alle Frauen

selbständiger Frauen E. G. m. v. H. können Deutschlands und der Kolonien werden.

* In Lütgendortmund fand die feierliche Ein­weihung der neuen katholischen Kirche statt. Dis Straßen der Gemeinde prangten in reichem Flag­ge ns ch muck. Da die Glocken der neuen Kirche noch nicht eingetroffen waren, so erklangen von der evan­gelischen Kirche her 20 Minuten lang feierliche Glockenklänge.

* Im Schlafraum des Mechanikers Hann in Colmar brach in der Nacht zum Sonntag Feuer aus. In dem gänzlich isolierten Raume schliefen auch Noch drei Söhne Hanns im Alter von 14, 15 und 19 Jahren. Alle vier wurden durch die starke Rauchentwicklung betäubt. Als Hilfe kam, hatten sie bereits so schwere Brandwunden erlitten, daß die drei Söhne im Laufe des Sonntag starbeiß Auch die Verletzungen des Vaters sind lebensgefähr­lich. lieber die Ursache der Katastrophe weiß man nichts genaues. Kurz vor seinem Tode sagte der jüngste Sohn aus, er habe einen fremden Menschen Lm Zimmer gesehen. Der Vater hatte in seinem Bett eine größere Geldsumme aufbewahrt. Das Gold wurde, zu einem Klumpen zusammengeschmolzen, «usgefunden. Das Papiergeld ist verbrannt.

* In Köln fiel ein sechsjähriger Knabe, der in den Anlagen mit seiner Mutter und feinem um drei Jahre älteren Bruder spazieren ging, in den Teich und ertrank vor den Augen seiner Angehö­rigen. Der neunjährige Bruder machte einen Ret­tungsversuch, ging aber selbst sofort unter. Ver­zweifelt stürzte dann auch die Mutter sich ins Was­ser. Sie wurde nur mit Mühe aus den Fluten ge­zogen und gewaltsam fortgeführt.

* Eine Dame, namens Luise Krust, ist Samstag vom Turmsteig auf der Hohen Wand nächst Wiener Neustadt ab ge stürzt. Sie wurde als Leiche ge­borgen. Ein Beamter im Finanzministerium, namens Eßler, stürzte vom Hochkar in den Stei­rischen Alpen irb. Auch er ist tot. Seine Begleiterin mußte die ganze Nacht bei der Leiche verbringen, bis morgens Hilfe kam.

* Von den Meister schützen in Bern berich­tet dasB. T." mancherlei Interessantes. Aus dem eidgenössischen Schützenfest wurden gegen 4 Mill. Schüsse abgegeben, wobei mit dem schweizerischen Ordonnanzgewehr geradezu fabelhafte Resultate er­zielt wurden. Meisterschütze wird der, der in 100 Schüssen auf 300 Meter Entfernung mindestens 75 Nummern schießt, Meisterschütze auf der Pistole, wer auf eine Distanz von 50 Metern bei einem Treffer­felde von 50 Zentimetern, das in zehn Kreise ein-? geteilt ist, in 100 Schüssen mindestens 800 Punkte ..erweicht. Auf der Pistole haben bisher nur we­nige Schützen die Meisterschaft erreicht; dagegen auf dem Gewehre bereits 117, gegen nur 24 unter den gleichen Bedingungen im Jahre 1908. Ganz besonders tun sich die jüngeren Schützen hervor, die es durch unermüdliches Training so weit ge­bracht haben. Die Schweizer Schützen übertreffen die Ausländer, von denen nur ein 'Oesterreicher und ein Franzose die große Meisterschaft erreichten. Die beiden besten deutschen Bundesschützen mußten sich mir derkleinen Meisterschaft" begnügen. Am gestrigen Montag war das große Schluß-Wettschie- ßen und zugleich Ende des Festes.

Phänomen der zeitweiligen Rückläufigkeit des Pla­neten veröffentlicht, deren Gipfelpunkt eine Wider­legung des Systems des Copernicus darstellen soll. Ich bin in der Lage mitzuteilen", sagt Schlaf, daß nicht die Sonne Mittelpunkt des Planeten-» systems ist, sondern die Erde; und daß die Erde nicht nur Zentrale des Planetensystems, sondern daß sie überhaupt die kosmische Zentrale ist". Die exakte Wissenschaft hat sich vorläufig noch nicht zu dieser Widerlegung des Copernicanischen Systems geäu­ßert, es kann aber schon jetzt als sicher hin­genommen werden, daß Herr Schlaf und nicht Coper nicnS grobe Fehler gemacht hat.

* Das Geld auf der Straße. Aus Fiume wird gemeldet: Zum Gagentag der Offiziere war eine große Geldsumme in Gold- und Silbermünzen von Wien aus eingetroffen und in eisernen Kasset­ten ans einen Wagen verladen worden, um an das Zahlungsamt der K. K. Marine abgeliefert zu wer­den. Unterwegs brach das Fahrzeug; auch die Kas­setten hielten nicht Stand und ein Strom gemünz­ten Geldes rollte auf das Straßenpflaster. Sofort aber bildete die begleitende militärische Eskorte eine- Schutzmauer, bis neue Kassetten und ein neuer Wagen herannahten. So lag das Geld wohl auf der Straße, unerreichbar aber war es.

* Aus Gmunden wird gemeldet: Auf dem Traunsee ist bei einem furchtbaren Unwetter ein Boot mit sechzehn Bauernburfchen und Mädchen gekentert. Zwölf Personen ertranken.

8 Ein köstliches Bureankratenstück wird aus Lu­xemburg gemeldet. Ein Luxemburger Bürger hatte in der Brüsseler Ausstellung eine Anzahl von ihm gearbeiteter Schmucksachen ausgestellt, die gestoh­len wurden. Der Wert betrug 14 000 Franken. Nun erhielt er von der belgischen Zollverwaltung folgendes Schreiben:Da Ihre Schmucksachen zoll­frei nach Belgien eingeführt sind in der Voraus­setzung, daß sie nach Schluß der Ausstellung wie­der ausgeführt werden, diese Voraussetzung aber nach dem Diebstahl hinfällig wird, indem die Sa­chen nunmehr auf belgischem Gebiete dauernd ver­bleiben, werden Sie aufgefordert, die Zollsätze für die gestohlenen Gegenstände sofort zu entrichten".

ß Eine Felsbildung mit dem Antlitz des Kai­sers. Eine seltsame Felsv ldung ist kürzlich, wie aus Newyork geschrieben wird, von einigen in Bra­silien lebenden Deutschen entdeckt worden. Es han­delt sich um einen enormen Felsblock, der deutlich die Züge Kaiser Wilhelms II. trägt. Die Ajehn- lichkeit soll nach übereinstimmenden Berichten, die an der Hand der bisher hergestellten Photographien sogar kontrollierbar sind, eine wirklich verblüffende sein. Sogar von Aeußerlichkeiten abgesehen, so z. B. vom buschigen, aufwärtsgezwirbelten Schnurr­bart, der durch zwei starke Baumanlagen gebildet wird, die den im unteren Teil ganz kahlen Block bewalden, finden sich ganz merkwürdige Aehnlich- keiten, wie diejenigen der Augenpartien, die direkt wie durch einen Porträtisten nachgebildet sind. Der Felsblock ist 200 Meter hoch und dürfte von den Deutschen, die die Entdeckung veranlaßten, zum er­sten Male bestiegen worden sein. Allerdings ha­ben sie späterhin der Natur noch etwas nachgeholfen, indem sie an einzelnen Stellen ausrodeten, an ande-

menttrch handelte es fich darum, erne große Ge­steinspartie zu beseitigen, die die Aussicht versperrte und daher ziemlich störend wirkte. Die Entdecker haben es auch hier nicht am nötigen Fleiß fehlen lassen und haben selbst nicht unbeträchtliche Beträge aufgewendet, um die nötige Sprengung durchzufüh­ren. Sie beabsichtigen jetzt, große photographische Aufnahmen des Blockes durchführen zu lassen, um dem Kaiser einige Abzüge zu senden. Daß in Amei- rika, dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten, sich sofort spekulative Köpfe der Angelegenheit be­mächtigten, wird den, der die Verhältnisse kennt, nicht sonderlich wundernehmen. Für das Terrain, auf dem die Gesteinspartie steht, sind schon einige Kaufangebote gemacht worden.

8 Eine sizilianische Köpenickiade teilt dasB. T." mit: In Ramacca erschien ein schwarz gekleide­ter Herr, der sich als Polizeikommissar aus Catania vorstellte und eine Haussuchung bei mehreren Groß­grundbesitzern abhalten wollte. Da der angebliche Polizeikommissar sich genau so ungnädig benahm, wie sich nur ein wirklicher Polizeikommissar in Ita­lien zu benehmen pflegt, so gab man ihm wirk­lich mehrere Karabinieri mit, mit denen der Herr Kommissar die Haussuchungen vornahm. Der Schwindler denn um einen solchen handelte es sich stahl mehrere tausend Lire zusammen

8 Die Friedensbrücke über den Niagara. Aus

Newyork wird berichtet: Noch im Laufe dieses Jah­res werden drei Kommissare, die die Vereinigten Staaten, England und Kanada vertreten, zu einer Konferenz zusammentreten, um die großen Feierlich­keiten vorzubereiten, mit denen der hundertjährige Frieden zwischen den drei englischsprechenden Staa­ten festlich begangen werden soll. Das Jubiläum des Friedens fällt auf den 24. Dezember 1914; hun­dert Jahre vorher wurde der Vertrag von Genf unterzeichnet, der dem letzten Waffenkampf zwischen England und der Union ein Ende machte. Dev Höhepunkt der Jubiläumsfestlichkeiten soll die Ein­weihung einer großen internationalen Brücke wer­den, die zum Andenken an den hundertjährigen Frie­den über die Niagarafälle gebaut wird. Auch eins große Ausstellung soll veranstaltet werden, jedoch über diesen Plan ist ein endgültiger Entschluß noch nicht gefaßt.

Konkurse.

Frida Oesterle, Inhaberin eines Modegeschäfts in Unter­türkheim. Richard Haas, Kaufmann in Reutlingen. Friedrich Kümmerte, Metzger in Ohmenhamen. Nachlaß der am 4. Juni 1910 in Tübingen gestorbenen Marie Friederike Schneider geb. Bengel,- Witwe des Philipp Friedrich Schneider, Metzgers in Tübingen. Josef Glaser, Wirt und Bauer in Sulzdorf, Gde. Hüttlingen. Nachlaß des verstarb. Rechtsagenten Wilhelm Speidel in Göppingen. Friedrich Fischer, Inhaber einer Lohnkutscherei und eines Fuhrgeschästs in Heilbronn.

VorauLfichttich<» W«tt-r

am Mittwoch, den 3. August: Zeitweise wolkig und ge- witterhaft, einzelne Niederschläge, schwül.

Verantwortlicher Redakteur: L. Lauk Altenstetg.

nicht mehr dagewesen, als der Vorfall zwischen ihr uni einigen wenigen Personen zur Erörterung gekommen war Myra war geneigt, dies letzte anzunehmen, denn sie hatte ihr beim Durchschreiten der Zimmer nicht mehr gesehen, und e: hatte ihr ja auch beim. Abschied erklärt, daß er die Gesellschaf sogleich verlassen werde.

Sie hatte Szakälys Herzenserguß eben in ihrem Schreib tisch verschlossen, als ihr der Besuch eines Herrn Waldschmid gemeldet wurde. Erst als sie auf der Visitenkarte den Zusatz «Kgl. Kriminal-Kommissarius a. D., Inhaber eines Detektiv und Ausknnftsinstituts" las, erinnerte sie sich, in welchem Zu sammenhange sie den Namen bereits gehört hatte, und gal mit einem Seufzer des Mißbehagens Auftrag, den Herrn ir ihr Empfangszimmer zu führen. Sie fand, als sie es einig« Minuten später betrat, einen elegant und sicher auftretender Mann von durchaus Vertrauen erweckender äußerer Er­scheinung. Er berief sich zu seiner Legitimation auf den Bank­direktor Mörner, erklärte, daß er durch diesen Herrn über dep an Frau Ebbinghaus mutmaßlich verübten Diebstahl unter- richtet worden sei und erbat sich einige nähere Informationen.

Myra machte ihm kein Hehl daraus, daß sie für ihre Person noch immer rächt an einen Diebstahl glauben könne.

Wenn hier überhaupt eine Unredlichkeit in Frage kommt," sagte sie,so handelt es sich nach meiner Ansicht lediglich um eine Fundunterschlagnng. Es ist doch denkbar, daß einer der aufwartenden Dienstboten die Agraffe gefunden und sie in Un­kenntnis ihres Wertes zu sich gesteckt hat wenn ich damit auch um des Himmelswillen keine Verdächtigung ausgesprochen haben möchte." . -- -

Es ist selbstverständlich, gnädige Frau, vaß wir auch diese Möglichkeit im Auge behalten und ihr nachgehen werden. Der Herr Bankdirektor glaubt sich für die Redlichkeit seiner Dienerschaft verbürgen zu können, und die zur Aushilfe heran­gezogenen Lohndiener scheinen nach meinen vorläufigen Er­kundigungen ebenfalls außer Verdacht. Immerhin stehe ich

ja erst in: Beginn meiner Recherchen und habe noch gar kein eigenes Urteil abgesehen davon, daß ich allerdings im Gegensatz zu der gnädigen Frau fest an einen mit äußerster Frechheit und Gewandtheit ausgeführten Diebstahl glaube, und daß ich es für den wunderbarsten Zufall von der Welt halten würde, wenn nicht in Ihrem Fall wie in dem der Frau Gräfin Rackwitz derselbe Spitzbube gearbeitet hätte. Ich habe während meiner amtlichen Tätigkeit viele Jahre hindurch auch das Ressort der Taschendiebstähle gehabt, und ich verstehe mich einigermaßen auf die Praktiken dieser Herren. Sowohl bei Ihrer Agraffe wie bei dem Haarstern der Gräfin ist die haltende Nadel nicht an der eigentlichen Lötstelle, wo sie dem Instrument den größten Widerstand entgegengesetzt haben würde, sondern unterhalb an zwei Stellen durchschnitten. Das kann mit Hilfe einer geeigneten Zange von geschickten Händen recht wohl so schnell und zugleich so behutsam ausgeführt werden, daß die Trägerin des Schmucks nichts davon zu be­merken braucht, zumal wenn ihre Aufmerksamkeit gerade auf irgendwelche andern Dinge gerichtet war. Es könnte zum Beispiel in Ihrem Fall geschehen sein, während Sic der Musikaufführung lauschten oder fich in besonders angeregter ; Unterhaltung befanden."

Myra schüttelte den Kopf.

«Das eine ist ebenso vollständig ausgeschloffen wie das andre. Die Agraffe war noch an ihrem Platze, als ich den Mustksalon verließ, und bis zu de« Augenblick, wo ich von Frau Mörner auf ihren Verlust aus,»...,am gemacht wurde"

Sie stockte für einen Augenblick, als wäre ihr plötzlich eine Erinnerung oder Vorstellung gekommen, die ste verwirrt und verlegen machte. Mer sie überwand diese kleine Befangenheit schnell und fuhr dann um so entschiedener fort:

«Bis pr diesem Augenblick hatte ich mich nicht für du Dauer einer Sekunde in einer Situation befunden, die du Ausführung eines derartigen Diebstahls möglich gemacht hätte."

»Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen noch mit einer Frage

lästig falle! Der Herr Bankdirektor sagte mir, daß Sie fich aus dem Musiksalon in ein etwas abseits gelegenes Bibliothek« zimmer begeben hätten, und daß Sie gleich nach dem Ver­lassen dieses Raumes auf Ihren Verlust aufmerksam geworden wären. Ist das richtig?"

»Allerdings!"

«Und in diesem Bibliothekzimmer waren gnädige Fra« da ganz allein?"

Es gab keinm vernünftigen Grund, der Frau Myra hätte bestimmen müssen, die Tatsache ihrer Unterhaltung mit Ako» Szakäly abzuleugnen. Aber fie dachte in diesem Augenblick nur an den beschämenden Abschluß jener Unterhaltung. Und ohne fich über das Törichte ihrer Lüge klar zu werden, einzig einer echt frauenhaften Eingebung folgend. sagte fie fast ohne Besinnen: ^

«Ja, ich war ganz allein."

Und in demselben Wem noch, wie um damit alle weiteren unbequemen Fragen abzuschneiden, fügte sie hinzu:

«Aber es ist vollkommen überflüssig, mein Herr, mich einem Verhör zu unterwerfen: denn ich habe Ihnen alles mit­geteilt, was ich zu sagen weiß, und ich vermöchte Ihnen außerdem nichts, aber auch rein gar nichts anzugeben, wcü Sie auf die Fährte des so beharrlich vermuteten DiebeS führen kann. Käme es allein auf mich an, so würde ich die Sache überhaupt am liebsten auf sich beruhen lassen und eS dem Zufall anheim geben, ob ich meinen Schmuck Wiedersehen soll oder nicht."

Der ehemalige Kriminalkommissar, der für seinen dank­baren Auftrag fürchten mochte, hielt es für angezeigt, die letzten Worte der ersichtlich etwas nervös gewordenen jungen Frau zu überhören und gleichzeitig seinen anscheinend unwill­kommenen Besuch tunlichst abzukürzen. Er erbat sich also nur noch eine nähere Beschreibung des verschwundenen Schmuck­stücks und zögerte, nachdem er ste erhalten, nicht mehr, fich Hu empfehlen. (Fortsetzung folgt.)-