz verleiht. Sämtliche Räume des Schlosses werden soeben unter persönlicher Begutachtung des Großherzogs, der gestern in Friedberg anwesend war, einer gründlichen Reno- pierung unterzogen. Die Kur ist zunächst auf 6 Wochen berechnet.
st Kronstadt, 3. August. Durch eine Kesselexplo- sion wurden an Bord eines Torpedobootes sechs Mann getötet und vierzehn verwundet.
LusLandilchrs.
* Paris, 3. August. Der kurze. Pariser Aufenthalt des spanischen Königspaares, das heute mittag nach England weiterreist, ist durch keinen Zwischenfall gestört worden. König Alfons wurde gestern abend im Gymnase-Theater, wo er der Aufführung beiwohnte, vom.Publikum sympathisch begrüßt.
st Brüssel, 3. August. Während des Flugmeetings auf dem Flugfeld von Stöckel ist heute nachmittag der Aviatiker Gin et mit seinem Aero- Plan abgestürzt und war sofort tot.
st Petersburg, 3. August. Auf der hiesigen Börse hat eine Konferenz der Getreidehändler stattgefunden zur Feststellung des zu erwartenden Ernteergebnisses, sowie des bevorstehenden Getreidetransportes auf den Eisenbahnen. Bei dieser Konferenz wurde festgestellt, daß die Ernte um 30 Proz. niedriger als im Vorjahre sein wird.
M F«l«s»ucht. M
Wers Unkraut ein Jakr laß; ü-hsn,
Kann sieben Jabrs jäten geben.
Bauerr.soruck.
Die Brillantagraffe.
Erzählung von Reinvold Ortmann.
(Fortsetzung? (Nachdruck verboten.
Dr. Hainroth zögerte.
.Die Anfänge des genannten Herrn sollen sehr — sehr bescheidene gewesen sein, und er soll sich in verschiedenen Berufen versucht haben, ehe er daS Talent zum Konzertgeiger in sich entdeckte."
.Weiter nichts? Würde Herr Waldschmidt sich an mich gewendet haben, so hätte ich ihm die Mühe seiner Nachforschungen wesentlich erleichtern können. Denn ich würde ihm mitgeteilt haben, daß Herr Szaköly allerdings der Privat- sekretär meines Vaters gewesen ist. bevor er aus Beweggründen edelster Natur" — sie legte einen besonderen Nachdruck auf diese Worte — „seine Stellung freiwillig ausgab und nach Paris ging, um sich unter den größten Schwierigkeiten der Künstlerlaufbahn zu widmen. Aber vielleicht war das noch nicht alles, was Sie mir Schreckliches über ihn zu erzählen wünschen?"
Die zornige Erregung ließ den Ton ihrer Rede immer schärfer werden; doch uuerjchütterl bewahrte Hainroth seine ernste Ruhe.
st Stockholm, 3. August. Der Internationale Friedenskongreß hat folgende Resoln tion angenommen: Der Kongreß ist glücklich, daß die Periode der aktiven militärischen Operationen Frankreichs nnd Spaniens in Marokko anfgehört hat. Er erinnert daran, daß die Algeciraskonferenz eins Einschränkung der effektiven Ueberwachungstrnpven beschloß, nnd hofft, daß die Entwicklung friedlicher, normaler Beziehungen zwischen den Europäern nnd der marokkanischen Beölkernng eine progressive bal - dige Zurückziehung der Truppen ermöglicht. Zn Ehren der Teilnehmer des Internationalen Friedenskongresses fand heute nachmittag im Schlosse ein Diner statt, zu dem sich etwa 000 Personen einfanden.
st Konstantinopel, 3. August. Ein amtliches Communique bestätigt die Nieder m etzeinngder Bewohner dreier Dörfer in der Nähe, von Damaskus durch Drusen und teilt mit, der Befehlshaber der Expedition, General Saun Pascha, habe durch ein Jrade besondere Vollmachten erhalten, um im Haurangebiet gründliche Reformen durch znführen und den Belagerungszustand zu verhängen.
Allerlei.
* In Cursdorf bei Schkeuditz (Kreis Merseburg! schlug der Blitz in Korngarben, unter die sich eine Scksar junger Leute geflüchtet hatte. Einer wurde getötet, vier verletzt.
* In der Sächsisch-Böhmischen Schweiz, die gegenwärtig mit Sommerfrischlern überfüllt ist, hat ein Wolkenbruch, besonders in Herrnskrätchen, arge Verwüstungen angerichtet.
* Bei Nafsenreith ist ein von Garmisch nach Innsbruck fahrendes Automobil eine Böschung hinabgestürzt. Der Chauffeur wurde getötet. Von den Insassen wurde die Frau Rivers schwer verletzt, ihr Sohn leicht.
* In Wien hat sich die 24 Jahre alte Frau Prokoschinsky erschossen, während ihr Gatte, ein Hauptmann, und ihre Eltern im Garten mir dem Abendessen ans sie warteten. Der Hauptmann war über den Selbstmord seiner Frau so verzweifelt, daß er sich aufhängte.
* Wie die „Birjhewija" aus Petersb u r g meldet, ist auf dem Amur in der Nähe von Nikolajew eine große Zahl von Fischerbooten im Taifun gekentert. 2 0 0 Fischer find ertrunken.
Lj Luftschiffahrt und Aviatik. Den M ü nchnern nnd den zahlreich hier weilenden Fremden wurde in den letzten Tagen an jedem Abend durch Extrablätter di? unmittelbar bevorstehenoe Abfahrt des in Bitterfeld liegenden Lentballons Parseval 6 und an jedem nächsten Morgen ebenfalls durch Extrablätter ein neuer Aufschub angekündigt. Tatsächlich war die Wetterlage noch immer derart unsicher, daß angesichts der vielen in diesem Jahre schon vorgekommenen Unglücksfällje die äußerste Vorsicht am Platz? war. Wie aber soll es erst gehen, wenn der Parseval 6 erst einmal glücklich in seiner Ausstellungshalle verankert liegt? Soeben veröffentlicht der Referent bei der Königlichen Bersiche- rungskammer Ntünche.n eine über die letzten 34 Jahre sich erstreckende Statistik der Gewittergefahr. Ihr zmvlg? hat sich innerhalb des erwähnten Zeitraumes die Gefährdung durch Blitz auf dem flachen
Lande um das Fünfeinhalbfache und in den großen Städten um das Dreifache vermehrt. Die meisten der Bayern heimsuchenden Gewitter entstehen im Schwarzwald, am Bvdensee und am.Nordadhang der schweizerischen Alpen. Ein großer Vorzug für die . geplanten Passagierfahrten nach Oberammergan usw. ist es, daß der Lenkbatlon die Ausreise im allgemeinen gegen den Wind antreten wird und -
dementsprechend, wenn sich irgend etwas Unvorher- !
gesehenes ereignet, mit dem Winde zu seiner schützen- ^
den Halle zurückkehren kann. Denn obwohl in <
Oberbayern nicht so ausschließlich Südwestwinde !
wehen, wie im westlichen Deutschland und beispiels- i
weise auf dem Hohen Venn, so bilden sie doch im- i
'Hierhin im Vergleich zu den seltenern Ost nnd '
Nordostwinden die Regel. Eine überaus wichtige Sache wird bei den geplanten Parsevalfahrten unbeschadet der sonstigen Vorsichtsmaßregeln der Wetterdienst sein, den der Leiter der Bayerischen Meteorologischen Zentralstation, Dr. Schmauß, übernommen hat. j
8 Was das schlechte Wetter kostet. Das schlechte Svmmerwetter, die kühlen Tage mit den immer wiederkehrenden großen Regengüssen haben Mittel- ; enropa bereits einen Schaden zugefügt, den sachverständige Beurteiler auf Hunderte von Millionen ^ schätzen. In Frankreich ist die ganze Obsternte ver- - nichtet, Kartoffeln gibt es nicht, das gewonnene Heu reichst nicht entfernt ans, um die Bedürfnisse zu decken, nnd die Weizenernte des Jahres >910 wird die schlechteste sein, die die französische Landwirtschaft seit 30 Jahren zu verzeichnen hat. Das Ackerbauministerium, das in allen Agrardistrikten , Erkundigungen eingezogen hak, kommt auf Grund - der gewonnenen Aufschlüsse und Beobachtungen zu dem niederdrückenden Ergebnis, daß die Bauern und Landwirte bis heute bereits einen Verlust von mindestens 100 Mill. Frs. an entgangenen und zerstörten Ernten erlitten haben. Die Getreidepreise steigen, das Mehl wird teurer, und jeder Tag bringt neue, überraschende Preiserhöhungen. In den Provinzen sind die Bäcker bereits genötigt, die Brotpreise heraufzusetzen. Die Weinernte in der Champagne ist so gut wie zerstört, kurz, aus allen Landgegenden kommen Trauerknnden, die beweisen, welche Riesensummen die Bevölkerung durch das andauernde schlechte Sommerwetter verliert.
8 Wie soll euer Kind die großen Ferien ver-, bringen? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein Bür-, gerschüldirettor a. D. in den „Dresdener Nachrichten^ und kommt dabei zu dem Schluffe: „Während der Ferien laßt Bücher, Aufsatz- und Schreibhefte im Schranke liegen, verschont den Knaben, das Mädchen mit Nachhilfestunden und Hebungen auf dem Klavier: denn es ist eine Hauptbedingung für die gesundheitlichen und seelischen Wirkungen der Ferien, daß das Kind einmal völlig frei ist von allen! Anforderungen der Schule. Man sollte allgemein zu der Auffassung gelangen, daß Ferienarbeiten, selbst als freiwillige Leistungen, unzulässig sind. Laßt das Kind während der Sommerferien geistig in Ruhe, laßt es träumen nnd dösen, ihr werdet es nachher merken, wie reich es dabei geworden ist."
^ Der Franzose Varigny hat ein Buch über die „Psychologie des Sterbens" geschrieben und untersucht darin die Gefühle derer, die beim Absturz in den Bergen dem Tod ins Auge sehen. Er ,
hat sich an Leute gewendet, die beim Abstürzen ichwer ohnmächtig wurden nnd haarscharf am Ster-
„Herr Akos Szaksly bat, nie es scheint, eine leidenschaftliche Vorliebe für Juwelen. Der Umstand, daß ein Pariser Goldschmied bei seinem bissigen Impresario auf den größten Teil semer Emnabmen gerichtlich Beschlag gelegt hat, weil Herr Szatäly ihm mehrere Brillantruige und Busennadeln schuldig geblieben ist, läßt wenigstens auf eine solche Vorliebe schließen."
Unfähig, sich länger zu beherrschen, sprang Frau Mnra auf.
„Genug! Ich will nichts mehr hören. O, wie häßlich es ist, daß Sie — gerade Sie sich zum Träger eines derartigen erbärmlichen Klatsches machen mußten!"
Auch der Arzt hatte sich erhoben. Vielleicht war er jetzt doch um ein weniges bleicher als zuvor. In seiner Ausdrucksweise aber verriet sich nichts von Gekränktsein oder Erregung.
„Ich glaubte Ihnen diese Mitteilungen schuldig zu sem. gnädige Frau, weil ich es für möglich hielt, daß Sie daraufhin den Wunsch hegen könnten, die Angelegenheit niederzuschlagen, ehe Waldschmidt sie weiter verfolgt hat."
„Was soll das heißen, Herr Doktor? Ich höre nachgerade auf. Sie zu verstehen. Weshalb sollte ich gerade auf Ihre Eröffnungen hin eine weitere Verfolgung der Sache verhindern? Etwa im Interesse des Herrn Szakäly, dem ich damit eine unerhörte Beleidigung zufügen würde? Glauben Sie denn im Ernst, daß irgendein Mensch von gesundem Verstände den gefeierten Künstler eines gemeinen Diebstahls fähig halten könnte, nur weil er von bescheidener Herkunft ist, und weil er es — vielleicht gerade um dieser Herkunft willen — liebt, sich mit Juwelen zu schmücken?"
„Es gibt noch etwas andres, was Herrn Szakäly in Verdacht bringen könnte, Frau Ebbinghaus!"
„Noch etwas andres?" fragte sie, ohne ihre Betroffenheit ganz verbergen zu können. „Und das wäre?"
„Der Diebstahl kann nur von jemand ausgeführt worden sein, der Ihnen — verzeihen Sie die Indiskretion meiner
Rede! — der Ihnen nach dem Verlassen des Musiksalons persönlich sehr nahe gekommen ist. Und da Herr SzakKy doch wohl der einzige war, der den Vorzug hatte, sich im Bibliothekzimmer meines Onkels mit Ihnen zu unterhalten —"
„Ah — also auch das noch!" sagte sie. ihr brennendes Gesicht mit rascher Bewegung von ihm abwendend. „Man hat mich belauscht! Und vielleicht — vielleicht sind Sie selbst, Herr Doktor, dieser Lauscher gewesen."
„Ich hatte allerdings das Mißgeschick, gnädige Frau, in einem sehr ungeeigneten Moment ahnungslos einen Blick in I das Bidliothekzimmer zu werfen."
Frau Myra mußte alle Kraft ihres Willens aufbieten, um nicht in lautes Weinen auszubrechen. In diesem Augenblick haßte sie den Dr. Hainroth, wie sie die ganze Welt und nicht ^ am wenigsten sich selber zu hassen glaubte.
„Eine hübsche Enthüllung," stieß sie hervor, „das muß ich sagen. Nun wird Ihr Verhalten mir allerdings einigermaßen verständlich. Natürlich haben Sie nicht verabsäumt, das interessante Material des Herrn Waldschmidt durch dies schwerwiegende Indizium zu vermehren?"
„Wenn Sie weniger erregt wärm, Frau Ebbinghaus, würden Sie nicht im Ernst an eine solche Möglichkeit denken.
Ich habe von meiner zufälligen Wahrnehmung selbstverständ« lich niemand Mitteilung gemacht und werde es ebenso selbstverständlich auch in Zukunst nicht tun. Aber ich kann keine Bürgschaft dafür übernehmen, daß nicht vielleicht auch andere von Ihrer — Ihrer Zwiesprache mit Herrn SzakÄy etwas bemerkt haben — und —"
„Bitte!" wehrte sie ab. „Ich kann mir das Weitere denken. ^ Es geschah also wirklich im Interesse des Herrn Szakäly, daß Sie mich heute aufsuchten? Und wie — wenn ich fragen darf — haben Sie sich denn ein Niederschlagen der Angelegenheit gedacht?"
„Sie könnten vielleicht Ihre Zuflucht zu einer Notlüge nehmen, Frau Ebbinghaus — könnten etwa sagen, daß sich die